Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

überhaupt leben, sondern auch die ganze
Kette der Andamen-Jnseln, östl. von Ceylon,
das Jnnere der Halbinsel Malacca u. Neu-
Guineas bewohnen. Von diesen sind im
letztern Lande die Pappous verschieden, die
ähnlich den Neuholländern sind. Sehr schwarz
sind auch die Bewohnen von Van Dimens-
Land. Die drei Hauptmerkmale des Negers,
schwarze Hautfarbe, wolligtes Haar
u. plattgedrückte Nase, finden sich nicht immer
beisammen, nicht einmal in Afrika selbst.
Die Jolofs daselbst, sind noch schwärzer
wie die Neger in Sudan u. haben beinahe
ganz eine europäische Gesichtsbildung. Die
Tellahs sind hinwieder blaß mit einem sehr
sanften ausdruckvollen Negergesicht. Die
Kaffern haben ganz wolliges Haar u. eine
vollkommen gebildete europäische Nase. Bringt
man die Bildung der verschiedenen Völ-
kerstämme unter einen Gesichtspunkt, so wer-
den alle Bedingungen nicht ganz erfüllt. Poly-
nesien wird in seinem westlichen Theil von
schwarzen in seinem östlichen Theil bis zu
den Sandwich-Jnseln von Malegen bewohnt
die Nationen welche die Wüste Sahara be-
wohnen sprechen einerlei Sprache, einige sind
aber schwarz, andere wieder weiß. Man
möchte fast in Verwunderung gerathen, daß
Zb. in Otaheite weiß Menschen, u. unfern
davon schwarze Menschen zu finden sind.
Lepeirouse hatt das Unglück grade unter
die wildesten schwarzen Menschen zu gerathen,

zehn

überhaupt leben, ſondern auch die ganze
Kette der Andamen-Jnſeln, öſtl. von Ceylon,
das Jñere der Halbinſel Malacca u. Neu-
Guineas bewohnen. Von dieſen ſind im
letztern Lande die Pappous verſchieden, die
ähnlich den Neuholländern ſind. Sehr ſchwarz
ſind auch die Bewohnen von Van Dimens-
Land. Die drei Hauptmerkmale des Negers,
ſchwarze Hautfarbe, wolligtes Haar
u. plattgedrückte Naſe, finden ſich nicht im̃er
beiſam̃en, nicht einmal in Afrika ſelbſt.
Die Jolofs daſelbſt, ſind noch ſchwärzer
wie die Neger in Sudan u. haben beinahe
ganz eine europäiſche Geſichtsbildung. Die
Tellahs ſind hinwieder blaß mit einem ſehr
ſanften ausdruckvollen Negergeſicht. Die
Kaffern haben ganz wolliges Haar u. eine
vollkom̃en gebildete europäiſche Naſe. Bringt
man die Bildung der verſchiedenen Völ-
kerſtäm̃e unter einen Geſichtspunkt, ſo wer-
den alle Bedingungen nicht ganz erfüllt. Poly-
neſien wird in ſeinem weſtlichen Theil von
ſchwarzen in ſeinem öſtlichen Theil bis zu
den Sandwich-Jnſeln von Malegen bewohnt
die Nationen welche die Wüſte Sahara be-
wohnen ſprechen einerlei Sprache, einige ſind
aber ſchwarz, andere wieder weiß. Man
möchte faſt in Verwunderung gerathen, daß
Zb. in Otaheite weiß Menſchen, u. unfern
davon ſchwarze Menſchen zu finden ſind.
Lepeirouse hatt das Unglück grade unter
die wildeſten ſchwarzen Menſchen zu gerathen,

zehn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div xml:id="Ms_germ_fol_842" prev="#Ms_germ_fol_841">
        <div type="session" n="62">
          <p><pb facs="#f0407" n="390."/>
überhaupt leben, &#x017F;ondern auch die ganze<lb/>
Kette der Andamen-Jn&#x017F;eln, ö&#x017F;tl. von Ceylon,<lb/>
das Jn&#x0303;ere der Halbin&#x017F;el Malacca u. Neu-<lb/>
Guineas bewohnen. Von die&#x017F;en &#x017F;ind im<lb/>
letztern Lande die Pappous ver&#x017F;chieden, die<lb/>
ähnlich den Neuholländern &#x017F;ind. Sehr &#x017F;chwarz<lb/>
&#x017F;ind auch die Bewohnen von Van Dimens-<lb/>
Land. Die drei Hauptmerkmale des Negers,<lb/>
&#x017F;chwarze Hautfarbe, wolligtes Haar<lb/>
u. plattgedrückte Na&#x017F;e, finden &#x017F;ich nicht im&#x0303;er<lb/>
bei&#x017F;am&#x0303;en, nicht einmal in Afrika &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Jolofs</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;ind noch &#x017F;chwärzer<lb/>
wie die Neger in <hi rendition="#aq">Sudan</hi> u. haben beinahe<lb/>
ganz eine europäi&#x017F;che Ge&#x017F;ichtsbildung. Die<lb/><hi rendition="#aq">Tellahs</hi> &#x017F;ind hinwieder blaß mit einem &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;anften ausdruckvollen Negerge&#x017F;icht. Die<lb/>
Kaffern haben ganz wolliges Haar u. eine<lb/>
vollkom&#x0303;en gebildete europäi&#x017F;che Na&#x017F;e. Bringt<lb/>
man die Bildung der ver&#x017F;chiedenen Völ-<lb/>
ker&#x017F;täm&#x0303;e unter einen Ge&#x017F;ichtspunkt, &#x017F;o wer-<lb/>
den alle Bedingungen nicht ganz erfüllt. Poly-<lb/>
ne&#x017F;ien wird in &#x017F;einem we&#x017F;tlichen Theil von<lb/>
&#x017F;chwarzen in &#x017F;einem ö&#x017F;tlichen Theil bis zu<lb/>
den Sandwich-Jn&#x017F;eln von Malegen bewohnt<lb/>
die Nationen welche die Wü&#x017F;te Sahara be-<lb/>
wohnen &#x017F;prechen einerlei Sprache, einige &#x017F;ind<lb/>
aber &#x017F;chwarz, andere wieder weiß. Man<lb/>
möchte fa&#x017F;t in Verwunderung gerathen, daß<lb/>
Zb. in Otaheite weiß Men&#x017F;chen, u. unfern<lb/>
davon &#x017F;chwarze Men&#x017F;chen zu finden &#x017F;ind.<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117594989 http://d-nb.info/gnd/117594989">Lepeirouse</persName></hi> hatt das Unglück grade unter<lb/>
die wilde&#x017F;ten &#x017F;chwarzen Men&#x017F;chen zu gerathen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zehn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[390./0407] überhaupt leben, ſondern auch die ganze Kette der Andamen-Jnſeln, öſtl. von Ceylon, das Jñere der Halbinſel Malacca u. Neu- Guineas bewohnen. Von dieſen ſind im letztern Lande die Pappous verſchieden, die ähnlich den Neuholländern ſind. Sehr ſchwarz ſind auch die Bewohnen von Van Dimens- Land. Die drei Hauptmerkmale des Negers, ſchwarze Hautfarbe, wolligtes Haar u. plattgedrückte Naſe, finden ſich nicht im̃er beiſam̃en, nicht einmal in Afrika ſelbſt. Die Jolofs daſelbſt, ſind noch ſchwärzer wie die Neger in Sudan u. haben beinahe ganz eine europäiſche Geſichtsbildung. Die Tellahs ſind hinwieder blaß mit einem ſehr ſanften ausdruckvollen Negergeſicht. Die Kaffern haben ganz wolliges Haar u. eine vollkom̃en gebildete europäiſche Naſe. Bringt man die Bildung der verſchiedenen Völ- kerſtäm̃e unter einen Geſichtspunkt, ſo wer- den alle Bedingungen nicht ganz erfüllt. Poly- neſien wird in ſeinem weſtlichen Theil von ſchwarzen in ſeinem öſtlichen Theil bis zu den Sandwich-Jnſeln von Malegen bewohnt die Nationen welche die Wüſte Sahara be- wohnen ſprechen einerlei Sprache, einige ſind aber ſchwarz, andere wieder weiß. Man möchte faſt in Verwunderung gerathen, daß Zb. in Otaheite weiß Menſchen, u. unfern davon ſchwarze Menſchen zu finden ſind. Lepeirouse hatt das Unglück grade unter die wildeſten ſchwarzen Menſchen zu gerathen, zehn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/407
Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 390.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/407>, abgerufen am 23.12.2024.