Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

außen, wie die des Wassers oder der feuch-
ten Luft, verwest der Leichnam des Menschen viel
schneller als der der Thiere, unter Knochen von ver-
schiedenen Arten, zerfallen die menschlichen am ersten,
und die Natur scheint durch den größeren Phosphorge-
halt seines Körpers, für ihren Liebling, den Men-
schen, die Zeit der letzten Verwandlung verkürzt zu
haben. Ja es scheinen jene äußeren Einflüsse, welche
die Verwesung von den thierischen Körpern der frühern
Weltperioden, so lange Jahrtausende abgehalten ha-
ben, nicht hinreichend, um der Zerstörung des menschli-
chen eine viel kürzere Zeit zu wehren. In dem Gips
und Salzgebirge des nördlichen Frankreichs, sind die
Gebeine einiger Landthiere noch ziemlich wohl erhalten,
dagegen sahe man jenen im Salzburgischen gefundenen
menschlichen Körper, der vielleicht seit einigen Jahr-
hunderten in einer ähnlichen Salz und Gipsauflösung,
als die, woraus die erwähuten Gebirge entstunden,
gelegen, schon nach einigen Tagen an der Luft zer-
fließen.

Auf gleiche Weise zerfiel auch jener merkwürdige
Leichnam, von welchem Hülpher, Cronstedt und die
schwedischen gelehrten Tagebücher erzählen, in eine
Art von Asche, nachdem man ihn, dem Anscheine
nach in festen Stein verwandelt, unter einem Glas-
schrank vergeblich vor dem Zutritt der Luft gesichert
hatte. Man fand diesen ehemaligen Bergmann, in
der schwedischen Eisengrube zu Falun, als zwischen

außen, wie die des Waſſers oder der feuch-
ten Luft, verweſt der Leichnam des Menſchen viel
ſchneller als der der Thiere, unter Knochen von ver-
ſchiedenen Arten, zerfallen die menſchlichen am erſten,
und die Natur ſcheint durch den groͤßeren Phosphorge-
halt ſeines Koͤrpers, fuͤr ihren Liebling, den Men-
ſchen, die Zeit der letzten Verwandlung verkuͤrzt zu
haben. Ja es ſcheinen jene aͤußeren Einfluͤſſe, welche
die Verweſung von den thieriſchen Koͤrpern der fruͤhern
Weltperioden, ſo lange Jahrtauſende abgehalten ha-
ben, nicht hinreichend, um der Zerſtoͤrung des menſchli-
chen eine viel kuͤrzere Zeit zu wehren. In dem Gips
und Salzgebirge des noͤrdlichen Frankreichs, ſind die
Gebeine einiger Landthiere noch ziemlich wohl erhalten,
dagegen ſahe man jenen im Salzburgiſchen gefundenen
menſchlichen Koͤrper, der vielleicht ſeit einigen Jahr-
hunderten in einer aͤhnlichen Salz und Gipsaufloͤſung,
als die, woraus die erwaͤhuten Gebirge entſtunden,
gelegen, ſchon nach einigen Tagen an der Luft zer-
fließen.

Auf gleiche Weiſe zerfiel auch jener merkwuͤrdige
Leichnam, von welchem Huͤlpher, Cronſtedt und die
ſchwediſchen gelehrten Tagebuͤcher erzaͤhlen, in eine
Art von Aſche, nachdem man ihn, dem Anſcheine
nach in feſten Stein verwandelt, unter einem Glas-
ſchrank vergeblich vor dem Zutritt der Luft geſichert
hatte. Man fand dieſen ehemaligen Bergmann, in
der ſchwediſchen Eiſengrube zu Falun, als zwiſchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="215"/>
außen, wie die des Wa&#x017F;&#x017F;ers oder der feuch-<lb/>
ten Luft, verwe&#x017F;t der Leichnam des Men&#x017F;chen viel<lb/>
&#x017F;chneller als der der Thiere, unter Knochen von ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Arten, zerfallen die men&#x017F;chlichen am er&#x017F;ten,<lb/>
und die Natur &#x017F;cheint durch den gro&#x0364;ßeren Phosphorge-<lb/>
halt &#x017F;eines Ko&#x0364;rpers, fu&#x0364;r ihren Liebling, den Men-<lb/>
&#x017F;chen, die Zeit der letzten Verwandlung verku&#x0364;rzt zu<lb/>
haben. Ja es &#x017F;cheinen jene a&#x0364;ußeren Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche<lb/>
die Verwe&#x017F;ung von den thieri&#x017F;chen Ko&#x0364;rpern der fru&#x0364;hern<lb/>
Weltperioden, &#x017F;o lange Jahrtau&#x017F;ende abgehalten ha-<lb/>
ben, nicht hinreichend, um der Zer&#x017F;to&#x0364;rung des men&#x017F;chli-<lb/>
chen eine viel ku&#x0364;rzere Zeit zu wehren. In dem Gips<lb/>
und Salzgebirge des no&#x0364;rdlichen Frankreichs, &#x017F;ind die<lb/>
Gebeine einiger Landthiere noch ziemlich wohl erhalten,<lb/>
dagegen &#x017F;ahe man jenen im Salzburgi&#x017F;chen gefundenen<lb/>
men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rper, der vielleicht &#x017F;eit einigen Jahr-<lb/>
hunderten in einer a&#x0364;hnlichen Salz und Gipsauflo&#x0364;&#x017F;ung,<lb/>
als die, woraus die erwa&#x0364;huten Gebirge ent&#x017F;tunden,<lb/>
gelegen, &#x017F;chon nach einigen Tagen an der Luft zer-<lb/>
fließen.</p><lb/>
        <p>Auf gleiche Wei&#x017F;e zerfiel auch jener merkwu&#x0364;rdige<lb/>
Leichnam, von welchem Hu&#x0364;lpher, Cron&#x017F;tedt und die<lb/>
&#x017F;chwedi&#x017F;chen gelehrten Tagebu&#x0364;cher erza&#x0364;hlen, in eine<lb/>
Art von A&#x017F;che, nachdem man ihn, dem An&#x017F;cheine<lb/>
nach in fe&#x017F;ten Stein verwandelt, unter einem Glas-<lb/>
&#x017F;chrank vergeblich vor dem Zutritt der Luft ge&#x017F;ichert<lb/>
hatte. Man fand die&#x017F;en ehemaligen Bergmann, in<lb/>
der &#x017F;chwedi&#x017F;chen Ei&#x017F;engrube zu Falun, als zwi&#x017F;chen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0229] außen, wie die des Waſſers oder der feuch- ten Luft, verweſt der Leichnam des Menſchen viel ſchneller als der der Thiere, unter Knochen von ver- ſchiedenen Arten, zerfallen die menſchlichen am erſten, und die Natur ſcheint durch den groͤßeren Phosphorge- halt ſeines Koͤrpers, fuͤr ihren Liebling, den Men- ſchen, die Zeit der letzten Verwandlung verkuͤrzt zu haben. Ja es ſcheinen jene aͤußeren Einfluͤſſe, welche die Verweſung von den thieriſchen Koͤrpern der fruͤhern Weltperioden, ſo lange Jahrtauſende abgehalten ha- ben, nicht hinreichend, um der Zerſtoͤrung des menſchli- chen eine viel kuͤrzere Zeit zu wehren. In dem Gips und Salzgebirge des noͤrdlichen Frankreichs, ſind die Gebeine einiger Landthiere noch ziemlich wohl erhalten, dagegen ſahe man jenen im Salzburgiſchen gefundenen menſchlichen Koͤrper, der vielleicht ſeit einigen Jahr- hunderten in einer aͤhnlichen Salz und Gipsaufloͤſung, als die, woraus die erwaͤhuten Gebirge entſtunden, gelegen, ſchon nach einigen Tagen an der Luft zer- fließen. Auf gleiche Weiſe zerfiel auch jener merkwuͤrdige Leichnam, von welchem Huͤlpher, Cronſtedt und die ſchwediſchen gelehrten Tagebuͤcher erzaͤhlen, in eine Art von Aſche, nachdem man ihn, dem Anſcheine nach in feſten Stein verwandelt, unter einem Glas- ſchrank vergeblich vor dem Zutritt der Luft geſichert hatte. Man fand dieſen ehemaligen Bergmann, in der ſchwediſchen Eiſengrube zu Falun, als zwiſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/229
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/229>, abgerufen am 21.11.2024.