[0857]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 161. Köln, Mittwoch den 6. Dezember. 1848.
Keine Steuern mehr!!!
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Prozesse der „N. Rh. Ztg.“ — Schweizerische Zeugnisse über die Heldenthaten der österreichischen Armee in Wien.) Düsseldorf. (Beerdigung eines Schlachtopfers der Preußen.) Coblenz. (Neue Soldatenexzesse.) Trier. (Diskreditirung des preußischen Papiergelds.) Berlin. (Wrangel'sche Früchte. — Kriminaluntersuchung wegen des 19. März — Die Reformgenossenschaft. — Fünf Thaler für jeden eingefangenen Demokraten. — Versetzung demokratischer Beamten nach Posen. — Die Majorität zu Brandenburg. — Der Abgeordnete Lipski und der Staatsanwalt. — Ein Protest des rheinischen Revisionshofes.) Breslau. (Bauernaufstand in Oberschlesien.) Brieg. (Ungesetzliches Verfahren gegen einen Landwehrmann.) Wien. (Aus einem Privatschreiben.) Kremsier. (Gemeinheit des Gemeinderaths und der übrigen Spießbürger.) Prag. (Das Programm des linken Centrums.) Leipzig. (Sage über Blum.) Roermond. (Abgeordnete für den Haag.)
Italien. Rom. Ministerwechsel zu Turin erwartet.
Schweiz. Rheinfelden. (Beleuchtung einiger Reichslügen in Betreff der Schweiz.) Bern. (Der Bundesrath und die auswärtigen Gesandten. Bundesrath in Tessin. Centralisation der Posten. Abbitte des deutschen Reichstruppenkommandanten.)
Französische Republik.
Paris. (Der „peuple souverain.“ Bankett. — Die Präsidentenwahl. — Der Papst und der Kaiser. Bewegung in der demokratischen Partei. — Mieroslawski's Rede. (Schluß.) — Vermischtes.
Großbritannien. London. (Neue Organisation des Chartistenbundes. — Mordthat. — Punch. — Der „Economist“ über den Handel in den „Vereinigten Staaten.“)
Dänemark. Copenhagen. (Russische Erklärungen.)
Deutschland.
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[ * ] Köln, 5. Dezember.
Vor einigen Tagen war der Redakteur en chef der „Neuen Rheinischen Zeitung“, Karl Marx, von neuem vor das Instruktionsgericht vorgeladen. Vier Artikel haben die Centralgewalt bewogen, auf Verläumdung zu klagen: 1) Schnapphahnski, 2) ein Artikel aus Breslau über Lichnowsky, 3) ein Artikel, worin von einem „verfälschenden“ Berichte eines gewissen „komischen Stedtmann,“ die Rede ist, 4) der Abdruck der im Eiser'schen Saal beschlossenen „Volksverrathserklärung“ gegen die Frankfurter Majorität in Schleswig-Holstein'schen Sachen.
Die „Neue Rheinische Zeitung“ erwartet nun sehnlichst fernere Verläumdungsklagen von Berlin, Petersburg, Wien, Brüssel und Neapel.
Am 20. Dezember wird der erste Prozeß der „Neuen Rheinischen Zeitung“ contra Parquet und Gensd'armen verhandelt werden.
Wir haben bisher nicht vernommen, daß irgend ein rheinisches Parquet irgend einen Artikel des Code pénal auf die groben, handgreiflichen Gesetzwidrigkeiten sämmtlicher rheinischer Behörden anwendbar gefunden hätten.
„Distinguendum [unleserlicher Text]st“! „II faut distinguer“ ist der Wahlspruch des tapferen rheinischen Parquets.
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@facs0857
Edition: [Friedrich Engels: Schweizerische Zeugnisse über die Heldentaten ..., vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 5. Dezember.
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@facs0857
Düsseldorf, 4. Dez.
Gestern Nachmittag wurde die Leiche der bei den Unruhen am 29. Nov. umgekommenen 70jährigen Frau feierlich beerdigt. In dem unabsehbaren Zuge, welcher dem Leichenwagen folgte, befanden sich der Gemeinderath so wie fast sämmtliche Bürgerwehroffiziere. Die ernste Feier war stille und würdig und trotz der versammelten Menschenmasse nicht zu der geringsten Störung der Ruhe Anlaß.
[(D. Z.)]
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Koblenz, 2. Dez.
Heute Abend waren wir wieder Augenzeuge des gepriesenen Heldenmuths. Am Schifferthor begannen beiläufig 20 Mann des 26. oder 27. Regiments, wir konnten dieses in der Dunkelheit nicht unterscheiden, mit dort stehenden Bürgern einen Wortwechsel. Kaum war dieser begonnen, so liefen von der Rheinbrücke wenigstens 30 andere Soldaten, ihre gezogenen Säbel schwingead, wie wilde Bestien herbei. Nur eine eben angekommene Patrouille der hiesigen Garnison verhütete Blutververgießen, indem sie die säbelschwingenden Helden mit gefälltem Bajonette auf die Rheinbrücke zurücktrieb. Wie wird das enden? Soll es vielleicht zu dem Belagerungszustande führen? Allerliebst! herrlich! dann ist auch die Möglichkeit da, die freie Presse zu unterdrücken, welche jetzt wenigstens noch solche Schandthaten der Verachtung und dem Abscheu des Publikuns denunziren darf.
[(Rh.- u. M.-Z.)]
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@facs0857
Trier, 2. Dezbr.
Das preußische Papiergeld fängt an, sich zu diskreditiren, ein Ereigniß von den traurigsten Folgen bei der Höhe der cirkulirenden Summe. Eine Rimesse von circa 300,000 Gulden, die in unserer unmittelbaren Nähe, dem Luxemburger Lande — also auch Deutschland — in klingender Münze an das Gouvernement gezahlt werden sollte, und die der kluge Bezahler in preuß. Papier machte, hat eine bedeutende Aufregung in dem Lande hervorgerufen und wird wahrscheinlich vor die Luxemburger Kammer kommen, da man in dem preußischen Papier keine Garantieen erblickt.
[(Tr. Z.)]
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[ * ] Berlin, 3. Dez.
Als Beweis des Umschwunges unserer Zustände möge folgendes dienen. Man erzählt hier als sicher, daß eine Kriminaluntersuchung gegen diejenigen, welche am 19. März d. J. das Haus des Majors Preuß, als einen Akt der Volksjustiz für den, demselben zugeschriebenen Verrath, demolirten, eingeleitet worden ist. — Wir wollen alle Reflexionen über diesen Schritt der Reaktion unterlassen, müssen jedoch bemerken, daß unserer Ansicht nach Niemand über die Vorfälle des 18. und 19. März zur Untersuchung gezogen werden kann, da alle mit dieser Revolution in Verbindung stehenden Vergehen und Gesetzübertretungen durch die allgemeine Amnestie vom 20. März niedergeschlagen sind. Thatsache ist es, daß dieser Grundsatz von hiesigen Gerichten bei einem entgegengesetzten Fall, nämlich bei der Anklage eines Kriminalkommissarius, welcher am 18. März einen vom Militär gefangenen Barrikadenkämpfer kannibalenmäßig behandelte, geltend gemacht wurde.
Die hiesige Reform-Genossenschaft wird morgen Abend 6 Uhr im Englischen Hause eine Generalversammlung abhalten, zur Annahme eines Statuts behufs Erlangung von Corporationsrechten. Auch ist beantragt, den Gottesdienst am Sonnabend einzustellen und denselben nur noch am Sonntag Vormittag abzuhalten. Eine gänzliche Trennung von der alten jüdischen Gemeinde wird angebahnt.
Ein Soldat erzählt uns, daß sein Regiment vom Obersten den Befehl erhalten hat, jeden Demokraten, der irgend einen von ihnen durch Redensarten aufwiegeln wolle, sogleich festzunehmen und an den Obersten abzuliefern; wer einen solchen Demokraten abliefert, erhält „fünf Thaler“ Belohnung vom Obersten. Der Erzähler fügte jedoch hinzu, daß diese Belohnung noch von Niemanden verdient worden sei.
Zwei Beamte im Handelsministerium sind vor einigen Tagen plötzlich nach Posen versetzt worden. Diese unfreiwillige Versetzung haben sie sich nur durch ihre demokratische Gesinnungen zugezogen. Als diese Beamten sich von ihrem Bureauchef beurlaubten, sagte ihnen dieser ungefähr folgendes: „Meine Herren, Sie sind nach Posen versetzt worden. Ich hoffe, daß Sie in Ihrer neuen Stellung andere Gesinnungen hegen werden, als die von ihnen bisher ausgesprochenen, welche sich für keinen Unterbeamten passen.“ — Auf solche Weise sucht das Ministerium die demokratisch gesinnten Beamten zu bekehren und unschädlich zu machen.
Gestern fand, wie wir bereits gemeldet, eine Privatberathung sämmtlicher Oppositionsmitglieder der Nationalversammlung, mit Ausnahme von ungefähr vierzig Mitgliedern der äußersten Linken, in Brandenburg statt. Man kam dahin überein, in der nächsten Donnerstag stattfindenden Sitzung zu erscheinen und sich der, von der Rechten beabsichtigten neuen Präsidentenwahl nicht zu widersetzen, da man jedenfalls die Majorität für die Wahl Unruhs zum Präsidenten sich gesichert hat. Die Zahl dieser vereinigten Oppositionsmitglieder ist bereits auf 260 gestiegen. — Von den Mitgliedern der äußersten Linken sind bereits viele nach ihrer Heimath gereist, um den Willen ihrer Wähler zu vernehmen. Die Hiergebliebenen, unter Leitung der Herren D'Ester, Waldeck und Jakoby werden keinesfalls nach Brandenburg gehen und nehmen auch an den Privatberathungen der andern Oppositionsmitglieder ferner keinen Theil.
Da die Mitglieder der ehemaligen Rechten, welche bisher die Majorität im Brandenburger Dom hatten, fürchten diese am nächsten Donnerstag zu verlieren, so sehen dieselben ihr Heil nur noch in einer Auflösung der Nat.-Vers., welche sie herbeizuführen suchen werden.
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@facs0857
[ X ] Berlin, 3. Dez.
Bei dem Abgeordneten Hrn. Lipski fanden am 16. und 19. d. M. zwei Haussuchungen, angeblich nach verborgenen Waffen und Munition statt. Das Militär, welches zu diesem saubern Werke beordert war, erschien ohne Legitimation. Bei der einen Durchsuchung assistirte sogar ein Polizeisergeant, natürlich ebenfalls ohne irgend eine Vollmacht vorzuweisen. Wegen der ganzen schnöden Verletzung des Hausrechts und der Habeas-Corpus-Acte wurde Hr. Lipski beim Staatsanwalt klagbar und drang auf Untersuchung gegen die Schuldigen. Allein die Staats-Anwälte sind zwar schnell bei der Hand, wenn irgend ein Demokrat wegen einer freien Aeußerung denunzirt worden, handelt es sich aber um Bestrafung der klarsten Verbrechen, welche von oben herab gegen die Habeas-Corpus-Acte begangen werden, so erklären sie sich inkompetent. Hr. Lipski ist demnach mit seinem Antrag ebenfalls abgewiesen worden. Die Antwort des Staatsanwalts ist jedoch nicht blos wegen seiner Inkompetenz-Erklärung höchst charakteristisch für unsere dermaligen durch und durch „gewrangelten“ Zustände, sondern sie enthält auch in ihrer weitern Ausführung die bitterste Ironie auf die so viel gerühmte preußische Justiz, sie ist ein Hohn auf alle jene offiziellen Versicherungen, daß die vom Volke errungenen Freiheiten in keiner Weise geschmälert werden sollen. Es ist jedem Bürger ein aufmerksames Lesen nachstehenden Aktenstückes anzuempfehlen.
„Auf Ew. Wohlgeboren Denunciation vom 21/27 d. M. wegen Verletzung des Hausrechts gegen diejenigen Personen, welche sich bei den am 16. und 19. d. M. stattgehabten Durchsuchungen Ihrer Wohnung betheiligt haben sollen, kann der Staats-Anwalt nicht eingehen, weil er dazu nicht competent ist. Nach Ew. Wohlgeboren eigenem Vortrage sind beide Visitationen von Militär-Personen geleitet und ausgeführt. Diese stehen aber unter der Militärgerichtsbarkeit, auf welche der Staats-Anwalt keine Einwirkung hat. Bei der ersteren Visitation soll sich zwar auch ein Polizei-Sergeant als Assistent eingefunden haben. Allein selbst wenn eine gesetzwidrige Haussuchung stattgefunden hätte, so wäre die Betheiligung dabei doch kein solches Amtsverbrechen, auf welches nach §. 333 Th. II. Tit. 20 A. L. R. und §. 4 des Gesetzes vom 29. März 1844 eine gerichtliche Untersuchung zulässig wäre, und nur auf solche findet auch der §. 9 des Gesetzes vom 24. September 1848 nach dem eigenen Wortlaute Anwendung. Es könnte vielmehr nach obigen Gesetzen gegen den Polizei-Beamten höchstens eine Disciplinar-Untersuchung stattfinden, wobei wieder der Staats-Anwalt nicht mitwirkt.
Könnte man aber auch den § 9 des Gesetzes vom 24. September c. so verstehen, daß gegen diejenigen Beamten, welche die Bestimmungen dieses Gesetzes verletzten, immer gerichtlich eingeschritten werden müßte, so käme es darauf an, zu prüfen, ob solche Verletzung hier stattgefunden hat. Für letztere Annahme liegt nichts vor. Es ist für die Dauer des Belagerungszustandes hierselbst in Gemäßheit des § 18, Thl. 2 des Militär-Strafgesetzbuches das Kriegsgericht verkündet, für alle Civilpersonen, welche den hiesigen Truppen durch eine verrätherische Handlung Gefahr oder Nachtheil bereiten. Zu solchen Handlungen, wenn auch nur in das Bereich des Versuchs gehörig, muß das absichtliche Zurückhalten von Waffen und Munition iu einer Stadt, welche sich im Belagerungszustande befindet, unter jetzigen Verhältnissen gerechnet werden. Das Kriegsgericht war also nach § 6 des Gesetzes vom 24. September c. zur Haussuchung nach solchen Waffen und Munition befugt, wenn es Grund hatte, bei Ihnen dergleichen zu vermuthen, und daß solcher Grund nicht vorhanden war, behaupten Sie selbst nicht.
Daß aber die bei Ihnen erschienenen Militär-Personen nicht in Gemäßheit des §. 24 und 25 Th. II. des Militär-Straf-Gesetzbuches von dem zuständigen Militär-Gerichts-Herrn abgesandt gewesen, dafür spricht nichts. Ebenso haben Sie nichts erbracht, wonach bei der Haussuchung selbst unge- [0858] setzlich verfahren wäre, und ein schriftlicher Befehl zur Legitimation, war bei der amtlichen Eigenschaft der Deputation nach dem Gesetze nicht erforderlich. Kann somit die Haussuchung überhaupt nicht für eine ungesetzliche gehalten werden, so ist auch der Polizei-Sergeant, welcher dabei zur Assistenz zugezogen wurde, nicht strafbar.
Berlin, den 27. November 1848.
Der Staats-Anwalt Neumann.“
An den Abgeordneten Herrn Lipski Wohlgeboren hier.
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Berlin, 2. Dez.
Während der kurzen Dauer des Justizministeriums Kisker ist von demselben auch durch das Justizministerial-Blatt der Entwurf einer Justiz-Reorganisation bekannt gemacht worden, welcher den kurz vorher vom Ministerium Auerswald in dieser Beziehung gemachten Verheißungen völlig widerspricht; denn es wird zufolge dieses Entwurfes das Recht der freien Verhandlungen der Parteien in deren Civilrechts-Streitigkeiten noch immer nicht anerkannt, es bleiben demnach auch wieder die älteren Provinzen der so nöthigen Institute, wie der des Friedensgerichts, des Familienrathes in Vormundschaftssachen etc. beraubt, hingegen werden dadurch die Richter fortwährend wieder mit Geschäften überhäuft, wovon sie gänzlich fern gehalten werden sollten, wie z. B. vom Kassen- und Hypothekenwesen etc. Der rheinische Revisionshof hat sich dadurch verpflichtet erachtet, in einer an das Staatsministerium gestern gerichteten Erklärung wegen des gedachten Entwurfes seine völlig abweichende Ansicht auszusprechen und besonders im allgemeinen Interesse der Rechtspflege, so wie auch in jenem der Rheinprovinz gegen die in erwähntem Entwurfe ausgesprochene Vereinigung des rheinischen Revisions- und Kassationshofes mit dem für die älteren Provinzen hier bestehenden Geh. Ober-Tribunal, desgleichen auch gegen die Aufhebung des königl. Justiz-Senats in Ehrenbreitenstein und gegen die Vereinigung desselben mit dem Oberlandesgericht zu Arnsberg förmlich zu protestiren. Dieser Protest ist von sämmtlich hier anwesenden Räthen des rheinischen Revisions- und Kassationshofes sowie des öffentlichen Ministeriums unterzeichnet.
[(D. Z.)]
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[ * ] Berlin, 2. Dez.
Die von Wrangel so sehr fetirte und umarmte „Tante Voß“ enthält heute folgende Elegie auf die gegenwärtigen Berliner Zustände:
„Trotz der vollkommenen Ruhe, deren wir uns erfreuen, liegen dennoch alle Geschäfte noch mehr als früher darnieder. Die Klagen der Geschäftsleute sind eben so allgemein als eindringlich. Das Steigen der Effekten an der Börse ist ein so singuläres Faktum, daß es in ganz besondern Gründen beruhen muß; leider übt es auf die Hebung des Verkehrs im Allgemeinen nicht den geringsten Einfluß. Einzelne Geschäftsmänner versichern, seit vierzehn Tagen nicht für die geringste Summe umgesetzt zu haben.“
Man vergleiche damit folgende Stelle in der neuesten Nr. der biedern „Kreuzritterin“, die Berlin's Handel und Wandel natürlich im rosigsten Lichte darzustellen hat. Sie sagt:
„Trotz aller Versicherungen der zur Opposition gehörenden Korrespondenzen und Tagesblätter, daß die gewerblichen und Handelsverhältnisse in Folge des Belagerungszustandes immer mehr darniederliegen, ist dies eine Unwahrheit. Der Verkehr steigt mit jedem Tage, der Handwerker hat wieder zu thun, weil die öffentliche Sicherheit und das Vertrauen wiedergekehrt sind.“
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Breslau, 3. Dezember.
Ein Bauernaufstand gegen die Gutsherrschaft in dem Dorfe Liptin, Leobschützer Kreises, ist durch rechtzeittige Herbeischaffung militärischer Hülfe unterdrückt worden. Vor mehr als 20 Jahren hat ein großer Theil der Bauern dieses Dorfes einen Theil ihrer Grundstücke wegen verschiedenartiger Schulden durch richterlichen Spruch an die Gutsherrschaft verloren. Die Absicht der Wiedererlangung derselben hat die Eigenthümer dieser Bauergüter seither immer rege erhalten, da ihnen die Rechtlichkeit obigen Verfahrens nicht einleuchten will. Es wurden in der letzten Zeit vielfach Berathungen geflogen und endlich eröffnete man der Herrschaft, daß man die betreffenden Grundstücke einfach durch Herstellung der alten Grenzlinie wieder an sich zu ziehen gedenke. — Die Herrschaft berief sofort den Landrathamtsverweser, der es bei der drohenden Haltung der Bauern für das Gerathenste hielt, aus Leobschütz 20 Husaren zu requiriren. Die Bauern schienen anfangs Lust zu haben, Widerstand zu leisten, einer mußte am am Sturmläuten verhindert und die Gefangennehmung der Rädelsführer mit Gewalt bewerkstelligt werden. Sechs Personen, darunter der Scholze und sein Sohn, wurden verhaftet. Infanterie aus Ratibor löste hierauf die Husaren ab, um die Ruhe weiter zu sichern.
[(Schl. Ztg)]
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@facs0858
Brieg, 2. Decbr.
Der §. 1. der köngl. sanctionirten Landwehrordnung lautet: „Die Landwehr bildet einen Theil der bewaffneten Macht, sie tritt indeß nur bei ausbrechendem Kriege und bei den jährlichen Uebungen zusammen.“ Der Brauer Girwert aus Jelline bei Strehlen erklärte: er könne sich nach diesem Gesetz nicht für verpflichtet halten, jetzt zur Landwehr einzutreten! — Er wurde augenbliklich nicht weiter dazu genöthigt.
Am 27. November c., früh 1/2 8 Uhr, wurde er ohne Verhaftsbefehl durch Gensd'armen in seiner Wohnung arretirt und nach Brieg zum militairischen Untersuchungsarrest abgeführt.
§. 74. der obgedachten Landwehrordnung sagt aber ausdrücklich: daß die Landwehr nur unter den Kriegsartikeln steht, wenn sie versammelt ist, sonst unter dem persönlichen Richter.
Am 29. Nachmittags hat Girwert noch keinen Verhaftsbefehl gesehen, ist noch nicht zum Verhör gekommen! Feldwebel Gabriel hat ihm nur gesagt: ein Schreiben des Bataillons-Commandeur verfüge, seine Einkleidung und Abführung in Untersuchungsarrest, und Lieutenant Busse hat ihn am 27. mit den Worten entlassen: er werde morgen die Geisteskranken (?) besuchen.
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@facs0858
[unleserlicher Text] * Einem aus Wien hier angelangten Privatschreiben entnehmen wir Folgendes:
Wien, 29. Nov. Du hoffst noch für unser Vaterland, — ich habe aufgehört zu hoffen, wenigstens in Oesterreich wird für Deutschland die Freiheit nicht geboren. Ich habe geträumt, — ein schöner Traum, der mir unser Vaterland im Glanze der Freiheit, in der Allgewalt der Einigkeit, im Frieden der Gleichheit und Brüderlichkeit zeigte, — Kanonendonner weckte mich, mein Blick fiel auf die Feuersäulen brennender Häuser, auf die Leichen der Freiheitskämpfer. Da erfüllte mit Schmerz, unendlicher Schmerz; Wien erschien mir wie das Grab meines liebsten Kindes, aber ich hoffte noch, daß aus diesem Grabe verklärter und schöner die Freiheit auferstehen würde. Diese Hoffnung ist jetzt hin; denn, wer wird wahnsinnig genug sein, sich für ein Volk zu opfern, das ruhig zusieht, wenn die edelsten Männer wie gemeine Verbrecher hingeschlachtet werden, für ein Volk, das seine Freiheitshelden verhöhnt, das Jelachich mit Vivats im Theater empfängt, das Windischgrätz Dankadressen in Masse zuschickt und ihn flehentlich bittet, ihren Schmerbäuchen auch ferner seinen milden Schutz angedeihen zu lassen, und ihm als ihrem Befreier und Erlöser Weihrauch zuwedelt. — So ist hier das Volk, — es sind nicht einzelne, nein, ganze, fast alle Korporationen haben diese Adressen unterschrieben, sogar auch das Buchhandlungs-Gremium.
Wohl hast Du Recht, das Maaß der Schande des Frankfurter Parlaments ist voll! — Was hat es gethan, um von Wien die Gräuel abzuwenden? Was, um Blum's, Messenhauser's, Becher's etc. Tod zu sühnen und fernere Gräuel zu unterdrücken? Was, um Berlin gegen die Ränke eines Königs zu schützen? — Seine Kommissäre haben an den allerhöchsten Tafeln gespeis't, und wären beinahe auch nach Wien gekommen; doch fehlte es den Herren vermuthlich an Zeit, die sie besser am Olmützer Hof zu Gelde machen konnten. — Wie's jetzt in Preußen steht, weiß ich nicht, (ich lese keine Zeitung, es widert mich an) vermuthlich wird auch dort die Reaktion siegen und unter lauten Versicherungen, die Freiheit des Volkes nicht antasteu zu wollen, alle Freiheit nach und nach wieder nehmen.
In Kremsier haben die Sitzungen begonnen, zu der sich die Deputirten der Linken, trotz ihrer frühern Erklärung: dort nicht tagen zu können, in außerordentlicher Konsequenz eingefunden haben. Jetzt werden alle Teufelskünste in Bewegung gesetzt, um die 12 freisinnigsten Deputirten, unter denen Borrosch, hinauszubeißen, wozu die Czechen sich sehr bereitwillig hergeben; sind diese beseitigt, so wird eine fertige Verfassung der Kammer zur Gutheißung vorgelegt werden, und dann gute Nacht ihr Deutsche in Oestreich, dann werden die Czechen den Lohn für ihre Thaten verlangen und die Deutschen knechten wollen. Wahrscheinlicher aber ist, daß der morsche Bau des östreichischen Staates früher schon zusammenstürzt; die Finanzen sind fürchterlich und stellen einen Staatsbanquerot in nächste Aussicht. Silbergeld sieht man fast nie, statt dessen in 2 auch 4 Theile zerschnittene Gulden-Banknoten statt 15 und 30 Kr. Seit vorgestern beginnen die Operationen der Gesammtarmee gegen Ungarn, doch hört man noch nichts über den Erfolg; die Ungarn sollen sich stark verschanzt haben, doch werden auch sie der Uebermacht wohl erliegen.
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@facs0858
Kremsier, 29. Nov.
Die Berichte aus Wien betrüben jeden Freund der Freiheit und der Demokratie. Nicht etwa über das Militärgericht herrscht Mißmuth, denn das Erschießen hat aufgehört und die übrigen Urtheile werden wohl nur theilweise in Ausführung kommen. Bach erklärte auf eine Interpellation wegen der Prager Junivorfälle: er werde keine politischen Tendenzprozesse unterstützen, und derselbe Bach sitzt jetzt auch im Ministerium, und müßte sein Portefeuille niederlegen, wenn diese Gerichtsprozedur fortdauern sollte. In dieser Beziehung beruhigt man sich, selbst bevor noch die Antwort auf Schuselka's Interpellation wegen Fortdauer der Militärdiktatnr gegeben ist. Allein Mißmuth und Trübsinn beschleicht Jeden, der das Getriebe des jetzigen Gemeinderathes und der sonstigen Bürger in Wien beobachtet. Derselbe Gemeinderath, wenn auch nicht ganz dieselben Individuen, wedelte vor 4 Wochen um Stifft und Collegen herum, votirte Hunderttausende für die Garden, Pensionen für die Waisen und Wittwen der für das Vaterland Gefallenen u. dgl., und jetzt erscheint er mit einer Dankadresse vor dem Marschall, der gezwungen war, Bomben in ihre Stadt zu-werfen und das hochnothpeinliche Gericht einzuführen. Das pure Schicklichkeitsgefühl hätte diesen Leuten sagen müssen, daß die Brandstätten erst wieder überbaut, und die Leichen schon verwes't sein sollten, ehe man einen solchen Schritt machte. Auch Fürst Windischgrätz mag das Unpassende gefühlt haben. Seine Antwort ist bezeichnend. Die Stimme, die sich unisono erhebt, mag dem Fürsten gesagt haben, daß er in seiner Treue für den Thron wie in seiner Sorge für den Kaiserstaat doch mehr that, als die Noth und die Klugheit geboten. Daß er falsch unterrichtet ist, beweist eine Proklamation, welche sagt: daß nun die „Haupträdelsführer“ bestraft seien. Es gab gar keine Haupträdelsführ, so wie die ganze Oktoberrevolution kein Haupt hatte, und die Rädelsführer waren glücklicher als die Hineingezogenen und Verirrten, indem sie glücklich über die Gränze kamen. — Jellachich sagte den Ueberreichern der Adresse: „warum kamen sie nicht vor 4 Wochen?“ und Welden äußerte: „statt Adressen lieber Thaten, Ihre Feinde sitzen auf der Linken im Reichstag.“ — Das sind bezeichnende Anreden, worauf die Wiener wahrscheinlich einen gehorsamsten Diener machten.
[(Corresp. Bl. a. B.)]
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@facs0858
Prag, 1. Dezember.
Die Programme des linken Centrums und das der Linken im östreichischen Reichstage, die gestern und heute hier bekannt wurden, haben sehr großes Aufsehen erregt. Vor Allem fällt es auf, daß die Linke, die bisher die Idee der Centralisation Oestreichs so mächtig vertrat, nun plötzlich die ursprünglich von der czechischen Partei angeregte Idee der Föderation Oestreichs in ihr Programm aufnahm. Allein diese Sinnesänderung hat sehr gewichtige Motive. Die Linke des Reichstags wollte und will noch heute eine innige und dauernde Verbindung mit Deutschland. Bei dem Widerwillen des größern Theils der slavischen Partei gegen jede Verbindung mit Deutschland sahen sie die Unmöglichkeit, auf dem Wege der Centralisation ihr Ziel zu erreichen, sehr wohl ein, und kamen daher zur Annahme eines Föderativstaates, wo wenigstens der deutsche Theil Oestreichs für die innige Verbindung mit Deutschland gerettet werden kann. Alle Parteien sind nun darin einig, daß die Konstituirung des neuen Oestreichs nur durch Gründung eines Föderativstaats möglich sei. Die beiden Programme stimmen darin überein, daß sie die Autonomie und Selbstständigkeit der einzelnen Landestheile, insoweit es mit einer Centralgewalt (in Wien) verträglich ist, anerkennen, daß sie die Exekutivgewalt dem Kaiser ausschließlich einräumen, daß sie dem Kaiser nur ein beschränktes Veto zugestehen, und daß sie Parlamente für die einzelnen Ländertheile bestimmen. Worin sie sich aber wesentlich unterscheiden, ist in der Bestimmung, was man unter einzelnen Ländertheilen zu verstehen habe.
Das linke Centrum, jeder Entschiedenheit abhold, will die alte Eintheilung in Provinzen beibehalten, diese in Kreise getheilt, mit möglichster Berücksichtigung der Nationalität, an der Spitze einer jeden Provinz einen Gouverneur, der dem Ministerium verantwortlich ist. Die Linke hingegen will eine Eintheilung Oestreichs als eines Föderativstaats in fünf Nationsstaaten: 1) Polnisch-, 2) Czechisch-, 3) Slowenisch-, 4) Deutsch-, 5) Italienisch-Oestreich, mit möglichst genauer Sonderung der Nationalitäten, an der Spitze eines jeden Nationalstaats ein Staatssekretariat, das dem Parlamente des Staats verantwortlich ist. Der Centralgewalt sind gewisse Gegenstände von allgemeiner Wichtigkeit reservirt. Die gesetzgebende Gewalt übt der Senat aus, der aus einer Kammer besteht, und theils durch direkte Wahl aus dem Volke hevorgeht, theils durch Wahl aus einzelnen Parlamenten gebildet wird. Das linke Centrum will zwei Kammern, von denen die erste aus von den Provinziallandtagen gewählten Vertretern, die zweite aus den vom Volke gewählten bestehen soll.
[(D. A. Z.)]
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@facs0858
Leipzig, 28. Nov.
Nachdem am vorigen Sonntage die Leichenfeier für Robert Blum auf das glänzendste begangen und von seiner Partei nur gerügt worden ist, daß sich weder die königlichen Behörden, noch die Geistlichkeit oder die Besatzung dabei betheiligt haben: erscheint gestern ein Frauenzimmer aus Wien, welches an Madame Blum einen mit Bleistift geschriebenen Zettel überbringt, worauf die Worte stehen: „An diesem Zeichen werdet ihr erkennen, daß ich noch lebe. Robert Blum.“ Es erzählt zugleich: Während alle Verurtheilten im Stadtgraben erschossen worden sind, habe man Robert Blum ganz allein in die jetzt einsame Brigittenau geführt, dort sei aber an einem ganz Anderen das Todesurtheil vollstreckt worden, und seltsamer Weise treffen auch die Personen-Beschreibungen, welche die wenigen dabei anwesend gewesenen Civil-Personen von dem Hingerichteten geben, mit dem Aeußeren Robert Blum's gar nicht überein. Diesem soll, wie die Berichterstatterin fortfährt, eine Kapuze über den Kopf gestülpt, und er in ein Kloster gebracht worden sein, um dort seine deutsch-katholischen Ketzereien abzubüßen. Wie handgreiflich auch die Unwahrheit dieses Berichts ist, so findet er dennoch im Volke Glauben, welches seine Meinung besonders darauf stützt, daß die Auslieferung von Blum's Leiche in Wien verweigert worden ist. Wir sehen mithin noch Abenteuern wie mit dem portugiesischen Sebastian oder dem russischen Dimitri entgegen.
[(Hannov. Z.)]
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@facs0858
Roermond, 2, Dec.
Trotzdem die konstituirende Deutsche National-Versammlung zu Frankfurt das Herzogthum Limburg als einen unzertrennbaren Theil Deutschlands erklärt hat, haben heute die Wahlverhandlungen der Abgeordneten für die erste und zweite Kammer der Vertreter Limburg's in dem Haag Statt gefunden.
Italien.
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@facs0858
[ * ]
Unsre Nachrichten aus Rom gehen bis zum 23. Nov. Man trug sich damals allgemein schon mit dem Gerücht, die Mission Rosmini's nach Paris habe zum Zweck, die Hülfe der französischen Regierung gegen die Revolution anzurufen. Nach dem „Corriere“ von Genua war die ganze Romagna über den Sieg des römischen Volkes in einem Zustande freudiger Trunkenheit. Am 21. hatte Minister Sterbini der Gesellschaft „Circolo popolare“ die nachstehende patriotische Aufforderung zukommen lassen: „der unterzeichnete Minister des Handels und der öffentlichen Arbeiten ladet den Circolo popolare ein, für ein jedes Quartier zwei Bürger zu ernennen, welche sich mit dem Ministerium über schleunige und ausführbare Mittel zu berathen haben, wie man dem Volke, nach den Bedürfnissen jedes Quartiers und durch allgemeine nützliche Arbeiten, so bald wie möglich Beschäftigung geben kann. Gez. P. Sterbini.“
Am 25. Nov. glaubte man zu Turin mit Gewißheit annehmen zu dürfen, daß der längst gewünschte Ministerwechsel, oder doch wenigstens eine Modifikation des Kabinets, ehestens stattfinden würde. Der Schluß der Parlamentssitzung wurde auf den 15. Dez. erwartet. Allen Kriegsreserwisten, deren Anwesenheit zu Hause nöthig ist, hatte das Kriegsministerium unbeschränkten Urlaub ertheilt.
Die Kammer hatte einen Antrag des Generals Antonini, einen nach Venedig zu schicken, den Succurs betreffend, in Erwägung genommen.
Schweiz.
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@facs0858
[ * ] Rheinfelden, 25. November.
Unter diesem Datum bringt die „M. Abdz.“ folgende Erklärung eines schweizer Bürgers über die gegen die Schweiz von Deutschland aus geschleuderten offiziellen und offiziösen Lügen:
„Die Frankfurter Noten an die Schweiz sind bekannt, und eben so bekannt ist, daß die Schweiz nicht darnach pfeifen und tanzen will. Zu diesem Nichtwollen hat sie aber als selbstständige freie Nation nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, so lange nicht durch Aktenstücke die gegen sie vorgebrachten Beschuldigungen als Thatsachen dargethan werden. Dies ist auf vielfaches Verlangen verweigert worden, weil dem Reichsministerium der Beweis der grundlosen Beschuldigungen unmöglich war, und die Schweiz ihre Nichtbetheiligung an den Bewegungen in Baden glänzend darthat und ihre Verwunderung nebenbei ausdrückte, daß Frankreich von dem Frankfurter Riesen nicht der Krieg erklärt worden sei, da doch von französischem Gebiet aus wirklich bewaffnete Uebergänge stattfanden. Statt allen Beweises will nun die Centralgewalt ihre reichsförderlichen Feindseligkeiten beginnen und damit die Schweiz partout in ein schlechtes Licht gestellt werde, wirft sie — die Centralgewalt — ihren Schatten auf dieselbe, und nun ist allerdings die Schweiz in den Augen von ganz Deutschland schwarz!
„Ein solcher Schatten fiel auch in die „Augsb. Allg. Ztg.“ vom 16. Nov. unter dem Titel: „Aktenstücke über die deutschen Flüchtlinge.“ Daß dazu „deutsche Unverantwortlichkeit“ nöthig ist, geht aus dem heillosen Lügenberichte hervor; denn in der Schweiz, wo unbedingte Preßfreiheit, aber auch volle Verantwortlichkeit zu Hause ist, würde solche schamlose Verdächtigung und Nachbarverläumdung nicht möglich sein, jedenfalls aber nicht ungeahndet bleiben. Schaffhausen ist bereits klagend aufgetreten gegen die Augsburgerin, andere Angefeindete werden folgen, wenn sie es der Mühe werth erachten; ich selber aber, der ich einen unüberwindlichen Degout vor der deutschen Gerichtspflege habe, vertheidige mich durch die Presse.
„Die Augsburgerin führt zwei Berichte der Aemter Säckingen und Lörrach an, nach welchen ich erstens den Flüchtling Hollinger beherberge, zweitens auf amtliche Anfragen über Hecker und Genossen keine Auskunft gäbe, und drittens jeden Schutz gegen Insulten der Flüchtlinge verweigere. Das ist das peinliche Aktenstück gegen den Unterzeichneten, das die angedrohten Maßregeln gegen die Schweiz mitbegründen soll. Meine Antwort auf diese Bosheit folgt also:
„Besagter Hollinger wohnte seit 5 Jahren als hiesiger Insaße bei mir in der Miethe; sein Benehmen war so untadelhaft schweizerisch, daß ich ihn noch 20 Jahre als Zinsmann behalten hätte, wenn nicht die hohe eidgenössische Regierung ihn vorderhand landein gewiesen hätte; daß mir die deutsche Regierung übrigens in mein Hausrecht reden will, geht absolut nicht an, und eine drüben mißliebige Person muß mir erst ebenso mißliebig sein, bevor ich ihr das Quartier künde. Wollte die Schweiz derartigen Anmuthungen nachkommen, so müßte voraussichtlich bald die ganze Eidgenossenschaft Platz machen und in einem neuen Zwing-Uri ein Obdach suchen. — Was die Anfragen wegen Hecker betrifft, so sind keine an mich gestellt worden, und wäre dies wirklich der Fall gewesen, so geht die „amtliche Freundnachbarlichkeit“ nicht so weit, daß ich Geheimnisse (in welche ich ubrigens nicht eingeweiht war) verrätherisch eröffnen sollte. Schweizer-Beamte haben in diesem Punkte freien Willen; Rechenschaft über Oeffentlichkeiten und Thaten werden von ihnen verlangt, nicht aber Denunciation. Hätten mich nun die Aemter Lörrach und Säckingen befragt, wie Hecker das Bier geschmeckt oder dergleichen, so würde ich auf diese ebenso menschen- als volksfreundliche Frage wieder freundlich geantwortet haben, obwohl ich städtischer und nicht Bezirks-Amtmann bin, bei welchem eigentlich anzufragen ist. — Was endlich die Schutzverweigerung gegen Insulte der Flüchtlinge betrifft, so bin ich nie um Schutz angegangen worden, was auch ganz natürlich war, denn die wenigen Flüchtlinge (Langsdorf, Schwerter, Dengler, Freund, Schnauffer, Reiter und Habich), welche sich in hiesiger Gemeinde aufhielten, erwarben sich Aller Achtung, und Insulten ihrerseits fanden so wenig statt, als sie zu erwarten waren.
„Der Boden der Insultirung ist drüben überm Rhein, denn nicht nur, daß die deutschen Republikaner drüben gekränkt und gemartert wurden und noch werden, die Schamlosigkeit geht drüben so weit, daß Schweizer, weil sie Republikaner sind und wie es Menschenpflicht ist, politisch Unglücklichen Schutz gewähren, thätlich mißhandelt werden, wie unter Andern ein aargauischer Amtmann von einem Sackinger Thurmwart, Angesichts des Amtmanns Stieder so auf die Brust gestoßen wurde, daß er Blut spie, und warum? weil er nach dem Gitterfenster hinauf sah, wo Struve einst gefangen gesessen! — Wo das Unrecht ist, das beweist wieder der bewaffnete Ueberfall von 40 Bundes-Soldaten auf das Dorf Rafz (?), wo Weißhaar ausgehoben werden sollte und wo die Helden durch ein Dutzend Bauern und 3 Schulknaben über die Grenze gejagt wurden! Wo das Unrecht ist, beweist der ehemalige Gesandte in der Schweiz Raveaux, der mit der bezeichnenden Erklärung abdankte: daß Ehre, Pflicht und Gewissen ihm nicht ferner gestatten, in diesem Dienst zu verbleiben! Ich meine, diese Worte richten über jede Verdächtigung der politischen Haltung der Schweiz. — Die Unruhen drüben werden nicht von der Schweiz hinübergetragen, sie wachsen drüben und die Regierung sät den alten Unmuth, der unter der Inquisition und Zensur schon da war und den nicht erst die Preßfreiheit brachte.
„Die Preßfreiheit will die Unzufriedenheit abschaffen, und darum geißelt sie die schändlichen Mißbräuche der Gewalt, denen kein 1000jähriger Bestand Rechtskraft verleiht. Hätte Baden z. B. dieselbe Constitution wie die Schweiz, dürfte, wie in unserm Aargau, der deutsche Bauer keinen Rappen Steuer zahlen, so würde Friede und Ordnung wie bei uns auch drüben sein! Daß dieser Zustand der Steuerfreiheit fast durchweg durch Anwendung der reichen Domänen- und Staatsfonds durch die Abschaffung gewisser Hemmnisse drüben ebenso möglich wäre wie in der Schweiz, merken die Leute drüben mehr und mehr, und weil sie darnach in ihrem guten Rechte streben, und aber durch Gewalt zurückgehalten werden vorderhand, darum ist drüben Unzufriedenheit, Hader, Elend und Armuth, darum sind drüben die Kerker gefüllt unn hier bei uns die ein Asyl suchenden Flüchtlinge! Die Wahrheit liegt fast immer nahe, aber sie dünkt gewissen Leuten ein gar häßlich Ding, und darum halten sie's mit der Lüge, und darum verdächtigen sie die schweizerische Republik! Thatsachen aber sprechen und eine solche ist die Nothwendigkeit einer deutschen Republik, wie das Parlament uns selber eingesteht, und sie wird kommen trotz allen Gegenbemühungen, dafür bürgt der Geist des Jahrhunderts, der auch das Fortbestehen der freien Schweiz verbürgt und darum sind wir getrost, wie sehr das Reichsministerium brülle.
J. A. Bröchin.
[0859]
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Edition: [Friedrich Engels: Der Bundesrat und die auswärtigen Gesandten – ..., vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ ** ] Bern, 2. Dez.
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Französische Republik.
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[ 17 ] Paris, 2. Dez.
Die Entscheidung naht; wehe der Nation, wenn sie sich durch allerhand Firlefanz länger foppen und von der Socialdemokratie abspenstig machen läßt, (Peuple souverain) wie dies leider den Anschein hat. Ein kaiserlicher Hanswurst, ein holzköpfiger Bourgeoisrepublikaner zanken sich um den Präsidentensessel; Gott erbarme sich Frankreichs! Wir wollen keinen der beiden, wir wollen einen Socialdemokraten; aber was soll werden, wenn die hohen Volksbelüger immer und immer oben bleiben und das Volk kindisch und dumm bleibt wie bisher? Es wäre gar nicht unmöglich, bei der schnurrigen Verdumpftheit dieses Volkes durch alle, auf des unsterblichen Robespierre Sturz gefolgte Regierungen, daß die Februarrepublik eines schönen Tages durch das vielgepriesene allgemeine Stimmrecht eben wieder zu Grabe getragen wird. Mit den Banketten beeilt man sich, man weiß nicht, was nach der Mitte dieses Monats zum Weihnachtsgeschenk verabreicht wird. Die Deutschen und Franzosen werden wieder ein kolossales Verbrüderungsfest nächste Woche feiern; morgen ist ein Bankett der Studenten, Polytechniker und sonstiger Schulen, wozu der deutsche Verein drei Einladekarten erhielt, wie das polnische und italienische Comite. Das socialdemokratische französische Studentencomite hat bereits mehrmals den sehnlichen Wunsch ausgesprochen, mit den deutschen Studenten in engste Verbindung zu treten, die auf diesem Wege eingeleitet und unverzüglich weiter betrieben werden wird. Mit ungemeiner Mühe ist es gelungen, einen Theil der Pariser Studentenschaft in die socialistische Richtung zu bringen; jetzt geht es, und man wird nicht mehr die betrübsame Erscheinung sehen, daß der Blousenmann sich achselzuckend vom Studenten abwenden mußte, weil letzterer bei dem bloßen Worte „Arbeitsrecht“ oder „Kommunismus“ u. s. w. ein rohes oder affektirtes Bourgeoisgelächter aufschlug.
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[ 12 ] Paris, 3 Dec.
Die Sache wird mit jedem Tage toller. Was nicht die Parteien für Mittel und Wege anwenden, um ihren Kandidaten durchzubringen. In Paris gibt es sogenannte öffentliche Kartenschläger, die auch schon in „der guten stillen Zeit Guizots“ ihr Handwerk trieben und das Publikum belustigten. Diese Charlatans fangen immer ihre Prophezeiungen mit einer Art Komödie in Form eines Monologs an. Man kann diesen Leuten einen gewissen Witz nicht absprechen, und hierdurch sowohl, sowie durch Späße aller Art gelingt es ihnen, einen Kreis von Zuschauern um sich zu sammeln. Erst am Ende rücken sie mit ihrem Handwerke hervor, und dann gelingt es ihnen immer, einige aus dem Kreise zu entführen, um ihnen ihr künftiges Loos für einige Sous zu weissagen. Alle Weissagungen lassen sich auf 2 reduziren: „Großes Unglück wird auf dein Haupt und auf deine Familie kommen, wenn Cavaignac Präsident wird.“
Oder aber: „Die Welt wird in Trümmer zerfallen, und du wirst vor allen andern untergehen, wenn Napoleon Präsident wird.“ Die Charlatans sind häufiger als je; das Publikum läßt sich lieber als je weissagen: Soldaten und Bauern zahlen nichts dafür. Man hat voraus für gratuirte Weissagungen gesorgt. Wie den Weissagern, so zerfallen auch die übrigen Marktschreier und Broschüren-Verkäufer in zwei Abtheilungen. Man kennt keine andere Litteratur, als die Bonapartistische und Cavaignacsche, keine andern Bücher als Biographien dieser „beiden großen Männer“. Man bonapartisirt und cavaignacisirt an allen Straßenecken, in allen Klubs. Man will mit aller Gewalt die Ochsen entbonapartisiren, und da zeigt z. B. der kleine Hetzel sich sehr erfindungsreich in Anwendung von kleinen Pülverchen und Mittelchen, indem er Briefe von Louis Philipp und Henri V. und Duc de Joinville und allen andern vergangenen, zukünftigen und gegenwärtigen Prätendenten zirkuliren läßt, worin diese Ex-Hoheiten den Cavaignac als einen „regierungsfähigen“ tüchtigen Präsidenten ihren vielgeliebten Ex-Mitbürgern anpreisen. Aber die Ochsen sind stierköpfig und bestehen auf dem Ex-Kaiser. Die kleinen Männer, wie Marrast und Hetzel und Bastide und wie die ganze Clique des National heißen mag, wissen recht wohl, daß sie mit Cavaignac aus der Höhe ihrer gegenwärtigen Stellung stürzen in ihre frühere mehr oder weniger prekäre Stellung. Aber das ärgert sie nicht so sehr, als daß sie, die doch bekannt waren für Männer von „Geist und Witz“ sich zurückziehen sollen vor einem Ochsen wie Napoleon. Sie können gar nicht begreifen, daß die Bauern sich gar nicht belehren lassen wollen über Napoleon. Nun noch gar Cremieux, der ebenfalls auf die Seite Napoleons getreten ist — das übersteigt ihre Fassungskraft. Wie gefährlich übrigens Napoleon für Cavaignac wird, geht schon daraus hervor, daß man allenthalben ausschreien läßt: „Verzicht Louis Napoleon auf die Präsidentschaft.“ Der Marschall Bugeaud, der zum Deputirten ernannt worden, hat sich ebenfalls auf Seite Louis Bonapartes geschlagen.
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@facs0859
[ 12 ] Paris, 3. Dezbr.
Pius IX. kommt als politischer Flüchtling nach Paris; die religiöse Seite kommt keineswegs in Betracht, und wie wir bereits erwähnt, besteht die Politik Cavaignac's gerade darin, der Welt glauben zu machen, daß er in Pius IX. der Religion eine Freistätte in Frankreich eröffne. Es scheint, daß der Pabst die Absichten des „künftigen“ Präsidenten durchschaut; der ehemalige Reformator, der die Franzosen durch seine kühne Initiative in Erstaunen setzte, weigert sich, den arabischen Leidenschaften eines Ehrgeizigen zum Deckmantel zu dienen: er steht an, nach Paris zu gehen. Freilich sind Cavaignac und Rothschild jetzt allmächtig; letzterer bedarf, um die Curse aufrecht zu halten, eines religiösen Beistandes, der ihm die auf die Bauern erhobenen 45 Centimes eintreiben hilft; und es wäre nicht nnmöglich, daß durch Intriguen aller Art das Widerstreben des Pabstes bekämpft werde. Aber, wie dem auch sein mag: der Pabst gehört keineswegs einem Rothschild und Cavaignac allein an; er gehört allen an, und wenn er nach Paris kömmt, so wird die katholische Partei Napoleons eben so sehr ihn in Anspruch nehmen können, wie Cavaignac. Wer weiß, ob nicht gar Pius IX. eben recht kömmt, um den künftigen Kaiser zu salben, rufen die bonapartistischen Blätter.
Doch lassen wir den Pabst und den Kaiser für den Augenblick ruhen und sprechen von der demokratischen Partei. Die demokratischen Klubs, die Volksversammlungen in den Faubourgs werden mit jedem Tage stürmischer und drohender. Die Sozialisten und „Montagnards“ sind noch nicht einig über die Wahl eines Kandidaten.
Ledru-Rollin besucht alle Volksversammlungen, alle Klubs, und wird allenthalben mit stürmischem Beifall aufgenommen: er spricht wie ein Arbeiter aus dem Foubourg, er spricht dessen Wünsche in einer Sprache aus, die alle Anwesenden hinreißt, und doch stehen die Arbeiter an, ihn zu ihrem Candidaten zu ernennen. „Brüder, sprach Ledru-Rollin in der gestrigen Versammlung des Klubs von Faubourg du Temple, ich bin hier unter Euch gekommen, um mit Euch über etwas ganz anderes zu sprechen, als über die Präsidentschaft. Hätte ich gewußt, daß man hierüber von mir Auskunft verlange, so wäre ich gar nicht gekommen … Ich verwerfe die Präsidentschaft, weil ich die Ueberzeugung habe, daß in einem revolutionären Lande wie Frankreich, eine Gewalt, die 4 Jahre auf der Nation lastet, den revolutionären Fortschritt hemmen muß. Es kaun einmal in Frankreich nichts Permanentes geben.“
Ledru-Rollin vertheidigt sich sodann gegen den Vorwurf, er sei ein Socialist, während sein Freund Cabet doch noch am Vorabend der Februarrevolution gesagt habe: „der Ledru-Rollin ist nicht bei Sinnen; der Mann denkt an eine Revolution.“
Was den 18. April und den 15. Mai anbeträfe, so habe er zwar an diesem Tage den Appel schlagen lassen, aber nicht um die Bourgeoisie, sondern um das Volk zusammenzurufen, damit das Volk nicht in die Hände politischer Intriguanten fiele. Dann kömmt er auf die Juni-Insurrektion zu sprechen und gesteht ein, daß er, Ledru-Rollin, Mitglied der exekutiven Commission, zwar Truppen nach Paris habe kommen lassen, aber lediglich um eine Bonapartistenbewegung zu bekämpfen, und um der Konstruktion von Barrikaden zuvorzukommen, denn er wisse recht gut, daß, wenn einmal Barrikaden aufgebaut, es Ströme von Blut koste, um sie niederzureißen. Er klagt Cavaignac an, einen Weg eingeschlagen zu haben, der dem Vaterlande viel Blut und Thränen gekostet habe. „Glaubt mir, meine Freunde, alle Gewalten der Welt sind für mich nicht so viel werth, als die Sympathien, die Ihr diesen Abend für mich an den Tag legt: ja, alle Gewalten der Welt sind mir nicht so lieb, als eine Kugel in voller Brust; ich würde mit Freuden in Euren Reihen für die Vertheidigung Eurer Freiheiten fallen wollen.“
In allen diesen Volksversammlungen wird Cavaignac wie Windischgrätz behandelt. Bugeaud ist, wie man weiß, zum Deputirten ernannt worden. Bugeaud ist Marschall, Bugeaud hat in Algier Siege gegen die Beduinen erfochten: Bugeaud mit einem Worte ist Soldat, ein arabischer Soldat und hat die Anlagen zu zwei Cavaignac's in sich, wenn es Noth thut. Dieser Bugeaud steht auf Seiten Napoleons. Changarnier ist ein Freund Bugeaud's, und dazu Kommandant der Bürgergarde von Paris. Die Bürgergarde hat viel Vertrauen zu Changarnier, und Changarnier steht ebenfalls auf Seiten Napoleons. Man spricht vom Bürgerkriege, ein Militärkrieg steht vor der Thüre. Der arabische Krieg in Algier kann von einem Augenblick zum andern Paris zum Kampfplatze wählen, um von Paris aus sich weiter und weiter bis über die französische Gränze zu wälzen. Es ist dies ein allgemeiner Kampf gegen die Araber, gegen die Beduinen, gegen die Cavaignac's und Windischgrätze aller Nationen.
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@facs0859
[ * ] Paris.
Schluß der Rede Miroslawski's.
Der große Vortheil der Brüderschaft der Köuige bis jetzt war, daß sie den gesunden Menschenverstand hatten, ihre ganze Politik zurückzuführen, auf diesen Ordnungsruf, den ihr vor 18 Jahrhunderten ein Ungeheuer von Messias vererbt hat. Der Irrthum der kriegführenden Demokratie war, noch naiv zu suchen nach einem Rußland, einem Oestreich, einem Preußen, einem Piemont, einem Lichtenstein, was weiß ich? solch Herzogthum, solch Kabinet, solche Partei, die ganze Fata Morgana der scholastischen Geographie und der offiziellen Diplomatie suchte sie da, wo die alten Verschlinger von all' diesem selbst nichts mehr wahrnehmen, als zwei ungeheure Armeen einander gegenübergestellt, einen Amboß und einen Hammer, und dann in der Mitte Polen.
Ja Bürger, Polen, das sind die katalanischen Felder der modernen Zeit, das ist die zwischen den beiden Antagonisten liegende Position, welche die großen Feldherren sich streitig machen am Vorabend großer Schlachten, um sich den Erfolg des andern Tages zu sichern.
Und hierin liegt das Geheimniß der instinktiven Sympathie und des wüthenden Hasses, welchen schon der blose Namen dieses Landes heraufbeschwört, eines Landes, dessen Gewicht in der Wagschale der Welt unbegreiflich geblieben ist für den gewöhnlichen Taktiker und die Akrobaten von Profession. „Ich habe Euer Polen gesehen, sagen diese Todtengräber der Menschheit und ich habe hier nur einen Sarg gefunden.“ Aber ich, antwortet das Wort Lammenais, ich habe hier geahnt und gefühlt eine — Wiege.
Diese Verpflichtung für die europäische Demokratie, Polen wieder aufzuerwecken, um jeden Preis, ist also nicht, Bürger, eine Sache eigensinniger Verbissenheit oder ein Argument des Bürgerkriegs, wie eure tödtlichsten Feinde euch überreden wollten. Nicht als wenn diese Nation mehr werth wäre, wie alle andern. Auch verlangt sie von euch nicht mehr Weihrauch für ihre Tugenden, als Thränen für ihr Mißgeschick und Nachsicht für ihre Fehler. Verflucht sie, verlästert sie, verläumdet sie, wenn ihr den Humor dazu habt, aber, bei der unsterblichen Seele der Menschheit, hört sie an, Brüder, hört sie!
Hört sie, weil sie auf dem Vorposten eures bedrohten Reichs steht. Hört sie, weil sie durch ihr Dulden für sich und für die andern, die allgemeine Legende aller im Fegefeuer befindlichen Nationen geworden ist.
Hört sie, weil ihre Tugenden, ihr Mißgeschick und ihre Fehler selbst, weil alles an ihr sie in die Schildwache des Unglückes verwandelt hat.
Hört sie, weil alle Dolche eurer unversöhnlichen Feinde sich in in ihrem Herzen ein Rendezvous gegeben haben; weil sie euch warnend zumahnt von der Höhe ihrer Schädelstätte herab und weil ein Märtyrer nie lügt.
Aber euer Polen, rufen sofort jene schmutzigen Spekulanten, weche die Welt durch die Lotterie gewinnen möchten, jene feigen Kranken, für welche eine Stunde heroischer Kur furchtbarer ist als ein ganzes Leben voll Aengsten und Schrecken; euer Polen, sagen sie, das ist der allgemeine Brand; aber euer Polen, das ist sofort ein Duell anf Leben und Tod mit allen Monarchien; das ist vielleicht der Ruin, der Bankerut alles dessen, was war, zum ausschließlichen Vortheil dessen, was sein will. Wohin denkt ihr Störenfriede? aber ihr schlagt uns damit vor, die Februarrevolution im Ernst zu nehmen?
Nun wohl! So sei's dann am Ende, wozu taugen die Hinterhalte, die Schonung, die parlamentarischen Kunststücke am Vorabende des gemeinsamen Untergangs oder des gemeinsamen Triumphs? Ja, Polen, das ist das alles und noch Schlimmeres. Ja, Polen, das ist der Schlund des Curtius; aber es ist nothwendig, daß die demokratische Conföderation eilt, ihr Opfer hier hineinzuschleudern, unter der Gefahr sonst ganz von ihr verschlungen zu werden, sowohl mit dem, was sie war, als mit dem, was sie sein will. Sie muß, und ohne zu warten, diese schmähliche Lücke verstopfen, die unaufhörlich erweitert wird durch die asiatische Sündfluth. In einem Augenblick, wo die Wölbung des europäischen Gebäudes kracht und eure Häupter zu zerschmettern droht, ist es da an der Zeit, den Tarif des Hammers und den Arbeitslohn zu diskutiren?
Geht sehn die umsichtigsten, egoistischsten, positivsten Zahlenmenschen der Welt; geht fragen die Kaufleute von Amsterdam, ob sie, um ihre Dämme auszubessern, abwarten, bis der Ocean ihre Comptoire überfluthet!
Mieroslawski schließt mit der Ausführung, daß die vielen verunglückten Versuche in Preußen, Oesterreich u. s. w. immer an ihrem Vergehen gegen Polen scheitern, die Monate ihrer Erhebung aber immer mit einer offenen Anerkennung Polens zusammenfallen.
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@facs0859
Paris, 3. Dezember.
(Details über den Papst.) Aus den uns gestern Abend zugegangenen Marseillerblätter vom 29. Nov. sehen wir, daß Se. Heiligkeit sich wahrscheinlich aus dem Quirinal durch geheimen Ausgang am 24. Nov. Abends 5 Uhr in das freie Feld flüchtete, weil sie entgegengesetzter Seits sich hätte durch die ganze Stadt begeben müssen, was man um jeden Preis vermeiden wollte, da sich das Volk der Flucht widersetzt haben würde. Ueber die Landschaft hinter dem Quirinal schlug der Papst und sein Gefolge offenbar den Weg von Terracina ein, von wo sie ihre Reise durch die sogenannten pontinischen Sümpfe bis Gaeta dicht über die römisch neapolitanische Gränze fortsetzten. Was weiter aus Sr. Heiligkeit geworden, darüber enthalten die Blätter durchaus nichts Bestimmtes. Aus der telegraphischen Depesche des Consuls in Civita Vecchia an Bastide erfuhr man nur, daß der Papst den Dämpfer Tenare von dort nach Gaeta eingeladen hatte, um ihn an Bord zu nehmen. Diese Einschiffung soll am 26. Nov. im Laufe des Tags erfolgt sein. Hiermit schließen die Berichte.
— Das Journal des Debats ist sehr besorgt um das Schicksal des Papstes. Am 25. Nov. mußte derselbe in Gaeta eintreffen und man weiß nicht, ob er sich eingeschifft hat auf dem Tenare und wohin er seinen Weg gerichtet? Sieben volle Tage sind verflossen, ohne alle Spur!
— Das Lamartin'sche Bien public sagt:
„Man meldet uns so eben (Abends) daß die Regierung eine telegraphische Depesche erhielt, die ihr die Ankunft des Papstes in Marseille anzeigt.“
— Der Moniteur, der um 2 Uhr Nachts unter die Presse geht, enthält indessen keine Silbe aus Marseille oder Toulon.
— Die „Genua'r Zeitung“ vom 28. Nov. behauptet, der Papst habe sich nach Malta gewandt. Ein Florentiner Blatt läßt ihn in Neapel landen.
— Im Operngange verbreitet sich so eben (Mittags) das Gerücht, daß der König von Neapel den Toskanern und Römern den Krieg erklärt habe. Neapel selbst sei in großer Aufregung.
Man eutsinnt sich daß Toskana (Florenz) einen Abgeordneten Siziliens empfangen und das sizilische Wappen über die Thüre der Gesandschaft geheftet hatte.
— Der Kampf zwischen Sozialisten und den sogenannten „reinen“ Demokraten, aus Anlaß der Präsidentschaftswahl dauert fort. Wir erwähnten früher daß sich zwei Ausschüsse, Central Comite von Proudhonisten, und ein Wahlkongreß von Ledru-Rollinisten hier gebildet hätten. Die „Revolution“ (Ledru-Rollins Blatt) zeigt heute in großer Schrift an, daß der Wahlkongreß von 300 Delegirten aus Paris, den Departements, den Gewerben (?) der Armee und den Kolonien, mit Einstimmigkeit, weniger 3 Stimmen beschlossen habe: den Bürger Ledru-Rollin als einzigen Kandidaen zur Präsidentschaft aufzustellen.
Das kommunistische Central Comite erklärt jedoch seinerseits daß die gesammte sozialistische Partei an ihrem Kandidat Raspail festhalte.
Wem wird dieser Kampf nützen?
— Auch Rom hat nun seine akademische Legion. Am 10. Nov. ist dieselbe feierlich organisirt worden.
— Die grauhäärige Gazette de France fährt fürchterlich über die Demokratie pacifique her, weil sie es gewagt, gestern schon auszurufen: Es lebe die römische Republik!
— Höre man, wie die bonapartistische Presse die Flucht des Papstes nach Frankreich ausbeutet:
„Die Anhänger Cavaignac's deuten die römischen Ereignisse zum besten ihres Kandidaten. Aber im Gegentheile werden sie dem Hr. Louis Bonaparte nützen. Möge ein Volk und ein Genie zu seinem Werkzeug dienen. Jedenfalls führt Gott Pius IX. zu uns wie er uns Pius VII. zu einer anderen Zeit zuführt.“
— Es heißt, der Papst werde in Fontainebleau wohnen und nicht in den Tuilerien wie wir gestern berichteten.
— Justizminister Marie vertritt den Unterrichtsminister Freslon interimistisch.
— Louis Bonaparte veröffentlicht heute einen Brief in allen Journalen, worin er erklärt, daß er gegen die Expedition von Civita-Vecchia gestimmt habe, so sehr er auch geneigt sei, alle Maßregeln zu billigen, welche die Freiheit und die Autorität des Papstes bezwecken.
— Hr. Thiers hat sich von seiner Gattin von Tisch und Bett getrennt, obgleich sie noch unter demselben Dach wohnen.
— Abbe Romini ist keineswegs in Paris eingetroffen, um die französische Intervention anzurufen.
— Marrast und der ganze Generalstab der Nationalversammlung wollen Sr. Heiligkeit bis Bourges entgegen fahren, um ihr dort die Pantoffeln zu küssen.
— Marrast besuchte gestern das Vaudevilletheater am Börsenplatz und wurde von einigen Individuen gröblich beleidigt.
— Der National enthält heute einen Artikel gegen den General Changarnier, aus welchem hervorgeht, daß Cavaignac mit dem Plane umgeht, diesen royalistisch-bonapartistisch gesinnten Oberbefehlshaber der Pariser Bürgerwehr abzusetzen. Das wäre ein Ereigniß.
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@facs0859
[ * ] Paris, 3. Dezember 4 Uhr Nachmittags.
Die letzten Nachrichten, welche die Regierung erhielt, sind aus Gaeta vom 26 November. An diesem Tage sollte der Papst daselbst anlangen.
Der französische Konsul in Civita Vecchia hatte sich auf dem Tenare eingeschifft und war nach Gaeta gefahren, um den Papst abzuholen.
Soweit die Regierungsnachrichten. Da indessen das Wetter heute nach langer Zeit zum ersten Male wieder klar ist, so hofft man noch heute auf telegraphische Nachrichten aus Toulon oder Marseille.
— Aus Wien ist ein Kurier eingetroffen, welcher der Regierung anzeigt, daß der Hof von Wien einwilligt, die Mediationsverhandlungen wegen Italien's in Brüssel zu eröffnen.
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@facs0859
[ * ] Paris.
Herr Cremieux hat folgenden Brief an das Siecle und den Constitutionel geschrieben.
„Ein Brief, unterzeichnet von sechs Repräsentanten aus dem Departement Indre-et-Loire, unterstützt die Candidatur des Generals Cavaignac; das „Siecle“ von diesem Morgen theilt diesen Brief, der an das Comite von Tours gerichtet ist, mit, und setzt folgende Note in Form eines Postscpriptum hinzu.
„Note: Herr Cremieux hat sich einige Tage Bedenkzeit ausgebeten!“
Alle meine Sechs Collegen desavouiren diese seltsame Note; sie wissen, daß ich ohne alle Bedenkzeit dem Comite gleich geantwortet habe: Da Sie nun in Ihrem Journale die kollektive Erklärung zu Gunsten des Generals Cavaignac's aufgenommen haben, so werden Sie hoffentlich die meinige ebenfalls nicht zurückweisen.
„Ich stimme für Louis Napoleon.
Genehmigen Sie etc. Ad. Cremieux.“
Die „Assemblee Nationale“ spricht sich ebenfalls für die Candidatur Napoleons aus, und verspricht ihm den Anhang aller französischen Marchals und von ungefähr 200 General-Offizieren der Infanterie sowohl als der Marine.
[0860]
Großbritannien.
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@facs0860
[ * ] London, 3. Dezember.
Der Economist schmeichelt sich mit der Hoffnung, daß die Ernennung General Taylors zum Präsidenten der Vereinigten-Staaten keine dauernde Aenderung in der kommerziellen Gesetzgebung der Staaten herbeiführen wird. Der Economist läugnet es nicht, daß die amerikanischen Manufakturen augenblicklich darnieder liegen, aber er bestreitet die Ansicht, daß eine Erhöhung der Zölle diesem Uebelstande abhelfen werde. Sollte indeß, meint der Economist, wider Erwarten eine für England ungünstige Aenderung des amerikanischen Tarifes eintreten, so würde Großbrittanien sich keineswegs dadurch veranlaßt sehen, mit seinen Freihandelsmaßregeln einzuhalten. Eine sehr irrige Ansicht sei es, daß England nur dann fortfahren könne, seine Eingangsrechte zu ermäßigen, wenn auch andere Länder das System der Protektion aufgäben. England habe sich für den Freihandel ansgesprochen, nicht um andern Leuten gefällig zu sein, sondern einzig und allein, um die Interessen Großbritanniens zu wahren.
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@facs0860
[ * ] London, 2. Dez.
Die seitherige Executivcommission des Bundes der Chartisten hatte am 24. v. Mts eine Zusammenkunft in den Räumen der National Land Company, High Holborn, London, in welcher hauptsächlich ein neuer Organisationsplan vorgelegt und schließlich adoptirt wurde. Die Grundlagen der Association bleiben nach diesem neuen Plane wesentlich dieselben, nur centralisirt er die Sache mehr, indem er die Gewalt der Lokalausschüsse beschränkt und fast ausschließlich auf die Centralbehörde überträgt. Im Uebrigen bezieht sich das neue Statut zumeist auf den Finanzpunkt, indem es die jährlichen Beiträge festsetzt und über die Verwendung derselben Anordnungen trifft. —
Eine schauderhafte Mordgeschichte, die eine cause célèbre zu werden verspricht, füllt jetzt die Londoner Blätter. Mr. Isaac Jermy wurde vorige Woche auf seinem Landsitze Stanfield Hall bei Wymondham, Norfolkshire auf räthselhafte Weise von zwei Vermummten erschossen. Mit ihm sein erwachsener Sohn; seine Frau und deren Kammermädchen wurden nur schwer verwundet, und liegen fast hoffnungslos darnieder.
Der Verdacht ruht zumeist auf einem gewissen Rusch, der auch bereits eingezogen und verschiedene Male verhört worden ist. Die Geschichte ist im hohem Grade mysteriös, doch scheint es, daß das Eigenthum die wichtigste Rolle in derselben spielt. Stanfield Hall und die dazugehörigen Besitzungen waren durch Erbschaft auf Jermy übergegangen, sein Recht wurde jedoch seit Jahren von einer concurirenden Famielie bestritten, die sich sogar einmal, wenn auch erfolglos, so weit hinreißen ließ, eine Wegnahme des Landsitzes mit einer Anzahl bewaffneter Landleute zu versuchen.
Mit allen diesen Antecedentien wird der Mord in Verbindung gebracht, doch gehört eben ein Land wie England dazu, um ein derartiges Faktum in unserer Zeit zum Gegenstand nicht endenwollender Besprechungen zu machen.
Der Continent hat diese Rubrik einstweilen mit der Herzogin von Praslin geschlossen. Wie übrigens der Proceß Praslin einen Blick in die sociale Corruption der französischen Aristokratie thun ließ, so gestattet der Proceß Jermy, in anderer Weise freilich, einen nicht minder schanderhaften in die zerfressenen Zustände der englischen Bourgeoisie. Vielleicht ist er in seinem Kreise ebensowohl ein Sturmvogel, wie jener in dem seinigen. Seid nicht zu sicher! Der Boden auf dem ihr wandelt, ist hohl! —
Der neueste Punch bringt eine vortreffliche Carricatur: die junge französische Republick in Selbstmordsgedanken versunken. Das sinnende Haupt nach vorn gebeugt, die gefalltnen Hände zur Brust erhoben, steht die unentschlossene Jungfrau auf dem inneren Rande eines umgestülpten riesigen — Napoleonshutes, in dessen Tiefe es sie hinnabzuziehen scheint.
Einzelne gute Witze der Art abgerechnet wird Punch übrigens mit jeder Woche unleidlicher. Er stellt sich ganz auf den bornirten, suffisanten Cockneystandpunkt, und überbietet sich in Gemeinheit, des Wortes wie des Bildes, gegen die von ihm nicht begriffene Bewegung. Auch diese letzte Nummer zieht in der lächerlichsten Weise wider die Revolution zu Felde.
Dänemark.
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[ * ] Kopenhagen, 30. Nov.
InPolitiske Flyveblade, von Liunge redigirt, wird ein Theil der Actenstücke aus den Unterhandlungen über Schleswig veröffentlicht und nicht nur die Declaration des Kaisers Nicolaus zu Gunsten der Dänen neu bestätigt, sondern auch gemeldet, daß der russische Gesandte in Kopenhagen vor 14 Tagen eine Note ähnlichen Inhalts in Bezug auf die bevorstehende Eröffnung der Londoner Friedensverhandlungen übergeben habe.
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@facs0860
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@facs0860
[ * ] Köln, 5. Dezember.
Vor ungefähr 14 Tagen trafen sich zufällig 20-30 Mann von der Handwerkscompagnie nnd den Pionieren in einem hiesigen Wirthshause. Man unterhielt sich über ziemlich gleichgültige Dinge und sprach wohl auch ein Wort über Politik. Zwei Tage später wurden 2 Leute von der Handwerkscompagnie und 1 Pionier in Untersuchungsarrest gebracht, ohne zu wissen weshalb? Die Verhafteten wissen es noch nicht, denn, wie ich höre sollen sie bis zum heutigen Tage vergebens auf ein Verhör gewartet haben. Wenn freilich ein hiesiger Hauptmann kürzlich erklären durfte, daß beim jetzigen Stand der Dinge jede Kleinigkeit mit der größten Strenge bestraft werden solle, so wird man sich über Obiges weniger zu verwundern haben. Denn wo selbst jene hauptmännische „Kleinigkeit“ fehlen sollte, da läßt sich doch immerhin Rath schaffen und eine solche erforderlichen Falls ausfindig machen.
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Antwort
auf den
„Offenen Brief an Herrn Stud. Strodtmann.“
[(Bonner Wochenblatt Nr. 317.)]
Herr Fr. Rosenkranz, Kapellmeister im 27sten Regiment!
Obgleich die ausgesuchten Grobheiten, die Sie in einem obscuren Winkelblatte gegen mich losgelassen haben, an und für sich keiner Erwiederung werth sind, bin ich es doch der Sache schuldig, Ihnen noch einmal die Stirn zu bieten. Zuerst die Frage an Sie: Warum suchten Sie meine Anschuldigung nicht in demselben vielgelesenen Blatte zu widerlegen, worin sich mein Artikel befand? War es Ihnen vielleicht nur darum zu thun, das Rechtlichkeitsgefühl einiger Bonner Spießbürger durch eine Sündfluth von Schimpfwörtern zu übertäuben?
Der erste Vorwurf der mich trifft, beschuldigt mich nach einseitiger Darstellung die Sache frischweg erzählt zu haben. Darauf entgegne ich, daß der Herr Oberstlieutenant v. Götze mir bereits zwei Tage vorher Ihre Vertheidigung mitgetheilt hatte. Sie hatten unter Anderm behauptet, den gezogenen Säbel unter dem Mantel getragen zu haben. Die Frau Professorin Kinkel erwiederte darauf: „Er hat ja gar keinen Mantel angehabt.“ Dann ließ sie ihre Mägde heraufkommen und als Frau Kinkel ihnen sagte: „der Kapellmeister hatte ja seinen Säbel unter dem Mantel“, riefen beide: „Was?! Er hatte ja gar keinen Mantel an, er schwang den Säbel ja immer vor uns in der Luft!“ Dies eine Probe Ihrer Lügen, Herr Fr. Rosenkranz, Kapellmeister im 27sten Regiment!
Glauben Sie mich ferner etwa dadurch widerlegen zu können, daß Sie mir bemerken: „ich hätte dies und das weit kräftiger ausmalen können?“ — Ja, Herr Fr. Rosenkranz, Kapellmeister im 27sten Regiment, wenn ich nicht eben nur die nackten Thatsachen hätte geben wollen, dann freilich dürfte ich etwas mehr oratorischen Schmuck nicht verschmäht haben. Wer Ihren Aufsatz nur flüchtig hinlies't, dem leuchtet aus jeder Zeile Ihr Schuldbewußtsein entgegen. Die Facta zu läugnen, das wagen Sie nicht; aber Dies und Jenes sei „etwas entstellt“ und dergleichen seichte Redensarten, gemachte Witze u. s. w. — nun, Sie werden mich verstehen, Herr Fr. Rosenkranz, Kapellmeister im 27sten Regiment!
Recht schlau war es von Ihnen, mir das Verschweigen der letzten Geschichte als „Zweideutigkeit“ anzurechnen. Ich bin dem Publikum jetzt freilich die Erzählung derselben schuldig. Am Morgen des 24. Nov. gab Frau Kinkel einer jungen Dame Clavierstunde, plötzlich tritt mein Kapellmeister ganz ungenirt, ohne anzuklopfen, ohne um Erlaubniß zu bitten, ins Zimmer und stellte sich hinter den Stuhl der jungen Dame. Frau Kinkel bricht die Stunde ab, da sie einem jungen Mädchen nicht zumuthen kann, in Gegenwart einer fremden Militairperson weiterzuspielen. Da die Schülerin wirklich am nächsten Tage dieses Vorfalls wegen die Stunde aufkündigte, wollte ich das Faktum nicht erzählen, weil man von Ihnen, Herr Fr. Rosenkranz, Kapellmeister im 27. Regiment, erwarten konnte, daß Sie Frechheit genug besäßen zu erwiedern: „die Frau Professorin hat Ihnen diese Geschichte nur erzählt, weil sie ärgerlich über die aufgekündigte Stunde ist.“ Weil ich einen so indiscreten Gegner, wie Sie, hatte, zog ich vor zu schweigen.
Daß Sie mich „vor der Hand meinem innern Richter überlassen“, ist recht freundlich von Ihnen. Den tadellosen Ruf eines Ehrenmannes befleckt zu haben, würde ich mir nie verzeihen können, aber — den Schluß können Sie Sich selbst hinzufügen, Herr Fr. Rosenkranz, Kapellmeister im 27sten Regiment! Ebensowenig werde ich mich vor dem weltlichen Gerichte scheuen und Sorge tragen, daß auch das Ergebniß dieser Untersuchung seiner Zeit dem Publikum mitgetheilt werde.
Bonn, den 4. Dezember 1848.
A. H. Strodtmann.
Sinnentstellende Druckfehler in der Beilage Nr. 160 der „N. Rh. Ztg.
In der Rede Mioreslawskis lies:
Spalte 2. Zeile 52. von oben in dem statt in den.
Spalte 2. Zeile 58. fegen statt fangen.
Spalte 2. Zeile 56. euch statt auch.
Spalte 2. Zeile 58. unseeligen statt unheiligen eurer statt einer.
Spalte 2. Zeile 63. euer Wunder statt ein Wunder.
Spalte 2. Zeile 67. eurer Republik statt einer Republik.
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Civilstand der Stadt Köln.
Vom 30. bis zum 1. Dez.
Geburten.
Sabina, T. v. Joh. Abels, Tagl., Spulmannsg. — Sib., T. v. Everh. Quester, Schlosserges., unter Kranenbäumen. — Jos., S. v. Adam Baer, Tagl., Achterstraße. — Joh., S. v Joh. Jos. Fühling, Tagl., Severinstr. — Jonas Jos., S. v. Joh. Bapt. Froitzheim, Metzger, Severinstr. — Gertr., T. v. Mich. Mücher, Seidenw., Glockenring — Otto, S. v. Max Dujardin, Schreinerm., Maximinenstr. — Joh. Georg, S. v. Nic. Kröll, Steuerm., Butterm. — Sib., T. v. Franz Lamberg, Tagl., Entenpf. — Frieder. Odilia, T. v. Adolph Primasin, Goldarb., Becherg. — Gudula, T. v. Joh. Capellen, Tagl. Spulmannsg. — Anna Cathar., T. v. Martin Conrad Breuer, Rentner, Salzmagazin. — Ein unehel. Mädchen.
Franz Anton Hub., S. v. Vinc. Statz, Maurer- und Zimmermeister, St. Apernstr. — Peter Jos. Wilh. Hub., S. v. Wilh. Heilinger, Schlosserm., kl. Telegraphenstr. — Margar., T. v. Anton Zander, Tagl., Ulrichsg. — Anna Maria, T. v. Joh. Peter Profittlich, Maurer, Lungeng. — Anna Maria, T. v. Wilh Greven, Tischlermeister, Fleischmengerg — Peter Heinr. Jos., S. v Peter Jos. Odenthal, Schlosserm., Appellhofspl — Math., S. v. Theod. Iltgen, Tagl., Carthäuserw. — Agnes Ther, T. v. Joh. Wilh. Freundgen, Kassadiener, Maximinenstr. — Cathar., T. v. Jacob Bercks, Faßb., Perlengr. — Christ. Wilhelm Maria, T. v. Joh. Wilh. Xav. Bremmer, Handelskammer-Sekretär, Rheing.
Sterbefälle.
Jacob Klein, ohne Gew, 49 J. alt, unverh., Breitstr. — Wilh. Schuster, Metzgerges.. 51 J. alt, uuverh., St. Apernstr. — Maria Ther. Rixen, geb. Müller, 48 J. alt, Ehrenstr. — Anna Wilhelm. Hautop, 5 J. 6 M. alt, Catharinengr. — Cäcilia Oster, 4 M. alt, Mauritiusw. — Peter Joen, ohne Gew., 60 J. alt, verheir., Lungeng. — Christ. Kentenich, geb. Schmitz, 35 J. alt, Kostg. — Magdal. Berger, geb. Hündchen, 47 J. alt, Mauritiusw. — Zwei unehel. Mädchen.
Andr. Buchholz, Tagl., 33 J. alt, unverh., Weißbütteng. — Joh. Gottl Stellmacher, Kutscher, 47 J. alt, verh., Kammacherg. — Andr. Zaudig, Weißgerber, 83 J. alt, verheir., Hoseng. — Cathar. Leist, geb. Urbach, 70 J. alt, Minoritensp.
Heiraths-Ankündigungen.
(3. Dez.) Joh. Christ. Franzen, Magazin-Aufseher, Wittwer, Huhnsg., und Anna Maria Höschler, Schafenstraße. — Joh. Jos Gransöger, Rheinarb., und Sibilla Kirrenberg, beide gr. Griechenm. — Jacob Custodis, Schuster, gr. Sandkaul, und Helena Christ. Smmitz, Mörserg. — Wilh. Frings, Handschuhm., am Hof, und Margar. Bisdorf, gr. Sporerg. — Joh. Lor. Diktopp, Gastw., Komödienstr., und Gertr. Walb Wego, Friedr.-Wilhelmstr. — Wilh. Könen, Bäcker, Peterstr., und Maria Anna Plenz, gr. Brinkg. — Joh. Traug. Liche, Büchsenm., Ehrenstr., und Sib. Margar. Probst, Paulstraße. — Adam Pierre, Schuster, Hochstr, und Margar. Dederichs, Neumarkt. — Wilh. Brewer, Lohndiener, Wittwer, und Anna Maria Ode, zu Wermelskirchen, seit kurzem Heumarkt. — Anton Ferdin. Aug. Büssin, Unteroff., früher zu Deutz, seit kurzem zu Bonn, und Agnes Just. Piscator, Straßburgerg.
Anzeigen.
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Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 5. Dezember 1848.
Angekommen: Kapt. Koenen von Amsterdam mit 4280 Ctr. Kapt. Singendonk von Amsterdam mit 4693 Ctr. Kapt. Loosen von Rotterdam mit 5733 Ctr. Kapt. v. Emster von Rotterdam mit 5913 Ctr. Kapt. v. Alen von Rotterdam mit 4680 Ctr.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Wwe. Joh. Linkewitz. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr C. Königsfeld. Nach Andernach und Neuwied B. Schilowski und M. Wiebel. Nach Koblenz, der Mosel und Saar Jos. Zeiler. Nach der Mosel, nach Trier und der Saar J. M. Hain. Nach Bingen H. Harling. Nach Mainz Ant. Bender. Nach dem Niedermain Seb. Schulz. Nach Nach Worms und Mannheim Joh. König. Nach Heilbronn F. Kühnle.
Nach Rotterdam Kapt. Cösen Köln Nr. 15.
Nach Amsterdam Kapt. Kalfs Köln Nr. 2
Rheinhöhe am 5 Dez. 10′ 11″.
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Versteigerung.
Heute Mittwoch den 6. Dezember 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Waidmarkte zu Köln verschiedene Hausmobilien, als: Tische, Stühle, Schränke, Kommode, Ofen, Lithographien etc. gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
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Versteigerung.
Am Freitag den 8. Dezember 1848, Nachmittags 2 Uhr, sollen auf dem Heumarkte zu Köln verschiedene Hausmobilien, als: Tisch, Stühle, Spiegel, sodann circa 150 Pfd. Rauchtabak, 10 Pfd. Schnupftabak, circa 240 Ellen Nessel, Strümpfe, 90 Pfd. Kaffe, 1 goldene Repetiruhr etc. gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Clören.
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Durch Akt des Gerichtsvollzieher Hey vom 5. Dezember 1848, hat die zu Köln ohne besonderes Gewerbe wohnende Anna Catharina Berrenrath, Ehefrau des daselbst wohnenden Ackerers Peter Klemmer, gegen ihren genannten Ehemann die Klage auf Gütertrennung angestellt und die Unterzeichneten zu ihren Sachwalter beim Königlichen Landgerichte zu Köln bestellt.
Füßer, Advokat-Anwalt. Laufenberg, Advokat.
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Auszug in Sachen der in Köln ohne besonderes Gewerbe wohnenden Catharina Roehrig, Wittwe von Joseph Franz Caspar Velten, jetzige Ehefrau des daselbst wohnenden Dachdeckermeister Johann Roß, Klägerin pr. Füßer und Laufenberg gegen ihren vorgenannten Ehemann den zu Köln wohnenden Dachdeckermeister Johann Roß, Verklagter, ohne Anwalt, hat das Königliche Landgericht durch sein Urtheil vom 4. Dezember 1848, die zwischen den Partheien bisher gemäß Heiraths-Vertrag aufgenommen vor Notar Johaentgen zu Köln am 21. Juni 1845 bestandene Gütergemeinschaft des Acquästes für aufgelöst erklärt, und die Partheien, zur Auseinandersetzung dieser Gütergemeinschaft vor den zu Köln wohnenden Notar Claisen verwiesen
Für die Richtigkeit dieses Auszuges:
Füßer, Advokat-Anwalt. Laufenberg, Advokat.
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Auszug.
In Sachen der ohne Gewerbe in Köln wohnenden, durch Präsidial-Ordonnanz autorisirten Frau Anna Maria Carolina Theresia Hubertina geb. Weber, Wittwe des verstorbenen Rentners Hermann Joseph Weber, und nunmehrige Ehefrau des in Köln wohnenden Eduard Joseph Goffart, Inhabers einer lithographischen Anstalt, Klägerin, Fr. Boecker
gegen
1) den genannten, in Köln wohnenden Eduard Joseph Goffart, Beklagten,
2) den in Köln wohnenden Advocaten Carl Schneider II. als provisorischen Syndik des Falliments des genannten Goffart, Mitverklagten, ohne Anwalt,
ist durch Urtheil des Kgl. Landgerichts zu Köln vom 4. Dezember 1848, unter den Parteien die Trennung der Gütergemeinschaft, mit allen gesetzlichen Folgen ausgesprochen worden.
Köln, den 4. Dezember 1848.
Für den Auszug G. A. Boecker, Adv.-Anwalt.
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Wenn die Anfrage an den Herrn Provinzial-Steuer-Direktor in Nr. 159 der Neuen Rhein. Zeitung in Wahrheit beruht, dann begreifen wir nicht wie es einem Ober-Finanz-Rathe beikommen kann, an anderer Stelle wo es nicht nöthig, gegen das Spar-System täglich zwei Thaler Diäten an den Inspektor Ulles zu verschwenden. Oder ist das vielleicht nicht so? Antworten Sie.
Aachen, 2. Dez. 1848.
@typejAn
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Herr Wilhelm Crüwell in Paderborn.
Gemäß Ihrer Erklärung in der 2. Ausgabe der Köln. Zeitung Nro. 323 vom 3. Dez. verdient der wahrhaft eine Zurechtw[e]isung, der es wagt, R. Blum als schlechtes Subjekt, als gemeinen Mörder zu bezeichnen.
Daß der Weinhändler, Herr Thelen aus Bonn, Blum früher als Lampenputzer gekannt haben will, kann diesem Märtyrer der Freiheit nur mehr Lorbeer zu seinem Kranze bieten; Hr. Thelen scheint dies aber zu einer Gehässigkeit gegen ihn ausbeuten zu wollen, was um so mehr wundern muß, da er, Thelen, doch selbst seiner Zeit als Ochsenjunge bei seinem Vater, einem geringen Bauern in Rönnes- oder Plittersdorf, den Pflug regierte.
Sind Sie zufrieden, Herr Crüwell, solche Aeußerungen sind nicht schädlich, geben nur den Aristokraten einen Wink, zu errathen, wer ihnen bei Bestellung von 1/2 Dz Flaschen Wein (Chaptal?) den Werthesten zu lecken fähig ist.
@typejAn
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Im neuen Laden, Obenmarspforten, gegenüber dem Jülichsplatz werden verkauft:
Regenschirme in schwerster Seide von 2 Thlr. 10 Sgr. bis 3 1/2 Thlr.
Zeugschirme von 22 Sgr. bis 1 Thlr. 15 Sgr.
Gebrauchte Schirmgestelle werden in Zahlung genommen. Reisetaschen mit starken Bügeln von 25 Sgr. bis 2 1/2 Thlr. Gestrickte Unterhosen und Jacken von 15 Sgr. bis 1 Thlr. 10 Sgr.
Cravatten in Atlas und Lasting von 7 Sgr. bis 1 Thlr.
Atlas, Shawls und Schlipse von 25 Sgr. bis 1 Thlr. 10 Sgr.
Wollene Herrenshawls von 8 Sgr. bis 20 Sgr. Foulards, bunte Taschentücher, Gummihosenträger u. s. w.
Ferner werden billig verkauft:
Feines Tuch und Buckskin zu Hosen, die Elle 20 Sgr. oder 1 Thlr. 15 Sgr. Westenstoffe, neueste geschmackvollste Muster, die Weste von 8 Sgr. bis 1 1/2 Thlr.
Schlafröcke und Hausröcke von 2 Thlr. bis 6 Thlr.
Winterpalletos vom stärksten Düffet zu 3 Thlr. 20 Sgr. bis 5 1/2 Thlr. Abd-el-Kader zu 5 Thlr. bis 7 Thlr.
Bournusse in gutem Tuch von 6 Thlr. bis 12 Thlr.
Alle Sorten Handschuhe von 2 Sgr. bis 15 Sgr.
NB. Die Waaren werden wirklich so billig verkauft wie die Preise angegeben sind.
Joseph Sachs aus Frankfurt a. M., im Hause des Hrn. J. M. Farina.
Obenmarspforten, gegenüber dem Jülichsplatze.
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Geschäftsverlegung und Empfehlung.
Unseren geehrten Geschäftsfreunden hiermit die Anzeige, daß wir mit dem heutigen Tage unsere Wohnung aus der Schildergasse Nr. 14 in Nr. 1A der Columbastraße verlegten.
Wir bitten gleichzeitig um die Fortdauer des uns bisher geschenkten Zutrauens unter der Versicherung der reelsten Bedienung und empfehlen uns auf's Neue dem geehrten Publikum in Anfertigung von Kleidungsstücken nach den neuesten Facons.
Für die Winter-Saison ist unser Lager in den modernsten Rock,- Hosen- und Westenstoffen auf das reichhaltigste assortirt, die wir zur Anfertigung geneigtest empfehlen.
Köln, 1. Dezember 1848.
H. J. Schultz & Comp.
Herren-Kleidermacher, Columbastraße Nr. 1A.
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Die Eröffnung meiner Gastwirthschaft zeige ich hiermit ergebenst an, und bitte zugleich um geneigten Zuspruch. Die mich mit ihrem Besuche beehrenden Gäste können einer guten und prompten Aufwartung gewiß sein, da ich die Einrichtung getroffen habe, daß ich ausser gutem Bier, Branntwein und Liqueuren, auch eine gute Portion Essen verabreichen kann.
Heinrich Schmitz, Lintgasse Nr. 2 in Köln.
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Geschäfts-Eröffnung.
Hiermit erlaube ich mir die ergebene Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage in der Follerstraße Nro 90 eine Bierbrauerei und Wirthschaft eröffne.
Mein Bestreben wird stets sein durch gute Getränke und Bedienung mir das Zutrauen meiner geehrten Gäste zu erwerben.
Köln, den 3. Dezember 1848
Paul Schmitz, Follerstraße Nro. 90.
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Die Darlehnskasse für hütfsbedürftige Handwerkermeister wird am 6. Dezember ihre Wirksamkeit beginnen. Darlehen Suchende wollen ihre Anträge schriftlich im Lokale des Gewerbvereins abgeben.
Der Ausschuß.
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HOTEL DE RUSSIE, Longue rue neuve 68, BRUXELLES.
Journaux et Bibliotheque.
SALLE DE BAINS.
Table d'h[unleserlicher Text]te à 4 hres 1/2.
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Theater-Anzeige.
Mittwoch den 6. Dezbr. bei gänzlich aufgehobenem Abonnement:
Benefiz für Hrn. Formes, vom Hoftheater in Wien:
„Die Hugenotten.“
Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer.
*** Marcel, Hr. Formes als Gast.
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Der Gerant: Korff.