werden. Die Alten unterschieden die Völker in Einge- boren u. Eingewanderte. Nehmen wir Nord-Afrika so kamen zu den ursprüngl. Lybiern, Phönizier d. Griechen. Vor Einwanderung der Saracenen war daselbst schon die caucasische Race. Die Hycksos ein Arabischer Stamm in Egypten, die Perser etc. Dieser Contrast zwischen schwarzen u. weißen Menschen bildet einen sichtbaren Abklang in der My- thologie Egyptens. Ferner brachte den Zug der Vandalle weiße Menschen dahin, dieeren Nachkommen auf dem Atlas unter dem Namen Kabilen noch ex[isti-] ren. Wenn Herodot u. die übrigen Alten nicht Die Alten verachteten alle Barbaren, daher fehlte ihren gänzlich die Kenntniß ihrer Sprachen. Untersuchungen über die Menschenracen anstellte u. diese erst der neuere Zeit angehört; so sagt doch Seneca in seinem Agricola auf das deutlichste daß die Erscheinung der versch. Gestalt der Menschen entweder Folge der Abstammung oder des Klima i[st.] Die Jdee, daß alle Menschen von einem Paare ab- stammen ist Folge des Christenthums, welche zur Ver- mischung der Racen so viel beitrug, zu der mildern Behandlung der Sclaven etc. Als man A- merika entdeckte fand sich kein Hirtenvolk da selbst weil die wiederkäuenden Thiere nicht da[zu] benutzt wurden. Jn China eben@mäßig bei dem hohen Betriebe des Ackerbaues, ist so alles Hir- tenleben vertilgt, daß keine thierische Milch ge- nossen wird. Daß ein großes Verkehr zwischen dem westl. Amerika u. östl. Asien statt gefund[en] beweiset auch diese Aehnlichkeit, daß die Urein- wohnen noch jetzt bei Millionen Rindvieh einen großen Abscheu vor Milch äußern. Als dies Land entdeckt wurde so entstand die Frage ob die Einwohnen auch Menschen wären? u. eine Päbstl. Bulle drückte bestimmt die Einheit des Menschengeschlechtes aus. Die dennoch entstehende Sclaverei der Caraiben u. Neger mußte man dem Bedürfniß der Jndustrie zuschreiben, u. dem Landbesitz den die Geistlichkeit selbst hatte.
Wir können jetzt zwei Fragen aufstellen 1., welche Verschiedenheit haben die verschieden[en] Racen u. 2., wie haben sie sich vertheilt
und
werden. Die Alten unterſchieden die Völker in Einge- boren u. Eingewanderte. Nehmen wir Nord-Afrika ſo kamen zu den urſprüngl. Lybiern, Phönizier d. Griechen. Vor Einwanderung der Saracenen war daſelbſt ſchon die caucaſiſche Raçe. Die Hycksos ein Arabiſcher Stam̃ in Egypten, die Perſer etc. Dieſer Contraſt zwiſchen ſchwarzen u. weißen Menſchen bildet einen ſichtbaren Abklang in der My- thologie Egyptens. Ferner brachte den Zug der Vandalle weiße Menſchen dahin, dieeren Nachkom̃en auf dem Atlas unter dem Namen Kabilen noch ex[iſti-] ren. Weñ Herodot u. die übrigen Alten nicht Die Alten verachteten alle Barbaren, daher fehlte ihren gänzlich die Keñtniß ihrer Sprachen. Unterſuchungen über die Menſchenraçen anſtellte u. dieſe erſt der neuere Zeit angehört; ſo ſagt doch Seneca in ſeinem Agricola auf das deutlichſte daß die Erſcheinung der verſch. Geſtalt der Menſchen entweder Folge der Abſtam̃ung oder des Klima i[ſt.] Die Jdee, daß alle Menſchen von einem Paare ab- ſtam̃en iſt Folge des Chriſtenthums, welche zur Ver- miſchung der Raçen ſo viel beitrug, zu der mildern Behandlung der Sclaven etc. Als man A- merika entdeckte fand ſich kein Hirtenvolk da ſelbſt weil die wiederkäuenden Thiere nicht da[zu] benutzt wurden. Jn China ebenmäßig bei dem hohen Betriebe des Ackerbaues, iſt ſo alles Hir- tenleben vertilgt, daß keine thieriſche Milch ge- noſſen wird. Daß ein großes Verkehr zwiſchen dem weſtl. Amerika u. öſtl. Aſien ſtatt gefund[en] beweiſet auch dieſe Aehnlichkeit, daß die Urein- wohnen noch jetzt bei Millionen Rindvieh einen großen Abſcheu vor Milch äußern. Als dies Land entdeckt wurde ſo entſtand die Frage ob die Einwohnen auch Menſchen wären? u. eine Päbſtl. Bulle drückte beſtim̃t die Einheit des Menſchengeſchlechtes aus. Die deñoch entſtehende Sclaverei der Caraiben u. Neger mußte man dem Bedürfniß der Jnduſtrie zuſchreiben, u. dem Landbeſitz den die Geiſtlichkeit ſelbſt hatte.
Wir köñen jetzt zwei Fragen aufſtellen 1., welche Verſchiedenheit haben die verſchieden[en] Raçen u. 2., wie haben ſie ſich vertheilt
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ein Arabiſcher Stam̃ in Egypten, die Perſer p.
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Vandalle weiße Menſchen dahin, deren Nachkom̃en
auf dem Atlas unter dem Namen Kabilen noch exiſti-
ren. Weñ Herodot u. die übrigen Alten nicht
Unterſuchungen über die Menſchenraçen anſtellte
u. dieſe erſt der neuere Zeit angehört; ſo ſagt
doch Seneca in ſeinem Agricola auf das deutlichſte
daß die Erſcheinung der verſch. Geſtalt der Menſchen
entweder Folge der Abſtam̃ung oder des Klima iſt.
Die Jdee, daß alle Menſchen von einem Paare ab-
ſtam̃en iſt Folge des Chriſtenthums, welche zur Ver-
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mildern Behandlung der Sclaven p Als man A-
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tenleben vertilgt, daß keine thieriſche Milch ge-
noſſen wird. Daß ein großes Verkehr zwiſchen
dem weſtl. Amerika u. öſtl. Aſien ſtatt gefunden
beweiſet auch dieſe Aehnlichkeit, daß die Urein-
wohnen noch jetzt bei Millionen Rindvieh einen
großen Abſcheu vor Milch äußern. Als dies
Land entdeckt wurde ſo entſtand die Frage
ob die Einwohnen auch Menſchen wären? u. eine
Päbſtl. Bulle drückte beſtim̃t die Einheit des
Menſchengeſchlechtes aus. Die deñoch entſtehende
Sclaverei der Caraiben u. Neger mußte man
dem Bedürfniß der Jnduſtrie zuſchreiben, u. dem
Landbeſitz den die Geiſtlichkeit ſelbſt hatte.
Die Alten verachteten alle Barbaren, daher
fehlte ihren gänzlich die Keñtniß ihrer Sprachen.
Wir köñen jetzt zwei Fragen aufſtellen
1., welche Verſchiedenheit haben die verſchiedenen
Raçen u. 2., wie haben ſie ſich vertheilt
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 380.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/397>, abgerufen am 25.02.2025.
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