ihrer Struktur unterschieden. Vieles blieb ihnen aber völlig fremd. So kanten sie durchaus nicht die Kristallographie, eine so wichtige Wissenschaft. Diese ist erst in ganz neuer Zeit von Hauy in Frankreich, und unter uns von Weiss gegründet. Über- haupt gehört die Geognosie im engern Sinne zu den allerneusten Wissenschaften. Sie zält seit ihrer Entstehung kaum 40 Jahr. Der eigentliche Gründer derselben, welcher zuerst auf die Lagerung der Schichten übereinander, auf die Formazionen aufmerksam gemacht hat, ist der unsterbliche Werner in Freyberg. Vor ihm war die Geognosie in unserm Sinne gar nicht bekant; ihr Name erinnerte lange nur an geologische Träume und Spiele dichterischer Einbildungskraft. Geognostische nominabilis Mythen ersezten und zerstörten die Beobachtungen accusabilis, und es findet sich darin eine wunderbare Übereinstimmung bei allen Völkern. Ungewis bleibt es immer, ob zur Zeit jener Katastrophen, wo die Erdrinde, schon erhärtet, den furchtbarsten Umwälzungen mus ausgesezt gewesen sein, unser Geschlecht schon existirte, ob einzelne Grup- pen sich auf hohe Berge retteten, und so einen Anklang jener urweltlichen Vorgänge uns erhalten haben.
ihrer Struktur unterschieden. Vieles blieb ihnen aber völlig fremd. So kanten sie durchaus nicht die Kristallographie, eine so wichtige Wissenschaft. Diese ist erst in ganz neuer Zeit von Hauy in Frankreich, und unter uns von Weiss gegründet. Über- haupt gehört die Geognosie im engern Sinne zu den allerneusten Wissenschaften. Sie zält seit ihrer Entstehung kaum 40 Jahr. Der eigentliche Gründer derselben, welcher zuerst auf die Lagerung der Schichten übereinander, auf die Formazionen aufmerksam gemacht hat, ist der unsterbliche Werner in Freyberg. Vor ihm war die Geognosie in unserm Sinne gar nicht bekant; ihr Name erinnerte lange nur an geologische Träume und Spiele dichterischer Einbildungskraft. Geognostische nominabilis Mythen ersezten und zerstörten die Beobachtungen accusabilis, und es findet sich darin eine wunderbare Übereinstimmung bei allen Völkern. Ungewis bleibt es immer, ob zur Zeit jener Katastrophen, wo die Erdrinde, schon erhärtet, den furchtbarsten Umwälzungen mus ausgesezt gewesen sein, unser Geschlecht schon existirte, ob einzelne Grup- pen sich auf hohe Berge retteten, und so einen Anklang jener urweltlichen Vorgänge uns erhalten haben.
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[181r/0365]
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so wichtige Wissenschaft. Diese ist erst in ganz neuer Zeit von
Hauy in Frankreich, und unter uns von Weiss gegründet. Über-
haupt gehört die Geognosie im engern Sinne zu den allerneusten
Wissenschaften. Sie zält seit ihrer Entstehung kaum 40 Jahr.
Der eigentliche Gründer derselben, welcher zuerst auf die Lagerung
der Schichten übereinander, auf die Formazionen aufmerksam
gemacht hat, ist der unsterbliche Werner in Freyberg. Vor ihm
war die Geognosie in unserm Sinne gar nicht bekant; ihr Name
erinnerte lange nur an geologische Träume und Spiele
dichterischer Einbildungskraft. Geognostische nomin. Mythen ersezten
und zerstörten die Beobachtungen accus., und es findet sich darin eine
wunderbare Übereinstimmung bei allen Völkern. Ungewis bleibt
es immer, ob zur Zeit jener Katastrophen, wo die Erdrinde,
schon erhärtet, den furchtbarsten Umwälzungen mus ausgesezt
gewesen sein, unser Geschlecht schon existirte, ob einzelne Grup-
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 181r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/365>, abgerufen am 23.12.2024.
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