sonst bei Tage viel Hize anziehn, aber bei Nacht auch wieder aus- stralen.
Die gröste Kälte mas Parry mit eignen von Wollaston angefer- tigten Weingeistthermometern, weil Queksilber sehr bald frieren würde, und fand sie von 40° R. Die Eskimaux, welche in die- ser Temperatur leben, gehören dennoch zu den fröhlichsten Men- schen, die man kent: sie wohnen in kleinen Hütten mit Eis- scheiben, die zwar von innen manchmal schmelzen, aber bald ersezt werden. Parry bemerkt, dass man in ruhiger Athmosphäre bei 40° mehrere Stunden spazieren gehn kann, ohne sehr warm gekleidet zu sein, dagegen fühlte man Beklemmungen, wenn man in eine Temperatur von 5° R. zurükkam, und die Offiziere mach- ten alle Fenster auf, weil sie es vor Hize nicht aushalten konten. Als Gegenstük dazu bemerkte ich in Guajaquil, dass bei +18° R. die Leute anfangen, ihre Mäntel umzunehmen, um sich nicht zu erkälten. Man kann es leicht im Gedächtnis behalten, dass auch die maxima und minima der Temperatur unter dem Aequator durch 40 über und unter dem Gefrierpunkt ausgedrükt werden, so wie die mittleren Temperatur nicht weit von 20 liegen. -
sonst bei Tage viel Hize anziehn, aber bei Nacht auch wieder aus- stralen.
Die gröste Kälte mas Parry mit eignen von Wollaston angefer- tigten Weingeistthermometern, weil Queksilber sehr bald frieren würde, und fand sie von −40° R. Die Eskimaux, welche in die- ser Temperatur leben, gehören dennoch zu den fröhlichsten Men- schen, die man kent: sie wohnen in kleinen Hütten mit Eis- scheiben, die zwar von innen manchmal schmelzen, aber bald ersezt werden. Parry bemerkt, dass man in ruhiger Athmosphäre bei −40° mehrere Stunden spazieren gehn kann, ohne sehr warm gekleidet zu sein, dagegen fühlte man Beklemmungen, wenn man in eine Temperatur von −5° R. zurükkam, und die Offiziere mach- ten alle Fenster auf, weil sie es vor Hize nicht aushalten konten. Als Gegenstük dazu bemerkte ich in Guajaquil, dass bei +18° R. die Leute anfangen, ihre Mäntel umzunehmen, um sich nicht zu erkälten. Man kann es leicht im Gedächtnis behalten, dass auch die maxima und minima der Temperatur unter dem Aequator durch 40 über und unter dem Gefrierpunkt ausgedrükt werden, so wie die mittleren Temperatur nicht weit von 20 liegen. –
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="50"><p><pbfacs="#f0626"n="311v"/>
sonst bei Tage viel Hize anziehn, aber bei Nacht auch wieder aus-<lb/>
stralen.</p><lb/><p>Die gröste Kälte mas <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116048166 http://d-nb.info/gnd/116048166">Parry</persName> mit eignen von <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117433144 http://d-nb.info/gnd/117433144">Wollaston</persName> angefer-<lb/>
tigten Weingeistthermometern, weil Queksilber sehr bald frieren<lb/>
würde, und fand sie von −40° R. Die Eskimaux, welche in die-<lb/>
ser Temperatur leben, gehören dennoch zu den fröhlichsten Men-<lb/>
schen, die man kent: sie wohnen in kleinen Hütten mit Eis-<lb/>
scheiben, die zwar von innen manchmal schmelzen, aber bald<lb/>
ersezt werden. <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116048166 http://d-nb.info/gnd/116048166">Parry</persName> bemerkt, dass man in ruhiger Athmosphäre<lb/>
bei −40° mehrere Stunden spazieren gehn kann, ohne sehr warm<lb/>
gekleidet zu sein, dagegen fühlte man Beklemmungen, wenn man<lb/>
in eine Temperatur von −5° R. zurükkam, und die Offiziere mach-<lb/>
ten alle Fenster auf, weil sie es vor Hize nicht aushalten konten.<lb/>
Als Gegenstük dazu bemerkte ich in Guajaquil, dass bei +18° <choice><orig>R</orig><regresp="#CT">R.</reg></choice><lb/>
die Leute anfangen, ihre Mäntel umzunehmen, um sich nicht zu<lb/>
erkälten. Man kann es leicht im Gedächtnis behalten, dass auch<lb/>
die maxima und minima der Temperatur unter dem Aequator<lb/>
durch 40 über und unter dem Gefrierpunkt ausgedrükt werden,<lb/>
so wie die mittleren <choice><abbr>Temp.</abbr><expanresp="#CT">Temperatur</expan></choice> nicht weit von 20 liegen. –</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[311v/0626]
sonst bei Tage viel Hize anziehn, aber bei Nacht auch wieder aus-
stralen.
Die gröste Kälte mas Parry mit eignen von Wollaston angefer-
tigten Weingeistthermometern, weil Queksilber sehr bald frieren
würde, und fand sie von −40° R. Die Eskimaux, welche in die-
ser Temperatur leben, gehören dennoch zu den fröhlichsten Men-
schen, die man kent: sie wohnen in kleinen Hütten mit Eis-
scheiben, die zwar von innen manchmal schmelzen, aber bald
ersezt werden. Parry bemerkt, dass man in ruhiger Athmosphäre
bei −40° mehrere Stunden spazieren gehn kann, ohne sehr warm
gekleidet zu sein, dagegen fühlte man Beklemmungen, wenn man
in eine Temperatur von −5° R. zurükkam, und die Offiziere mach-
ten alle Fenster auf, weil sie es vor Hize nicht aushalten konten.
Als Gegenstük dazu bemerkte ich in Guajaquil, dass bei +18° R
die Leute anfangen, ihre Mäntel umzunehmen, um sich nicht zu
erkälten. Man kann es leicht im Gedächtnis behalten, dass auch
die maxima und minima der Temperatur unter dem Aequator
durch 40 über und unter dem Gefrierpunkt ausgedrükt werden,
so wie die mittleren Temp. nicht weit von 20 liegen. –
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 311v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/626>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.