Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

werden: so ist es gelungen, selbst bei Lampenlicht die Pflanzen
schwach grün zu färben. Es finden sich auch grüne Pflanzen in
einer Tiefe des Meeres, wo nach Bouguers photometrischen Ver-
suchen gar kein Licht mehr hingelangen kann. Ich zog selbst
eine Ulva, die ganz grün war, mit dem Senkblei aus einer
Tiefe von 5-600 Fus. Die Rhamnoideen, Malvaceen und Citrus-
arten haben in der Frucht einen gefärbten Keim, obgleich die Frucht
gewis dicht genug ist, um kein Licht durchzulassen: die Färbung
scheint hier mit eignen Gasarten zusammenzuhängen.

Etwas ähnliches finden wir bei manchen Thieren, z. B. den
Eingeweidewürmern, von denen Rudolphi über 1100 Arten beschrie-
ben hat, und was [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]sehr merkwürdig ist, er hat gefunden, dass
viele Spezies in unsern Rehen und Hirschen, in den Gazellen
von Afrika und in den Kängurus von Neu-Holland dieselben
sind. Diese Thiere leben gewis in einem volständigen Dunkel.

In den ersten Anfängen ist das Vegetabilische vom Animali-
schen wenig getrent. Man hat lange nicht gewust, wohin man
die Priestleysche Materie rechnen solte, einen grünen Schlamm,
der sich auf den faulenden Wassern bildet. Jezt hat man mehrere

werden: so ist es gelungen, selbst bei Lampenlicht die Pflanzen
schwach grün zu färben. Es finden sich auch grüne Pflanzen in
einer Tiefe des Meeres, wo nach Bouguers photometrischen Ver-
suchen gar kein Licht mehr hingelangen kann. Ich zog selbst
eine Ulva, die ganz grün war, mit dem Senkblei aus einer
Tiefe von 5–600 Fus. Die Rhamnoideen, Malvaceen und Citrus-
arten haben in der Frucht einen gefärbten Keim, obgleich die Frucht
gewis dicht genug ist, um kein Licht durchzulassen: die Färbung
scheint hier mit eignen Gasarten zusammenzuhängen.

Etwas ähnliches finden wir bei manchen Thieren, z. B. den
Eingeweidewürmern, von denen Rudolphi über 1100 Arten beschrie-
ben hat, und was [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]sehr merkwürdig ist, er hat gefunden, dass
viele Spezies in unsern Rehen und Hirschen, in den Gazellen
von Afrika und in den Kängurus von Neu-Holland dieselben
sind. Diese Thiere leben gewis in einem volständigen Dunkel.

In den ersten Anfängen ist das Vegetabilische vom Animali-
schen wenig getrent. Man hat lange nicht gewust, wohin man
die Priestleysche Materie rechnen solte, einen grünen Schlamm,
der sich auf den faulenden Wassern bildet. Jezt hat man mehrere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="54">
          <p><pb facs="#f0683" n="340r"/>
werden: so ist es gelungen, selbst bei Lampenlicht die Pflanzen<lb/>
schwach grün zu färben. Es finden sich auch grüne Pflanzen in<lb/>
einer Tiefe des Meeres, wo nach <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117622974 http://d-nb.info/gnd/117622974">Bouguer</persName>s photometrischen Ver-<lb/>
suchen gar kein Licht mehr hingelangen kann. Ich zog selbst<lb/>
eine Ulva, die ganz grün war, mit dem Senkblei aus einer<lb/>
Tiefe von 5&#x2013;600 Fus. Die Rhamnoideen, Malvaceen und Citrus-<lb/>
arten haben in der Frucht einen gefärbten Keim, obgleich die Frucht<lb/>
gewis dicht genug ist, um kein Licht durchzulassen: die Färbung<lb/>
scheint hier mit eignen Gasarten zusammenzuhängen.</p><lb/>
          <p>Etwas ähnliches finden wir bei manchen Thieren, z. B. den<lb/>
Eingeweidewürmern, von denen <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-115526641 http://d-nb.info/gnd/115526641">Rudolphi</persName> über 1100 Arten beschrie-<lb/>
ben hat, und was <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/></del><add place="across">se</add></subst>hr merkwürdig ist, er hat gefunden, dass<lb/>
viele Spezies in unsern Rehen und Hirschen, in den Gazellen<lb/>
von Afrika und in den Kängurus von <choice><orig>NeuHolland</orig><reg resp="#CT">Neu-Holland</reg></choice> dieselben<lb/>
sind. Diese Thiere leben gewis in einem volständigen Dunkel.</p><lb/>
          <p>In den ersten Anfängen ist das Vegetabilische vom Animali-<lb/>
schen wenig getrent. Man hat lange nicht gewust, wohin man<lb/>
die <persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118793357 http://d-nb.info/gnd/118793357">Priestley</persName>sche Materie rechnen solte, einen grünen Schlamm,<lb/>
der sich auf den faulenden Wassern bildet. Jezt hat man mehrere<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340r/0683] werden: so ist es gelungen, selbst bei Lampenlicht die Pflanzen schwach grün zu färben. Es finden sich auch grüne Pflanzen in einer Tiefe des Meeres, wo nach Bouguers photometrischen Ver- suchen gar kein Licht mehr hingelangen kann. Ich zog selbst eine Ulva, die ganz grün war, mit dem Senkblei aus einer Tiefe von 5–600 Fus. Die Rhamnoideen, Malvaceen und Citrus- arten haben in der Frucht einen gefärbten Keim, obgleich die Frucht gewis dicht genug ist, um kein Licht durchzulassen: die Färbung scheint hier mit eignen Gasarten zusammenzuhängen. Etwas ähnliches finden wir bei manchen Thieren, z. B. den Eingeweidewürmern, von denen Rudolphi über 1100 Arten beschrie- ben hat, und was sehr merkwürdig ist, er hat gefunden, dass viele Spezies in unsern Rehen und Hirschen, in den Gazellen von Afrika und in den Kängurus von NeuHolland dieselben sind. Diese Thiere leben gewis in einem volständigen Dunkel. In den ersten Anfängen ist das Vegetabilische vom Animali- schen wenig getrent. Man hat lange nicht gewust, wohin man die Priestleysche Materie rechnen solte, einen grünen Schlamm, der sich auf den faulenden Wassern bildet. Jezt hat man mehrere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/683
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 340r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/683>, abgerufen am 23.12.2024.