dere so genannte weltliche Geschäffte, in Gottes und der Menschen Augen verächtlich zu machen gesucht. Hierzu kam, daß seit Heinrich I. Zei- ten der Ackerbau auf dem Lande nur von Leibei- genen, oder denen, die ihnen ziemlich gleich wa- ren, den Bauern, getrieben wurde. Denn ob- gleich schon in den ältern Zeiten der Landbau am meisten den Leibeigenen überlassen war, so wurde er doch durch Errichtung der Städte noch mehr herabgesetzt, da viele wichtige Dinge in die Städte gezogen, die Hoflager in denselben gehalten, die Hauptkirchen darinn angelegt, die wichtigen Hand- lungsgeschäffte in ihren Mauern gesichert, sie selbst befestiget, und dadurch für das Land sehr wichtig wurden; durch alle diese Umstände zog sich der Reichthum, der Bequemlichkeit und Sicher- heit liebt, in dieselben, da er beydes bey ihnen nicht umsonst suchte; und hierdurch wurden die Ländereyen und die Dörfer mehr und mehr ab- hängig von den Städten. Man kann überhaupt auch den zu großen Militärgeist der mittler[n] Zei- ten als eine nicht geringe Hinderniß des Landbaues ansehen; die Ritter zogen auf Abentheuer und Ritterthaten aus, folgten den Höfen und Turnie- ren, vergaßen darüber ihre Güther, und glaub- ten, die Sorge für den Landbau sey ihnen unan- ständig. Man belegte den Herrn eines Guths, der sich blos mit der Verwaltung desselben be- schäfftigte, ohne häufig bey Ritterspielen und an dem Hofe in den Städten zu erscheinen, mit schimpflichen Namen und Verachtung.
Allein
dere ſo genannte weltliche Geſchaͤffte, in Gottes und der Menſchen Augen veraͤchtlich zu machen geſucht. Hierzu kam, daß ſeit Heinrich I. Zei- ten der Ackerbau auf dem Lande nur von Leibei- genen, oder denen, die ihnen ziemlich gleich wa- ren, den Bauern, getrieben wurde. Denn ob- gleich ſchon in den aͤltern Zeiten der Landbau am meiſten den Leibeigenen uͤberlaſſen war, ſo wurde er doch durch Errichtung der Staͤdte noch mehr herabgeſetzt, da viele wichtige Dinge in die Staͤdte gezogen, die Hoflager in denſelben gehalten, die Hauptkirchen darinn angelegt, die wichtigen Hand- lungsgeſchaͤffte in ihren Mauern geſichert, ſie ſelbſt befeſtiget, und dadurch fuͤr das Land ſehr wichtig wurden; durch alle dieſe Umſtaͤnde zog ſich der Reichthum, der Bequemlichkeit und Sicher- heit liebt, in dieſelben, da er beydes bey ihnen nicht umſonſt ſuchte; und hierdurch wurden die Laͤndereyen und die Doͤrfer mehr und mehr ab- haͤngig von den Staͤdten. Man kann uͤberhaupt auch den zu großen Militaͤrgeiſt der mittler[n] Zei- ten als eine nicht geringe Hinderniß des Landbaues anſehen; die Ritter zogen auf Abentheuer und Ritterthaten aus, folgten den Hoͤfen und Turnie- ren, vergaßen daruͤber ihre Guͤther, und glaub- ten, die Sorge fuͤr den Landbau ſey ihnen unan- ſtaͤndig. Man belegte den Herrn eines Guths, der ſich blos mit der Verwaltung deſſelben be- ſchaͤfftigte, ohne haͤufig bey Ritterſpielen und an dem Hofe in den Staͤdten zu erſcheinen, mit ſchimpflichen Namen und Verachtung.
Allein
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dere ſo genannte weltliche Geſchaͤffte, in Gottes
und der Menſchen Augen veraͤchtlich zu machen
geſucht. Hierzu kam, daß ſeit Heinrich I. Zei-
ten der Ackerbau auf dem Lande nur von Leibei-
genen, oder denen, die ihnen ziemlich gleich wa-
ren, den Bauern, getrieben wurde. Denn ob-
gleich ſchon in den aͤltern Zeiten der Landbau am
meiſten den Leibeigenen uͤberlaſſen war, ſo wurde
er doch durch Errichtung der Staͤdte noch mehr
herabgeſetzt, da viele wichtige Dinge in die Staͤdte
gezogen, die Hoflager in denſelben gehalten, die
Hauptkirchen darinn angelegt, die wichtigen Hand-
lungsgeſchaͤffte in ihren Mauern geſichert, ſie
ſelbſt befeſtiget, und dadurch fuͤr das Land ſehr
wichtig wurden; durch alle dieſe Umſtaͤnde zog ſich
der Reichthum, der Bequemlichkeit und Sicher-
heit liebt, in dieſelben, da er beydes bey ihnen
nicht umſonſt ſuchte; und hierdurch wurden die
Laͤndereyen und die Doͤrfer mehr und mehr ab-
haͤngig von den Staͤdten. Man kann uͤberhaupt
auch den zu großen Militaͤrgeiſt der mittlern Zei-
ten als eine nicht geringe Hinderniß des Landbaues
anſehen; die Ritter zogen auf Abentheuer und
Ritterthaten aus, folgten den Hoͤfen und Turnie-
ren, vergaßen daruͤber ihre Guͤther, und glaub-
ten, die Sorge fuͤr den Landbau ſey ihnen unan-
ſtaͤndig. Man belegte den Herrn eines Guths,
der ſich blos mit der Verwaltung deſſelben be-
ſchaͤfftigte, ohne haͤufig bey Ritterſpielen und an
dem Hofe in den Staͤdten zu erſcheinen, mit
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/30>, abgerufen am 18.12.2024.
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