Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Wachs. Altstrelitz, 29. April 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite
Sehr geehrter Herr Sanitätsrath.

In meinem Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 1, Seite 1986 und [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] finden Sie
zahlreiche Belege für die folgenden Formen: Die Brau(e), Auge,
Augen-Brau(e), neben: Braune (zum Beispiel bei Klinger. Unter zwo schwarzen
Braunen
pp., Aug(en)braue feminin; auch: Augenbraue feminin und (zum Beispiel bei
Herder, Goethe und Schiller) auch neutral; ferner: Aug(en)-braue, -Braun
feminin und (veraltet): Aug(en)-Brahen, -Brahten, -Broen, -Brawne,
-Prawen (als Plural) und: Eine Augenbraw[schriftlich: brau] bei
Luther pp. Das Folgende setze ich wörtlich her: Die Formen Bra(h)me pp.
deuten etymologisch auf den das Auge verbrämenden Rand.
Doch ist Bra(wa) die älteste Form (vergleiche auch englisch brow und russisch bpoB', sanskrit
bhrau, griechisch ophrus), so in wintbra, woraus Wimper entstand. ... Fortbild,
zum Beispiel: Homeros..., der Brauige. Freiligrath pp. - Ich hoffe, das Obige
wird Ihnen genügen und außerdem werden Sie Sich auch wohl das [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]
Angedeutete in meinem Ihnen in Wittenberg wohl durch eine
Buchhandlung nicht allzuschwer zugängliche Buche ansehen können.

In Bezug auf die zahlreichen Zweifelfälle im Gebrauch unserer
Muttersprache erlaube ich mir, Sie auf mein "Wörterbuch der Haupt-
schwierigkeiten in der deutschen Sprache" (14. Auflage Preis 3 Mark)
aufmerksam zu machen, worin freilich hauptsächlich grammatische
Schwierigkeiten behandelt sind. Lieb wäre es mir, wenn Sie nicht nur für Sich darin
Brauchbares fänden, sondern auch Sich dadurch veranlasst sähen,
auf die Verbreitung dieses Buches in Ihren Kreisen hinzuwirken.
Vielleicht erstrecken Sie Ihre Güte auch auf meine "Deutschen
Sprachbriefe". Zum Schluß spreche ich Ihnen noch aus, wie sehr
es mich erfreut hat, grade aus Rom Ihre Anfragen über deutsche
Sprache erhalten zu haben.

Hochachtungsvoll ergebenst
Daniel Sanders
Sehr geehrter Herr Sanitätsrath.

In meinem Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 1, Seite 1986 und [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] finden Sie
zahlreiche Belege für die folgenden Formen: Die Brau(e), Auge,
Augen-Brau(e), neben: Braune (zum Beispiel bei Klinger. Unter zwo schwarzen
Braunen
pp., Aug(en)braue feminin; auch: Augenbraue feminin und (zum Beispiel bei
Herder, Goethe und Schiller) auch neutral; ferner: Aug(en)-braue, -Braun
feminin und (veraltet): Aug(en)-Brahen, -Brahten, -Broen, -Brawne,
-Prawen (als Plural) und: Eine Augenbraw[schriftlich: brau] bei
Luther pp. Das Folgende setze ich wörtlich her: Die Formen Bra(h)me pp.
deuten etymologisch auf den das Auge verbrämenden Rand.
Doch ist Brâ(wa) die älteste Form (vergleiche auch englisch brow und russisch бpoBь, sanskrit
bhrû, griechisch ὀφρύς), so in wintbrâ, woraus Wimper entstand. Fortbild,
zum Beispiel: Homeros..., der Brauige. Freiligrath pp. – Ich hoffe, das Obige
wird Ihnen genügen und außerdem werden Sie Sich auch wohl das [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]
Angedeutete in meinem Ihnen in Wittenberg wohl durch eine
Buchhandlung nicht allzuschwer zugängliche Buche ansehen köñen.

In Bezug auf die zahlreichen Zweifelfälle im Gebrauch unserer
Muttersprache erlaube ich mir, Sie auf mein „Wörterbuch der Haupt-
schwierigkeiten in der deutschen Sprache“ (14. Auflage Preis 3 Mark)
aufmerksam zu machen, worin freilich hauptsächlich gram̃atische
Schwierigkeiten behandelt sind. Lieb wäre es mir, weñ Sie nicht nur für Sich darin
Brauchbares fänden, sondern auch Sich dadurch veranlasst sähen,
auf die Verbreitung dieses Buches in Ihren Kreisen hinzuwirken.
Vielleicht erstrecken Sie Ihre Güte auch auf meine „Deutschen
Sprachbriefe“. Zum Schluß spreche ich Ihnen noch aus, wie sehr
es mich erfreut hat, grade aus Rom Ihre Anfragen über deutsche
Sprache erhalten zu haben.

Hochachtungsvoll ergebenst
Daniel Sanders
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0001" n="[1v]"/>
        <div type="letter" n="1">
          <opener>
            <salute>Sehr geehrter Herr Sanitätsrath.</salute>
          </opener><lb/>
          <p>In meinem <choice><abbr>Wörterb.</abbr><expan>Wörterbuch</expan></choice> der <choice><abbr>deutsch.</abbr><expan>deutschen</expan></choice> Sprache<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Erster Band. Erste Hälfte. Leipzig 1860.</bibl><ref target="https://archive.org/details/bub_gb_MpREAAAAcAAJ">Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 08.08.2018. </ref></note>, <choice><abbr>Bd.</abbr><expan>Band</expan></choice> 1, <choice><abbr>S.</abbr><expan>Seite</expan></choice> 19<subst><del rendition="#s">8</del><add place="superlinear">6</add></subst> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/> finden Sie<lb/>
zahlreiche Belege für die folgenden Formen: Die <hi rendition="#u">Brau(e)</hi>, Auge,<lb/><hi rendition="#u">Augen-Brau(e)</hi>, neben: <hi rendition="#u">Braune</hi> (<choice><abbr>z<supplied>.</supplied>b.</abbr><expan>zum Beispiel</expan></choice> bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118563319">Klinger</persName>. Unter zwo <hi rendition="#u">schwarzen<lb/>
Braunen</hi><note type="editorial"><bibl>Klinger, Friedrich Maximilian: Faust's Leben, Thaten und Höllenfahrt, in fünf Büchern. o.A. 1799.</bibl><ref target="https://books.google.de/books?id=BGAqAAAAMAAJ">Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 02.08.2018.</ref></note> <choice><orig>p)</orig><reg>pp.</reg></choice>, <hi rendition="#u">Aug(en)braue</hi> <choice><abbr>f.</abbr><expan>feminin</expan></choice>; auch: <hi rendition="#u">Augenbraue</hi> <choice><abbr>f.</abbr><expan>feminin</expan></choice> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> (<choice><abbr>z.b.</abbr><expan>zum Beispiel</expan></choice> bei<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118549553">Herder</persName>, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118540238">Goethe</persName> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118607626">Schiller</persName>) auch <choice><abbr>neutr.</abbr><expan>neutral</expan></choice>; ferner: <hi rendition="#u">Aug(en)<add place="superlinear">-</add>braue</hi>, <hi rendition="#u">-Braun</hi><lb/><choice><abbr>f.</abbr><expan>feminin</expan></choice> <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> (<choice><abbr>veralt.</abbr><expan>veraltet</expan></choice>): Aug(en)-Brahen, -Bra<del rendition="#s">h</del>ten, -Broen, -Brawne,<lb/>
-Prawen (als <choice><abbr>Plur.</abbr><expan>Plural</expan></choice>) <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice>: Eine Augenbraw[<choice><abbr>schr.</abbr><expan>schriftlich</expan></choice>: brau] bei<lb/><persName ref=" http://d-nb.info/gnd/118575449">Luther</persName> <choice><orig>p.</orig><reg>pp.</reg></choice> Das Folgende setze ich wörtlich her: Die Formen <hi rendition="#u">Bra(h)me</hi> <choice><orig>p</orig><reg>pp.</reg></choice><lb/><choice><sic>deute</sic><corr>deuten</corr></choice> etymologisch auf den das Auge <hi rendition="#u">verbrämenden</hi> Rand.<lb/>
Doch ist Brâ(wa) die älteste Form (<choice><abbr>vgl.</abbr><expan>vergleiche</expan></choice> auch <choice><abbr>engl.</abbr><expan>englisch</expan></choice> brow  <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> <choice><abbr>russ.</abbr><expan>russisch</expan></choice> <foreign xml:lang="rus">&#x0431;poB&#x044C;</foreign>, <choice><abbr>sanskr.</abbr><expan>sanskrit</expan></choice><lb/>
bhrû, <choice><abbr>gr.</abbr><expan>griechisch</expan></choice> <foreign xml:lang="grc">&#x1F40;&#x03C6;&#x03C1;&#x03CD;&#x03C2;</foreign>), so in <foreign xml:lang="gmh">wintbrâ</foreign>, woraus Wimper entstand. <hi rendition="#g">&#x2026;</hi> Fortbild,<lb/><choice><abbr>z.b.</abbr><expan>zum Beispiel</expan></choice>:  Homeros..., der <hi rendition="#u">Brauige</hi><note type="editorial"><bibl>Keats, John: Sonett, in Freiligrath, Ferdinand(Hg.): Gedichte. Stuttgart 1845, S. 29.</bibl><ref target="https://books.google.de/books?id=CrxiAAAAcAAJ">Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 02.08.2018.</ref></note>. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118535196">Freiligrath</persName> <choice><orig>p.</orig><reg>pp.</reg></choice> &#x2013; Ich hoffe, das Obige<lb/>
wird Ihnen genügen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> außerdem werden Sie Sich auch wohl das <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/><lb/>
Angedeutete in meinem Ihnen in <placeName ref="http://www.geonames.org/7303020/">Wittenberg</placeName> wohl durch eine<lb/>
Buchhandlung nicht allzuschwer zugängliche Buche ansehen kön&#x0303;en.</p><lb/>
          <p>In Bezug auf die zahlreichen Zweifelfälle im Gebrauch unserer<lb/>
Muttersprache erlaube ich mir, Sie auf mein &#x201E;<choice><abbr>Wörterb.</abbr><expan>Wörterbuch</expan></choice> der Haupt-<lb/>
schwierigkeiten in der deutschen Sprache&#x201C;<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Wörterbuch der Hauptschwierigkeiten in der deutschen Sprache. Große Ausgabe. 24. Auflage. Berlin 1894.</bibl><ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11023545-2">Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 02.08.2018.</ref></note> (<hi rendition="#u">14</hi>. <choice><abbr>Aufl.</abbr><expan>Auflage</expan></choice> Preis 3 Mark)<lb/>
aufmerksam zu machen, worin freilich hauptsächlich gram&#x0303;atische<lb/>
Schwierigkeiten <add place="superlinear">behandelt sind</add>. Lieb wäre es mir, wen&#x0303; Sie nicht nur für Sich darin<lb/>
Brauchbares fänden, sondern auch Sich dadurch veranlasst sähen,<lb/>
auf die Verbreitung dieses Buches in Ihren Kreisen hinzuwirken.<lb/>
Vielleicht erstrecken Sie Ihre Güte auch auf meine &#x201E;Deutschen<lb/>
Sprachbriefe&#x201C;<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Deutsche Sprachbriefe. Berlin 1879.</bibl><ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb11023537-7">Online verfügbar: BSB digital, abgerufen am 03.12.2018.</ref></note>. Zum Schluß spreche ich Ihnen noch aus, wie sehr<lb/>
es mich erfreut hat, grade aus <placeName ref="http://www.geonames.org/3169070/">Rom</placeName> Ihre Anfragen über deutsche<lb/>
Sprache erhalten zu haben.</p><lb/>
          <closer>
            <salute>Hochachtungsvoll ergebenst<lb/></salute>
            <signed>
              <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119242044"><choice><abbr>Dan.</abbr><expan>Daniel</expan></choice> Sanders</persName>
            </signed><lb/>
            <dateline><placeName ref="http://www.geonames.org/2825922/">Altstrelitz</placeName>,              <date>29.4.86</date></dateline>
          </closer>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1v]/0001] Sehr geehrter Herr Sanitätsrath. In meinem Wörterb. der deutsch. Sprache, Bd. 1, S. 196 u. _ finden Sie zahlreiche Belege für die folgenden Formen: Die Brau(e), Auge, Augen-Brau(e), neben: Braune (z.b. bei Klinger. Unter zwo schwarzen Braunen p), Aug(en)braue f.; auch: Augenbraue f. u. (z.b. bei Herder, Goethe u. Schiller) auch neutr.; ferner: Aug(en)-braue, -Braun f. u. (veralt.): Aug(en)-Brahen, -Braten, -Broen, -Brawne, -Prawen (als Plur.) u.: Eine Augenbraw[schr.: brau] bei Luther p. Das Folgende setze ich wörtlich her: Die Formen Bra(h)me p deuten etymologisch auf den das Auge verbrämenden Rand. Doch ist Brâ(wa) die älteste Form (vgl. auch engl. brow u. russ. бpoBь, sanskr. bhrû, gr. ὀφρύς), so in wintbrâ, woraus Wimper entstand. … Fortbild, z.b.: Homeros..., der Brauige. Freiligrath p. – Ich hoffe, das Obige wird Ihnen genügen u. außerdem werden Sie Sich auch wohl das ___ Angedeutete in meinem Ihnen in Wittenberg wohl durch eine Buchhandlung nicht allzuschwer zugängliche Buche ansehen köñen. In Bezug auf die zahlreichen Zweifelfälle im Gebrauch unserer Muttersprache erlaube ich mir, Sie auf mein „Wörterb. der Haupt- schwierigkeiten in der deutschen Sprache“ (14. Aufl. Preis 3 Mark) aufmerksam zu machen, worin freilich hauptsächlich gram̃atische Schwierigkeiten behandelt sind. Lieb wäre es mir, weñ Sie nicht nur für Sich darin Brauchbares fänden, sondern auch Sich dadurch veranlasst sähen, auf die Verbreitung dieses Buches in Ihren Kreisen hinzuwirken. Vielleicht erstrecken Sie Ihre Güte auch auf meine „Deutschen Sprachbriefe“. Zum Schluß spreche ich Ihnen noch aus, wie sehr es mich erfreut hat, grade aus Rom Ihre Anfragen über deutsche Sprache erhalten zu haben. Hochachtungsvoll ergebenst Dan. Sanders Altstrelitz, 29.4.86

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber.
Anja Maria Hamann: Transkription und TEI-Textannotation.

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Abweichend davon wurden langes s (ſ) als 's', I/J als Lautwert und Vokale mit übergestelltem e als ä/ö/ü transkribiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_wachs_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_wachs_1886/2
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Wachs. Altstrelitz, 29. April 1886, S. [1v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_wachs_1886/2>, abgerufen am 26.12.2024.