Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

Und Hauke lächelte; doch sie frug noch einmal:
"Und die ungeheuren Kosten? Hast Du das be-
dacht?"

-- "Das hab' ich, Elke; was wir dort heraus-
bringen, wird sie bei Weitem überholen, auch die
Erhaltungskosten des alten Deiches gehen für ein
gut' Stück in dem neuen unter; wir arbeiten ja
selbst und haben über achtzig Gespanne in der
Gemeinde, und an jungen Fäusten ist hier auch
kein Mangel. Du sollst mich wenigstens nicht um-
sonst zum Deichgrafen gemacht haben, Elke; ich
will ihnen zeigen, daß ich einer bin!"

Sie hatte sich vor ihm niedergehuckt und ihn
sorgvoll angeblickt; nun erhob sie sich mit einem
Seufzer: "Ich muß weiter zu meinem Tagewerk,"
sagte sie, und ihre Hand strich langsam über seine
Wange; "thu' Du das Deine, Hauke!"

"Amen, Elke!" sprach er mit ernstem Lächeln;
"Arbeit ist für uns Beide da!"

-- -- Und es war Arbeit genug für Beide,
die schwerste Last aber fiel jetzt auf des Mannes
Schulter. An Sonntagnachmittagen, oft auch nach
Feierabend, saß Hauke mit einem tüchtigen Feld-
messer zusammen, vertieft in Rechenaufgaben,

Und Hauke lächelte; doch ſie frug noch einmal:
„Und die ungeheuren Koſten? Haſt Du das be-
dacht?”

— „Das hab' ich, Elke; was wir dort heraus-
bringen, wird ſie bei Weitem überholen, auch die
Erhaltungskoſten des alten Deiches gehen für ein
gut' Stück in dem neuen unter; wir arbeiten ja
ſelbſt und haben über achtzig Geſpanne in der
Gemeinde, und an jungen Fäuſten iſt hier auch
kein Mangel. Du ſollſt mich wenigſtens nicht um-
ſonſt zum Deichgrafen gemacht haben, Elke; ich
will ihnen zeigen, daß ich einer bin!”

Sie hatte ſich vor ihm niedergehuckt und ihn
ſorgvoll angeblickt; nun erhob ſie ſich mit einem
Seufzer: „Ich muß weiter zu meinem Tagewerk,”
ſagte ſie, und ihre Hand ſtrich langſam über ſeine
Wange; „thu' Du das Deine, Hauke!”

„Amen, Elke!” ſprach er mit ernſtem Lächeln;
„Arbeit iſt für uns Beide da!”

— — Und es war Arbeit genug für Beide,
die ſchwerſte Laſt aber fiel jetzt auf des Mannes
Schulter. An Sonntagnachmittagen, oft auch nach
Feierabend, ſaß Hauke mit einem tüchtigen Feld-
meſſer zuſammen, vertieft in Rechenaufgaben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0121" n="109"/>
        <p>Und Hauke lächelte; doch &#x017F;ie frug noch einmal:<lb/>
&#x201E;Und die ungeheuren Ko&#x017F;ten? Ha&#x017F;t Du das be-<lb/>
dacht?&#x201D; </p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Das hab' ich, Elke; was wir dort heraus-<lb/>
bringen, wird &#x017F;ie bei Weitem überholen, auch die<lb/>
Erhaltungsko&#x017F;ten des alten Deiches gehen für ein<lb/>
gut' Stück in dem neuen unter; wir arbeiten ja<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t und haben über achtzig Ge&#x017F;panne in der<lb/>
Gemeinde, und an jungen Fäu&#x017F;ten i&#x017F;t hier auch<lb/>
kein Mangel. Du &#x017F;oll&#x017F;t mich wenig&#x017F;tens nicht um-<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t zum Deichgrafen gemacht haben, Elke; ich<lb/>
will ihnen zeigen, daß ich einer bin!&#x201D;</p><lb/>
        <p>Sie hatte &#x017F;ich vor ihm niedergehuckt und ihn<lb/>
&#x017F;orgvoll angeblickt; nun erhob &#x017F;ie &#x017F;ich mit einem<lb/>
Seufzer: &#x201E;Ich muß weiter zu meinem Tagewerk,&#x201D;<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie, und ihre Hand &#x017F;trich lang&#x017F;am über &#x017F;eine<lb/>
Wange; &#x201E;thu' Du das Deine, Hauke!&#x201D;</p><lb/>
        <p> &#x201E;Amen, Elke!&#x201D; &#x017F;prach er mit ern&#x017F;tem Lächeln;<lb/>
&#x201E;Arbeit i&#x017F;t für uns Beide da!&#x201D;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x2014; Und es war Arbeit genug für Beide,<lb/>
die &#x017F;chwer&#x017F;te La&#x017F;t aber fiel jetzt auf des Mannes<lb/>
Schulter. An Sonntagnachmittagen, oft auch nach<lb/>
Feierabend, &#x017F;aß Hauke mit einem tüchtigen Feld-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;er zu&#x017F;ammen, vertieft in Rechenaufgaben,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0121] Und Hauke lächelte; doch ſie frug noch einmal: „Und die ungeheuren Koſten? Haſt Du das be- dacht?” — „Das hab' ich, Elke; was wir dort heraus- bringen, wird ſie bei Weitem überholen, auch die Erhaltungskoſten des alten Deiches gehen für ein gut' Stück in dem neuen unter; wir arbeiten ja ſelbſt und haben über achtzig Geſpanne in der Gemeinde, und an jungen Fäuſten iſt hier auch kein Mangel. Du ſollſt mich wenigſtens nicht um- ſonſt zum Deichgrafen gemacht haben, Elke; ich will ihnen zeigen, daß ich einer bin!” Sie hatte ſich vor ihm niedergehuckt und ihn ſorgvoll angeblickt; nun erhob ſie ſich mit einem Seufzer: „Ich muß weiter zu meinem Tagewerk,” ſagte ſie, und ihre Hand ſtrich langſam über ſeine Wange; „thu' Du das Deine, Hauke!” „Amen, Elke!” ſprach er mit ernſtem Lächeln; „Arbeit iſt für uns Beide da!” — — Und es war Arbeit genug für Beide, die ſchwerſte Laſt aber fiel jetzt auf des Mannes Schulter. An Sonntagnachmittagen, oft auch nach Feierabend, ſaß Hauke mit einem tüchtigen Feld- meſſer zuſammen, vertieft in Rechenaufgaben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Zuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/121
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/121>, abgerufen am 24.11.2024.