[0669]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 133. Köln, Freitag den 3. November. 1848.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. („Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk.“ ‒ Die Pariser „Reforme“ über die französischen Zustände. ‒ Bassermann der Publizist. ‒ Die Wiener Nachrichten). Florisdorf. (Stadt und Armee). Olmütz. (Munitionswagen von Prag nach Florisdorf). Prag. (Borrosch. ‒ Stimmung in den Provinzen). Teplitz. (Uebertritt von Palatinathusaren). Frankfurt. (National-Versammlung). Berlin. (Vereinbarungssitzung. ‒ Abtheilungssitzung. ‒ Abendsitzung der Vereinbarer. ‒ Volksdemonstration für Wien. ‒ Dito. ‒ Der demokratische Kongreß. ‒ Bewegung zu Berlin. ‒ Geldsendungen nach Magdeburg. ‒ Reichsminister Mohl. ‒ Jung und der Magistrat). Stettin. (Der Handelsstand in den Ostseeprovinzen). Mainz. (Eine Entscheidung der hessischen Justiz).
Ungarn Agram. (Verfügung gegen magyarisch gesinnte Croaten).
Italien. Livorno. (Sieg der Radikalen. ‒ Ministerium Montanelli. ‒ Guarrezzi ‒ Die italienische Konstituante). Mailand. (Stimmung der Stadt. ‒ Aufstände zu Bassano und im Veltlin). Rom. (Neue Schweizersöldlinge. ‒ Rosmini).
Franz. Republik Paris. (Vermischtes. ‒ National-Versammlung).
Spanien. Madrid. (Die Cortes. ‒ Die Insurgenten in Valencia).
Großbritannien. London. (Die Naturalienproduktion in den Vereinigten-Staaten. ‒ Der Zollverein. ‒ Die Friedensdeputation. ‒ Feargus O'Connors Landplan).
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Aufruf des demokratischen Kongresses an das deutsche Volk, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 2. November.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
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Edition: [Karl Marx: Die Pariser „Réforme“ über die französischen Zustände, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 2. Okt.
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Fromme Wünsche.
Seit heute Morgen bilde ich mir steif und fest ein, daß ich der Erzherzog Reichsverweser bin.
„Habe ich nicht einen kahlen Kopf? Bin ich nicht ein freundlicher alter Herr?“ fragte ich meine Kammerjungfer, als sie mir den Kaffee brachte. Sie sah mich erschrocken an ‒ ‒
„Einerlei! ich bin der Erzherzog Johann! Und würdig erhob ich mich und: „Entfernen Sie sich Fräulein!“ sprach ich und: „Lassen Sie Niemand zu mir herauf; keinen einzigen meiner Minister, weder Herrn Schmerling, noch Herrn Beckerath, denn allein will ich sein, allein mit meinem Volke ‒ ‒“
Da setzte ich mich auf meinen Divan und griff nach den stenographischen Berichten über die Verhandlungen der deutschen konstituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt a. M.
Lange habe ich mich danach gesehnt, die frommen Wünsche meiner Völker einer genauern Berücksichtigung zu unterwerfen. Der Augenblick ist endlich gekommen, wo ich den vielen Petitionen an die Nationalversammlung eine allerhöchst eigene Durchsicht angedeihen lassen werde.
Voyons!
„(2566) Gesuch des Kaminfegers Friedrich Christmann zu Frankenthal um eine Kaminfegerstelle.“
Würdiger Kaminfeger Christmann, du bist sehr bescheiden. Aber wie soll ich dir helfen? Ich verstehe mich auf die Böhmen, auf die Kroaten, aber auf die Schornsteine ‒ ‒ ? Doch die Stelle eines Reichs-Central-Kaminfegers ist noch nicht besetzt. Ich werde die Eingabe dieses Frankenthalers dem Prioritäts- und Petitions-Ausschuß aufs Dringendste anempfehlen.
„(1389) Eingabe des Professors und Jubilars der medizinischen Fakultät zu Bonn, Geheimen Hofraths Dr. Harleß, mit Ueberreichung seiner Schrift: „Deutsche Bundes-Kriegs-Häfen als Bedürfniß für eine deutsche Kriegsmarine.“
Es scheint, der Herr Professor sind wieder einmal sehr zerstreut gewesen. Wie geräth dieser Mediziner plötzlich auf die Kriegs-Häfen? Denkt er noch ein Nelson, ein Cullingwood zu werden? Gerade wie der Herr Professor einst aus gelehrter Zerstreutheit, Nachts beim Schlafengehen, die Hose ins Bett legte und sich selbst über die Stuhllehne hing, so hat er gewiß auch jetzt, wo er vielleicht eine Abhandlung über die Seekrankheit schreiben wollte, aus reinem Versehen eine Schrift über die deutsche Flotte zu Tage gefördert! Ich werde dem Marine-Ausschuß die Verirrung des Herrn Geheimen Hofraths zu notifiziren wissen.
„(2563) Petition des Gärtners August Bachmann zu Friedrichswerth bei Gotha, um Bewilligung einer Unterstützung zu seiner Reise nach Nordamerika.“
Arme Nationalversammlung! Nicht nur für jeden Schornsteinfeger sollst du sorgen, nein, auch der Gärtner Bachmann verläßt sich auf deine Hülfe. Hören Sie 'mal, Herr Bachmann, bleiben Sie im Lande und nähren Sie sich redlich. Lassen Sie sich für die Nationalversammlung wählen, da bekommen Sie 3 Thlr. per Tag und eine Katzenmusik extra. Was wollen Sie mehr? Der Prioritäts- und Petitionsausschuß muß bei sehr guter Laune sein, wenn er diese Eingabe berücksichtigt.
„(1488) Petition der Frauen und Jungfrauen der Stadt Mannheim, um Amnestie der politischen Flüchtlinge und Gefangenen.“
Das ist betrübt! Die Frauen werden revolutionär ‒ da hört Alles auf! Stoßen wir nicht schon auf genug Hindernisse? Müssen wir auch noch auf die Weiber stoßen, auf die süßesten Hindernisse, die es für eine Centralgewalt geben kann? O, dieses Centralhandwerk ist ein schlimmes Amt für alte Leute!
„(741) Eingabe von Schneider und Bellebaum in Siegen, die Aufhebung der Hazardspiele und Lotterien betreffend.“
Diese Leute haben gewiß in Ems verloren.
„(746) Petition mehrerer Einwohner zu Ostritz, um Fortbestehen der Lotterien.“
Diese Leute haben gewiß in Ems gewonnen. Ich finde den größesten Widerspruch in diesen beiden Petitionen. Um beide Theile zu versöhnen, wird man am besten thun, die Sache auf die lange Bank zu ziehen.
„(1171) Zwei Petitionen von der Stadt Lage und der Dorfschaft Heyden im Fürstenthum Lippe, Wünsche bezüglich der Neugestaltung Deutschlands enthaltend, übergeben vom Abgeordneten Schierenberg.
Hr. Schierenberg ist ein anspruchsloser Mann; er stellt seine Talente unter den Scheffel. Wenn ich mich nicht sehr irre, so hat er nur ein einziges Mal gesprochen und die richtige Bemerkung gemacht, daß Copernicus ein ausgezeichneter Mann gewesen sei. Uebrigens beweisen die Petitionen des ehrenwerthen Abgeordneten, daß die Ideen der Neuzeit sogar bis in den Teutoburger Wald gedrungen sind. Was mag uns die Stadt Lage zu sagen haben und was die Dorfschaft Heyden? Das Fürstenthum Lippe produzirte bisher nur Flachs, Meerschaum-Pfeifenköpfe und Poeten ‒ ‒ Seit wann treibt Lippe Politik? Daß man Politik in Paris treibt, in Frankfurt oder in Wien: das ist natürlich; aber in Heyden ‒ nein, das ist enorm, das ich lächerlich! Ich werde bei meinem Minister des Innern darauf antragen, daß man das Fürstenthum Lippe unter polizeiliche Aufsicht stellt.
„(2564) Petition des Rabbiners Moses zu Schwerte, um Amnestie für seine Tochter Fanny.“
Arme Fanny! Was hat Fanny gethan? Zartes Wesen, wie, wo und wann hast du gesündigt? Ist dir Gott im feurigen Busch erschienen, Fanny Moses? Sahst du von der Spitze des Venus-Berges alle Wunder des gelobten Landes? O, ich begreife die Trauer deines Vaters. An den Wassern zu Schwerte wird er sitzen, dieser alte Rabbiner; und seine Harfe hängen an die Weiden und weinen und klagen, wenn er an Fanny gedenkt. ‒ Es [Fortsetzung]
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[Deutschland]
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[Fortsetzung] nige besaß sie einen Blitzableiter für das Volk, in dem Volke einen Blitzableiter für den König.
Indem die „Reforme“ die theils heuchlerischen, theils ehrlich gemeinten Einbildungen, die am Tage nach Louis Philippe's Niederlage grassirten, für Realitäten versieht, erscheint ihr die Bewegung nach den Februartagen als eine Reihe von Fehlern und mißlichen Zufällen, die vermieden worden wären durch einen großen Mann, der den Bedürfnissen der Situation entsprochen. Als ob Lamartine, das Irrlicht, nicht der wahre Mann der Situation gewesen wäre!
Immer noch will der wahre Mann, der große Mann nicht erscheinen, klagt die „Reforme“ und die Situation verschlechtert sich jeden Tag.
„Einerseits wächst die industrielle und kommerzielle Krise. Andrerseits wächst der Haß und jeder strebt nach entgegengesetztem Ziele. Die, welche vor dem 24. Februar unterdrückt waren, suchen ein Ideal von Glück und Freiheit in der Conception einer ganz neuen Gesellschaft. Die, welche unter der Monarchie herrschten, denken nur daran, ihr Reich wieder zu gewinnen, um es mit verdoppelter Härte auszubeuten.“
Wie, nun tritt die „Reforme“ zwischen die schroff entgegenstehenden Klassen? Erhebt sie sich auch nur zu der Ahnung, daß die Klassengegensätze und der Klassenkampf erst mit dem Verschwinden der Klassen verschwinden?
Nein! So eben hat sie den Klassengegensatz zugegeben. Die Klassengegensätze aber beruhen auf ökonomischen Grundlagen, auf der bisherigen materiellen Produktionsweise und den daraus hervorgehenden Verkehrsverhältnissen. Die „Reforme“ weiß kein besseres Mittel, sie zu verändern und aufzuheben, als von ihrer wirklichen Grundlage, eben von diesen materiellen Verhältnissen, wegzublicken und sich in den blauen Dunsthimmel der republikanischen Joeologie zurückzustürzen, d. h. in die poetische Februarperiode, aus der die Juniereignisse sie gewaltsam herausgeworfen hatten. Man höre nur:
Das Traurigste bei diesen innern Zwistigkeiten ist das Erlöschen, das Verlorengehen der patriotischen, der nationalen Gefühle, das heißt eben jener Schwärmerei, womit beide Klassen ihre bestimmten Interessen, ihre Lebensbedingungen patriotisch und national übertünchten. Als sie das 1789 thaten, war auch ihr wirklicher Gegensatz noch nicht entwickelt. Was damals der entsprechende Ausdruck der Situation war, ist heute nur eine Ausflucht aus der Situation. Was damals Körper, ist heute Reliquie.
„Offenbar“ schließt die „Reforme“, „ist es ein tiefliegendes Uebel, woran Frankreich leidet; aber es ist nicht unheilbar. Es hat seinen Ursprung in der Verwirrung der Ideen und Sitten, in dem Vergessen der Gerechtigkeit und der Gleichheit in den gesellschaftlichen Verhältnissen, in der Verderbtheit durch einen egoistischen Unterricht. In diesem Zirkel muß man die Mittel der Reorganisation sichern. Statt dessen nimmt man zu materiellen Mitteln seine Zuflucht.“
Die „Reforme“ schiebt die Sache in's „Gewissen“, und nun hilft die moraliche Salbaderei aus aller Noth. Der Gegensatz von Bourgeoisie und Proletariat stammt also von den Ideen dieser beiden Klassen her. Und woher stammen diese Ideen? Aus den gesellschaftlichen Verhältnissen. Und woher diese Verhältnisse? Aus den materiellen, den ökonomischen Lebensbedingungen der feindseligen Klassen. Nach der „Reforme“ ist beiden geholfen, wenn sie das Bewußtsein ihrer wirklichen Lage und ihres wirklichen Gegensatzes verlieren und sich in dem Opium der „patriotischen“ Gefühle und Redensarten von 1793 berauschen. Welche Rathlosigkeit!
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[ * ] Köln, 2, November.
Wir haben schon früher unsere Leser darauf aufmerksam gemacht, daß das Reichsministerium gleich dem Ministerium des konstitutionnellen „Musterstaats“ lobhudelnde Artikel über seine eigene Thätigkeit anfertigt und höchsteigen an die respektiven Zeitungsredaktionen expedirt.
In ihrer Nummer vom 31. October bringt die „Bremer Zeitung“ einen neuen Beitrag zur publicistischen Betriebsamkeit des Reichsministeriums, desselben Ministeriums, das sich gegen die Kritik der Zeitungspresse durch einen eigens zu diesem Zwecke angefertigten Code pènal sicher zu stellen sucht.
Herr Unterstaatssekretär Bassermann hat uns einen Artikel über „die bisherige Thätigkeit der provisorischen Centralgewalt“ zur Aufnahme in unser Blatt eingesandt. Der Inhalt ist eine Apologie des Reichsministerium, in welcher durchgeführt werden soll, daß dasselbe nach Maßgabe der Verhältnisse nicht mehr und nichts anderes habe thun können, als was bis jetzt von ihm ausgegangen ist. ‒ Wir können einer von uns nicht getheilten Ansicht keinen so großen Raum in unserem Blatte vergönnen; sehr gern aber theilen wir die in jenem Artikel enthaltenen Thatsachen mit, welche noch weniger bekannt geworden sind.
Folgt ein Auszug aus dem endlosen Artikel der „Oberpostamtszeitung“ über das „Reich und die Reichsgewalt.“
Auch Du Brutus Bassermann!
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[ * ] Köln, 2. Nov.
Zeitungen und Briefe aus Wien fehlen uns noch immer. Die von den Weinreisenden der „Br. Ztg.“ und den diplomatischen Commis Boyageurs des „Pr. St. A.“ verbreiteten Gerüchte haben sich bis jetzt durchaus nicht bestätigt. Daß Wien sich mitten im Kampfe befindet, ist unzweifelhaft. Daß die Kroaten und sonstigen Freunde der „verfassungsmäßigen Freiheit“ bisher trotz dem großen Jellachich, dessen Heldenmuth, wie der des tapfern Sipahsalar, so berühmt ist, daß beim Blinken seines Säbels sich der erschrockene Mond in den Wolken verbirgt“ ‒ keinen irgendwie entscheidenden Vortheil errungen haben, scheint schon daraus hervorzugehen, daß das preußische Ministerium keine niederdonnernden Depeschen veröffentlicht. Wien ist abgesperrt, aber nicht für das Berliner Ministerium, das „aus der Umgegend von Wien“ Berichte erhält.
Die brave „Kölnische Zeitung“ bringt ihren Lesern seit dem 6ten October fortlaufend großgedruckte Extrablätter, von denen das eine immer das andere Lügen straft. Heute sieht sie sich in die „traurige“ Nothwendigkeit versetzt, ihre „gestrigen höchst traurigen Mittheilungen“ zu bestätigen, selbst nach dem „Preuß. Staatsanzeiger“, welcher nebst der „Breslauer Zeitung“ unserer Nachbarin natürlich als Evangelium gilt.
Unsere Leser finden unten die widersprechenden und haltlosen Gerüchte, die dem „Pr. St. A.“, den „C. Bl. a. B.“, der „A. D. Z.“ und Mährischen Blättern entnommen sind. Zur Kritik der von der „Kölnischen Zeitung“ so gesinnungsernst acceptirten „neuesten Nachrichten“ und zur Kritik dieser ernsten Gesinnung selbst genüge einstweilen Folgendes:
Extrablatt der Kölnischen Zeitung vom 2. Nov.:
(Großgedruckt.) „In der Nacht zum 29. hörte man nur vereinzeltes Feuern, während desselben wurde das Belvedere, sowie die ganze Jägerzeil und Leopoldsvorstadt von den kaiserlichen Truppen, wie es scheint, ohne großen Widerstand besetzt etc. etc.
Dies schreibt man aus der Umgebung von Wien am 29. Nachmittags ein halb 3 Uhr.
Dagegen schreibt ein Reisender, der Florisdorf am 28. Abends 8 Uhr verließ: Das Militär hat den Prater im Besitz, ebenso den Kirchhof Schmelz, dagegen ist die Leopoldstadt noch in den Händen der Wiener, und die Kaiserlichen haben in den Vorstädten noch nicht einen Fuß breit Terrain gewonnen.“
Die erste Nachricht bringt der Berliner Staatsanzeiger, die letztere die Allg. Oder-Zeitung. Die Kölnische Zeitung begleitet letztere mit obligaten Fragezeichen. Zu erklären wären indessen beide Mittheilungen, wenn ein Angriff auf die genannten Vorstädte in der Nacht vom 28. auf den 29. stattgefunden hätte.
Lesen wir aber die weiteren Notizen der Dumont'schen Spinnstube:
Breslau, 30. Okt., Abends 10 Uhr. (Breslauer Zeitung.) In 2 Vorstädten Wiens habe der Brand so überhand genommen, daß man am 28. Abends in Floridsdorf bei dem Leuchten des Flammenmeers im Freien lesen konnte.
(Wäre diese Münchhausiade wahr, so könnte diese treffliche Beleuchtung, der geographischen Lage von Floridsdorf gemäß, nur aus der Leopoldstadt gekommen sein.)
Ferner Breslau vom 30. Oktober (Korresp.)
In Florisdorf konnte man vorgestern Abend (also am 28.) deutlich lesen, so hell war der Brand der Vorstädte Wien's.
(Dies konnte man denselben Abend auch in Köln am Rhein.)
Beruhen diese sämmtlichen Nachrichten auf Wahrheit, so standen am 29. die Truppen in dem Theile der Vorstadt, der noch die Nacht vorher so lustig gebrannt, was einen übrigens nicht befremden kann, wenn man in derselben Spalte unseres klassischen Extrablattes aus derselben Breslauer Zeitung die bewunderungswürdige Mittheilung lies't:
„Der Brand, welcher am 28. Abends außerordentlich stark gewesen sein soll, war am 29. Abends fast erloschen.“
Von sonstigen Bären, welche die Berichterstatter „aus der Umgegend Wien's“, d. h. aus dem kaiserlichen Lager dem preußischen Staatsanzeiger, oder vielmehr dieser seinen Lesern aufzubinden versucht, geben wir nur folgenden als einen der pikantern:
„In der Landstraße hatten die Jäger, wie man sagte, in 9 Stunden 30 Barrikaden genommen.“
Macht nach Adam Riese auf die Barricade 6 Minuten, also noch flinker als in Köln am Rhein, am Morgen des 26. September. Bringt man dazu die Länge der Landstraße in Rechnung, so käme dort eine Barricade auf je 20 Schritte, was ein neues erfreuliches Licht auf die Strategik der Wiener Vertheidigung wirft.
Wir lassen nun die „neuesten Nachrichten“ folgen. Unsere Leser wissen, welchen Glauben sie verdienen.
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Wien.
Mährische Blätter melden über den Kampf am 26sten Folgendes: „Eine Nachricht vom 29sten bestätigt, daß vom 5ten Jägerbataillon, welches sich durch den Prater der Stadt näherte, bis auf einen kleinen Ueberrest, Alles geblieben oder verwundet sei. Der Angriff auf die Nußdorfer Linie soll deshalb ein übelgewählter gewesen sein, weil dort die stärksten Schanzen und Barrikaden gewesen wären; auch soll es, was unglaublich klingt, dem Militär an Munition gefehlt haben, welche ein Separattrain am 27sten von Olmütz zu bringen bestimmt war. Die Stadt wurde mit Brandraketen beworfen. ‒ Das Feuer der Wiener ist ungemein heftig und wohlgezielt, in Florisdorf verbreitete sich das Gerücht, daß unter der Burg, der Nationalbank und der Universität Minen angelegt seien und daß sich Jellachich zurückgezogen habe.“ ‒ Ein anderes Blatt meldet: „Am 26sten wurde Wien bombardirt; dabei wurde das Jägerhaus im Prater, sowie die zunächstliegende Dampfmühle und Zuckerfabrik ein Raub der Flammen. Ein mährisches Jägerbataillon soll gänzlich vernichtet worden sein.“ ‒ Ein drittes (mährisches) Blatt meldet von einer fürchterlichen Kanonade am 25sten und von dem außerordentlichen Verluste, den das Regiment Baumgarten erlitten habe. „Die kroatischen Truppen waren bisher halb nackt, sind aus verschiedenen Monturvorräthen equipirt worden und bieten jetzt den buntesten Anblick aller Uniformen dar.“ Man will auch wissen, daß sich der Reichstag nicht mehr versammelt und die Führer der ultraradikalen Partei nach Pesth entkommen wären.
Ein Reisender, welcher Wien am 28. October Namittags und Florisdorf um 8 Uhr Abends verlassen hat, macht der Oderzeitung folgende Eröffnungen:
Wien, 26. Oct. Der Kampf hat am 26sten von Nußdorf und Breitensee her begonnen; am 24. und 25. fanden nur Vorpostengefechte statt.
‒ 27. Oct. Am 27sten erließ Windischgrätz eine Proklamation folgenden Inhalts: „Nachdem die gegebene Frist von 48 Stunden erfolglos abgelaufen, begnüge er sich nicht mehr mit den früher gestellten Bedingungen. Er verlange die Köpfe des General Bem, Pulsky und Dr. Schütte und mache jeden Haus-Eigenthümer für das verantwortlich, was in dessen Hause vorgehe. Fällt ein Schuß daraus oder wird ein Angriff auf die kaiserlichen Truppen gemacht, so solle das Haus sofort niedergebrannt werden und sämmtliche darin befindliche Personen müssen über die Klinge springen. Jeder Wiener, dessen das Militär habhaft wird, soll erschossen werden.“ Als Erwiederung auf diese Proklamation hat Dr. Schütte, der bekannte Agitator, seinerseits einen Preis auf den Kopf des k. k. Feldmarschalls, Fürsten Windischgrätz gesetzt und für dessen Habhaftwerdung zwei Tausend Dukaten Gold geboten !
Diese Nachricht ist offenbar falsch, da der „Aqitator Schütte“ sich zu Pesth befindet. (A. d. Red.)
Auch soll Messenhauser Befehl gegeben haben, jeden Soldaten, der gegen Wien kämpft, so wie Jeden waffenfähigen Wiener, der nicht Waffen trägt, zu erschießen.
‒ 28. October. Ununterbrochener Kanonendonner bis Abends 6 Uhr; von da bis 8 Uhr war es schwächer. ‒ Der Kampf fand bei dem Belvedere in Lerchenfeld, Brigittenau und in der Richtung der Leopoldstadt statt. Das Militär hat den Prater in Besitz, ebenso den Kirchhof Schmelz; ‒ dagegen ist die Leopoldstadt noch in den Händen der Wiener, und die kaiserlichen haben in den Vorstädten noch nicht einen Fuß breit Terrain gewonnen. Bei Abgang des Zuges, Abends 8 Uhr, brannten die Vorstädte in Folge der von Windischgrätz hereingeworfenen Brandraketen auf fünf bis sechs Stellen. Die in Wien befindlichen französischen Unterthanen sollten gestern unter dem Schutze des französischen Gesandten Wien verlassen. ‒ Die Dampfmühle an der Donau ist abgebrannt, jedoch sind sämmtliche Mehlvorräthe, einige und zwanzigtausend Centner, gerettet worden. Dank der Tapferkeit von etwa 200 Legionärs, welche die Mühle erst verließen, als diese dem Feinde keine Beute mehr zu bieten hatte. ‒ Die Kanoniere der Wiener bestehen meistens aus übergetretenen Militärs und schießen vortrefflich; auch sind sie im Besitze von schwerem Geschütz, meistens 24 Pfd., während der Feind meistens nur leichtes Geschütz hat. ‒ An Bewaffneten zählt Wien jetzt 150,000 Mann, welche mit vollem Vertrauen an Bem hängen; die Ungarn, 10,000 Mann reguläres Militär und 25,000 Mann Landsturm sind von Bruck her im Anmarsch und werden heute erwartet. ‒ An Lebensmitteln ist noch kein Mangel. Auf dem Kohlmarkte befinden sich große Keller, welche bedeutende Vorräthe von Viktualien enthalten, welche General Bem rationenweise vertheilt. Sind diese Vorräthe erschöpft, so wird auf alle im Privatbesitz befindlichen Vorräthe Beschlag gelegt. ‒ Traurig ist dagegen die Lage der kaiserlichen Truppen. Dieselben sind mißmuthig, zweifeln an einem günstigen Erfolge und möchten großen Theils übergehen, wenn die Gelegenheit günstiger wäre. ‒ Die Ruhr grassirt fürchterlich unter ihnen. ‒ Der Reichstag hat erklärt: Er habe weder das Recht noch den Willen, sich aus Wien zu entfernen, und Niemand auf der Welt würde sie zwingen, die Stadt zu verlassen. Bis gestern war der Reichstag noch beschlußfähig!
‒ So eben erfahren wir, daß 20 Munitionswagen von Prag nach Florisdorf heute Mittags auf der Eisenbahn an Olmütz vorbeipassirt sind, und daß der Finanzminister Krauß sich mittelst Separattrain heute Nachmittags nach Wien zurückbegehen werde. ‒ Laut zuverlässigen Nachrichten ist in Schlesien bei Zuckmantel der Landsturm zu Gunsten der Wiener bereits aufgestanden.
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Wien.
Die letzten Nachrichten aus der Umgegend Wiens (denn aus der innern Stadt können natürlich keine Mittheilungen herausgelangen) gehen bis zum 29., Nachmittags halb drei Uhr.
Am 28. war der hauptsächliche Kampf auf der südlichen und östlichen Seite, während auf der westlichen die Batterien nur mit Unterbrechung gehört wurden. Am Abend hatte der Banus die Vorstädte Landstraße und Erdberg vollständig genommen und stand bei der Franzensbrücke und Meiergasse, am Eingang der Leopoldsstadt, dergestalt, daß er diese beherrschte, und seine Batterien die ganze Jägerzeile bestreichen; auch hatte er das neue Mauthgebäude besetzt, welches nach früheren Voraussetzungen General Bem zu [Fortsetzung]
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@facs0670
[Fortsetzung] versteht sich von selbst, daß ich diese Liebesgeschichte mit einer besondern Empfehlung an den Prioritäts und Petitions-Ausschuß verweise.
„(1430) Eingabe des Bürgermeisters. Brand und einiger andern Einwohner vom Simpelfeld in Limburg, die Trennung Limburgs von den Niederlanden betreffend.“
Wohllöbliche Bürger von Simpelfeld, ihr seid auf der rechten Straße; Bürger von Simpelfeld ich liebe Euch! Der Limburger Käse will sich vom Stockfisch trennen. Wer hätte gedacht, daß solche Idee aus Simpelfeld kommen würde? Ja, wahrlich, lieber wollte ich doch eine Trüffel in der Bratensauce sein, als ein Holländer in seinem wässerichen Clima. Der Limburger Käse muß gegen den holländischen Käse rebelliren. Es lebe die große Käseschlacht! Der moralische Nachdruck der deutschen Central-Gewalt wird den Bürgern von Simpelfeld nicht fehlen.
„(2930) Eingabe des pensionirten Knabenschullehrers Franz Schäfer zu Dettelbach, seine Pensionirung betreffend.“
Dieser Mann scheint mit dem Kaminfeger Friedrich Christmann, mit dem Gärtner Bachmann und dem Rabbiner Moses auf derselben Stufe zu stehn. Er geht mit der hochverrätherischen Absicht um, dem deutschen Reichs-Budget auf eine sehr bedauerliche Weise zur Last zu fallen. Aber das ist unmöglich. Wir sollen für die deutsche Flotte sorgen, für die deutschen Reichstruppen und für den Knabenschullehrer aus Dettelbach. Lieber Herr Schäfer, das geht nicht. Das einzige, was ich für Sie thun kann, ist, daß ich Sie einer Reichs-Central-Bemitleidungs-Commission überantworte, die gewiß nach Kräften Ihre fatale Lage bedauern wird.
„(716) Adresse von 374 auf der Wartburg versammelt gewesenen Studenten Deutschlands d. d. 13. Juni, enthaltend eine Begrüßung der National-Versammlung und Verwahrung gegen Republik.“
Ach, das ist ein Aktenstück, welches mir das wohlthätigste, comfortabelste Gefühl verursacht! Sollte man es denken, Studenten verwahren sich gegen die Republik? O, diese jungen Leute, die schon im Burschenrock so biedre Denkungsart hegen, von wie trefflichen Gesinnungen werden sie erst beseelt sein, wenn sie dereinst in's Philisterium hinüberschlummern, um als grüne Referendare der Welt von besonderm Nutzen zu sein! Ich sehe es, das verderblich junge Blut der Universitäten fängt an auszubrausen. Diese 374 Studenten der Wartburg haben aus Luther's Dintenfaß die echte Begeisterung getroffen.
„(795) Eingabe von Schlechter in Köln, das Wohl des Arbeiterstandes betreffend.“
Wie, auch du Brutus? Auch du, Bürger Schlechter? O, der du der heiligen Stadt Köln berühmtester Autor bist, der du sie alle überragst die stolzen Stadtfänger, der du der Homer der Annoncen bist: sei mir willkommen, willkommen!
„(3016) Eingabe von Bauerschubert und Consorten zu Tulba, in Unterfranken, unter dem Titel: „Einzig wahres, natürliches, kostenfreies Mittel, in der einfachsten, kürzesten und sichersten Weise die deutsche Nation rasch zum mächtigsten, größten und edelsten Volke zu erheben.“
Nein, das ist zu toll! Diese Leute in Tulba sind ja wahre Hexenmeister. Kostenfrei, einfach, kurz und sicher, das mächtigste größte und edelste Volk zu werden: Herr Bauerschubert! Herr Bauerschubert! ich zweifle wahrhaft nicht daran, daß Sie ein ausgezeichneter und höchst erfinderischer Mann sind, aber sollte es nicht möglich sein, daß Sie den Werth Ihrer Medizin doch in etwa überschätzten? Geben Sie Ihr Mittel in Pulvern, flüssig oder in Pillen? Und wie viel Eßlöffel voll soll das deutsche Volk stündlich davon nehmen? Heiliger Gott, welch' eine Riesen-Medizin-Flasche und welch' ein Riesenlöffel wäre bei diesem Experimente nöthig! Uebrigens wäre es prächtig, wenn wir plötzlich alle miteinander große, mächtige und edle Menschen würden! Was würden die Herrn Raveaux und Venedey oder der Bürger Schlechter sagen, wenn sie eines Morgens ganz wider alles Erwarten als große Männer aufständen!
Ich werde die Medizin der Herren Bauerschubert und Consorten dem Verfassungs-Ausschuß zu einer speziellen Analyse empfehlen‒“
So sprach ich und sinnend stützte ich mein altes erzherzogliches Haupt. Da klopfte es draußen vernehmlich an die Thür. „Es wird eine Deputation von der äußersten Rechten sein ‒ ‒ “ Ich öffnete. Da war es einer unsrer Setzer von der äußersten Linken.
„Manuscript!“ befahl er in barschem Tone und im Nu entführte er diesen meinen herrlichen Aufsatz.
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@facs0670
Blödsinn deutscher Zeitungen.
Die Vossische singt:
Ferdinand Freiligrath.
Erst war's ein Löwe, groß und schön,
Sein Wuchs voll Ebenmaaß,
Als er beherrschte die Palmenhöhn
Der Küsten Afrika's.
Doch als er ließ den tropischen Wald
Und seinen tropischen Golf,
Da ward aus diesem Löwen bald
Ein zähnefletschender Wolf.
[0671]
[Deutschland]
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@facs0671
[Fortsetzung] einem hauptsächlichsten Vertheidigungspunkte bestimmt hatte, so daß man für die zahlreichen darin aufgehäuften Güter sehr besorgt gewesen war. Der Gloggnitzer Bahnhof war sehr lebhaft vertheidigt, aber noch im Laufe des 28. von den Truppen genommen, so wie die ganzen äußern Linien der Süd- und Ostseite, auch der Vorstadt Wieden, welche einer der Hauptsitze der Widerstandspartei sein soll. In der Landstraße hatten die Jäger, wie man sagte, in 3 Stunden 30 Barrikaden genommen; besonders soll sich das Regiment Nassau (von dem am 6. Oktober einige Kompagnien Widerstand gezeigt hatten) ausgezeichnet haben. In den Vorstädten Landstraße und Lerchenfeld, erzählte man, seien die Truppen von den Einwohnern selbst begünstigt und von Frauen mit Blumen empfangen worden. Viele Nationalgardisten sollen die Waffen weggeworfen und eine große Anzahl Waffen im Kanale gefunden worden sein; die Arbeiter zeigten dagegen große Tapferkeit; man wollte keine Studenten bemerkt haben, und Manche vermutheten daraus, dieselben hätten nur ihre besondern Kennzeichen, Stürmer und dergleichen, abgelegt, um nicht erkannt zu werden. Bomben waren, allem Anschein nach, nur sehr wenige in die Stadt geworfen, hauptsächlich gegen die Aula, als Vorspiel des Angriffs. Dagegen hatten einige Granaten und Raketen, namentlich in der Vorstadt Wieden, gezündet. Auch sah man die große kostbare Maschinenfabrik am Gloggnitzer Bahnhof in Flammen stehen.
In der Nacht zum 29. hörte man nur vereinzeltes Feuern; während derselben wurde das Belvedere und der Schwarzenbergische Garten, so wie die ganze Jägerzeile und Leopold-Vorstadt, von den kaiserl. Truppen, wie es scheint, ohne großen Widerstand, besetzt, so daß die Städtischen an der südlichen und östlichen Seite beinahe auf die innere Stadt beschränkt waren. In den Vorstädten erklärten die Offiziere, der Fürst habe dieselben hauptsächlich darum besetzen lassen, um sie bei einem etwa nothwendig werdenden Bombardement schonen und bei einem Kampf um die innere Stadt den Bürgern, die am Kampf nicht Theil nehmen wollten, eine Zufluchtsstätte anweisen zu können.
Am Morgen des 29. hatte man eine Deputation von Parlamentären auf drei Wegen aus der Stadt hinaus nach dem Hauptquartier kommen sehen und wollte wissen, daß dieselben noch von da dem Fürsten Windischgrätz nachgeeilt seien, welcher auf eine Rekognoszirung gegen die Ungarn ausgeritten war. Ueber das Resultat war noch nichts bekannt. Erzählt wurde, General Bem und die Studenten hätten erklärt, sie würden sich bis auf den letzten Mann vertheidigen.
Die Ungarn hielten sich fortwährend ruhig; sie waren während des Kampfes in die Nähe der Stadt gerückt, sollen sich aber wieder nach Bruck zurückgezogen haben. Einen Angriff hatten sie jedenfalls nicht gemacht, obgleich eine große, aus der Stadt aufsteigende Rauchsäule als ein Hülferuf angesehen wurde.
Um 2 1/2 Uhr, bei Abgang der letzten Nachricht, hörte man wieder Kanonendonner.
[(Preuß. St.-Anz.)]
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@facs0671
Florisdorf, 27. Oktober.
Im Allgemeinen hat sich im Stande der Feindseligkeiten noch wenig geändert. Vor Allem hat es sich gezeigt, daß die Dampfmühle nicht abgebrannt ist. Eben so soll das k. Luftschloß im Augarten unversehrt, und nur das „Universum“ in der Brigittenau abgebrannt sein.
Der Bahnhof ist vom General Wiesner besetzt und gegen die Jägerzeile hin mit den dort eingelagerten Wollballen und Getreidesäcken geschützt. Von der sehr starken Barricade am Ende der Jägerzeile wurde fortwährend ein lebhaftes Feuer gegen den Bahnhof, so wie gegen den gegenüberliegenden, vom Militär besetzten Garten unterhalten. Aus dem großen Eckhause der Jägerzeile und Franzbrücken-Allee wurde von den steyrischen freiwilligen Scharfschützen aus ihren ausgezeichneten Büchsen viel geschossen, wogegen dieses Haus vom Militär ebenfalls mit Kanonen beschossen wurde.
Hauptmann Stocka, Besitzer von Napajedl, parlamentirte mit der Besatzung der genannten Barricade und suchte sie durch allerlei Vorstellungen zum Abzuge zu bewegen, allein vergeblich.
In der Aue zwischen den Brücken ist ein Militärspital eingerichtet.
Die Zuckerfabrik des Hrn. Zinner, in der Nähe des Donaucanals, soll abgebrannt seyn.
In der Stadt herrscht wenig Störung, indem man sich bereits an die täglichen Affairen gewöhnt hat und der festen Meinung ist, derselben könne nichts angehabt werden.
Das Militär soll an Munition Mangel leiden und erwartet mit Ungeduld die neuen Zufuhren von Olmütz und Prag.
Heut wurde von Florisdorf über die ärarische Donaubrücke Proviant in den Bahnhof geführt.
Von der Westseite Wiens erfährt man nichts, doch soll dort noch kein Angriff stattgefunden haben.
Heute kam Pillersdorff, Krauß und Fischhof vom Kaiser, ‒ man sagt, unverrichteter Dinge ‒ zurück.
Jeder Passagier, welcher von hieraus auf der Eisenbahn weiter reisen will, muß sich mit einem von dem hier stationirten Hauptmann ausgestellten Geleitsschein ausweisen. Uebrigens ist der Betrieb nirgends gestört und die ganze Bahn von hier bis Prag ‒ mit Ausnahme der Lundenburg-Brünner Strecke ‒ noch vom Militär bewacht.
Es bestätigt sich, daß das fünfte Jägerbataillon bei Nußdorf sehr gelitten habe.
[(C. Bl. a. B.)]
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Prag, 27. Oktbr.
Für heute steht in Prag die Erstürmung der Buchhandlung des Abg. Borrosch bevor, eine wahrscheinlich durch die gestern von der Lipa Slowanska berufene Volksversammlung ausgeheckte Idee. Das Militär ist in den Kasernen konsignirt. Gestern bemerkte man vom Lorenzberge Feuer in der Gegend der deutsch-böhmischen Kreise, man erzählt von einem Landsturm der Deutschen nach Wien. ‒ Der mährische Landtag beräth in Brünn eine Gemeinde-Ordnung; doch wehren sie sich dort heftig gegen jede Vereinigung Mährens mit Böhmen.
In Olmütz erscheinen täglich Hanaken mit ellenlangen Kuchen, die sie dem Kaiser schenken, sie fallen ihm zu Füßen aus Dankbarkeit für die genehmigte Aufhebung der bäuerlichen Lasten. Nordschlesien ist minder loyal. Bei Johannisberg hat sich das Landvolk mit einer Art Partisanen bewaffnet, um den Wienern beim ersten Rufe zu Hülfe zu eilen. Die Demokraten des angränzenden Preußisch Schlesien haben hierzu viel beigetragen. Vier Gemeinden haben bereits die Steuern verweigert und erklärt, daß bei der künftigen Rekrutirung kein Mann von ihnen gestellt werden wird, bis der Kaiser Wien freigegeben hat. Bielitz, Jägerndorf und Teschen sind die Hauptpunkte dieser Bewegung. ‒ Stadion ist in Kremsier, um die Anordnungen für den Reichstag zu treffen.
Die Ungarn sollen von Bruck aufgebrochen und den linken Flügel von Jellachich angegriffen haben.
Jellachich hat an die Lipa Slowanska ein Schreiben erlassen, worin er sagt, daß er zum Schutze des Slaventhums gegen Wien kämpft.
[(A. D.-Z.)]
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Teplitz, 27. Okt.
Unter den in den umliegenden Ortschaften Bilin, Dur, Kulm, Karbitz, Türmitz etc. stationirten Palatinal husaren sind in den jüngsten Tagen mehrfache Desertionen vorgekommen. Heute Morgen zwischen 3-4 Uhr ritt abermals eine Abtheilung, wohl 30-40 Mann stark, mit gezogenem Säbel und gespanntem Pistol mitten durch Teplitz, um ihren bedrängten Landsleuten zu Hülfe zu ziehen. Bei den Offizieren dieses Regiments, das übrigens fast nur aus Magyaren besteht, scheinen die ungarischen Sympathien weniger stark zu sein, wenigstens sollen bis jetzt unter ihnen nur 2 bis 3 Desertionsfälle vorgekommen sein.
Nachschrift, 7 ein halb Uhr Abends. In diesem Augenblicke ziehen durch Teplitz 120 Husaren, sie kommen von Brür und ziehen in der Richtung von Tetschen weiter. Sie rufen Adieu und Eljen.
In Königseck (an der mährischen Gränze) wurden am 22. Nachts 55 flüchtige Husaren von Soldaten umzingelt und mußten sich ergeben. Ein Offizier (nach andern ein Wachtmeister) wurde erschossen. Auch in Tabor rückten Tags vorher Militär, Garden und Schützen aus, um eine von Mühlhausen her ziehende Husarenabtheilung festzuhalten, man wartete aber vergebens, da die Deserteure wahrscheinlich eine andere Richtung genommen hatten.
[(Cst. Bl. a. B.)]
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[ !!! ] Frankfurt, 31. Oktober.
Sitzung der Nationalversammlung. Präsident von Gagern.
Tagesordnung: Berathung über den Entwurf der Verfassung. Abschnitt I. §. 6 und Abschnitt II. §. 7. ff.
Vor der Tagesordnung.
Präsident: Viele Mitglieder der Linken, Nauwerk, Vogt, Scharre, Schaffrath, Rösler von Oels u. s. w., etwa 40-50, erklären schriftlich zu Protokoll, daß sie seit 14 Tagen sich vergebens bemüht haben, die deutsche Nationalversammlung zu den in der österreichischen Angelegenheit wichtigsten Maßregeln zu bewegen, als: Fortweisung der Croaten vom deutschen Boden, Entsetzung Wien's u. s. w. (Viele Mitglieder der Linken treten noch mündlich bei). Folgen Flottenbeiträge, u. a. von den Preußen in Petersburg, von den Deutschen zu Bombay in Westindien (300 Thlr.)
Pagenstecher (für den volkswirthschaftlichen Ausschuß) erstattet einen Bericht über Anträge und Petitionen, für Medizinal- und Apothekenwesen, Homöophatie, allgemeine deutsche Pharmakopoe etc.
Der Ausschuß erkennt diese Angelegenheiten für wichtig, aber nicht zur Beschäftigung für die Nationalversammlung geeignet.
Fuchs (im Namen des Prioritäts Ausschusses) kündigt den Bericht über den Jahn'schen Antrag an: „Die ganze Linke in Anklagezustand zu versetzen, resp. zu excludiren und Neuwahlen vorzunehmen.“
Der Ausschuß beantragt in Erwägung der Unstatthaftigkeit und Ungehörigkeit (resp. Erbarmungswürdigkeit) solcher Anträge zur motivirten Tagesordnung überzugehen.
von Vinke (für den Ausschuß der Geschäftsordnung) zeigt an, daß die neue Disciplinarordnung (14 §§.) fertig geworden ist.
Der Ausschuß bittet, dieselbe auf eine der nächsten Tagesordnungen zu setzen, weil leider immer wieder undisziplinarisches Verfahren der Abgeordneten vorkommt.
Biedermann interpellirt den Justiz-Minister wegen partikularistischer Handlungen der sächsischen Kammer und Regierung.
Minister von Mohl hat hierüber bei der sächsischen Regierung schon angefragt und wird wohl nächsten Montag die Sache erledigen können.
Höfken interpellirt den Minister des Aeußern wegen einer Menge von Angelegenheiten, Limburg betreffend. (Die Interpellation geht an den Minister.)
Förster von Lünfeld stellt den dringlichen Antrag, das Ministerium solle so schnell wie möglich ein ausführliches Ministerprogramm vorlegen, wie dies bei konstitutionellen Regierungen Sitte, und auch vom Ministerium längst versprochen ist.
Der Antrag ist von Eisenmann, Günter und etwa 30 andern unterstützt, wird aber nicht als dringlich erkannt. Er geht den bekannten Weg (alles Fleisches) in die Ausschüsse.
Tagesordnung.
§. 6. (Abschnitt I.) lautet: „Die einzelnen deutschen Staaten behalten ihre Selbstständigkeit, soweit dieselbe nicht durch die Reichsverfassung beschränkt ist; sie haben alle staatlichen Hoheiten und Rechte, soweit diese nicht der Reichsgewalt ausdrücklich übertragen sind.“
Nachdem hierzu viele Amendements verlesen sind, (von denen doch keines angenommen wird) beginnt die Debatte mit Herrn Moritz Mohl: Er spricht gegen den Entwurf, und hat dem §. 6 eine andere Fassung gegeben. Der Eindruck, sagt er, den der Verfassungsentwurf auf mich gemacht hat, ist der, daß bewußt oder unbewußt der Verfassungsausschuß sich die Aufgabe gestellt, die Einrichtungen der Partikularstaaten soviel als möglich beizubehalten. ‒ So vornehmlich im gegenwärtigen §.
Makowiczka (Oesterreich). Für den §. des Entwurfs mit einigen Verbesserungen, welche formelle Mißverständnisse des §. verhüten sollen. (Bravo!) Schluß! Schluß! Die Debatte hat ja schon so lange gedauert. Hinter den Worten des §. „soweit diese nicht der Reichsgewalt“ (S. o.) will er eingeschaltet: „nach der Reichsgesetzgebung.“ ‒
Nachdem noch Claussen aus Kiel gegen den Paragraphen des Entwurfs und Schierenberg aus Detmold mit wenigen Worten für die unveränderte Annahme desselben gesprochen, auch noch drei Amendements verlesen, wird diese kühle Debatte geschlossen.
Mittermaier spricht als Berichterstatter für den Entwurf. (Lavatrix parlamentaris nennt ihn die Carrikatur.) Die Mediatisirungsfragen will er alle ausgeschlossen haben.
Herr Demel aus Teschen unter andern beantragt sehr kurz: „Alle Fürsten deren Staaten weniger als 6 Millionen Einwohner haben, sind mediatisirt.“ (Anhaltendes Gelächter.)
Vor der Abstimmung über §. 6. wird eine Erklärung zu Protokoll angenommen, nach welcher durch die Beschlüsse des §. 6 die Mediatisirungs-Fragen (die einer nochmaligen Begutachtung des Ausschusses zugewiesen) nicht ausgeschlossen sind, sondern später noch zur Berathung kommen.
Der §. 6 nach der Fassung des Ausschusses (S. o.) wird angenommen.
Abschnitt II. (Art. I.) §. 7.
„Die Reichsgewalt übt dem Auslande gegenüber die völkerrechtliche Vertretung Deutschlands und der einzelnen deutschen Staaten ausschließlich aus.“
„Die Reichsgewalt stellt Gesandte und Consuln an. Sie führt den diplomatischen Verkehr, schließt die Bündnisse und Verträge mit dem Auslande, namentlich auch die Handels- und Schiffahrtsverträge, so wie die Auslieferungsverträge ab. ‒ Sie ordnet alle völkerrechtlichen Maßregeln an.“
§. 8. „Die einzelnen deutschen Regierungen haben nicht das Recht, ständige Gesandte zu empfangen oder solche zu halten, mit Ausnahme ihrer Bevollmächtigten beim Reichsoberhaupte.“
Hierzu das Minoritätserachten: „Die einzelnen deutschen Regierungen haben nicht das Recht, Gesandte zu empfangen, oder solche zu halten. (Ahrens. Blum. Schüler. Wigard.)
Hierzu die übliche Anzahl Amendements. Ueber §. 7 und 8 zusammen beschließt man die Diskussion. Die Diskussion beginnt mit
Wigard, der gegen die Paragraphen des Entwurfs spricht. (Die Vertreter verlassen colonnenweise das Haus). Wigard spricht für das Minoritätserachten zu §. 8, welches radikaler als der §. ist, und den Einzelstaaten alle und jeden Gesandten abspricht. Die Gesandtschaften sollen nicht mehr Versorgungsanstalten für adlige Sprößlinge sein (Bravo).
von Linde (der berühmte Staatsrath aus Mainz) für die Paragraphen. (Das Haus wird noch leerer. Linde leert die Galerien auf die friedlichste Art, er spricht ‒ und es wird leer.)
Wurm aus Hamburg spricht für das Minoritätserachten wie Wigard. Ich habe keinen Begriff von einem Bundesstaat, meint er, in welchem Gesandte bei der Reichsgewalt (wie §. 8 will) nöthig sind. Dies wäre nichts anders als der Bundestag. Den Ausdruck „ständige Gesandte“ im §. 8 nennt er einen unglücklichen (Bravo! Schluß!)
Schubert (Professor aus Königsberg) für die §.§. des Entwurfs. Geht auf eine historische Entwickelung der Gesandtschaften ein. Die Selbstständigkeit der einzelnen Staaten (welche anerkannt ist) erfordert die Annahme des §. 8; das ist die Beibehaltung der Gesandtschaften der Einzelstaaten bei der Centralgewalt. In unsern diplomatischen Verhältnissen haben wir Rücksichten aufs Ausland zu nehmen. (Rechts: Sehr richtig!) Schluß! ‒ Schluß wird heftig verlangt.
Jordan aus Gollnov. Meine Herren, ich will Sie nicht ermüden, ich bin für den Wegfall der Worte (§. 8) „mit Ausnahme ihrer Bevollmächtigten beim Reichsoberhaupt“, dagegen bitte ich Sie den Ausdruck: „ständige Gesandte“ beizubehalten.
Schluß der Debatte. ‒ Berichterstatter Mittermaier für den Ausschuß. Bei der Abstimmung wird zuvörderst §. 7 (wie oben) einstimmig angenommen. Bei §. 8 wird das Minoritätserachten durch Zettelabstimmung mit 197 Stimmen gegen 194 verworfen. (Sensation links. 3 Stimmen Majorität.)
Hierauf wird der erste Theil des §. 8, „die einzelnen deutschen Regierungen haben nicht das Recht, ständige Gesandte zu empfangen, und solche zu halten“ angenommen; dagegen der zweite Theil: „mit Ausnahme ihrer Bevollmächtigten beim Reichsoberhaupt“ verworfen.
Ein Amendement dafür von Rösler aus Oels: „mit Ausnahme ihrer Bevollmächtigten bei der Reichsgewalt“, soll zur Abstimmung kommen. (Rösler zieht es unter großer Heiterkeit zurück, und somit wäre das eben verworfene Minoritätserachten mit einigen Umständen doch angenommen, oder Graf Wartensleben verdirbt die Freude, indem er das Rösler'sche Amendement wieder aufnimmt. Es wird aber nun in der Abstimmung dennoch verworfen. (Großes Gelächter links). Ein 2tes Amendement Rösler's von Oels: „Auch dürfen sie (die Einzelstaaten) keine besondern Consuln halten. Die auswärtigen Consuln erhalten ihr Exsequatur nur von der Reichsgewalt“ wird mit 239 Stimmen gegen 155 verworfen.
§. 8. lautet demnach: „Die einzelnen deutschen Regierungen haben nicht das Recht, ständige Gesandte zu empfangen, oder solche zu halten“ Es ist 3/42 Uhr.
Einzelne Stimmen rufen Vertagung. Die große Mehrheit verwirft die Vertagung, ‒ man hat zu gut gefrühstückt. ‒ Man geht zu §. 9.
§. 9. „Die einzelnen deutschen Regierungen sind befugt, Verträge mit andern deutschen Regierungen abzuschließen.
Ihre Befugniß zu Verträgen mit nicht deutschen Regierungen beschränkt sich auf Gegenstände des Privatrechts, des nachbarlichen Verkehrs und der Polizei.“
Minoritäts-Erachten. „Vor dem Worte Polizei im 2. Satz ist das Wort niederen einzuschalten.“ (Wigard, Blum, Schüler.)
§. 10. „Alle nicht rein privatrechtlichen Verträge, welche eine deutsche Regierung mit einer andern deutschen oder nichtdeutschen abschließt, sind der Reichsgewalt zur Kenntnißnahme, und insofern das Reichsinteresse dabei betheiligt ist, zur Bestätigung vorzulegen.“
Minoritäts-Erachten. Statt der §§. 9 und 10 heiße es: „die einzelnen deutschen Regierungen sind befugt, bezüglich der sie betreffenden territorialen und landesherrlichen Angelegenheiten, Verträge mit andern deutschen oder auswärtigen Regierungen abzuschließen. Solche Verträge sind jedoch der Reichsgewalt zur Kenntnißnahme, und insofern das Reichsinteresse dabei betheiligt ist, zur Bestätigung vorzulegen. (Scheller, Detmold etc.
Auf die Diskussion wird verzichtet, und beide §§. (wie oben) ohne die Minoritäts-Erachten angenommen. (Hierauf vertagt man sich bis Donnerstag 9 Uhr.)
Schluß der Sitzung 2 1/4 Uhr.
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[ 103 ] Berlin, 31. Okt.
Sitzung der Vereinbarerversammlung.
Tagesordnung: Fortsetzung der Berathung des Verfassungsentwurfs. Der Präsident Unruh eröffnet die Sitzung um 91/2 Uhr. Die Versammlung fährt in der gestern unterbrochenen Abstimmung über den Artikel 4 fort. Zuerst kommt das Amendement des Abg. Kiel, lautend: Statt des 2. Absatzes zu setzen:
„Es giebt im Staate weder einen besonderen Adel-, Bürger- oder Bauernstand, noch sonst Standesunterschiede oder Standesvorrechte.“
Dieses Amendement ist eine Beschränkung des Entwurfs und die Linke stimmt daher dagegen. Nach namentlicher Abstimmung wird dasselbe mit 208 gegen 144 Stimmen verworfen.
Alsdann wird das Amendement Walter, lautend: Statt des 1. und 2. Satzes ist zu setzen:
„Es giebt vor dem Gesetze keine Vorrechte der Geburt, des Ranges oder Standes,“
verworfen.
Hierauf wird der Satz des Entwurfs:
„Es giebt im Staate weder Standesunterschiede, noch Standesvorrechte,“
einstimmig angenommen.
Das Amendement Berends, lautend:
„Der Adel ist abgeschafft,“
wird nach namentlicher Abstimmung mit 200 gegen 153 Stimmen angenommen. (Bravo links).
Das Zusatzamendement Borchardt-Mathaei, lautend:
„Der Gebrauch adeliger Titel und Prädikate in öffentlichen Urkunden ist untersagt,“
wird nach namentlicher Abstimmung mit 208 gegen 150 Stimmen angenommen.
Hierauf wird über die Einleitungsworte der Verfassungsurkunde zum zweiten Male abgestimmt und mit großer Majorität angenommen.
Ueber das Amendement des Abg. Jung:
„Orden, so wie Titel, die nicht blos das Amt bezeichnen, können nicht mehr ertheilt werden,“
wird die Debatte eröffnet.
Jung: Von den Orden sollte eigentlich an einer andern Stelle die Rede sein. Wir konnten aber keinen besseren Platz auffinden und bringen es deshalb zum Artikel 4. In einem freien Staate trägt der Bürger seinen Werth im freien Bewußtsein, und wie lächerlich ist es da, das Verdienst durch Orden zu bezeichnen. Wir sehen das Ordenssystem in China am Weitesten ausgeführt. Dort bringt der Orden, die Auszeichnung, den Mann erst zum Ansehen. So ist es in allen barbarischen Staaten. Wenn wir aber bei uns einen Mann im Lande mit Orden behängt herumgehen sehen, so zeigen die Orden nur an, daß dieser Mann mit vielen Höfen zu thun gehabt, daß er viele Vermählungen von Prinzen und Prinzessinnen zu Stande gebracht hat. Zeigt etwa der Orden ein sittliches oder staatliches Verdienst an ? Wenn man sieht, wie die Orden vertheilt werden, wird diese Illusion verloren gehen. Wenn ein reicher Kaufmann viele Diners giebt und den kommandirenden General dazu einladet, so wird er zum Commerzienrath vorgeschlagen und erhält den rothen Adlerorden. Auch vom konstitutionellen, sogar vom Vereinbarungsstandpunkte aus, muß man sich gegen die Ordensverleihungen erklären, denn diese Orden haben noch Statuten im ritterlichen Sinne, obgleich die Ordensinhaber, wenn sie versammelt wären, wohl kein ritterliches Ansehen haben möchten, und diese Ritter sollen zum Schutze des Königs dienen. Der König eines konstitutionellen Staats bedarf aber nicht des Schutzes Einzelner. Auch für die Heldenthaten im Kampfe für das Vaterland können die Orden abgeschafft werden; denn durch einen solchen Orden wird eine große That nicht nach Gebühr belohnt. Thaten, welche die Anerkennung des ganzen Staas verdienen, können ganz anders durch Denksäulen oder öffentliche Aussprüche der Volksvertretung belohnt werden.
Riedel spricht theilweise gegen das Amendement. Er will die Orden beibehalten wissen, weil sie Ehrenzeichen sind, welche wenig kosten. Schon die Alten hätten Ehrenkränze u. dgl. vertheilt. Dagegen ist er damit einverstanden, daß Titel, die nicht blos das Amt bezeichnen, nicht mehr ertheilt werden.
D'Ester: Ich will nicht mehr darauf zurückgehen, auf den Mißbrauch, der mit den Orden und Titeln getrieben wurde, denn dieser Mißbrauch ist von dem Institute selbst nicht zu trennen. Orden und Titel stammen aus einer frühern romantischen Zeit, die nicht mehr zu unserm Staate paßt. Gegen die Hausorden will ich nicht sprechen; denn die Hausorden werden den Kindern in der Wiege ertheilt. Das können wir Niemandem absprechen. Jeder kann in seinem Hause einen Orden ertheilen. Aber gegen die Verdienstorden des Staats will ich sprechen. Giebt man mit dem Orden eine Belohnung? Keinesfalls. Hat sich Jemand ein wahrhaftes Verdienst erworben, so giebt es wohl keine größere Anerkennung, als wenn eine gesetzgebende Versammlung erklärt: „er hat sich um das Vaterland wohl verdient gemacht.“ Eine solche Anerkennung wird größeren und allgemeineren Eindruck machen als ein Orden, den man nach Belieben anlegen oder bei Seite legen kann. Und wenn die Nationalvertretung eine Geldbelohnung dekretirt, so ist diese Anerkennung gewiß ehrenhaft. Ich bitte Sie daher, das Amendement Jung mit meinem Zusatz, daß Nationalbelohnungen nur durch ein Gesetz ertheilt werden dürfen, anzunehmen.
Baumstark schwätzt wieder stundenlang und erklärt sich gegen das Amendement. Die französische Republik hätte auch den Orden der Ehrenlegion beibehalten. Der Redner wird sehr witzig, citirt Stellen aus dem „gestiefelten Kater,“ und erzählt, daß man in China den Vater desjenigen, der sich ein Verdienst erwirbt, in den Adelstand erhebt.
Minister Eichmann: Ich will Sie nicht aufhalten mit einer Geschichte der Orden, aber es ist bekannt, daß die Orden schon seit Jahren an alle Stände vertheilt wurden. Ich kann die Versicherung geben, daß die früher bei Vertheilung der Orden stattgefundenen Mißbräuche nicht mehr vorkommen werden. Deshalb greifen Sie nicht nach einer Prärogative der Krone. Wir sehen ja, daß andere demokratische Staaten die Orden beibehalten haben. Ich bitte Sie daher, lassen Sie es beim Alten.
Schramm: Wenn der Herr Minister von demokratischen Staaten gesprochen und dabei auf Frankreich hinwies, so muß ich mir die Berichtigung erlauben, daß weder Frankreich unter Ludwig Philipp, noch die jetzige französische Republik demokratische Staaten sind. Der Redner spricht gegen alle Orden und Titel, sogar gegen die Doktortitel, da er ebenso das „Dr.“ als das „von,“ welches vor die Namen gesetzt wird, abgeschafft wissen will. Auch die „Excellenzen“ werden vom Redner gehörig gewürdigt.
Baumstark berichtigt, daß „Doktor“ kein Titel, sondern eine Würde sei.
Pieper: Es wird Ihnen bekannt sein, daß unter drei Personen schon eine Meinungsverschiedenheit herrscht, wie viel mehr unter 400. Ich bin gegen die Orden, denn ich habe selbst gehört und gesehen, wie die Soldaten ausmarschirten und sagten: entweder den Orden oder den Tod. Es giebt viele hier (auf die Rechte zeigend), die gern einen Orden haben möchten. Gestern erhielt Einer von ihnen einen blauen Brief (königl. Kabinetsordre) und als er ihn freudig eröffnet, findet er einen Zettel mit einem Esel darin. (Großes Gelächter. Pieper ist ein Schlächter).
Reichenbach: Wenn der Herr Minister für die Beibehaltung der Orden spricht, das verstehe ich. Wie aber die Versammlung so viel Worte darüber macht, das verstehe ich nicht. Ist das Gelüste nach den rothen Adlerorden vierter Klasse noch so groß, daß man für die Orden spricht?
Einige gegenseitige Zwischenbemerkungen der Abg. Baumstark und Berg erregen allgemeine Heiterkeit ihres humoristischen und satyrischen Inhalts wegen.
Endlich kommt man zur Abstimmung über das Amendement des Abg. Jung. Man beliebt eine Theilung. Der erste Theil: „Orden können nicht mehr ertheilt werden,“ wird nach namentlicher Abstimmung mit 196 gegen 140 Stimmen, und der zweite Theil fast einstimmig angenommen.
(Siehe den Verfolg in der Beilage).
[0672]
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Verzeichniß der beim Ober-Post-Amte zu Köln ankommenden und abgehenden Posten.
gap: insignificant
Das Brief-Annahme- und Personen-Einschreibe-Büreau ist täglich von 8 Uhr Morgens (im Sommer 7 Uhr) bis 8 Uhr Abends geöffnet. Fahrpost-Gegenstände werden in der MittagsstundeS von 1-2 weder angenommen noch ausgegeben.
Post-Reisende müssen sich innerhalb der angegebenen Dienststunden einschreiben lassen und ihre Effekten ausliefern. Zu Posten, welche des Nachts oder Morgens früh abgehen, muß die Einschreibung und die Aufgabe des Gepäcks Abends zuvor bis 8 Uhr erfolgen.
Die Schlußzeit zur Annahme von Korrespondenz ist eine Stunde, für Fahrpost-Gegenstände, zwei Stunden vor Abgang der betreffenden Post; bei der Schnellpost nach Coblenz ist die Schlußzeit auf 6 1/2 Uhr Abends, bei den Eisenbahnposten nach Aachen und Bonn auf resp. 1 1/2 und 2 1/2 Stunden und bei den Eisenbahnposten nach Düsseldorf, Hamm und Minden auf resp. 1 3/4 und 2 3/4 Stunden vor Abgang der Dampfwagenzüge festgesetzt.
Der am Ober-Post-Amts-Gestäude angebrachte Briefkasten für unfrankirte Briefe wird täglich des Morgens 4 1/2 Uhr und dann zur Schlußzeit jeder Post, zuletzt Abends 8 Uhr geleert. ‒ Von 7 1/2 Uhr bis 10 1/2 Uhr Abends hängen auf dem Waidmarkt am Kettenhäuschen und in der Dominikanerstraße Briefkasten aus.
Die Briefbestellung findet im Winter um 8 Uhr und 11 Uhr Vormittags und um 3 1/2 und 5 1/2 Uhr Nachmittags Statt. Die Packet- und Geld-Besteller werden Morgens 8 1/2 und Nachmittags 3 1/2 Uhr abgefertigt. ‒ Sonntags Nachmittags fällt die letzte Briefbestellung, die Geld- und Packet-Bestellung aber ganz aus.
Köln, den 1. November 1848. Ober-Post-Amt, Rehfeldt.
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Verkaufs-Anzeige.
Montag den 6. d. M. November, Vormittags 10 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Apostelmarkte dahier, mehrere Mobilien, als: Tische, Stühle, Spiegel, Sopha und Sekretär etc. gegen baare Zahlung dem Meistbietenden verkaufen.
Köln, den 2. November 1848. Simons.
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Verkaufs-Anzeige.
Montag den 6. d. M. November, Vormittags 12 Uhr, wird der unterzeichnete Gerichtsvollzieher auf dem Altenmarkte dahier, mehrere Mobilien als: Tische, Stühle, Spiegel, Ofen etc. gegen baare Zahlung dem Meistbietenden verkaufen.
Köln, den 2. November 1848. Simons.
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Großer Papier-Verkauf.
Heute Freitag den 3. November 9 Uhr Morgens, und an den folgenden Tagen, wird durch Herrn Chr. Meyer, Liquidator der mechanischen Papierfabrik zu Dillingen, mit dem Détail-Verkauf von Schreib-, Zeichen-, Register-, Seiden-, Druck- und farbigem Papier fortgefahren werden.
Der Verkauf findet Sternengasse Nr. 25 à tout prix statt.
Der Gerichtsschreiber, Schreiner.
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Bekanntmachung.
Samstag den vierten November 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Waidmarkte zu Köln, verschiedene Mobilien, als: ein Klapptisch, ein Sekretär, ein Spiegel, ein Sopha, ein Ofen nebst Rohr, eine Penduluhr und mehrere große Kupferstiche mit Glas und Rahmen etc. gegen baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher, Brochhausen.
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In Sachen der in Frechen ohne besonderes Gewerbe wohnenden Christina Balsam, Ehefrau des daselbst wohnenden Maurermeisters Jacob Coßmann, Klägerinn, vertreten durch die Advokaten Götz und Füßer, letzterer als Anwalt.
Gegen ihren Ehemann, den genannten Maurermeister Jacob Coßmann Beklagten, vertreten durch die Advokaten Rath und Nücker, letzterer als Anwalt ist durch Urtheil des königl. Landgerichtes zu Köln vom 23. Oktober c. die Gütertrennung zwischen den Parteien ausgesprochen und sind dieselben Behufs der Liquidation vor den Notar Krahe in Köln verwiesen worden.
Köln, den 28. Oktober 1848.
Götz. Füßer.
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Ankündigung.
Es wird in den nächsten Tagen ein nicht großer Betrag von Prioritäts-Obligationen der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft, welche halbjährlich 2 1/2 pCt. Zinsen tragen, zum Verkaufe an die Börse gebracht werden. Das Aktien-Kapital der Bahn beträgt vier Millionen Thaler, das Prioritäts-Aktien-Kapital 800,000 Thaler, wovon einstweilen nur ein geringer Theil soll ausgegeben werden. Es sind 1 1/2 Meilen der Bahn seit einem Jahre für den Personen-Verkehr im Betriebe; vom 9. Oktober 1847 bis zum 12. Oktober 1848 haben in drückender Zeit 335,085 Personen die an beiden Enden bisher noch isolirte Strecke befahren und Thlr. 30,146 Sgr. 16 Pf. 6 eingebracht. Die ganze Bahn von 7 7/10 Meilen Länge, welche in Elberfeld an die Düsseldorf-Elberfelder und in Dortmund an die Köln-Mindener Bahn sich anschließt, ist so weit vollendet, daß sie mit Ablauf des Jahres 1848 dem Betriebe für Personen- und Güter-Verkehr wird übergeben werden können. Sie durchschneidet in ihrer ganzen Länge den bedeutendsten und bevölkertsten Fabriken-Distrikt von ganz Deutschland. Es wird ihr ein sehr bedeutender Verkehr an Personen, Kaufmannsgütern und Rohprodukten, namentlich Kohlen, zufallen. Es möchte also der Ankauf dieser Prioritäts-Obligationen als eine völlig sichere, hohe Zinsen tragende Kapital-Anlage empfohlen werden dürfen. Die näheren Bedingungen der Anleihe sind in der Gesetz-Sammlung und auf der Rückseite der Obligationen abgedruckt.
Elberfeld, 25. Oktober 1848.
Die Direktion Der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft.
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Demokratische Gesellschaft.
Versammlung heute Freitag den 3. November, Abends 7 Uhr bei Eiser Komödienstraße.
Die Kassa wird, zur Erneuerung der Karten, bereits um 4 Uhr geöffnet.
Der Vorstand.
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Bei G. Tonger, Pauluswache ist zu haben:
Eine Reise nach Rom, von Jeiteles, herausgegeben von Lewald. (Ladenpr. 1 1/2 Thlr.) für nur 7 1/2 Sgr.
Teutschland u. die Donaumündungen.
Ein Beitrag zur Beleuchtung der äußern Verhältnisse des Vaterlandes und der europäischen Civilisation.
Eine für die jetzige Zeit sehr wichtige Schrift. (Ladenpr. 12 7/2 Sgr.) nur 3 1/2 Sgr.
Geckenalmanach.
Schnurren, Ränke, Schwänke, Witze etc. 2 Bändchen mit Bildchen (Ladenpr. 5 Sgr.) für nur 1 Sgr.
Der Heilbrunnen und Badeort Godesberg, von Dr. Hundeshagen. (Ladenpr. 15 Sgr.) nur 2 1/2 Sgr.
Die Niederlande.
Historisch-topographisch-statistisch von Schulz, mit Abbildungen. (Ladenpr. 15 Sgr.) nur 2 1/2 Sgr.
Das Dombüchlein.
Vollständige Geschichte, Beschreibung etc., mit Grundriß, von Wilh. v. Waldbrühl. (Ladenpr. 20 Sgr.) nur 5 Sgr. ‒ Dasselbe mit mehreren Abbildungen 10 Sgr.
Ansicht des Kölner Domes in seiner Vollendung, herrlicher Stahlst. in Quarto. (Ldpr. 15 Sgr.) nur 5 Sgr.
Rheinisches Liederbuch.
Sammlung der schönsten Gesänge. (Ladenpr. 12 1/2 Sgr.) nur 4 Sgr.
Volksarzneimittellehre.
GemeinfaßlicheBelehrung über den richtigen Gebrauch der Hausmittel. Anweisung, Krankheiten durch Hausmittel zu kuriren. Nützlich für jede Haushaltung, von Dr. Vollmer. (Ladpr. 22 1/2 Sgr.) nur 7 1/2 Sgr.
Vorschläge zur Abhülfe des Nothstandes der Arbeiterklasse 9 Pfg.
Reliquien.
Dichtungen von August Wilh. v. Schlegel, mit Titelkpf. 2 1/2 Sgr.
Bato.
Blumenlese aus holländischen Dichtern, übersetzt von Trost. Die schönsten Dichtungen von Hute, Hooft, Camphuysen, Cats, Smit, Bellamy, Tollens, Helmes etc., mit biogr,- histor. Notizen. (Ladenpr. 1 1/2 Thlr.) nur 7 1/2 Sgr.
Denkwürdigkeiten aus Schäffer's Leben. Werthvolles historisches Werk. Schilderungen der Feldzüge der Franzosen, besonders in Spanien. Mit Planen und Portraits. Große schöne Ausgaben. (Ladenpr. 2 Thlr.) nur 12 1/2 Sgr.
Der Bärenhäuter im Salzbade. Schattenspiel von Justinus Kerner. (Ladenpreis 15 Sgr.) nur 2 1/2 Sgr.
Geschichte des brandenb.-preuß. Staates. (Ladenpr. 6 Sgr.) nur 1 1/2 Sgr.
Die englische Staatsverfassung von der frühesten Zeit bis auf den heutigen Tag. 1r Band. Enthält vollständige Geschichte. Werthvolles geschichtliches Unterhaltungsbuch, besonders für die jetzige Zeit. (Ladenpreis 1 2/3 Thlr.) nur 5 Sgr.
Karte vom Laufe des Rheines von Straßburg bis Rotterdam. (Ladenpr. 7 1/2 Sgr.) nur 2 1/2 Sgr.
Karte der Rheingebiete. Große ausführl. Karte des Sauerlandes, der Eifel, Würtemberg, Baden, Nassau, Gegenden um Köln, Bonn, Koblenz, Mainz, Trier, Aachen, der Westerwald etc. etc. Von Vollrath Hoffmann. (Ladpr. 25 Sgr. nur 6 Sgr.
Reise-, Post- und Zollkarte von Deutschland. Großes Folioblatt, von Vollrath Hoffmann. (Ladenpr. 25 Sgr.) nur 6 Sgr.
Das malerische und romantische Moselthal in Geschichten, Sagen und Legenden. Handbuch für Reisende. Enth. Erzählungen und Dichtungen von Ausonius, Floris, Simrock, Reiff, Damitz, Weyden etc. etc. (Ladenpr. 12 1/2 Sgr.) nur 3 Sgr.
Kölns Legenden, Sagen etc. 2s und 4s Heft, enthaltend außer werthlosen Bruchstücken: Gereon und seine Gefährten; die Säule zu St. Gereon; Gereonskiste; der Kinder-Engel; die Krebse; Erzbischof Anno; die Kölner vor Therant; Maternus; die heil. Ursula und ihre Gesellschaft; der h. Bruno; die Weckschnapp; Hermann Joseph; die heimlichen Gerichte; Kölner Lieder, Sprüche etc. (Ladenpr. 10 Sgr.) nur 2 1/2 Sgr.
Christoph Columbus.
Romantisches Gedicht von Fränkel, bekannt als das beste Werk dieses berühmten Dichters. Mit Portrait. (Ladenpr. 1/3 Thlr.) nur 6 Sgr.
Die Hausfrau, Folioband mit Kupfern, von Weitbrecht, und Erklärungen von Bührlen. (Ladenpr. 2 Thlr.) nur 12 1/2 Sgr.
Dr. Gottschalk, Bemerkungen zur Behandlung der Bleichsucht, Blasenlähmung u. d. nervösen Hüftweh. (Ladenpr. 10 Sgr.) nur 2 1/2 Sgr.
Erzherzog Johann der deutsche Reichsverweser.
Leben und Wirken nebst den auf seine jetzige Stellung bezüglichen Aktenstücken. Mit Portrait, 1 Sgr.
Die Jesuiten wie sie sind und wirken. Von Pater Ravignan. (Aus der kathol. Bibliothek). Aachen 840. 5 Sgr.
Erhebungen des Herzens zum dreieinigen Gott. Ein Gebetbüchlein für die christkathol. Jugend, mit 1 Kupfer. Obernd. 845. 18 Pf.
Rückerinnerungen an Italien von einem Katholiken (Marquis v. Beaufort). Aus dem Franz. Aachen 843, 2 Bände 9 Sgr.
Washington Irwing sämmtliche Werke, deutsch, 74 Bdchen. Stuttg. 829 u. 37. (Ldp. 18 1/2 Thlr.) 3 Thlr.
Der Anacharsis des 13. Jahrhunderts.
Ein Sittengemälde der Vorzeit von Walter. Aus der kath. Bibliothek. Aachen 845. 2 Bände 9 Sgr.
Humoristische Spiegelbilder, oder treuester Begleiter für Schnurren und Grillenfänger. Ein Toilettengeschenk der lachlustigen Welt, gewidmet von Lachmund-Witzmann. Köln 848. 3 Sgr.
Verena oder d. deutschen Ordensritter.
Erzählung für die reifere Jugend. Aachen 842. (Aus der kath. Bibl.) 7 1/2 Sgr.
Neuester Liebesbriefsteller für alle Verhältnisse, welche zwischen Liebenden eintreten können. Mit Anhang. Die Kunst zu heirathen. (Ldpr. 10 Sgr.) 6 Sgr.
Chrimhildens Rache.
Nacherzählt von Pfarrius. (Ldpr. 12 1/2 Sgr.) nur 3 1/2 Sgr.
Deutsche Volksbücher v. Roder. Benedix. 6 Bde. mit Bildern. Einzeln jeder Band. 2 1/2 Sgr., alles zusammen 12 1/2 Sgr.
Prophezeiungen, höchst merkwürdige. auf die Jahre 1790 bis 2000, von einem alten Mönche in Polen. Aus einer Klosterbibliothek gefunden. 9 Pfg.
Die angezeigten Artikel sind sämmtlich neu und wo kein Einband angegeben, sauber geheftet und in Mehrzahl vorräthig.
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Sehr gute irdene Kochgeschirre und steinerne Einmachstöpfe sind billig zu haben, bei Paul Jos. Bungartz, unter Hutmacher Nr. 18.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher 17.