Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.der Küche. Die Festtafel stand so still und einsam; "Hest du din Dagwark richtig dan, da kommt de Slap von sülvst heran." Das war noch von dem Großvater! -- der Küche. Die Feſttafel ſtand ſo ſtill und einſam; „Heſt du din Dågwark richtig dån, da kommt de Slåp von ſülvſt heran.” Das war noch von dem Großvater! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="91"/> der Küche. Die Feſttafel ſtand ſo ſtill und einſam;<lb/> der Spiegel zwiſchen den Fenſtern war mit weißen<lb/> Tüchern zugeſteckt und ebenſo die Meſſingknöpfe<lb/> an dem Beilegerofen; es blinkte nichts mehr in<lb/> der Stube. Elke ſah die Thüren vor dem Wand-<lb/> bett, in dem ihr Vater ſeinen letzten Schlaf gethan<lb/> hatte, offen ſtehen und ging hinzu und ſchob ſie<lb/> feſt zuſammen; wie gedankenlos las ſie den Sinn-<lb/> ſpruch, der zwiſchen Roſen und Nelken mit goldenen<lb/> Buchſtaben darauf geſchrieben ſtand:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Heſt du din Dågwark richtig dån,</l><lb/> <l>da kommt de Slåp von ſülvſt heran.”</l> </lg><lb/> <p>Das war noch von dem Großvater! —<lb/> Einen Blick warf ſie auf den Wandſchrank; er<lb/> war faſt leer; aber durch die Glasthüren ſah ſie<lb/> noch den geſchliffenen Pocal darin, der ihrem<lb/> Vater, wie er gern erzählt hatte, einſt bei einem<lb/> Ringreiten in ſeiner Jugend als Preis zu Theil<lb/> geworden war. Sie nahm ihn heraus und ſetzte<lb/> ihn bei dem Gedeck des Oberdeichgrafen. Dann<lb/> ging ſie ans Fenſter; denn ſchon hörte ſie die<lb/> Wagen an der Werfte heraufrollen; einer um den<lb/> andern hielt vor dem Hauſe, und munterer, als<lb/> ſie gekommen waren, ſprangen jetzt die Gäſte von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0103]
der Küche. Die Feſttafel ſtand ſo ſtill und einſam;
der Spiegel zwiſchen den Fenſtern war mit weißen
Tüchern zugeſteckt und ebenſo die Meſſingknöpfe
an dem Beilegerofen; es blinkte nichts mehr in
der Stube. Elke ſah die Thüren vor dem Wand-
bett, in dem ihr Vater ſeinen letzten Schlaf gethan
hatte, offen ſtehen und ging hinzu und ſchob ſie
feſt zuſammen; wie gedankenlos las ſie den Sinn-
ſpruch, der zwiſchen Roſen und Nelken mit goldenen
Buchſtaben darauf geſchrieben ſtand:
„Heſt du din Dågwark richtig dån,
da kommt de Slåp von ſülvſt heran.”
Das war noch von dem Großvater! —
Einen Blick warf ſie auf den Wandſchrank; er
war faſt leer; aber durch die Glasthüren ſah ſie
noch den geſchliffenen Pocal darin, der ihrem
Vater, wie er gern erzählt hatte, einſt bei einem
Ringreiten in ſeiner Jugend als Preis zu Theil
geworden war. Sie nahm ihn heraus und ſetzte
ihn bei dem Gedeck des Oberdeichgrafen. Dann
ging ſie ans Fenſter; denn ſchon hörte ſie die
Wagen an der Werfte heraufrollen; einer um den
andern hielt vor dem Hauſe, und munterer, als
ſie gekommen waren, ſprangen jetzt die Gäſte von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZuerst erschienen in: Deutsche Rundschau (Berlin)… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |