Über die Ursachen des Phänomenes hat man 3 Hypothesen: 1, dass sich die Steine in der Athmosphäre der Erde bilden, indem man annimt, dass an den äussersten Gränzen der Athmosphäre sich eine grosse Menge Wasserstof befinde, der durch eine elektrische Explosion zusam- mengeschmolzen würde: dies ist unhaltbar: denn in einer Höhe, wo der Barometerdruk noch nicht 0,01 Linie beträgt, würde eine ganze Athmosphäre nöthig sein, um einen massigen Aerolithen zu ma- chen: ferner spricht auch die Schnelligkeit der Massen dagegen, welche viel grösser ist, als durch blossen Fall möglich wäre; endlich findet man durchaus keine Spur von Wasserstofgas, so hoch man auch in der Athmosphäre gekommen ist: bis zu [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]1/3000 der athmosphärischen Luft beigemengt, würde man ihn noch entdekken können. 2, dass sie aus den Mondvulkanen hergeschleudert werden. Mit Unrecht hat man diese Meinung Laplace und Olbers zugeschrieben: diese beiden grossen Astronomen haben nur untersucht, wie gros die Wurfkraft sein müsse, um die Steine bis zu uns zu bringen. Aber wahrscheinlich giebt es im Monde gar keine Vulkane, und die leuchtende Stelle im Aristarch, welche man dafür hielt, zeigt uns wahrscheinlich nur das reflektirte Erdlicht, welches sogar verschieden erscheint, je nachdem es von dem dunkeln Meere, oder von dem hell erleuchten Innern von Afrika kömt. Poisson hat berech-
Über die Ursachen des Phänomenes hat man 3 Hypothesen: 1, dass sich die Steine in der Athmosphäre der Erde bilden, indem man annimt, dass an den äussersten Gränzen der Athmosphäre sich eine grosse Menge Wasserstof befinde, der durch eine elektrische Explosion zusam- mengeschmolzen würde: dies ist unhaltbar: denn in einer Höhe, wo der Barometerdruk noch nicht 0,01 Linie beträgt, würde eine ganze Athmosphäre nöthig sein, um einen massigen Aerolithen zu ma- chen: ferner spricht auch die Schnelligkeit der Massen dagegen, welche viel grösser ist, als durch blossen Fall möglich wäre; endlich findet man durchaus keine Spur von Wasserstofgas, so hoch man auch in der Athmosphäre gekommen ist: bis zu [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]1/3000 der athmosphärischen Luft beigemengt, würde man ihn noch entdekken können. 2, dass sie aus den Mondvulkanen hergeschleudert werden. Mit Unrecht hat man diese Meinung Laplace und Olbers zugeschrieben: diese beiden grossen Astronomen haben nur untersucht, wie gros die Wurfkraft sein müsse, um die Steine bis zu uns zu bringen. Aber wahrscheinlich giebt es im Monde gar keine Vulkane, und die leuchtende Stelle im Aristarch, welche man dafür hielt, zeigt uns wahrscheinlich nur das reflektirte Erdlicht, welches sogar verschieden erscheint, je nachdem es von dem dunkeln Meere, oder von dem hell erleuchten Innern von Afrika kömt. Poisson hat berech-
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[336r/0675]
Über die Ursachen des Phänomenes hat man 3 Hypothesen: 1,
dass sich die Steine in der Athmosphäre der Erde bilden, indem man
annimt, dass an den äussersten Gränzen der Athm. sich eine grosse
Menge Wasserstof befinde, der durch eine elektrische Explosion zusam-
mengeschmolzen würde: dies ist unhaltbar: denn in einer Höhe, wo
der Barometerdruk noch nicht 0,01 Linie beträgt, würde eine ganze
Athmosphäre nöthig sein, um einen massigen Aerolithen zu ma-
chen: ferner spricht die Schnelligkeit der Massen dagegen, welche
viel grösser ist, als durch blossen Fall möglich wäre; endlich findet
man durchaus keine Spur von Wasserstofgas, so hoch man auch
in der Athmosphäre gekommen ist: bis zu 1/3000 der athmosph.
Luft beigemengt, würde man ihn noch entdekken können. 2, dass
sie aus den Mondvulkanen hergeschleudert werden. Mit Unrecht
hat man diese Meinung Laplace und Olbers zugeschrieben: diese
beiden grossen Astronomen haben nur untersucht, wie gros die
Wurfkraft sein müsse, um die Steine bis zu uns zu bringen. Aber
wahrscheinlich giebt es im Monde gar keine Vulkane, und die
leuchtende Stelle im Aristarch, welche man dafür hielt, zeigt
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 336r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/675>, abgerufen am 22.12.2024.
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