Platina schon schwimmen würde. Trozdem ist der Kern des Kometen durchaus nicht dicht, sondern in einem völlig gasförmigen Zustande: denn Herschel sah am 9 November 1795 einen Doppelstern der 12tenund 13ten Grösse durch den Kern eines Kometen, ganz deutlich: wie unendlich dünn müssen nun die äusseren Schichten sein, da schon das Innere so wenig Dichtigkeit hat. Schon Lahire glaubte 1682 Phasen an den Kometen wahrgenommen zu haben, und hielt sie für nicht selbstleuchtend, wel- ches sich auch volkommen bestätigt hat: denn sie haben nur ein reflektirtes Licht.
Olbers hat berechnet, dass am 26 Juni 1819 ein Komet 3 Stunden vor der Sonne gestanden habe, und warf nun die Frage auf, ob er dunkel oder hell vor derselben erschienen sei: es entstand darüber ein grosser Streit unter den Astronomen. Der General Lindener, einer der fleissigsten Sonnenbeobachter, schlug sein Tagebuch vom 26 Juni nach, hatte aber nicht einmal einen Sonnenflekken gesehn: andre hatten Sonnenflekke gesehn, aber nur an den Rändern. Wilde in Hannover wolte auch einen im Zentrum gesehn habenVgl. Wildt, Johann Christian Daniel: Über den auffallenden Höhenrauch dieses Sommers. In: Hannoversches Magazin. St. 72-74. Hannover 1819. Liegt nicht digitalisiert vor.: allein das scharfe kritische Urtheil von Olbers zeigte dennoch, dass immer noch Ungewisheit vorhanden sei.
Die Dunsthülle, obgleich sie mit dem Kern verschwimt, hängt
Platina schon schwimmen würde. Trozdem ist der Kern des Kometen durchaus nicht dicht, sondern in einem völlig gasförmigen Zustande: denn Herschel sah am 9 November 1795 einen Doppelstern der 12tenund 13ten Grösse durch den Kern eines Kometen, ganz deutlich: wie unendlich dünn müssen nun die äusseren Schichten sein, da schon das Innere so wenig Dichtigkeit hat. Schon Lahire glaubte 1682 Phasen an den Kometen wahrgenommen zu haben, und hielt sie für nicht selbstleuchtend, wel- ches sich auch volkommen bestätigt hat: denn sie haben nur ein reflektirtes Licht.
Olbers hat berechnet, dass am 26 Juni 1819 ein Komet 3 Stunden vor der Sonne gestanden habe, und warf nun die Frage auf, ob er dunkel oder hell vor derselben erschienen sei: es entstand darüber ein grosser Streit unter den Astronomen. Der General Lindener, einer der fleissigsten Sonnenbeobachter, schlug sein Tagebuch vom 26 Juni nach, hatte aber nicht einmal einen Sonnenflekken gesehn: andre hatten Sonnenflekke gesehn, aber nur an den Rändern. Wilde in Hannover wolte auch einen im Zentrum gesehn habenVgl. Wildt, Johann Christian Daniel: Über den auffallenden Höhenrauch dieses Sommers. In: Hannoversches Magazin. St. 72–74. Hannover 1819. Liegt nicht digitalisiert vor.: allein das scharfe kritische Urtheil von Olbers zeigte dennoch, dass immer noch Ungewisheit vorhanden sei.
Die Dunsthülle, obgleich sie mit dem Kern verschwimt, hängt
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="24"><p><pbfacs="#f0261"n="129r"/>
Platina schon schwimmen würde. <choice><orig>Troz dem</orig><regresp="#CT">Trozdem</reg></choice> ist der Kern des Kometen<lb/>
durchaus nicht dicht, sondern in einem völlig gasförmigen Zustande:<lb/>
denn <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118841920 http://d-nb.info/gnd/118841920">Herschel</persName> sah am 9 <choice><abbr>Nov.</abbr><expanresp="#CT">November</expan></choice> 1795 einen Doppelstern der <hirendition="#u">12<choice><abbr><hirendition="#sup"></hi></abbr><expanresp="#CT"><hirendition="#sup">ten</hi></expan></choice><choice><abbr>u</abbr><expanresp="#CT">und</expan></choice> 13<choice><abbr><hirendition="#sup #u"></hi></abbr><expanresp="#CT"><hirendition="#sup #u">ten</hi></expan></choice> Grösse</hi><lb/>
durch den Kern eines Kometen, ganz deutlich: wie unendlich dünn<lb/>
müssen nun die äusseren Schichten sein, da schon das Innere so wenig<lb/>
Dichtigkeit hat. Schon <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117573752 http://d-nb.info/gnd/117573752">Lahire</persName></hi> glaubte 1682 Phasen an den Kometen<lb/>
wahrgenommen zu haben, und hielt sie für nicht selbstleuchtend, wel-<lb/>
ches sich auch volkommen bestätigt hat: denn sie haben nur ein<lb/>
reflektirtes Licht.</p><lb/><p><hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11858975X http://d-nb.info/gnd/11858975X">Olbers</persName></hi> hat berechnet, dass am 26 Juni 1819 ein Komet 3 Stunden<lb/>
vor der Sonne gestanden habe, und warf nun die Frage auf, ob er<lb/>
dunkel oder hell vor derselben erschienen sei: es entstand darüber<lb/>
ein grosser Streit unter den Astronomen. Der General <hirendition="#u"><persNameresp="#CT"ref="https://www.wikidata.org/wiki/Q19963842">Lindener</persName></hi>, einer<lb/>
der fleissigsten Sonnenbeobachter, schlug sein Tagebuch vom 26 Juni<lb/>
nach, hatte aber nicht einmal einen Sonnenflekken gesehn: andre<lb/>
hatten Sonnenflekke gesehn, aber nur an den Rändern. <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117380636 http://d-nb.info/gnd/117380636">Wilde</persName></hi> in<lb/>
Hannover wolte auch einen im Zentrum gesehn haben<noteresp="#BF"type="editorial">Vgl. <bibl>Wildt, Johann Christian Daniel: Über den auffallenden Höhenrauch dieses Sommers. In: Hannoversches Magazin. St. 72–74. Hannover 1819.</bibl> Liegt nicht digitalisiert vor.</note>: allein das<lb/>
scharfe kritische Urtheil von <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11858975X http://d-nb.info/gnd/11858975X">Olbers</persName> zeigte dennoch, dass immer noch<lb/>
Ungewisheit vorhanden sei.</p><lb/><p>Die <hirendition="#u">Dunsthülle</hi>, obgleich sie mit dem Kern verschwimt, hängt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[129r/0261]
Platina schon schwimmen würde. Troz dem ist der Kern des Kometen
durchaus nicht dicht, sondern in einem völlig gasförmigen Zustande:
denn Herschel sah am 9 Nov. 1795 einen Doppelstern der 12 u 13 Grösse
durch den Kern eines Kometen, ganz deutlich: wie unendlich dünn
müssen nun die äusseren Schichten sein, da schon das Innere so wenig
Dichtigkeit hat. Schon Lahire glaubte 1682 Phasen an den Kometen
wahrgenommen zu haben, und hielt sie für nicht selbstleuchtend, wel-
ches sich auch volkommen bestätigt hat: denn sie haben nur ein
reflektirtes Licht.
Olbers hat berechnet, dass am 26 Juni 1819 ein Komet 3 Stunden
vor der Sonne gestanden habe, und warf nun die Frage auf, ob er
dunkel oder hell vor derselben erschienen sei: es entstand darüber
ein grosser Streit unter den Astronomen. Der General Lindener, einer
der fleissigsten Sonnenbeobachter, schlug sein Tagebuch vom 26 Juni
nach, hatte aber nicht einmal einen Sonnenflekken gesehn: andre
hatten Sonnenflekke gesehn, aber nur an den Rändern. Wilde in
Hannover wolte auch einen im Zentrum gesehn haben: allein das
scharfe kritische Urtheil von Olbers zeigte dennoch, dass immer noch
Ungewisheit vorhanden sei.
Die Dunsthülle, obgleich sie mit dem Kern verschwimt, hängt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 129r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/261>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.