Ansicht der Alten über die Wärme. pythagoräischen Bundes sprach es ein Historiker aus: die Griechen bewohnen die gemäßigte Zone, daher sind ihre Sitten milde; die Scythen hingegen die mit Sturm u. Schnee zu kämpfen haben sind eben so ungeschlacht u. barbarisch als das Wetter dorten mild ist. Zwischen 30-45° N. Br. ist die mittlere Temper. 18. 19°, u. in den Sommermonaten 24°. Jn d[er] Zone des Zuckerrohrs ist die Bildung noch älter wie beiunter den Tropen Zb. in Persien, Passagardis, weil siedie Luft außerhalb der selben schon mehr temperirt ist. Unter Central- Punkt der Natur. den Wendekreisen selbst ist der Central- punkt der Natur. Meroe bekannt durch seine alten Handelsverbindungen wa[r] der Sitz uralter Kultur. Ferner Jndien nicht das was Alexander eroberte, sondern Karnatik, Dekan, wo die Kultur sich in ältester Zeit nicht zuerstauf denBergebenen bildete. Nur allmählig gingen die Menschen vom Aequator aus, immer höher, um die Wärme zu vermeiden. Jn den Ebenen nahe den Bergen, ist dortwo die Sonne 26-27° im Sommer wirkt das Klima so ungemäßigt, daß Zb. in Benores von + 34-35° R. im Schatten, das Termometer in einigen Monaten bis + 6° R. herabsink[t.] Nach unsern Vorurtheilen muß eine s[unleserliches Material]olc[he] Temper. der Entwickelung der Menschheit ungünstig sein. Thatsache bleibt es abe[r] Erstes Erwachen der Kultur daß Menschen zu mildern Sitten u. zu besserer höherer Cultur zuerst unterm 11-22° erwacht sind, wo das Zuckerroh[r] wächst, u. hier die Entwilderung vor sich ge- gangen ist. Sollte es erwiesen sein, daß d[ie] Tropencultur von Norden wahrscheinlich eingewandert ist; so ist noch nicht genugs[am] beprüft u. beachtet, daß in Theben, Mem- phis, Babylon etc. das Klima dort selbst der Bildung günstig gewesen. Ganz
ander
Anſicht der Alten über die Wärme. pythagoräiſchen Bundes ſprach es ein Hiſtoriker aus: die Griechen bewohnen die gemäßigte Zone, daher ſind ihre Sitten milde; die Scythen hingegen die mit Sturm u. Schnee zu kämpfen haben ſind eben ſo ungeſchlacht u. barbariſch als das Wetter dorten mild iſt. Zwiſchen 30–45° N. Br. iſt die mittlere Temper. 18. 19°, u. in den Som̃ermonaten 24°. Jn d[er] Zone des Zuckerrohrs iſt die Bildung noch älter wie beiunter den Tropen Zb. in Perſien, Paſſagardis, weil ſiedie Luft außerhalb der ſelben ſchon mehr temperirt iſt. Unter Central- Punkt der Natur. den Wendekreiſen ſelbſt iſt der Central- punkt der Natur. Meroe bekañt durch ſeine alten Handelsverbindungen wa[r] der Sitz uralter Kultur. Ferner Jndien nicht das was Alexander eroberte, ſondern Karnatik, Dekan, wo die Kultur ſich in älteſter Zeit nicht ⎡zuerſtauf ⎡denBergebenen bildete. Nur allmählig gingen die Menſchen vom Aequator aus, im̃er höher, um die Wärme zu vermeiden. Jn den Ebenen nahe den Bergen, iſt dortwo die Soñe 26–27° im Som̃er wirkt das Klima ſo ungemäßigt, daß Zb. in Benores von + 34–35° R. im Schatten, das Termometer in einigen Monaten bis + 6° R. herabſink[t.] Nach unſern Vorurtheilen muß eine ſ[unleserliches Material]olc[he] Temper. der Entwickelung der Menſchheit ungünſtig ſein. Thatſache bleibt es abe[r] Erſtes Erwachen der Kultur daß Menſchen zu mildern Sitten u. zu beſſerer höherer Cultur zuerſt unterm 11–22° erwacht ſind, wo das Zuckerroh[r] wächſt, u. hier die Entwilderung vor ſich ge- gangen⎡ iſt. Sollte es erwieſen ſein, daß d[ie] Tropencultur von Norden wahrſcheinlich eingewandert iſt; ſo iſt noch nicht genugſ[am] beprüft u. beachtet, daß in Theben, Mem- phis, Babÿlon etc. das Klima dort ſelbſt der Bildung günſtig geweſen. Ganz
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pythagoräiſchen Bundes ſprach es ein Hiſtoriker
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haben ſind eben ſo ungeſchlacht u. barbariſch
als das Wetter dort mild iſt. Zwiſchen
30–45° N. Br. iſt die mittlere Temper. 18.
19°, u. in den Som̃ermonaten 24°. Jn der
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Karnatik, Dekan, wo die Kultur ſich
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nahe den Bergen, wo die Soñe 26–27° im Som̃er wirkt das Klima ſo
ungemäßigt, daß Zb. in Benores von
+ 34–35° R. im Schatten, das Termometer
in einigen Monaten bis + 6° R. herabſinkt.
Nach unſern Vorurtheilen muß eine ſolche
Temper. der Entwickelung der Menſchheit
ungünſtig ſein. Thatſache bleibt es aber
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11–22° erwacht ſind, wo das Zuckerrohr
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 292.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/309>, abgerufen am 25.02.2025.
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