Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

La Hire behauptet, daß die Berge des
Merkur 4 Montblanc's Höhen, oder etwa
Mondberge
19000 Toisen enthielten. Die Mondberge
Zb. der Leibnitz ist 4200 Toisen Hoch,
oder 1/209 des Mondhalbmessers, während
die größten höchsten Berge der Erde nur 1/74[6]
des Erdhalbmessers oder 4700 Toisen [unleserliches Material - 1 Wort fehlt][.]
Die Berge konnten sich vielleicht dort höher
erheben; indem die Schwerkraft des Mondes
5 mal geringer ist, als die der Erde. Auf
den kleinern Planeten findet eine noch
geringere Anziehung statt. - Erlauben
Sie nur noch einiges über die Gefolge de[r]
Gefolge
der Bewegung

Bewegung der Planeten zu sprechen. Wir kön[nen]
nichts zufällig nennen; sondern nur faktisch, so
lange wir die Gesetze nicht kennen. Die Phä[no-]
mene sind von der innern Wirkung der Planeten
abhängig, für die wir noch keine Regel ge-
funden haben. Es ist, als wenn wir die Conti-
nente der Erde betrachten u. noch keinen Grund
angegeben wissen, warum das feste Land
nach Norden u. Osten hingedrängt ist. Doch ka[nn]
ich dies nicht zufällig nennen, obgl. mir die Ge-
setze nicht bekannt sind, die erst anfangen, w[ie]
mir die Grundursache bekannt ist. Kepler
gebührt das Verdienst in Hinsicht der Beweg[ung]
der Planeten Gesetze aufgestellt u. gefunden
zu haben, die Newton erst begründete[.]
Merkwürdig ist, daß sich fünf große A[stro-]
nomen
auf einander folgten u. zum Theil gleich-
zeitig lebten von der Entdeckung Amer[ikas]
bis in die Jugendjahre Friedrichs II. Co[per-]
nikus
, Tycho stirbt 1601, Kepler

Gal

La Hire behauptet, daß die Berge des
Merkur 4 Montblanc’s Höhen, oder etwa
Mondberge
19000 Toiſen enthielten. Die Mondberge
Zb. der Leibnitz iſt 4200 Toiſen Hoch,
oder 1/209 des Mondhalbmeſſers, während
die größten höchſten Berge der Erde nur 1/74[6]
des Erdhalbmeſſers oder 4700 Toiſen [unleserliches Material – 1 Wort fehlt][.]
Die Berge koñten ſich vielleicht dort höher
erheben; indem die Schwerkraft des Mondes
5 mal geringer iſt, als die der Erde. Auf
den kleinern Planeten findet eine noch
geringere Anziehung ſtatt. – Erlauben
Sie nur noch einiges über die Gefolge de[r]
Gefolge
der Bewegung

Bewegung der Planeten zu ſprechen. Wir kön[nen]
nichts zufällig neñen; ſondern nur faktiſch, ſo
lange wir die Geſetze nicht keñen. Die Phä[no-]
mene ſind von der iñern Wirkung der Planeten
abhängig, für die wir noch keine Regel ge-
funden haben. Es iſt, als weñ wir die Conti-
nente der Erde betrachten u. noch keinen Grund
angegeben wiſſen, warum das feſte Land
nach Norden u. Oſten hingedrängt iſt. Doch ka[ñ]
ich dies nicht zufällig neñen, obgl. mir die Ge-
ſetze nicht bekañt ſind, die erſt anfangen, w[ie]
mir die Grundurſache bekañt iſt. Kepler
gebührt das Verdienſt in Hinſicht der Beweg[ung]
der Planeten Geſetze aufgeſtellt u. gefunden
zu haben, die Newton erſt begründete[.]
Merkwürdig iſt, daß ſich fünf große A[ſtro-]
nomen
auf einander folgten u. zum Theil gleich-
zeitig lebten von der Entdeckung Amer[ikas]
bis in die Jugendjahre Friedrichs II. Co[per-]
nikus
, Tycho ſtirbt 1601, Kepler

Gal
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div xml:id="Ms_germ_fol_841" next="#Ms_germ_fol_842">
        <div type="session" n="19">
          <p><pb facs="#f0126" n="122."/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117573752 http://d-nb.info/gnd/117573752">La Hire</persName></hi> behauptet, daß die Berge des<lb/>
Merkur 4 Montblanc&#x2019;s <choice><abbr>Höh&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Höhen</expan></choice>, oder etwa<lb/><note place="left"><hi rendition="#u">Mondberge</hi><lb/></note>19000 Toi&#x017F;en <choice><abbr>enthielt&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">enthielten</expan></choice>. <hi rendition="#u">Die Mondberge</hi><lb/>
Zb. der <hi rendition="#aq">Leibnitz</hi> i&#x017F;t 4200 Toi&#x017F;en Hoch,<lb/>
oder <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">209</hi> des Mondhalbme&#x017F;&#x017F;ers, während<lb/>
die <choice><abbr>größt&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">größten</expan></choice> <choice><abbr>höch&#x017F;t&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">höch&#x017F;ten</expan></choice> Berge der Erde nur <hi rendition="#sup">1</hi>/<hi rendition="#sub">74<supplied reason="damage" resp="#BF">6</supplied></hi><lb/>
des Erdhalbme&#x017F;&#x017F;ers oder 4700 <choice><abbr>Toi&#x017F;&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Toi&#x017F;en</expan></choice> <gap reason="illegible" unit="words" quantity="1"/><supplied reason="damage" resp="#BF">.</supplied><lb/>
Die Berge <choice><abbr>kon&#x0303;t&#xFFFC;</abbr><expan resp="#CT">kon&#x0303;ten</expan></choice> &#x017F;ich vielleicht dort höher<lb/>
erheben; indem die Schwerkraft des Mondes<lb/>
5 mal geringer i&#x017F;t, als die der Erde. Auf<lb/>
den kleinern Planeten findet eine noch<lb/>
geringere Anziehung &#x017F;tatt. &#x2013; <choice><abbr>Erlaub&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Erlauben</expan></choice><lb/>
Sie nur noch einiges <hi rendition="#u">über die Gefolge de<supplied reason="damage" resp="#BF">r</supplied></hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#u">Gefolge<lb/>
der Bewegung</hi><lb/></note><hi rendition="#u">Bewegung der <choice><abbr>Planet&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Planeten</expan></choice></hi> zu <choice><abbr>&#x017F;prech&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">&#x017F;prechen</expan></choice>. Wir kön<supplied reason="damage" resp="#CT">nen</supplied><lb/>
nichts zufällig <choice><abbr>nen&#x0303;&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">nen&#x0303;en</expan></choice>; &#x017F;ondern nur fakti&#x017F;ch, &#x017F;o<lb/>
lange wir die Ge&#x017F;etze nicht ken&#x0303;en. Die Phä<supplied reason="damage" resp="#BF">no-</supplied><lb/>
mene &#x017F;ind von der in&#x0303;ern Wirkung der <choice><abbr>Planet&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Planeten</expan></choice><lb/>
abhängig, für die wir noch keine Regel ge-<lb/>
funden haben. Es i&#x017F;t, als wen&#x0303; wir die Conti-<lb/>
nente der Erde <choice><abbr>betracht&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">betrachten</expan></choice> u. noch <choice><abbr>kein&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">keinen</expan></choice> Grund<lb/><choice><abbr>angegeb&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">angegeben</expan></choice> <choice><abbr>wi&#x017F;&#x017F;&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">wi&#x017F;&#x017F;en</expan></choice>, warum das fe&#x017F;te Land<lb/>
nach Norden u. <choice><abbr>O&#x017F;t&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">O&#x017F;ten</expan></choice> hingedrängt i&#x017F;t. Doch ka<supplied reason="damage" resp="#BF">n&#x0303;</supplied><lb/>
ich dies nicht zufällig <choice><abbr>nen&#x0303;&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">nen&#x0303;en</expan></choice>, obgl. mir die Ge-<lb/>
&#x017F;etze nicht bekan&#x0303;t &#x017F;ind, die er&#x017F;t <choice><abbr>anfang&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">anfangen</expan></choice>, w<supplied reason="damage" resp="#BF">ie</supplied><lb/>
mir die Grundur&#x017F;ache bekan&#x0303;t i&#x017F;t. <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118561448 http://d-nb.info/gnd/118561448">Kepler</persName><lb/>
gebührt <choice><abbr>ds</abbr><expan resp="#BF">das</expan></choice> Verdien&#x017F;t in Hin&#x017F;icht der Be<unclear reason="illegible" cert="low" resp="#BF">weg<supplied reason="damage" resp="#BF">ung</supplied></unclear><lb/>
der <choice><abbr>Planet&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Planeten</expan></choice> Ge&#x017F;etze aufge&#x017F;tellt u. gefunden<lb/>
zu haben, die <hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118587544 http://d-nb.info/gnd/118587544">Newton</persName></hi> er&#x017F;t begründete<supplied reason="damage" resp="#BF">.</supplied><lb/>
Merkwürdig i&#x017F;t, daß &#x017F;ich fünf große<choice><abbr> A<supplied reason="damage" resp="#BF">&#x017F;tro-</supplied><lb/>
nom&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF"> A<supplied reason="damage" resp="#BF">&#x017F;tro-</supplied><lb/>
nomen</expan></choice> auf einander <choice><abbr>folgt&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">folgten</expan></choice> u. zum Theil gleich-<lb/>
zeitig lebten von der Entdeckung Amer<supplied reason="damage" resp="#BF">ikas</supplied><lb/>
bis in die Jugendjahre <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118535749 http://d-nb.info/gnd/118535749">Friedrichs <hi rendition="#aq">II</hi>.</persName> <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118565273 http://d-nb.info/gnd/118565273">Co<supplied reason="damage" resp="#BF">per-</supplied><lb/>
nikus</persName>, <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118514237 http://d-nb.info/gnd/118514237">Tycho</persName> &#x017F;tirbt 1601, <persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118561448 http://d-nb.info/gnd/118561448">Kepler</persName><lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Gal</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122./0126] La Hire behauptet, daß die Berge des Merkur 4 Montblanc’s Höh, oder etwa 19000 Toiſen enthielt. Die Mondberge Zb. der Leibnitz iſt 4200 Toiſen Hoch, oder 1/209 des Mondhalbmeſſers, während die größt höchſt Berge der Erde nur 1/746 des Erdhalbmeſſers oder 4700 Toiſ _. Die Berge koñt ſich vielleicht dort höher erheben; indem die Schwerkraft des Mondes 5 mal geringer iſt, als die der Erde. Auf den kleinern Planeten findet eine noch geringere Anziehung ſtatt. – Erlaub Sie nur noch einiges über die Gefolge der Bewegung der Planet zu ſprech. Wir können nichts zufällig neñ; ſondern nur faktiſch, ſo lange wir die Geſetze nicht keñen. Die Phäno- mene ſind von der iñern Wirkung der Planet abhängig, für die wir noch keine Regel ge- funden haben. Es iſt, als weñ wir die Conti- nente der Erde betracht u. noch kein Grund angegeb wiſſ, warum das feſte Land nach Norden u. Oſt hingedrängt iſt. Doch kañ ich dies nicht zufällig neñ, obgl. mir die Ge- ſetze nicht bekañt ſind, die erſt anfang, wie mir die Grundurſache bekañt iſt. Kepler gebührt ds Verdienſt in Hinſicht der Bewegung der Planet Geſetze aufgeſtellt u. gefunden zu haben, die Newton erſt begründete. Merkwürdig iſt, daß ſich fünf große Aſtro- nom auf einander folgt u. zum Theil gleich- zeitig lebten von der Entdeckung Amerikas bis in die Jugendjahre Friedrichs II. Coper- nikus, Tycho ſtirbt 1601, Kepler Gal Mondberge Gefolge der Bewegung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/126
Zitationshilfe: Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 122.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/126>, abgerufen am 23.12.2024.