hat eine eigne Schrift darüber herausgegeben. Sie könte auch grös- ser erscheinen, als sie ist, wegen der grossen Ebne der Lombardei. Ich befand mich zufällig bei zwei von diesen wichtigen geodätischen Operazionen: einmal mit Herrn Delambre bei einer Basismessung, und vor 2 Jahren bei den Pulversignalen in Brest.
Die Dichtigkeit der Erdschichten nimt nach innen zu, in dem Verhältnis wie die Quadrate der Abstände. Laplace hat gezeigt, dass von diesem Verhältnis die Stabilität des Ozeans abhän- gig ist; ein Queksilbermeer würde die grösten Überschwemmungen veranlassen. Wenn die Schichten sich gegen das Zentrum hin nicht verdichteten, so würde nach der Theorie die Abplattung 1/270 betragen: es braucht aber im Innern nicht grade Magneteisenstein sich zu befinden, der eine Dichtigkeit von 4,5 hat, noch selbst Granat von 2,3 bis 2,5, es können auch komprimirte Flüssigkeiten oder Luft sein. Ich mus hiebei des Einfals eines Nordamerika- ners Simes gedenken, der das Innere der Erde für hohl hält: er glaubt, dass nördlichen Sibirien ein Loch von 12-16 Graden im Durchmesser sich befinde. Er hatte die Absicht, dieses Loch zu
hat eine eigne Schrift darüber herausgegeben. Sie könte auch grös- ser erscheinen, als sie ist, wegen der grossen Ebne der Lombardei. Ich befand mich zufällig bei zwei von diesen wichtigen geodätischen Operazionen: einmal mit Herrn Delambre bei einer Basismessung, und vor 2 Jahren bei den Pulversignalen in Brest.
Die Dichtigkeit der Erdschichten nimt nach innen zu, in dem Verhältnis wie die Quadrate der Abstände. Laplace hat gezeigt, dass von diesem Verhältnis die Stabilität des Ozeans abhän- gig ist; ein Queksilbermeer würde die grösten Überschwemmungen veranlassen. Wenn die Schichten sich gegen das Zentrum hin nicht verdichteten, so würde nach der Theorie die Abplattung 1/270 betragen: es braucht aber im Innern nicht grade Magneteisenstein sich zu befinden, der eine Dichtigkeit von 4,5 hat, noch selbst Granat von 2,3 bis 2,5, es können auch komprimirte Flüssigkeiten oder Luft sein. Ich mus hiebei des Einfals eines Nordamerika- ners Simes gedenken, der das Innere der Erde für hohl hält: er glaubt, dass nördlichen Sibirien ein Loch von 12–16 Graden im Durchmesser sich befinde. Er hatte die Absicht, dieses Loch zu
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="27"><p><pbfacs="#f0299"n="148r"/>
hat eine eigne Schrift darüber herausgegeben. Sie könte auch grös-<lb/>
ser erscheinen, als sie ist, wegen der grossen Ebne der Lombardei.<lb/>
Ich befand mich zufällig bei zwei von diesen wichtigen geodätischen<lb/>
Operazionen: einmal mit Herrn <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118878913 http://d-nb.info/gnd/118878913">Delambre</persName> bei einer Basismessung,<lb/>
und vor 2 Jahren bei den Pulversignalen in Brest.</p><lb/><p>Die Dichtigkeit der Erdschichten nimt nach innen zu, in dem<lb/>
Verhältnis wie die Quadrate der Abstände. <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">Laplace</persName></hi> hat gezeigt,<lb/>
dass von diesem Verhältnis die Stabilität des Ozeans abhän-<lb/>
gig ist; ein Queksilbermeer würde die grösten Überschwemmungen<lb/>
veranlassen. Wenn die Schichten sich gegen das Zentrum hin <hirendition="#u">nicht</hi><lb/>
verdichteten, so würde nach der Theorie die Abplattung <hirendition="#sup">1</hi>/<hirendition="#sub">270</hi> betragen:<lb/>
es braucht aber im Innern nicht grade Magneteisenstein sich zu<lb/>
befinden, der eine Dichtigkeit von 4,5 hat, noch selbst Granat<lb/>
von 2,3 bis 2,5, es können auch komprimirte Flüssigkeiten<lb/>
oder Luft sein. Ich mus hiebei des Einfals eines Nordamerika-<lb/>
ners <hirendition="#u"><persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-139820744 http://d-nb.info/gnd/139820744">Simes</persName></hi> gedenken, der das Innere der Erde für hohl hält:<lb/>
er glaubt, dass nördlichen Sibirien ein Loch von 12–16 Graden<lb/>
im Durchmesser sich befinde. Er hatte die Absicht, dieses Loch zu<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[148r/0299]
hat eine eigne Schrift darüber herausgegeben. Sie könte auch grös-
ser erscheinen, als sie ist, wegen der grossen Ebne der Lombardei.
Ich befand mich zufällig bei zwei von diesen wichtigen geodätischen
Operazionen: einmal mit Herrn Delambre bei einer Basismessung,
und vor 2 Jahren bei den Pulversignalen in Brest.
Die Dichtigkeit der Erdschichten nimt nach innen zu, in dem
Verhältnis wie die Quadrate der Abstände. Laplace hat gezeigt,
dass von diesem Verhältnis die Stabilität des Ozeans abhän-
gig ist; ein Queksilbermeer würde die grösten Überschwemmungen
veranlassen. Wenn die Schichten sich gegen das Zentrum hin nicht
verdichteten, so würde nach der Theorie die Abplattung 1/270 betragen:
es braucht aber im Innern nicht grade Magneteisenstein sich zu
befinden, der eine Dichtigkeit von 4,5 hat, noch selbst Granat
von 2,3 bis 2,5, es können auch komprimirte Flüssigkeiten
oder Luft sein. Ich mus hiebei des Einfals eines Nordamerika-
ners Simes gedenken, der das Innere der Erde für hohl hält:
er glaubt, dass nördlichen Sibirien ein Loch von 12–16 Graden
im Durchmesser sich befinde. Er hatte die Absicht, dieses Loch zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 148r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/299>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.