Beobachtung zusammen, daß in einer Wasser- Pflanze, der chara flexilis, Röhren wie Ba- rometerröhren enthalten sind, in denen eine beständige Bewegung ist so lange sie recht im vollen Wachsthum ist, [unleserliches Material]indem kleine Körner beständig herauf u. herunter steigen. Unterbindet man die Pflanzen, so schneidet sich die Lebensströmung ab u. oberhalb bilden sich neue Lebensströme. Dies giebt tiefe Blicke in das Jnnern des Organischen. Schon 1774 wurde dies entdecktVgl. Corti, Bonaventura: Osservazioni microscopiche sulla Tremella e sulla Circolazione del Fluido in una Pianta Acquajuola. Rocchi, Lucca 1774. Online verfügbar: MDZ München, abgerufen am 29.06.2016. u. jetzt haben sich mit dieser Erscheinung aufs Neue Trevira- nus, Meier in Bonn u. Dr. Meyer beschäf- tigt. Meier bemerkte eine eigne Bewegung dieser Kügelchen, selbst wenn sie sich von der Chara trennen. Dies Umtreiben der Lebenssphären geschieht auch bei mehreren Thieren durch die Blutkügelchen. Kommen diese Biosphaeren zur Ruhe, so tragen sie als Fasern zur Masse bei. Beobachtet man die Thiersäfte, so sind diese Blu[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]tkügelchen bei unterschiedenen Thieren nach Form u. Größe einerlei. Die Anatomen nehmen bekanntlich zwei Stoffe an, nämlich gewonnene Masse u. Blutkugelchen. Zu ersterer gehört das Gehirn, Nerven etc. selbst der Eiter der als gewinnbare Masse sich unter unsern Augen bildet. Nach philosophischer Ansicht bilden sich hieraus zwei Stoffe, entweder Blätt- chen oder Fasern. Das Zollgewebe besteht aus beiden. Diese Betrachtungen führen uns zu künstlichen Benennungen, u. schneidend hat man absondern wollen Pflanzen u. Thiere. Jn untern Stufen wandeln aber beide auf einem Wege, in den obern Stufen
sind
Beobachtung zuſam̃en, daß in einer Waſſer- Pflanze, der chara flexilis, Röhren wie Ba- rometerröhren enthalten ſind, in denen eine beſtändige Bewegung iſt ſo lange ſie recht im vollen Wachsthum iſt, [unleserliches Material]indem kleine Körner beſtändig herauf u. herunter ſteigen. Unterbindet man die Pflanzen, ſo ſchneidet ſich die Lebensſtrömung ab u. oberhalb bilden ſich neue Lebensſtröme. Dies giebt tiefe Blicke in das Jñern des Organiſchen. Schon 1774 wurde dies entdecktVgl. Corti, Bonaventura: Osservazioni microscopiche sulla Tremella e sulla Circolazione del Fluido in una Pianta Acquajuola. Rocchi, Lucca 1774. Online verfügbar: MDZ München, abgerufen am 29.06.2016. u. jetzt haben ſich mit dieſer Erſcheinung aufs Neue Trevira- nus, Meier in Bonn u. Dr. Meyer beſchäf- tigt. Meier bemerkte eine eigne Bewegung dieſer Kügelchen, ſelbſt weñ ſie ſich von der Chara treñen. Dies Umtreiben der Lebensſphären geſchieht auch bei mehreren Thieren durch die Blutkügelchen. Kom̃en dieſe Bioſphaeren zur Ruhe, ſo tragen ſie als Faſern zur Maſſe bei. Beobachtet man die Thierſäfte, ſo ſind dieſe Blu[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]tkügelchen bei unterſchiedenen Thieren nach Form u. Größe einerlei. Die Anatomen nehmen bekañtlich zwei Stoffe an, nämlich gewoñene Maſſe u. Blutkugelchen. Zu erſterer gehört das Gehirn, Nerven etc. ſelbſt der Eiter der als gewiñbare Maſſe ſich unter unſern Augen bildet. Nach philoſophiſcher Anſicht bilden ſich hieraus zwei Stoffe, entweder Blätt- chen oder Faſern. Das Zollgewebe beſteht aus beiden. Dieſe Betrachtungen führen uns zu künſtlichen Beneñungen, u. ſchneidend hat man abſondern wollen Pflanzen u. Thiere. Jn untern Stufen wandeln aber beide auf einem Wege, in den obern Stufen
ſind
<TEI><text><body><divxml:id="Ms_germ_fol_842"prev="#Ms_germ_fol_841"><divtype="session"n="54"><p><pbfacs="#f0358"n="341."/>
Beobachtung zuſam̃en, daß in einer Waſſer-<lb/>
Pflanze, der <hirendition="#aq">chara flexilis</hi>, Röhren wie Ba-<lb/>
rometerröhren enthalten ſind, in denen eine<lb/>
beſtändige Bewegung iſt ſo lange ſie recht<lb/>
im vollen Wachsthum iſt, <subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"/></del><addplace="across">in</add></subst>dem kleine Körner<lb/>
beſtändig herauf u. herunter ſteigen.<lb/>
Unterbindet man die Pflanzen, ſo ſchneidet<lb/>ſich die Lebensſtrömung ab u. oberhalb bilden<lb/>ſich neue Lebensſtröme. Dies giebt tiefe<lb/>
Blicke in das Jñern des Organiſchen.<lb/>
Schon 1774 wurde dies entdeckt<noteresp="#BF"type="editorial">Vgl. <bibl>Corti, Bonaventura: Osservazioni microscopiche sulla Tremella e sulla Circolazione del Fluido in una Pianta Acquajuola. Rocchi, Lucca 1774.</bibl> Online verfügbar: <reftarget="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10301313-5">MDZ München, abgerufen am 29.06.2016</ref>.</note> u. jetzt haben<lb/>ſich mit dieſer Erſcheinung aufs Neue <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117416959 http://d-nb.info/gnd/117416959">Trevira-<lb/>
nus</persName></hi>, <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117542547 http://d-nb.info/gnd/117542547">Meier</persName></hi> in <hirendition="#aq">Bonn</hi> u. <hirendition="#aq">Dr. <persName>Meyer</persName></hi> beſchäf-<lb/>
tigt. <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117542547 http://d-nb.info/gnd/117542547">Meier</persName></hi> bemerkte eine eigne Bewegung<lb/>
dieſer <choice><abbr>Kügel<unclearreason="illegible"cert="high"resp="#BF">c</unclear>h</abbr><expanresp="#BF">Kügel<unclearreason="illegible"cert="high"resp="#BF">c</unclear>hen</expan></choice>, ſelbſt weñſie ſich von<lb/>
der Chara treñen. Dies Umtreiben der<lb/>
Lebensſphären geſchieht auch bei mehreren<lb/>
Thieren durch die Blutkügelchen. Kom̃en dieſe<lb/><hirendition="#aq">Bioſphaeren</hi> zur Ruhe, ſo tragen ſie als<lb/>
Faſern zur Maſſe bei. Beobachtet man die<lb/>
Thierſäfte, ſo ſind dieſe <choice><abbr>Blu<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/></del><addplace="across">t</add></subst>kügelch</abbr><expanresp="#BF">Blu<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/></del><addplace="across">t</add></subst>kügelchen</expan></choice> bei<lb/>
unterſchiedenen Thieren nach Form u. Größe<lb/>
einerlei. Die Anatomen nehmen bekañtlich<lb/>
zwei Stoffe an, nämlich gewoñene Maſſe<lb/>
u. Blutkugelchen. Zu erſterer gehört das<lb/>
Gehirn, Nerven <choice><orig><hirendition="#aq">p</hi></orig><regresp="#BF"><hirendition="#aq">etc</hi>.</reg></choice>ſelbſt der Eiter der als<lb/>
gewiñbare Maſſe ſich unter unſern Augen<lb/>
bildet. Nach philoſophiſcher Anſicht bilden<lb/>ſich hieraus zwei Stoffe, entweder Blätt-<lb/>
chen oder Faſern. Das Zollgewebe beſteht<lb/>
aus beiden. Dieſe Betrachtungen führen<lb/>
uns zu künſtlichen Beneñungen, u. ſchneidend<lb/>
hat man abſondern wollen Pflanzen u.<lb/>
Thiere. Jn untern Stufen wandeln aber beide<lb/>
auf einem Wege, in den obern Stufen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſind</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[341./0358]
Beobachtung zuſam̃en, daß in einer Waſſer-
Pflanze, der chara flexilis, Röhren wie Ba-
rometerröhren enthalten ſind, in denen eine
beſtändige Bewegung iſt ſo lange ſie recht
im vollen Wachsthum iſt, indem kleine Körner
beſtändig herauf u. herunter ſteigen.
Unterbindet man die Pflanzen, ſo ſchneidet
ſich die Lebensſtrömung ab u. oberhalb bilden
ſich neue Lebensſtröme. Dies giebt tiefe
Blicke in das Jñern des Organiſchen.
Schon 1774 wurde dies entdeckt u. jetzt haben
ſich mit dieſer Erſcheinung aufs Neue Trevira-
nus, Meier in Bonn u. Dr. Meyer beſchäf-
tigt. Meier bemerkte eine eigne Bewegung
dieſer Kügelch, ſelbſt weñ ſie ſich von
der Chara treñen. Dies Umtreiben der
Lebensſphären geſchieht auch bei mehreren
Thieren durch die Blutkügelchen. Kom̃en dieſe
Bioſphaeren zur Ruhe, ſo tragen ſie als
Faſern zur Maſſe bei. Beobachtet man die
Thierſäfte, ſo ſind dieſe Blutkügelch bei
unterſchiedenen Thieren nach Form u. Größe
einerlei. Die Anatomen nehmen bekañtlich
zwei Stoffe an, nämlich gewoñene Maſſe
u. Blutkugelchen. Zu erſterer gehört das
Gehirn, Nerven p ſelbſt der Eiter der als
gewiñbare Maſſe ſich unter unſern Augen
bildet. Nach philoſophiſcher Anſicht bilden
ſich hieraus zwei Stoffe, entweder Blätt-
chen oder Faſern. Das Zollgewebe beſteht
aus beiden. Dieſe Betrachtungen führen
uns zu künſtlichen Beneñungen, u. ſchneidend
hat man abſondern wollen Pflanzen u.
Thiere. Jn untern Stufen wandeln aber beide
auf einem Wege, in den obern Stufen
ſind
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 341.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/358>, abgerufen am 25.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.