Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Ihrem Karakter nach sind sie im algemeinen unwissend aber nicht
roh, und haben eine grosse Liebe zur Natur: bei den westlichen
Stämmen zeigt sich zuerst eine gründliche Untersuchung der Natur:
ja wir können sagen, dass die Art unserer heutigen Naturbeobach-
tung bei den Arabern anfängt.

Schon vor Muhammed hatten sie eine wissenschaftliche
Kentnis der griechischen Aerzte, deren einige, aus der Schule von
Edessa und Athen sich in Mekka befanden. Die Dichtkunst
stand damals in ihrer höchsten Blüte: es waren dichterische
Kampfspiele in Mekka und Okkat angeordnet, welche, nicht
unähnlich den olympischen, zu bestimten Zeiten gehalten wurden.
(Gedichte des Antar. Hamaza von Freitag herausgegeben). Den
höchsten Flor des Reiches kann man unter den Haschiniten &
Abassiden wahrannehmen, wo auch die gelehrten Schulen von
Mosul und Bagdad gestiftet wurden. Diese erhielten ihren
ersten Glanz durch griechische Flüchtlinge, wie es denn von allen
dankbar erkant werden ksollte, dass Griechenland, von jeher selbst im Stan-
de der tiefsten Versunkenheit, Stralen der Zivilisazion nach
allen Seiten ausgesendet hat.

Die Araber beobachteten den Himmel, wie die Pflanzenwelt, und
verbesserten die Fehler der astronomischen Tafeln durch genauere

Ihrem Karakter nach sind sie im algemeinen unwissend aber nicht
roh, und haben eine grosse Liebe zur Natur: bei den westlichen
Stämmen zeigt sich zuerst eine gründliche Untersuchung der Natur:
ja wir können sagen, dass die Art unserer heutigen Naturbeobach-
tung bei den Arabern anfängt.

Schon vor Muhammed hatten sie eine wissenschaftliche
Kentnis der griechischen Aerzte, deren einige, aus der Schule von
Edessa und Athen sich in Mekka befanden. Die Dichtkunst
stand damals in ihrer höchsten Blüte: es waren dichterische
Kampfspiele in Mekka und Okkat angeordnet, welche, nicht
unähnlich den olympischen, zu bestimten Zeiten gehalten wurden.
(Gedichte des Antar. Hamaza von Freitag herausgegeben). Den
höchsten Flor des Reiches kann man unter den Haschiniten &
Abassiden wahrannehmen, wo auch die gelehrten Schulen von
Mosul und Bagdad gestiftet wurden. Diese erhielten ihren
ersten Glanz durch griechische Flüchtlinge, wie es denn von allen
dankbar erkant werden ksollte, dass Griechenland, von jeher selbst im Stan-
de der tiefsten Versunkenheit, Stralen der Zivilisazion nach
allen Seiten ausgesendet hat.

Die Araber beobachteten den Himmel, wie die Pflanzenwelt, und
verbesserten die Fehler der astronomischen Tafeln durch genauere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="7">
          <p><pb facs="#f0076" n="36v"/>
Ihrem Karakter nach sind sie im algemeinen unwissend aber nicht<lb/>
roh, und haben eine grosse Liebe zur Natur: bei den westlichen<lb/>
Stämmen zeigt sich zuerst eine gründliche Untersuchung der Natur:<lb/>
ja wir können sagen, dass die Art unserer heutigen Naturbeobach-<lb/>
tung bei den Arabern anfängt.</p><lb/>
          <p>Schon vor <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118583158 http://d-nb.info/gnd/118583158">Muhammed</persName> hatten sie eine wissenschaftliche<lb/>
Kentnis der griechischen Aerzte, deren einige, aus der Schule von<lb/>
Edessa und Athen sich in Mekka befanden. Die Dichtkunst<lb/>
stand damals in ihrer höchsten Blüte: es waren dichterische<lb/>
Kampfspiele in Mekka und Okkat angeordnet, welche, nicht<lb/>
unähnlich den olympischen, zu bestimten Zeiten gehalten wurden.<lb/>
(Gedichte des <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118974009 http://d-nb.info/gnd/118974009">Antar.</persName> Hamaza von <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100126707 http://d-nb.info/gnd/100126707">Freitag</persName> herausgegeben).<note resp="#BF" type="editorial"><bibl>Georg Wilhelm Freytag: Hamasae Carmina: cum tebrisii scholiis integris primum edidit, indicibus instruxit, versione latina et commentario illustravit. 1. Band: Textum arabicum et quatuor indices. Bonn 1828. Online verfügbar: <ref target="http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10219033-8">Bavarian State Library, abgerufen am 03.02.2015.</ref></bibl></note> Den<lb/>
höchsten Flor des Reiches kann man unter den Haschiniten &amp;<lb/>
Abassiden <subst><del rendition="#s">wahr</del><add place="superlinear">an<metamark/></add></subst>nehmen, wo auch die gelehrten Schulen von<lb/>
Mosul und Bagdad gestiftet wurden. Diese erhielten ihren<lb/>
ersten Glanz durch <hi rendition="#u">griechische Flüchtlinge</hi>, wie es denn von allen<lb/>
dankbar erkant werden <subst><del rendition="#ow">k</del><add place="across">s</add></subst>ollte, dass Griechenland, <add place="superlinear"><metamark/>von jeher </add>selbst im Stan-<lb/>
de der tiefsten Versunkenheit, Stralen der Zivilisazion nach<lb/>
allen Seiten ausgesendet hat.</p><lb/>
          <p>Die Araber beobachteten den Himmel, wie die Pflanzenwelt, und<lb/>
verbesserten die Fehler der astronomischen Tafeln durch genauere<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36v/0076] Ihrem Karakter nach sind sie im algemeinen unwissend aber nicht roh, und haben eine grosse Liebe zur Natur: bei den westlichen Stämmen zeigt sich zuerst eine gründliche Untersuchung der Natur: ja wir können sagen, dass die Art unserer heutigen Naturbeobach- tung bei den Arabern anfängt. Schon vor Muhammed hatten sie eine wissenschaftliche Kentnis der griechischen Aerzte, deren einige, aus der Schule von Edessa und Athen sich in Mekka befanden. Die Dichtkunst stand damals in ihrer höchsten Blüte: es waren dichterische Kampfspiele in Mekka und Okkat angeordnet, welche, nicht unähnlich den olympischen, zu bestimten Zeiten gehalten wurden. (Gedichte des Antar. Hamaza von Freitag herausgegeben). Den höchsten Flor des Reiches kann man unter den Haschiniten & Abassiden annehmen, wo auch die gelehrten Schulen von Mosul und Bagdad gestiftet wurden. Diese erhielten ihren ersten Glanz durch griechische Flüchtlinge, wie es denn von allen dankbar erkant werden sollte, dass Griechenland, von jeher selbst im Stan- de der tiefsten Versunkenheit, Stralen der Zivilisazion nach allen Seiten ausgesendet hat. Die Araber beobachteten den Himmel, wie die Pflanzenwelt, und verbesserten die Fehler der astronomischen Tafeln durch genauere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/76
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 36v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/76>, abgerufen am 23.12.2024.