[0485]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 97. Köln, Freitag den 8. September. 1848.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Der dänische Waffenstillstand. — Das Reichsministerium). Frankfurt. (Nationalversammlung. — Der Waffenstillstand sistirt). Berlin. (Bereinbarungssitzung. — Das Ministerium). Wien (Reichstag. — Vereinbarungstheorie. — Zug nach dem Grabe der Augusttodten verboten). Provinz Sachsen (Thüringer Volkstag. — Krackrügge). Mücheln. (Die rothe Republik). Dessau. (Beziehungen zur Centralgewalt. Associationsrecht der Soldaten). Aus dem südlichen Holstein. (Moltke in Rendsburg). Rendsburg. (Republikanische Kundgebungen. — Die Truppen verweigern den preußischen Offizieren den Gehorsam). Hamburg (Aufhebung der Blokade).
Italien. (Die Oesterreicher in Piacenza. — Oesterreichische Artillerie. — Wimpffen Gouverneur von Mailand. — Der Herzog von Modena). Florenz. (L'Alba über französische Intervention und deutsche Reaktion. — Livorno ruhig).
Frankreich. Paris. (Die honnette Republik zwischen Royalisten und Arbeitern. — Amtliches. — Preßverfolgung. — Arbeiterpetition. — Elend. Nationalversammlung).
Spanien. Madrid. (Duguesa Montpensier).
Großbritannien. London. (Die Thronrede).
Dänemark. Kopenhagen. (Gedanken eines Dänen über den Waffenstillstand).
Norwegen. Christiania. (Der Storthing geschlossen).
Donaufürstenthümer. Czernowitz. (Der Bruch Rußlands und der Pforte).
Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Der dänische Waffenstillstand. In: MEGA2 I/7. S. 667.]
[ ** ] Köln, 7. Sept.
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[ 19 ] Köln, 7. Sept.
(Die Reichsminister und die Interpellationen.)
Als der berüchtigte Georg Jeffreys, jener biedere Freund des „angestammten Herrscherhauses“, der sich als Präsident der „blutigen Assisen“ durch seine politische Verfolgungssucht ein Denkmal gesetzt, wie kaum irgend ein preußischer Staatsprokurator, Kriminal- oder Polizeidirektor neuester Zeitrechnung, — als Georg Jeffreys von Jakob II. zum Lordkanzler ernannt wurde, sagte ein Trinkgenosse zu ihm: „Ihr werdet ein schweres Amt finden, mein Freund.“ Und der wackere Lord antwortete: „Nein! Ich werde mir's leicht machen.“
Jeffreys starb im Tower, nachdem Jakob II., der „letzte Stuart,“ von seinen getreuen Unterthanen verjagt worden war; er erlebte den gerechten Spruch der Richter nicht. Aber sein edles Streben, die Schwierigkeit der Geschäfte zu vereinfachen, ist nicht umsonst gewesen, das Geschlecht der Jeffreys' lebt in den Frankfurter Reichsministern fort.
„Niemand verkennt,“ sagte der Minister des Innern, Herr Schmerling, bei Uebernahme seines Amtes, „welche schweren Anforderungen wir übernommen haben. Wir machen uns durchaus keine Illusionen.“
Wir haben uns in diesem letztern Punkte nie mit Hrn. Schmerling in Widerspruch befunden. Die Antworten der Reichsminister auf die an sie gestellten Interpellationen werden uns den besten Beweis liefern, in wie weit wir von den Thaten dieses „deutschen“ Ministeriums zu viel erwartet.
In der Sitzung vom 24. Juli gab zunächst Herr Schmerling, der damals noch Inneres und Aeußeres verwaltete, Erklärungen auf eine Anfrage des Abgeordneten Franke über den angeblichen Waffenstillstand zwischen Dänemark und Deutschland. Dieser nach dänischen Blättern in deutschen Zeitungen (s. Nr. 52 d. N. Rh. Z.) mitgetheilte Waffenstillstand war im Wesentlichen desselben Inhalts, wie die gegenwärtigen Waffenstillstandsbedingungen, die unsern Lesern bereits bekannt sind.
Herr Schmerling sagte: „Nach einer Depesche des General Wrangel ist jener Waffenstillstand, der gerechte Unruhe in Deutschland erregt hat, nicht angenommen worden. General Wrangel meldet in dieser Depesche, er werde für jeden Fall nur einen Waffenstillstand eingehen, der der Ehre Deutschlands angemessen ist, und welcher der Art sei, daß er von Seiten der Centralgewalt genehmigt werden könne.“
Man weiß, welchen Schutz die „Ehre Deutschlands“ neuerdings an den Reichsministern und der Centralgewalt gefunden hat. Woher dieser Zwiespalt der großen Worte des Reichsministeriums, welches am 15. Juli von der Nothwendigkeit „hohen Muthes“ sprach, mit der jüngsten kleinen Kabinetsfrage betreff des wirklichen Waffenstillstandes? Ist es, weil Hr. Camphausen damals noch nicht als preußischer Bevollmächtigter unabweisbare argumenta ad hominem gegeben hatte, daß der dänische Waffenstillstand nicht allein keine „gerechte Unruhe“ erregen, sondern „wahre Ruhe“, wahres Vertrauen allen Krämern und Beutelschneidern einflößen werde? Ist es, weil Hr. Heckscher, der jüdische Advokat aus Hamburg und Compagnon des steckbrieflich verfolgten Spekulanten Freiberg, damals noch nicht Minister des Aeußern war? Ist vielleicht der General Wrangel bei dem jüngsten Waffenstillstand blos deshalb umgangen worden, weil er einem komischen Volk von 1 1/2 Millionen die „Ehre Deutschlands“ wahren zu wollen erklärte, und versicherte nur einen solchen Waffenstillstand einzugehen, der (betreff der „deutschen Ehre“) von der „deutschen Centralgewalt genehmigt werden — könne“?
In derselben Sitzung vom 24. Juli gibt Hr. Schmerling Erklärung über „Triest und seinen Hafen“. Ebenso feig, wie sich das Reichsministerium in dem schleswig-holsteinischen Krieg gezeigt, wo England und Rußland mit Intervention drohten, eben so viel „hohen Muth“ bewährt dasselbe in der Triestiner Angelegenheit, wo — keine Gefahr drohte.
Welche hohe Begeisterung für die „deutsche Einheit“ unter Ministerium und Nationalversammelten! General Welden fällt mit 25,000 Mann in's italienische Gebiet ein, und Radetzki benutzt den „deutschen Hafen“ zu Triest, um die östreichische Flotte gegen die Italiener auszurüsten und zu unterstützen; die Italiener blokiren darauf den feindlichen triestiner Hafen, und Reichsministerium und Nationalversammlung erklären die Fortsetzung der Blokade für eine Kriegserklärung — nicht gegen Radetzki und die östreichische Reaktion, sondern gegen das „freie und einige Deutschland!“ Mit welchem Recht fielen die „Deutschen“ in Jütland ein? Haben sie etwas Anderes gethan, als die Italiener, als ein Theil ihres Landes von den gemeinschaftlichen Feinden bedroht wurde?
Aber vielleicht verlangt auch der „hohe Muth“ des Reichsministeriums, daß die deutschen Bundestruppen an den jütischen Grenzen stehen und dem Krieg der Schleswig-Holsteiner gegen Dänemark zusehen sollen, wie er das unthätige Zusehen der Italiener beim Angriff der Oestreicher auf die italienische Stadt Venedig verlangt.
(Schluß folgt.)
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[ !!! ] Frankfurt, 5. August.
Sitzung der National-Versammlung. Präsident v. Gagern. Beginn 1/2 10 Uhr. Die Kirche ist gepfropft voll, weil man die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Waffenstillstandsfrage erwartet.
Nach der Anzeige von einigen Beiträgen zur Kriegsflotte und nach der Anzeige einiger Berichte, theilt der Präsident jedoch ein Schreiben des Ministerpräsidenten Leiningen mit: „Das Reichsministerium beabsichtigt der Berichterstattung der vereinigten Ausschüsse über die schleswig-holsteinische Frage und der Berathung darüber beizuwohnen und bittet, da es erst gegen 12 Uhr in der Sitzung erscheinen kann, diesen Gegenstand bis 12 Uhr auszusetzen.“
(Hr. Radowitz fehlt; er fehlt sonst nie — heut wird er wohl bis 12 Uhr im Ministerrath sitzen).
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Gagern will hierauf zur Tagesordnung (Berathung der Grundrechte) übergehen; es wird jedoch beschlossen, sich bis 12 Uhr zu vertagen.
Um 12 Uhr wird die Sitzung wieder eröffnet.
Dahlmann (Berichterstatter der beiden Ausschüsse in der schleswig-holsteinischen Frage): „Vor allem erkläre ich, daß ich nicht genügend ausgerüstet bin, Ihnen Bericht zu erstatten, weil die Vorlage der Aktenstücke nicht ausreichend war. Ich kann Sie nicht durch den Irrgarten der Verhandlungen führen. — Zur Abschließung des vorliegenden Waffenstillstandes hat Camphausen eine unbeschränkte Vollmacht von der Centralgewalt verlangt (!). Diese ist verweigert worden Dagegen eine Vollmacht vom Reichsverweser ausgestellt worden; in dieser vermisse ich übrigens die Contrasignatur der verantwortlichen Minister. (Aha! links.) Ferner hat man in dem nunmehr abgeschlossenen Waffenstillstand die Vollmacht des Reichsverwesers bei weitem uberschritten. Das Reichsministerium hat bis zuletzt geglaubt, es handle sich nur um einen dreimonatlichen Waffenstillstand. Alle von mir (in meiner gestrigen Interpellation) gefürchteten Bedingungen sind leider wirklich wahr. Der Waffenstillstand führt nach 7 Monaten Deutschland gerade bis zum 1. April. (Bravo!) Der gehaßte, verachtete Karl v. Moltke steht an der Spitze der Regierungskommission.
Heckscher hat gestern im Ausschuß erklärt, er finde in den Bedingungen des Waffenstillstandes nichts Entehrendes. (Langes Zischen.) Er hat gesagt, man dürfe die Frage der Sistirung nicht von der Frage über Billigung des Waffenstillstandes überhaupt trennen. Trotzdem beantragt die Majorität des Ausschusses mit 11 Stimmen unter 19 im Gegensatz mit dem Minister Heckscher: „Die National-Versammlung möge die Sistirung der militärischen und sonstigen Maßregeln beschließen!“
Wurm, Cucumus und Dahlmann sind vom Ausschuß ferner bestimmt, um über die Hauptfrage der Ratifizirung oder Nichtratifizirung zu berichten.
Wir (die Majorität) haben so gestimmt, weil wir Schleswig-Holstein nicht der Anarchie und Dänen-Unterdrückung aussetzen wollten. Wenn Schleswig-Holstein, wie ich glaube, gegen den Abschluß des Waffenstillstandes sich auflehnt, werden nicht von allen Seiten Deutschlands Freischaaren herbeiströmen? (Bravo! Jawohl.) Dürfen wir unser eignes Fleisch und Blut opfern — unsre Landsleute dem Untergange überliefern? — hierzu habe ich nicht den Muth und deshalb eben bin ich heute so muthig. (Lautes Bravo.) Denken Sie an England. Jeder einzelne Engländer wiegt so schwer, als sein ganzes Vaterland. Wir hier sollen der Mittelpunkt der deutschen Einheit sein. Wenn Sie hier nicht entschieden sind, werden Sie ihr ehemals stolzes Haupt nie wieder erheben. Die werden fallen, die jetzt triumphiren. (Lauter Beifall von allen Seiten, außer der äußersten Rechten).
Schubert aus Königsberg. Für das Minoritätserachten der vereinigten Ausschüsse, bestehend aus 8 Mann: Ueber die Sistirung des Waffenstillstandes ist erst dann abzustimmen, wenn über den Waffenstillstand überhaupt wird Beschluß gefaßt werden. (Würth, Max Gagern, Flottwell, Zenetti, Schubert, Gompard, Dunker).
Peuker (Kriegsminister): Ein Heer kann nur 3 Meilen täglich zurückmarschiren. Wrangel hat heute früh erst gemeldet daß sein Hauptquartier noch in Apenrade. Die Sistirung der Truppenrückmärsche ist also eine sehr untergeordnete Maßregel. Aber sie wird einen Bruch des Waffenstillstandes überhaupt aussprechen.
Schmerling (Minister): Das Ministerium theilt die Gründe des Minoritätserachtens. Diese Meinung ist die einstimmige des Ministeriums. (Vor der Kirche hört man toben — heftiger Zudrang zu den Gallerien.) Nach sorgfältiger Berathung hat das Ministerium beschlossen, nicht auf Verwerfung des Waffenstillstandes anzutragen.
Präsident verliest zwei neue Anträge: 1. von der äußersten Linken: die Centralgewalt zu der Bestimmung zu veranlassen, die Truppen wieder in ihre alten Stellungen zurückzuführen. Der 2. von Künsberg und Genossen geht auf Tagesordnung.
Simon aus Breslau. Nach Art. IV. der Akte der Begründung der Centralgewalt kann erst der Beschluß der Versammlung und die nachher erfolgte Sanktionirung der Centralgewalt den Waffenstillstand ratifiziren. Uns steht es also zu, zu ratifiziren oder nicht. Wir werden nicht wie die alte Diplomatie durch ein fait accompli über das Wohl Deutschlands entscheiden lassen. Ich beantrage: „sofortige Maßregeln zur Sistirung des Waffenstillstandes.“ — Die Ehre Deutschlands würde unheilbar leiden, wenn sie einen andern Beschluß fassen. — Ich erinnere Sie an Dahlmanns Worte. — (Lichnowsky: sehr schwache Rede).
Simon. Fürst Lichnowsky behalten Sie ihre Anmerkungen für sich; sie haben gar nichts zu bemerken. (Schallendes Bravo. Man lacht Lichnowsky aus, der sich am Schnurrbart zupft).
Der Redner: Preußen's und Oesterreichs Mißbilligung in dieser Sache haben wir nicht zu gewärtigen. Oesterreich ist vollauf mit sich beschäftigt. Preußen an#angend; das Volk daselbst ist durchaus Deutsch. (Rechts Zischen!) Das Streben der preußischen Aristokratie wird nicht aufkommen. Es handelt sich gar nicht um Preußens Ehre hier, nur um die der preußischen Minister. Aber weder diese, noch die der deutschen Reichsminister kann in Anschlag gebracht werden gegen die Ehre des deutschen Volkes.
Die Stunde ist da, mögen die Männer nicht fehlen. Der Waffenstillstand muß sistirt werden. (Bravo links, linkes Centrum und Gallerien).
Degenkolb für das Minoritätserachten.
Zimmermann (Stuttgart). Noch zuckt der Eindruck des ron Dahlmann Gehörten in meiner Seele. Aber der Verstand allein soll mich leiten. — Ich bin diesmals ausnahmsweise für das Majoritätserachten. Der Waffenstillstand übersteigt nicht, wie ein Redner sagt, die Vollmacht des Reichsverwesers, er steht ihr offenbar ganz entgegen. — Da die Centralgewalt von uns geschaffen, so müssen wir sie auch aufrecht erhalten. Wenn wir dies nicht thun sind wir Nullen. — Heckscher hat gesagt, die Kritik sei leicht, die Kunst schwer. Aber die Thaten des Ministeriums wären seine Kritik.
An dem kleinen Punkt Schleswig-Holsteins haftet jetzt die Ehre Deutschlands. — Dort ist sie verpfändet, dort muß sie gelöst werden. — Wehe denen die wegen daraus entspringender Nachtheile ihre Ehre nicht einlösen wollen. Die Ehre geht über die Einheit. (Bravo!) Die Berliner Versammlung wird ebenso den Waffenstillstand mißbilligen. Deshalb, und weil des preußischen Volkes Ehre nicht mit der des Ministeriums zu verwechseln, und das preußische Volk ganz mit uns sein wird, hoffe ich, es wird kein Bruch mit Preußen die Folge unseres beabsichtigten Schrittes sein. — Und sollte ein Krieg daraus erfolgen, so werden wir ihn zu führen wissen. — Wollen wir etwa einen zweiten Baseler Frieden schließen? Wenn sie anders beschließen als die Majorität, so lassen sie wieder die Glocken der Paulskirche läuten, wie damals bei Ernennung eines Reichsverwesers, aber diesmals um das Grabgeläute deutscher Einheit durch Deutschland zu tragen.
Neergard (Gutsbesitzer von Holstein) beantragt: Die schleswig-holsteinschen Abgeordneten von dieser Verhandlung auszuschließen. (Mißbilligung. Links Nein! pfui!) Der Antrag bleibt ununterstützt.
Bassermann für das Minoritätserachten. In einer höchst langweiligen kraftlosen Rede erregt der Unterstaatssekretär den Unwillen der Hörer. Zum Schluß: glauben Sie in der Paulskirche sei der alleinige Ausdruck der Einheit Deutschlands zu finden? (Rechts bravo. Radowitz: sehr brav!)
Wesendonk. Der Redner vor mir hat nicht gewagt den Waffenstillstand selbst zu vertheidigen, deshalb hat er versucht, Sie einzuschüchtern durch dessen Folgen. (Bravo!) Wie mit Mäßigung muß man mit Energie verfahren; und endlich sich einmal zu einer kühnen That erheben. (Bravo links und Gallerie). Nicht einen deutschen Bruderstamm, sondern ein deutsches Kabinet wollen wir verletzen. In dem hier vor ihnen sitzenden Ministerium liegt der Ursprung dieses schmählichen Waffenstillstandes. (Bravo. — Allgemeine Sensation).
Wenn das Gesetz über Ministerverantwortlichkeit damals schon bestanden hätte, als die Vollmacht ausgestellt wurde, so müßten die Minister in Anklagezustand versetzt werden. Wer einen so schmählichen Waffenstillstand schließt, wird später einen ebenso schmählichen Frieden schließen. (Bravo links und Gallerien). Lassen Sie diesmal kein Stück Papier zwischen uns und das Volk treten. (Lauter Beifall).
Wichmann (Assess. aus Pommern): Die Frage ist die Feuerprobe der Nationalversammlung — trotzdem muß ich (als preußischer Assessor) natürlich gegen die Sistirung der militärischen Maßregeln sprechen. Sie werden die Minister in Berlin zu einem Separatfrieden zwingen. (Allgemeines Gelächter).
Radowitz: Ich werde zuerst einige Begriffe herzustellen suchen. Ein Waffenstillstand ist kein Frieden und der erstere greift dem letztern nicht vor. Das positive Recht stand uns nur bei einem Schutz, den wir den Herzogthümern angedeihen ließen, zur Seite, nicht bei der Einverleibung derselben in den deutschen Bund. Da der jetzige dänische Krieg beide Veranlassungen in sich schließt, so ist es gefahrbringend für Deutschland, ihn fortzuführen. (Graf Schwerin: Sehr gut!)
Wenn ich die günstigsten Grundlagen zu einem zukünftigen Frieden mit den Punktationen des Waffenstillstands vergleiche, kann ich mich nicht entschließen, zu glauben, daß die Bedingungen des Letzteren uns einen schmählichen Frieden präjudiziren, obschon einige Punkte des Waffenstillstands mir selbst ungünstig erscheinen. Haben Sie sich aber die Folgen des Schritts, den Sie thun wollen, überlegt. Gesetzt, Schweden und Rußland fänden in einer Ueberschreitung der dänischen Gränze eine Kriegserklärung. (Die Centren erschrecken nach Wunsch). Gesetzt, Frankreich mißbilligte es. Der Waffenstillstand ist übrigens bereits ratifizirt, und würde die Centralgewalt ihn angreifen, Preußen würde ihn doch aufrecht erhalten, und der Neubau der deutschen Einheit läge in Trümmern! (!?)
Radowitz beantragt, die Nationalversammlung solle der Centralgewalt anheimstellen, den Frieden gut zu heißen oder nicht.
Bei seinem Abgang klatscht die diplomatische Tribüne heftigen Beifall. (Links viele Stimmen: Wir denunziren die diplomatische Tribüne! Sie hat geklatscht. Die Gallerien dürfen nicht klatschen!
Blum spricht darüber, daß die Bedingungen, unter denen der Waffenstillstand zu Bellevue beabsichtigt, den Punktationen von Malmö ganz widersprechen und predigt die Verwerflichkeit einzelner Punkte desselben.
Der Waffenstillstand ist im Namen des deutschen Bundes — eines Gespenstes — geschlossen! Die Gespensterfurcht haben wir hoffentlich verloren. Der Waffenstillstand bringt uns den Nachtheil der Entwaffnung; schneidet uns die Winteroperationen ab. — Seine Nichtbilligung kann uns zwar zu einem Bruche mit dem preußischen Ministerium, nimmer mit dem preußischen Volke führen. Es muß entschieden werden, ob Preußen wirklich in Deutschland aufgeht, oder Deutschland in Preußen unter! (Großer Beifall).
Minister Beckerath: (Mit seiner unverständlichen Stimme. Links Unterbrechungen. — Schwerin heranguirt die Linke vom Platz. — Wird von dieser und dem Präsidenten zur Ordnung verwiesen!) In Folge verschiedener Unwahrheiten die der Hr. Minister Blum und Simon aus Breslau unterschiebt, macht Zimmermann aus Stuttgart vom Platz zurechtweisende Bemerkungen. — Präsident ruft ihn zur Ordnung. — Links Unwillen: Lichnowsky ist vorhin nicht zur Ordnung gerufen. — Der unpartheiische „Edle“ hat hierauf nichts zu repliciren. —
Herr Beckerath schließt: durch den Waffenstillstand haben die Männer von Schleswig viel gewonnen, nichts verloren. (Allgemeines Gelächter.)
Heckscher: Zu welchem Zweck reden wir denn heut in's Unendliche. Ich hoffe man wird abstimmen, wie das Ministerium wünscht. —
Simon aus Trier. (Rechts: Schluß!) Wenn wir uns hier für die Sistirung entscheiden, wird der Krieg fortgeführt werden müssen. — Das Executive dieser Entscheidung geht unser Ministerium an. — (Rechts Gelächter.) Wenn dies nicht mehr im Stande ist den Willen der Versammlung zu vollziehen, so wird es wissen, was es zu thun hat. (Lautes Bravo.) Minister Beckerath hat Hrn. Simon von Breslau falsch verstanden, und dies Mißverständniß zum nachtheiligen Einfluß auf die Versammlung ausgebeutet. — Dies Verfahren überlasse ich der Beurtheilung. — Herrn Beckeraths altbackene Phrase: „Keine Macht der Erde etc.“ —, gehört einer todten Zeit an! — (der liebe Commerzienrath aus Crefeld kann den preußischen Landtag nicht vergessen!) Hr. Radowitz und der anstellungswüthige Hr. Bassermann kämpfen muthig mit dem System der Einschüchterungen, der Spekulation auf Freiheit.
Simon schließt mit den Worten: Wenn Preußen aufhört deutsch zu sein, werden wohl viele Preußen aufhören preußisch zu sein! (Großer Beifall; Hr. Stedtmann und Hr. Adams aus Koblenz zischen.)
Lichnowsky spricht in tragischen Renomistereien, beantragt namentliche Abstimmung für das Minoritätserachten, und zieht zu Gunsten desselben nebst Wichmann seine Anträge zurück
Wesendonk behält sich eine namentliche Abstimmung vor nach der Folgereihe der Fragen.
Schmerling. (Minister des Innern). Das Minoritätserachten macht das Ministerium einstimmig zu dem seinigen. Das Ministerium tritt zurück, wenn dasselbe verworfen wird. (Der Coup mißlang!)
Max v. Gagern. Behält sich spätere Rechtfertigungen in dieser Sache vor. — Man solle nur warten — in den 2 oder 3 Tagen bis zur Entscheidung der Hauptfrage würde wohl die Begeisterung nicht verrauchen! —
Wedekind beantragt Vertagung. Dieselbe wird dürftig unterstützt und nicht berücksichtigt.
Schluß der Debatte.
Berichterstatter. (Für Dahlmann) Wurm aus Würtemberg: Ich werde sehr kurz sein. — Ich dränge meine Empfindungen zurück. Der Tag wird kommen sie auszusprechen. Daß das Ministerium eine Kabinetsfrage daraus gemacht, wird die Meinung der Majorität nicht ändern. (Beifall). Der Waffenstillstand wird ungültig, wenn wir ihn nicht ratifiziren. Dulden Sie nicht, daß die Centralgewalt mit Füßen getreten werde, die wir ja selbst zum Symbol deutscher Einheit hingestellt. — Schon verhöhnen dieselbe alle ausländischen Blätter. — (Bravo!) Preußens Uebergriff ist verzeihlich — denn es ist schwer sich der hegemonischen Gewohnheiten so schnell zu entschlagen — aber zu statuiren ist er nicht. (Bravo!) Man hat uns Furcht gemacht! — Die Furcht ist ein schlechter Rathgeber. (Bravo!) — Wählen Sie, ob Sie lieber Krieg mit dem Ausland oder seine Verachtung wollen! (Warmer Beifall. — Zischen rechts!)
Hierauf folgte die Abstimmung.
Das Minoritätserachten wurde mit 244 gegen 230 (nicht 234 wie durch einen Druckfehler in unsern gestrigen Nachtrag kam) verworfen, das Majoritätserachten mit einer Majorität von 17 Stimmen (238 gegen 221) angenommen.
Die Sitzung um 1/4 8 Uhr geschlossen. Morgen keine Sitzung. Donnerstag Grundrechte.
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[ 103 ] Berlin, 5. September.
Sitzung der Vereinbarer-Versammlung. — Dringliche Anträge vor der Tagesordnung.
Abgeordneter Kützner: 1) daß aus dem §. 2. des Ablösungs-Gesetzes vom 31. Oktober 1845 folgender Satz außer Kraft gesetzt werde: „die Vergütigung des Mehrwerthes der Gegenleistungen erfolgt, wenn beide Theile sich nicht anders einigen können, durch eine feste Geldrente“ — und daß dafür folgender Satz Gesetzeskraft erhalte: „Bei allen Ablösungen, wo die kleinen Rustikalbesitzer von dem Dominium herauszubekommen haben, müssen dieselben mit Land von dem Dominium entschadigt werden.“ — (Zusatz Paragraph.)
„Bei allen von jetzt ab stattfindenden Ablösungen muß der wahre Gewinn, wenn er genügend durch unpartheiische Zeugen kann bewiesen werden, als Berechnungsmaaßstab dienen, und nicht die Procentsätze der fruheren Ablösungsgesetze.“
2) Daß alle seit dem 1. Januar 1846 stattgefundenen Dienstablösungs-Rezesse einer genauen Prüfung unterworfen werden, um a) alle etwa vorgekommenen Unrichtigkeiten auszugleichen und nach dem neuen Ablösungs-Gesetz festzustellen; b) überall, wo die Dominien die kleinen Rustikalbesitzer mit einer Geldrente abgefunden haben, sind die Dominien zu verpflichten, daß sie den betreffenden Rustikalbesitzern Land als Entschädigung geben müssen, weil sonst die kleinen Ackerbesitzer zu Grunde gehen müssen. —
Beide Anträge werden in die Fach-Kommission verwiesen. —
Abg. Stein: Die Versammlung wolle beschließen, daß das Staats-Ministerium die Noten und Schriften, welche
1) zwischen dem früheren Ministerium und dem ehemaligen Bundestags-Gesandten;
2) zwischen dem gegenwärtigen Ministerium und der deutschen Central-Gewalt, resp. dem Reichs-Ministerium zu Frankfurt a. M. gewechselt worden sind,
namentlich alle diejenigen Noten und Schriften, die auf die Huldigung des Heeres am 6. August d. J Bezug haben, — zur Kenntnißnahme der Versammlung mittheile. —
Der Antragsteller zieht seinen Antrag bis nach der Debatte über seinen gestrigen Antrag zurück, augenscheinlich weil er hofft in 8 Tagen ein anderes Ministerium vor sich zu haben. —
Die Petitions-Kommission läßt durch ihren Berichterstatter Abg. Elsner folgenden schleunigen Antrag verlesen:
Die Versammlung wolle beschließen, daß die Petition d. d. Liegnitz den 5. August, Nro. 9598., welche folgenden Antrag enthält:
daß von Seiten des Staates den armen nothleidenden Webern in den Sudeten, vor allem aber denjenigen des Eulengebirges eine namhafte resp. wirksame Unterstützung sofort überwiesen werde,
dem Staatsministerium zur schleunigen Berücksichtigung empfohlen werde. —
Minister Milde: Es ist wahr, die Noth im Eulengebirge ist sehr groß, die Industrie liegt darnieder und es ist sehr wenig Aussicht zu ihrem Wiederaufblühen vorhanden. Aber nicht blos im Eulengebirge allein ist große Noth vorhanden, von allen Provinzen des Staats gehen der Regierung Bitten und Berichte zu, welche eine Unterstützung zur Linderung der großen Noth verlangen. Die Regierung wird sich daher genöthigt sehen von dieser Versammlung Kredite zur Unterstützung für alle Provinzen, zur Hülfsleistung für den ganzen Staat zu verlangen. — Das vom Abg. Elsner angegriffene Seehandlungs-Institut habe jedoch vorzugsweise in Schlesien sehr segensreich gewirkt und durch eine unbegrenzte Produktion, wie sie verlangt wird, würde sich die Seehandlung nachher genöthigt sehen, die angefertigten Waaren zu jedem Preise zu verkaufen und die Waarenpreise noch mehr zu verderben. —
Abg. Behnsch spricht für den Petitionsantrag um sofortige Unterstützung und schlägt unter Andern den Baueiner Eisenbahn in den oberschlesischen Eisen- und Kohlen-Bezirken vor. Für diese Arbeiten und zur allseitigen Unterstutzung in der ganzen Provinz solle das Ministerium sofort einen Kredit von 1 Million Thaler fordern. —
Abg. Wenger spricht gegen den Antrag, weil die Provinz Schlesien nicht die einzige sei wo diese Noth herrschte. Auch in Ost-Preußen sei große Noth. Beantragt, daß man neben den nothleidenden Arbeitern in Schlesien auch die in Ost-Preußen der Berücksichtigung des Ministeriums empfehlen möge. —
Graf Reichenbach, für den Antrag. Man könne die Noth allerdings nicht mit bloßen Palliativmitteln abwenden. Radikalmittel seien die Hauptaufgabe. Die Robotdienste haben großen Antheil an der Noth; ihre Aufhebung wird Verminderung der Armuth und des Typhus zur Folge haben. —
Abg. Nees v. Esenbeck spricht auch für die augenblickliche Abhülfe der Noth. —
Schließlich wird der Antrag der Petitions-Kommission mit großer Majorität angenommen. —
Abg. Neubarth: Dringender Antrag: Die Versammlung wolle beschließen, daß unmittelbar nach der Berathung des Bürgerwehrgesetzes der Bericht der Central-Abtheilung über die Anträge wegen unentgeldlicher Aufhebung des Jagd-Servitutenrechts und der von derselben Abtheilung vorgelegte Entwurf eines Jagdgesetzes zur Berathung komme.
Der Antrag wird hinreichend unterstützt, die Dringlichkeit anerkannt und mit großer Majorität angenommen.
Hierauf wird die am vergangenen Donnerstag unterbrochene Verhandlung über den Bericht der Kommission zur Untersuchung der Zustände des Großherzogthums Posen fortgesetzt. —
Nachdem der Berichterstatter Abg. Behnsch die Ansichten der Kommission und das Verhalten der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt, der Central-Gewalt daselbst und des hiesigen Ministeriums auseinandergesetzt, trägt der Abg. Reuter darauf an:
„Die Verhandlung über den Kommissions-Bericht bis Montag den 11. September zu vertagen.“ —
Abg. v. Berg: Ich will die Versammlung nur darauf aufmerksam machen, daß es sich bei dieser Frage hauptsächlich um die Competenz dieser Versammlung handle, indem die Wirksamkeit der niedergesetzten Kommission durch die Beschlüsse der deutschen National-Versammlung und das Stillschweigen des Ministeriums in Frage gestellt wird.
Der Antrag auf Vertagung wird jedoch verworfen und die Debatte wird fortgesetzt.
Abg. Geßler stellt das Amendement, die Versammlung wolle das Staats-Ministerium ersuchen: der deutschen Central-Gewalt schleunigst die nöthigen Vorlagen zur definitiven Feststellung der von der deutschen National-Versammlung zu Frankfurt in der Sitzung vom 27. Juli d. J. vorläufig anerkannten vorläufigen Demarkationslinie zwischen dem deutschen und polnischen Theile der Provinz Posen behufs weiterer Veranlassung bei der deutschen National-Versammlung zukommen zu lassen. —
Abg. Dunker stellt folgenden Antrag:
Die Versammlung wolle das Staatsministerium ersuchen: die Erklärung, welche von demselben durch die deutsche Central-Gewalt über die definitive Festsetzung der vorläufigen Demarkationslinie in Gemäßheit des Beschlusses der deutschen National-Versammlung vom 27. Juli erfordert werden wird, nicht eher abzugeben, als bis diese Versammlung über den von der Kommission zur Untersuchung der Zustände der Provinz Posen zu erstattenden Bericht Beschluß gefaßt hat, glei#zeitig aber:
Der Kommission aufzugeben, diesen Bericht binnen spätestens vier Wochen zu erstatten. —
Minister des Innern: Die Reorganisation des Großherzogthums Posen ist von dem Augenblicke wo sie verheißen worden bis zum heutigen Tage der Gegenstand der unausgesetzten Thätigkeit der Regierung gewesen. — (Wie der Seckel des Wehrlosen Gegenstand der Thätigkeit der Strauchjunker) Nach verschiedenen Präliminarien sei vorgestern Abend endlich von der Central-Gewalt die Mittheilung eingegangen:
„Daß die Central-Gewalt in keiner Weise die Absicht hege, ohne vorhergegangene Kommunikation mit Preußen einen definitiven Beschluß über die Demarkationslinie zu fassen.“
Ich hoffe, daß diese Erklärung die von allen Seiten geäußerten Besorgnisse zerstreuen wird.
Abg. Bloem stellt einen Antrag auf motivirte Tagesordnung:
„Die Versammlung wolle, in Erwägung: daß selbstredend die Regierung keine Schritte zur definitiven Feststellung der Demarkationslinie ohne Genehmigung der Versammlung vornehmen könne, zur Tagesordnung übergehen,“
wird verworfen. Die Amendements Dunker und Geßler werden ebenfalls verworfen. Aber auch der Antrag der Kommission:
„Die Nationalversammlung wolle das Staatsministerium ersuchen, bis dahin, wo die Kommission im Stande sein wird, das Endresultat ihrer Berathungen vorzulegen, die vorläufige Demarkationslinie im Großherzogthume Posen nicht definitiv feststellen zu lassen“
wird nicht angenommen. (!)
Hierauf Fortsetzung der Berathung des Bürgerwehrgesetzes. Berichterstatter Euler verliest den Abschnitt VII. von der Dienstkleidung und Ausrüstung zur Bürgerwehr. — Es wird beantragt, die §§. 55 u. 59. zusammen zu berathen, weil sie zusammenhängend ihrem Inhalte nach sind. Nach langer Debatte über den Inhalt dieser §§. wird zunächst das Amendement des
Abg. Pax: Die Versammlung wolle beschließen, den §. 55 dahin zu ändern, daß er laute:
§. 55. „Die Bürgerwehr soll ein im ganzen Lande gleiches vom Könige zu bestimmendes Dienstzeichen tragen,“ mit großer Majorität angenommen. Durch diesen Beschluß sind alle Bestimmungen über eine Dienstkleidung der Bürgerwehr ausgeschlossen und es steht Jedem frei sich nach seinem Belieben zu kleiden; auch aus §. 59. fällt nun die Bestimmung über die Dienstkleidung aus und dieser lautet alsdann:
§. 59. Für die Dienstzeichen und für die Waffen muß jedes Mitglied der Bürgerwehr auf eigene Kosten sorgen Die Gemeinde ist jedoch verpflichtet, diese Gegenstände auf ihre Kosten in solcher Menge zu beschaffen, als zur Ausrüstung desjenigen Theiles der wirklich dienstthuenden Mannschaft, welcher die Kosten aus eigenen Mitteln nicht tragen kann, erforderlich ist.
Abg. Jakoby verliest zur Begründung eines von ihm und 55 Abgeordneten der Linken gestellten Amendements, welches lautet:
„Die Bewaffnung der Bürgerwehr wird auf Staatskosten beschafft, vorbehaltlich der Befugniß des Einzelnen, die Kosten selbst zu tragen,“
die Bekanntmachung vom 19. März d. J., worin im Namen des Königs eine Bürgerbewaffnung angeordnet und die Lieferung der Waffen von Seiten des Staats versprochen wird.
Abg. Auerswald will dieser Bekanntmachung keine bindende Kraft zugestehen, weil sie von keinem Minister, sondern nur von sechs Privatpersonen, die sich als provisorisches Comite gebildet, unterzeichnet sei.
Abg. Jakoby erwidert, daß diese Bekanntmachung die Friedensbedingung nach einem 16stündigen Kampfe zwischen König und Volk gewesen, und daß außerdem der damalige Polizei-Präsident Minutoli an der Spitze der Unterschriebenen stehe, ein verantwortliches Ministerium gabs am 19. März nicht
Bei der namentlichen Abstimmung wird das Amendement Jakoby jedoch mit 201 gegen 121 Stimmen verworfen. — Ebenso wird ein Amendement des Abg. Bauer (Krotoschin) verworfen, welches lautet:
„Für die Dienstzeichen und für die Waffen muß die Gemeinde sorgen; jedoch bleibt es jedem Mitgliede der Bürgerwehr unbenommen, sich Waffen in vorschriftsmäßiger Art, auf eigene Kosten anzuschaffen.“
Schließlich wird der §. 59., wie er oben lautet, mit großer Majorität angenommen und hat demnach weder der Staat noch die Gemeinde für Waffen zu sorgen.
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@facs0486
Berlin, 4. September.
Das Ministerium hat in einer heute Abend abgehaltenen Sitzung beschlossen, am Donnerstag zurückzutreten, im Fall ihm nicht mit großer Majorität völlig freie Hand in Bezug auf den Stein-Schulze'schen Antrag gelassen wird; es will auf eine Transaction und selbst eine vermittelnde motivirte Tagesordnung nicht eingehen. Die Salons des Ministerpräsidenten waren diesen Abend sehr wenig besucht, da alle Abgeordneten in den Parteiversammlungen in eifrigster Diskussion waren. — Eine diesen Nachmittag eingetroffene Depesche meldet, daß Oestreich den englisch-französischen Vermittelungsvorschlag angenommen habe. (?)
[(H. B.-H.)]
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@facs0486
[ 61 ] Wien, 2. September.
Nachdem in der vorgestrigen Sitzung der Reichstag über den Kommissionsantrag Lassers votirt und die drei letzten Punkte des Kudlichischen Antrag verworfen hatte, beschäftigte er sich gestern und heute mit der Verdauung der übrig gebliebenen Amendements.
Am Schlusse der heutigen Sitzung erklärte Justizminister Bach: „Ich fühle mich verpflichtet zu erklären, daß die Reichskammer berufen ist, die Verfassung zu geben und dieselbe mit Sr. Majestät zu vereinbaren.
Die Reichskammer ist auch ein gesetzgebender Körper, insoferne von ihr vorgebrachte Gesetze durch das Ministerium zur Sanktion an Se. Majestät gelangen. Die Reichskammer ist jedoch nicht ermächtigt, mit dem Publikum (!) auf einem andern Wege zu verkehren, als durch den Weg der obersten Exekutivgewalt. Solange insbesondere ein Gesetz durch Se. Majestät noch nicht die Sanktion erhielt, kann es auch vom Ministerium nicht als ein Gesetz betrachtet werden. Dies ist die Stellung und Ansicht des Ministeriums.“ (Beifall im Zentrum. Zischen von anderer Seite.
Für Morgen Sonntag, hatte der demokratische Verein einen Trauergang zu den Gräbern der am 21. und 23. August gefallenen Arbeiter beschlossen und durch Maueranschlag sämmtliche de- [0487] mokratische Korporationen, die Nationalgarde, sowie die Bevölkerung Wiens zu dieser Demonstration einzuladen.
Folgende Dispositionen waren getroffen: Sonntag den 3. Septbr. werden sich sämmtliche Demokraten Wiens, zur Begehung dieser Leichenfeier, am Glacis nächst dem rothen Hause versammeln.
Der demokratische Verein, der liberale Verein und der Arbeiterverein, werden in Corpore mit den Vereinsfahnen erscheinen.
Der Frauenverein wird in schwarzen Kleidern daran Theil nehmen.
Dr. Tausenau, Präsident des demokratischen Vereines, hat die Einladung der akademischen Jugend übernommen.
Der ehemalige Sicherheitsausschuß, jetzt sich zum Ausschuß der Wahrung der Volksrechte konstituirend, wird sich jedenfalls dabei betheiligen.
Auch an die Nationalgarde und einzelne Mitglieder des Reichstags wird die Einladung ergehn. Um vier Uhr wird sich der geordnete Zug auf den Wehringer Friedhof begeben und der protestantische Pastor Löbenstein, Bruder des Schrifistellers Löbenstein, und der deutschkatholische Pater Petri, werden auf den Gräbern der gefallenen Leichenreden halten.
So eben wird aber bekannt, daß das Ministerium die beabsichtigten Feier verboten hat. Es ist vorauszusehen, daß dies Verbot unter der gesammten Bevölkerung eine neue, tiefe Aufregung hervorbringen wird.
In der heutigen Versammlung des ersten Wiener Arbeitervereines sprach Herr Marx über social-ökonomische Zustände.
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@facs0487
[ 41 ] Provinz Sachsen, 3. Sept.
Je mehr die Regierungen von Merseburg und Erfurt der Demokratie entgegenwirkenum, so mächtiger scheint diese sich zu erheben. Auf heute ist der vierte Thüringer Volkstag ausgeschrieben, welcher in einem Walde bei Erfurt statt finden soll, geleitet von den Buchhändlern Berlepsch und Straube. Die Regierung zu Erfurt hat bekanntlich die Theilnahme von Nichtpreußen an solchen Versammlungen verboten, indessen ladet das Programm alle Nachbarn: Weimaraner und Gothaer, Schwarzburger und Meininger zu dem Volkstage ein. Die Regierung kann ihr Verbot nicht durchsetzen. Sehr schlimm für die Autorität der Regierung! Die Regierung von Merseburg publizirt aufs Neue den §. 151 des Strafrechts und fordert ihre Polizei zur strengsten Handhabung desselben auf. (Erregung von Mißvergnügen und ähnliche liebenswürdige Bestimmungen). Das Vertrauen des Volkes zum Abgeordneten Krackrügge wächst immer mehr. Die Erbitterung, welche die Reaktionspartei erzeugt, wird immer bedrohlicher. Die bekannte Disziplinarverfügung der Minister Hansemann und Kühlwetter wegen der mißliebigen und verhaßten Beamten hat in der Provinz Sachsen, unter dem Ober-Präsidenten v. Bonin, keine Folgen. Die höheren Beamten und Offiziere halten fest zusammen und beherrschen die Provinz.
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@facs0487
[ * ] Mucheln, 4. Sept.
Gestern fand hier eine Volksversammlung statt, wozu aus Halle, Merseburg, Lützen, Weißenfels und allen umliegenden Ortschaften Tausende von Menschen strömten. Die Bürgerwehr holte die Gäste feierlich ein. Unter den Rednern bemerkte man Dr. Sachse aus Merseburg, Wislicenus aus Halle u. A. Wislicenus, der sehr sanft von „gesetzlichen Mitteln zur Erreichung der Republik“ sprach, machte wenig Eindruck. Am Schluß erklärte sich die Versammlung auf Befragen des Dr. Sachse und unter anhaltendem stürmischem Jubel aller Anwesenden für die „rothe Republik.“
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@facs0487
Dessau, 1. Sept.
In der 16. Sitzung des Landtages wurde der Antrag angenommen: „Das Ministerium wird ersucht, durch die betreffenden Kommando's dem Militär sofort bekannt machen zu lassen, daß auch Seitens des Militärs Versammlungen ohne Waffen, behufs Abfassung von Petitionen statt finden dürfen.
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@facs0487
[ * ] Dessau, 31. August.
In der heutigen Landtagssitzung erklärte der Minister Habicht auf eine Interpellation des Abgeordneten Schilling in Betreff der Verhältnisse zur Centralgewalt: „daß die obschwebenden Verhandlungen sich keineswegs auf eine Inkorporation Anhalts in Preußen bezögen, sondern im Gegentheil auf größere Garantien für die politische Selbstständigkeit Anhalts, auf dessen Vertretung bei der Centralgewalt und auf die Abschaffung der bisherigen anhaltischen Gesandten an anderen Höfen.“
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@facs0487
Aus dem südlichen Holstein, 4. Sept.
Karl, Graf v. Moltke, unter Christian VIII. Präsident der schleswig-holsteinischen Kanzlei, der Urheber des offenen Briefes, der Mann des Absolutismus und des Prinzips der Staatseinheit der deutschen Herzogthümer mit Dänemark, tritt an die Spitze der Regierung Schleswig-Holsteins. Das ist das erste Ergebniß der Unterhandlungen die Preußen für Deutschland mit Dänemark geführt. Der Mann, der sein Vaterland an das Ausland verrathen, der die Rechte seines Landes mit Füßen trat, um der erste Diener fremder Gewaltmacht zu sein, Karl Moltke kommt gestern mit der Ratifikation des Waffenstillstandes nach Deutschland zurück und ist eher in Rendsburg angekommen, als die Bedingungen des Waffenstillstandes! Aber das Erscheinen dieses Mannes rechtfertigt das Schlimmste, was das Gerücht von der Infamie dieses Waffenstillstandes erzählt. Das ist der Edelmann! „Alter Adel ohne Tadel!“ — In Potsdam konspirirt man mit den Russen, in Oesterreich mit den Kroaten, in Schleswig-Holstein mit den Dänen. Fünf Monat nach dem März 1848 kehrt der Urheber des, Einheit und Recht Schleswig-Holsteins zerreißenden offenen Briefes triumphirend in das von 40,000 Mann unbesiegter deutscher Truppen besetzte Schleswig-Holstein, in Folge zwischen Dänemark und Preußen abgeschlossener Bedingungen, zurück. Das ist kaum weniger ernst und geeignet, auch die Gutmüthigsten aufzuschrecken, als daß Radetzky gleichzeitig mit dem hannoverschen Orden und der Adresse der rechten Seite der deutschen Nationalversammlung, einen russischen Orden erhält, den nur ein russischer General, der für Rußland eine Schlacht gewonnen, bekommen hat.
[(Brem. Z.)]
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@facs0487
Edition: [Friedrich Engels: Republikanische Kundgebungen (Schleswig-Holstein). In: MEGA2 I/7. S. 671.]
[ * ] Rendsburg, 5. Sept.
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@facs0487
Edition: [Friedrich Engels: Sitzung der Landesversammlung (Schleswig-Holstein). In: MEGA2 I/7. S. 673.]
[ * ] Rendsburg, 4. Sept.
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@facs0487
[ * ] Hamburg, 5. Sept.
Das Dampfboot „Elbe“ hat gestern dem Kommandeur des dänischen Blokadegeschwaders die Ratifikation des Waffenstillstandes überbracht, worauf die Blokade bereits aufgehoben ist.
Italien.
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@facs0487
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 8. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 674.]
[ * ] Florenz, 29. Aug.
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@facs0487
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 8. September 1848. In: MEGA2 I/7. S. 674.]
[ * ]
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Französische Republik.
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@facs0487
[ 17 ] Paris, 5. Sept.
Zähneknirschend erwidern die henri-philippistischen Blätter auf Cavaignac's Strafpredigt, er solle nicht die Royalisten, sondern die „rothen Republikaner“ wegen der Aufstände im Süden beschuldigen; Blut sei nie (!) von der Partei des gesetzlichen Thrones vergossen worden, die „Gazette de France“ des Abbe Genoude lehre seit Jahren Unterwürfigkeit unter die Stimmen der Mehrheit, nun sei aber der Süden vom biskayischen Golf bis an die Alpen für einen „erblichen“ Präsidenten, folglich … Worauf Cavaignac sagte: „Ich weiß, gewisse Leute wollen die Republik unten, die Monarchie oben, aber dies neue System werde ich zu verhindern wissen, und die Männer, die sich mit mir der guten Sache gewidmet, werden Gut und Leben, ja selbst die persönliche Ehre dran setzen, die Gelüste der beiden extremen Parteien, deren Journale ich suspendirte, zu vereiteln.“ Die Kammer votirte die Fortdauer des pariser Belagerungszustandes mit großer Majorität. Der Kommandant der Nationalgarden, General Changarnier, hatte als kompromittirter Royalist zwei Tage Zimmerarrest; der ehemalige Generalsekretär Caussidieres, der entschlossene Republikaner Mo#ier, ist als Oberkommissär in den legitimistischen Süden abgereist. Da geht es bunt her; eine Unzahl gedruckter und autographirter und besiegelter Handbriefe Heinrichs V., aus London und Frohsdorf datirt, circuliren, werden von der Kanzel verlesen, und zu seinem festlichen Empfang organisirt die Pfaffenpartei in Bordeaux und Toulouse wieder eine „Glaubensarmee“ mit Amuletten und Eidformeln, wobei sich besonders die, durch die kurz vor dem Februar stattgehabte Verurtheilung des Bruders Leotade wegen Nothzucht und Mord in Toulouse, gereizten Ignorantiner auszeichnen. „Inzwischen befinden sich bereits Agenten der Herzogin von Berr#, Einige sagen sie selbst, in Marseille, und es ist abermals klar, (sagt „Le National de L'Ouest“), daß diese unausstehliche, gleich Schmeißfliegen und Ungeziefer zudringliche Herrscherrasse der Bourbons, durch ihre jüngsten Banditenerfolge in Neapel und Madrid wieder Courage gekriegt hat und das gallische Volk wieder aufs Neue heimsucht. Das wackere Operationsmesser von 93 hat so vielen Krebsschaden noch stehen gelassen, daß an Heilung des Staatskörpers vorläufig noch nicht zu denken ist; zumal wenn unser Schlendrian so fortgeht. Warum erlaubt aber unsere Republik dem Kartätschenkönige der Lazzaroni den Aufenthalt in Europa? O Schande dir, Frankreich! du hast dir selbst die Hände gebunden, du hast dir den Hemmschuh des honentten Konservatismus wieder angelegt. Es ist unzweifelhaft, würde jetzt eine neue Kammer gewählt, sie würde fast ganz royalistisch und das souveränste aller europäischen Völker, zum Hohngelächter der Welt sich wegwerfend, setzte sich wieder einen König ein.“ Und der Peuple souverän sagt: „Die Demokraten aller Länder sollten an uns ein Beispiel nehmen; Frankreich ist dazu erlesen, immer Experimente zu machen, und gerade dafür muß man ihm danken. Wir haben jetzt handgreiflich und sehr bitter erfahren, daß ein Universalstimmrecht in gewissen Fällen gegen die Demokratie ausschlägt.“ Wie dies aber möglich ist, das ist den guten Leuten ganz unerklärlich. Lamartine hat, gleichsam um diese Anklage zu rechtfertigen, einen Brief an seine Wähler publicirt, der an Albernheit und Faselei alles übertrifft, was seit Februar aus „republikanischer Feder“ geflossen ist.
„Wir verlangen nichts mehr von dieserlei Staatsweisen, unsere Zeit ist noch nicht da, wir wollen wieder warten lernen,“ ruft „La Liberte“ von Lyon, und berichtet, der dortige Arbeitercentralklub „Grand Seminaire“ habe die Diskussion des Konstitutionsplans begonnen, und werde von der Kammer fordern, dem Präsidenten der Republik nicht 600,000 Franken Jahreslohn, sondern nur so viel wie jedem andern guten Arbeiter zu zahlen, nicht gerechnet die frrie Wohnung und Heitzung; er dürfe aber nicht im Tuilerienschloß einquartirt werden, das könne als Nationalgut entweder zu Museen der Industrieen und Künste, oder zu einem Nationalerziehungsinstitut verwahrloster Kinder u. dgl. verwandt werden; die von der Thiersklike stets gepriesene Bourgeoisrepublik Amerika halte ihren Präsidenten in Geldsachen auch ziemlich kurz u. s. w. Worüber „l'Echo du Midi“ schäumend in Wuth geräth und über „Entweihung des Königspalastes“ schreit; der „Constitutionnel“ begnügt sich, vornehm die Achsel zu zucken „über diese befremdliche Arroganz des gewiß ehrenwerthen Arbeiterstandes, der jedoch innerhalb seines Lebenskreises bleiben möge.“ Deutschland's Demokratie macht ihm und dem „Siecle“ viel Kummer; „L'Univers“ das Jesuitenblatt erzählt, östreichische Offiziere in Mailand hätten über Frankreichs Intervention gespöttelt, aber sehr ernsthaft gesagt: die deutsche Demokratie sei im Stande, die Siegesfrüchte ihnen zu entreißen. Hrn. Victor Hugo's „Evenement“ und Pater Lacordaire's „Ere Nouvelle“ sind ein Herz und eine Seele, und rathen der Berliner und Wiener „gebildeten, besitzenden Klasse“ das Beispiel der Pariser seit dem Juni, zu befolgen, Associationen unter Arbeitern mit Aufsicht des Gesetzes zwar „als Dampflöcher“ zu gestatten, Privatateliers zu unterstützen, aber gegen jede „Arbeitsanarchie“ materiell keäftig einzuschreiten. Hr. Hugo, ein großer Historiker bekanntlich, beklagt hiebei die deutsche Zerstückeltheit, weil, wenn in einer der vielen deutschen Hauptstädte auch die „materielle Ordnung“ siege, in irgend einer andern die „revolutionäre Unordnung“ wieder auftauche. Das Gesuch der 10,000 franz. Arbeiter, Lamoriciere (der Kriegsminister) möge ihnen nebst Familie eine Kolonisation in der algierischen Westprovinz erlauben, sie wollten mit „Schweiß und Blut“ die Staatsvorschüsse abarbeiten, findet Hr. Hugo „sehr romantisch und rührend“, Lamoriciere aber würdigt sie keiner Antwort. Inzwischen naht der Winter und die Misere steigt, das 8 Mill. kostende Zellengefängniß ist fertig!
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@facs0487
Paris, 5. August.
(Amtliches). 1) Der Senator A. B. Ardouin hat dem General Cavaignac die Vollmachten überreicht, die ihn als Vertreter der Republik Haiti hieselbst akkreditiren.
2) Dekret, das die Inhaber der alten Lyonbahnaktien noch mit einer Nachfrist bis zum 15. September schmeichelt, um sie zur Nachzahlung der restirenden 250 Fr. per Aktie gegen 25 Fr. Rente zu veranlassen.
3) Dekret, das die Pariser Mobilgarde organisirt. Dieselbe durch die Junischlacht und den Reinigungsprozeß von kommunistischen Elementen bedeutend geschmolzen, besteht von heute an wieder aus 25 Bataillonen zu 650 Mann, deren Sold für die alten Gemeinen auf 1 1/2 Fr. und für die neuen Gemeinen auf 1 1/4 Fr. per Tag festgesetzt bleibt, wofür sie sich aber selbst beköstigen und reinigen müssen. Der Anwerbende darf nicht unter 16 und nicht über 30 Jahr alt sein und muß außerdem noch Eltern, Verwandte, Vormund oder ansässige Bürger beibringen, die für seine Existenz bürgen, falls der Angeworbene aus dem Dienst gejagt wird.
Dieser neuen Mobilgarde von 16250 Mann will Cavaignac die Obhut der Stadt Paris anvertrauen und ihr nur 25000 Mann Linientruppen beigeben. Die übrigen 25000 Mann werden sich in die Gegend von Metz zurückziehen, wo ein Lager von 5 Divisionen zusammengezogen werden soll
— De Talnay, früher in Hamburg und jüngst in London, geht an Savoie's Stelle nach Frankfurt, um die Republik zu vertreten.
— Die Nationalversammlung ist von ihrem Plane, täglich zwei Sitzungen zu halten, bald zurückgekommen. Sie wird die Montage, Dienstage, Mittwoche und Donnerstage der neuen Verfassung und die Freitage und Sonnabende den übrigen Geschäften widmen.
— Cavaignac bereitet sich in aller Stille zum Kriege vor. Gestern untersuchten sogar Ingenieur-Offiziere die Tragweite unserer Wälle und Bastionen, um im Falle einer Belagerung die Wirkung unserer Artillerie zu berechnen.
— Die Polizei machte gestern Jagd auf 1) Proudhon's Le Peuple, 2) Brief an den Marschall Bugeaud d'Isly von dem Negozianten Jacques Fréderic Vignié, 3) Biancourt's „Dieu le veut.“
Außerdem raffte sie die legitimistischen Blätter Peuple Français und den „Mund von Stahl (Bouche d'acier)“ mit weg. Ihr Appetit erstreckte sich sogar auf einige kleine Zettel, mittelst welcher uns die Luxusfreunde die Nothwendigkeit der Rückkehr eines verschwenderischen Hofes täglich vor demonstriren.
[0488]
— 20,000 Arbeiter petitioniren bei der Nationalversammlung um die Erlaubniß und die Mittel, sich in Algerien niederlassen zu dürfen.
Der Ausschuß für die algierischen Angelegenheiten beschäftigte sich gestern mit Prüfung dieses Antrages. Der Kriegsminister, General Lamoriciere, trug darauf an, den Gegenstand noch 5 Tage ruhen zu lassen. Binnen dieser Frist werde er einen vollständigen Kolonisationsplan für Algerien vorlegen.
Der Ausschuß will heute beschließen, ob er dem Minister diese Frist bewilligt.
— Immer neue Gerüchte von Ministerialkrisis! Cavaignac, durch die ewige Oppositionssüchtelei einiger Kollegen gekränkt, sei fest entschlossen, sich der beiden Bourgeois-Republikaner, Senard und Marie, wailand Mitglied der Deputirtenkammer und Provisorischen Regierung, zu jedem Preise zu entledigen.
— Das Elend steigt mit jedem Tage höher. Da der Staat die Armen von sich stößt, (wofür sie ihm sehr bald das Lebenslicht ausblasen dürften) so wendet sich die hungrige Masse an die Privatmilde. Mit jedem Nachmittage strömen starke Haufen in die Nähe der Kasernen, aus deren Fenstern Brodstücke und sonstige Ueberbleibsel unter die Hungrigen geworfen werden, die sich halbtodt darum schlagen. Wir waren gestern Augenzeuge einer solchen Hungerrauferei vor der Dragoner-Kaserne am Quai d'Orsay. Und dies geschieht zwei Schritte von der Nationalversammlung, unter den Augen der wohlgenährten Landesväter à 25 Franken #er Tag!
— In Tours treibt die Geistlichkeit Unfug mit einem nervenkranken Frauenzimmer, das als Seherin die nahe Ankunft des Herzogs von Bordeaux unter dem Titel Henry V. und dann den Untergang des ruchlosen Paris durch Schwefel und Pech der maulaufsperrenden Menge prophezeit.
— Duchèsne, der Gerant des Proudhon'schen Le Peuple, hat gegen die Konfiskation seines Blattes eine Klage eingereicht.
National-Versammlung. Sitzung vom 5. September. Anfang 1 1/2 Uhr. Präsident Marrast. Tagesordnung: die Verfassungsdebatte.
Gerdy erhält das Wort, um seine gestern Abend abgebrochene burleske Rede zu vervollständigen. Er ermahnt die unaufmerksame Versammlung, sich vor den unmoralischen Einflüssen zu hüten, die nothwendig aus dem Ehrgeiz, Sittenverfall, Bestechung und Verblendung entsprängen. (Zum Schluß! zum Schluß!)
Camille Beranger: Was soll eine Verfassung sein? Die Garantie gegen Willkür und Uebergriffe der Regierung. Darum finde er die allgemeinen Phrasen am Kopf der neuen Verfassung unnütz. Es verstehe sich von selbst, daß jeder Bürger ein guter Vater, Gatte und Freund sein müsse, es bedürfe hiefür keiner pomphaften Erklärung. (Beifall.)
Alcock flndet im Gegentheil die Einleitungsphrasen nöthig. Der Franzose liebe erhebende Grundsätze. Das Land werde dadurch moralisirt. Konsolidirung, Versöhnung, Freiheit und Gleichheit sei sein Wahlspruch.
Pierre Leroux. Ein fürchterlicher Lärm erhebt sich. Geschlossen! Geschlossen! erschallt es von allen Bänken und der Präsident läßt über den Debattenschluß abstimmen.
Das Resultat ergiebt jedoch, daß die Debatte noch fortdaure.
Ich benutze, sagt Marrast, diese Pause, um der Bersammlung mitzutheilen, daß diesen Mittag Bixio, Corbon, Georg Lafayette, Lacrosse, Ch. v. Malleville und Pagnerre zu Vizepräsidenten und Landrin mit Berard zu Schreibern von ihr gewählt worden sind.
Pierre Leroux: Für die Politik gäbe es keine fixe Wissenschaft, so lange die Staatseinrichtungen nicht auf übereinstimmenden Grundsätzen beruhen. Die alte und neue Zeit beweise diesen Satz durch ihren fehlerhaften Staatsmechanismus auf jeder Seite. Im Alterthum lagen sich Aristoteles und Platon, in neuerer Zeit Montesquieu und Rousseau und in unseren Tagen die Publizisten und Empiriker, in den Haaren. (Heiterkeit.) Der Politik fehle noch das Grundbrett, auf das sie die Einrichtungen eines Landes bauen könne. Sieyes begriff dies so tief, daß er nach seinem Versuche, eine Verfassung zu fabriziren, in tiefe Schwermuth verfiel. Er war ein populairer scharfsinniger Mann. Er sah, wie die Revolution sich aufschwang, wie sie aber durch die Constituante wieder gedämpft wurde. Das schmerzte ihn und er fiel in Berzweiflung. Anhänger Montesquieus und Rousseaus stritten sich um die Verfassungsfabrikation, keiner siegte, keiner fand den Schlüssel, weil ihn keiner suchte, wo er wirklich zu finden ist, nämlich in der Psychologie und Metaphysik. Sie suchten den Stein der Weisen und da sie ihn nicht fanden, geriethen sie in Verzweiflung. Der junge Bonaparte sah Sieyes Verzweiflung und machte sich über ihn lustig.
Stimmen: Wie Sie sich über uns lustig machen! (Gelächter)
Marrast: Ich rufe die Unterbrecher zur Ordnung.
Leroux setzt seine historische Entwickelung der Verfassungsfabrikation in Frankreich noch eine Weile fort und verlaßt dann unwillig die Bühne.
Nach einigen Worten Franc. Bouvets wird die allgemeine Diskussion geschlossen und die artikelweise Berathung beginnt.
Larochejacquelin ersucht die Versammlung, ihm noch einige Worte zu gestatten, ehe die Artikelberathung beginne. P. Leroux habe die Versammlung eine Versammlung von Unwissenden genannt; dies sei ein Schimpf. Er fordere ihn auf, sie zu belehren
Pierre Leroux wenig geneigt diesen Kursus zu eröffnen, besteigt nicht wieder die Buhne; und die Versammlung schreitet zu dem ersten Artikel der Verfassung, nämlich zur Erklarung der Grundrechte.
Gatien Arnould schlägt vor, zuvorderst sämmtliche Artikel zu votiren und dann erst die Einleitung zu berathen. Ein Schriftsteller vollende erst sein Buch und dann entwerfe er das Vorwort. Der Versammlung könne es sonst ereignen, daß sie an der Spitze der Verfassung eine Thesis stelle, der die Verfassung selbst widerspreche. Schon habe man den Geist des alten Entwurfs geändert, das positive Recht auf Arbeit, Assistenz und Unterricht sei daraus verschwunden oder verstümmelt. Er beantrage daher die Vertagung oder gänzliche Streichung der Einleitung.
Coquerel vertheidigt den Entwurf auf pastorale Weise.
Abbe Fayet (Bischof von Orleans) bekampft ihn, aber mit so unhörbarer Stimme, daß nur unzusammenhangende Phrasen bis zu uns dringen.
Tresnaud (ehemaliger Souspräfekt des Isle- und Vilain-Departement) bekämpft den Entwurf. Mit scharfer Dialektik wies er nach, wie die Republik gleichsam vor sich selbst Furcht habe und einen Schritt nach dem anderen rückwärts thue. Dies komme daher, weil sie sich auf die gefährliche Bahn eingelassen habe, die Politik wie ein Rechenexempel zu behandeln. Die Ein#eitung sei vag, gehaltlos und den gesellschaftlichen Verhaltnissen ganz unangemessen. Sie stelle Grundsätze auf, die sich mit der Wirklichkeit nicht vertrugen. Wäre die Republik wirklich das Reich der Moral, des Rechts und der Wahrheit, dann allerdings wurde er die Einleitung nicht bekampfen.
Proudhon verlangt das Wort. (Auf Morgen!)
Die Sitzung wird um 6 Uhr geschlossen.
Großbritannien.
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@facs0488
[ * ] London, 5. Sept.
Das Parlament wurde heute von der Königin in Person vertagt. In ihrer Rede spricht die Königin namentlich von Irland, indem sie darauf aufmerksam macht, daß die zur Beruhigung jenes Theiles des vereinigten Königreichs getroffene Maßregel wirksam angewandt und der seit langer Zeit vorbereitete Aufstand in wenigen Tagen vom Gouvernement unterdrückt worden sei. Es heißt dann weiter: „In formeller Weise habe ich meine diplomatischen Verbindungen mit dem französischen Gouvernement erneuert. Das gute Vernehmen zwischen den zwei Ländern hat ohne die geringste Unterbrechung fortgedauert. Err eignisse von tiefer Bedeutung haben die innere Ruhe mancher Staaten des nördlichen und südlichen Europas zerstört. Diese Ereignisse führten zu Feindseligkeiten zwischen den benachbarten Ländern. Mit andern befreundeten Mächten thue ich mein bestes, um diese Streitigkeiten feierlich zu schlichten und ich hoffe, daß unsere Anstrengungen von Erfolg sein werden.“
Schließlich erwähnt die Königin noch die inneren Zustände Englands und spricht ihre Zufriedenheit damit aus, daß es gelungen sei, inmitten der allgemeinen Bewegung anderer Völker, die Ruhe des Landes aufrecht zu erhalten.
— Man schreibt von London: Louis Blanc, in London angekommen, ist im Braunschweiger Hotel abgestiegen; Caussidière ist ebenfalls in London eingetroffen, so wie Herr Thoré und Herr Hubert. Ueberhaupt ist die Stadt so voll von Franzosen, daß man in diesem Augenblicke, wo die englische Geldaristokratie ausgewandert ist, in einer französischen Stadt zu sein glaubt.
Dänemark.
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@facs0488
Kopenhagen, 27. Aug.
Der dänische Korrespondent schreibt der „Tims“ unter vorstehendem Datum Folgendes: „Nun so haben wir denn die Waffenstillstandsbedingungen in Malmö auf's Neue fortgesetzt. Sie unterscheiden sich in keinem wichtigen Punkte von den ursprünglichen, die Hr. v. Bille nach Malmö überbracht hatte. Wir haben nebst den Beweisen von der Festigkeit unserer Regierung auch das Vertrauen gewonnen, daß nur so viel nachgegeben worden, als zur Erlangung des Abschlusses unbedingt nothwendig war, und jeder wahre Vaterlandsfreund wird das Wünschenswerthe des Abschlusses um so mehr anerkennen, als der Waffenstillstand auf sieben Monate lautet. … Der Augenblick, von den Umständen Vortheil zu ziehen, ist also gut gewählt worden. … Ohne Zweifel sind Rußland und Schweden durch ihre Erklärung, daß sie jeden Einfall in Jütland als eine Kriegserklärung betrachten würden, gebunden. Allein mit dem Herannahen der kalten Jahreszeit könnten die russischen Häfen zufrieren, und es so dem Kaiser unmöglich werden, Truppen zu unserem Beistande zu senden, während Schweden und Norwegen nur mit Schwierigkeiten uns Hülfe hätten senden können. Auch wäre es zweifelhaft, ob wir mit dem Beistande der beiden letzteren Länder im Stande gewesen wären, den Feind aus Schleswig zu vertreiben, was doch unser Ziel sein muß, sobald die Feindseligkeiten wieder beginnen sollten. Es liegt auf der Hand, daß die Zeit für einen Waffenstillstand günstig ist und daß die Friedensunterhandlungen unter für uns günstigen Auspizien beginnen werden, da wir von dem guten Willen unserer Verbündeten in Folge der von unserer Regierung bewiesenen Mäßigung (?!!) überzeugt sein können. … Deshalb wollen wir diesen ersten Schritt zu einer Ordnung der Verhältnisse zwischen dem Königreiche und den Herzogthümern mit Zutrauen begrüßen.“
Donaufürstenthümer.
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@facs0488
Czernowitz, 26. Aug.
Neuesten Nachrichten zufolge hat der russische Gesandte zu Konstantinopel seine Flagge eingezogen, um Tages darauf Konstantinopel zu verlassen. General Lieder hat Befehl erhalten mit 60,000 Mann in die Moldau einzurücken, wo bereits mehr als 10,000 Russen im Lager stehen oder auf dem Lande in Dörfern liegen, und nach alter Kosackenmanier fleißig rauben und plündern.
[(C. Bl. a. B.)]
Spanien.
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@facs0488
Madrid, 30. Aug.
Es heißt, die Herzogin von Montpensier sei in Sevilla von einem Prinzen entbunden!
— Villalonga hat mit starken Truppenabtheilungen Valencia verlassen, um ein bis Maeztraygo vorgerücktes Insurgentenkorps zurückzutreiben.
Nachtrag.
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@facs0488
[ !!! ] Frankfurt, 6. August.
Neueste Nachrichten.
Der Reichsverweser hat den Reichsministern und Unterstaatssekretären die nachgesuchte Entlassung ertheilt. — Friedrich Dahlmann aus Bonn ist mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt. — Als Kandidaten werden bezeichnet: Wurm, v. Hermann aus München, Robert Mohl, Heinrich Simon aus Breslau, Fallati, Wiedenmann, Stavenhagen (für den Krieg) und Andere.
Anzeigen.
@typejAn
@facs0488
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 7. September 1848.
Angekommen: H. Hüttner von Amsterdam mit 2370 Ctr. W. Dahmen von Rotterdam mit 3151 Ctr. A. Bender von Mainz.
In Ladung: Nach Antwerpen P. Verschur. Nach Rotterdam W. Hogewegh. Nach Ruhrort bis Emmerich J. Schaaf. Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr C. Königsfeld. Nach Andernach und Neuwied C. Roesener, Joseph Krämer. Nach Koblenz, der Mosel und der Saar L. Tillmann. Nach der Mosel, und Trier und der Saar M. J. Deiß. Nach Bingen A. Hartmann. Nach Mainz J. Hirschmann. Nach dem Niedermain Seb. Schulz. Nach dem Mittel- und Ober main M. Roth. Nach Worms und Mannheim Wb. W. Dunk. Nach Heilbronn Frz. Müßig. Nach Kannstadt und Stuttgardt L. Bühler.
Ferner nach Rotterdam Capt. Stempel Köln Nr. 11.
Ferner nach Amstsrdam Capt. Berns Köln Nr. 4
Rheinhöhe am 7. Sept. 7′ 2″.
Zur Anfertigung der Auszüge liegen offen die Deklarationen der Schiffer Wilh. Daamen und Hüttner.
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Annonce.
Wäre es nicht gut, wenn die beiden kriegführenden Augen-Aerzte Herschel u. Heilmann in den Waffenstillstand von sieben Monaten eingeschlossen wären.
@typejAn
@facs0488
Die Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt versichert alle Mobilar- und Immobilar-Güter, auch Fruchthaufen auf freiem Felde, so wie die Waaren auf der Reise begriffen zu den der Gefahr angemessenen billigst gestellten Prämien-Sätzen. Meine Herren Hülfsagenten, die dem verehrlichen Publikum bereits bekannt, sind stets bereit, Anträge entgegen zu nehmen, um mir solche zur Ausfertigung der Policen einzusenden und über die Bedingungen genügende Auskunft zu ertheilen.
Alle Versicherungen bis zu sehr bedeutenden Summen werden durch mich in Vollmacht und im Namen der Anstalt sofort gezeichnet und sind von dem Augenblicke an, wo die Prämie gegen Aushändigung der Police bezahlt ist, in Obligo für die Anstalt.
Köln, im August 1848.
Der General-Agent der Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt für die Regierungs-Bezirke Köln und Koblenz.
Mainone.
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Demokratische Gesellschaft.
Freitag den 8. September 1/2 8 Uhr Abends Versammlung bei Eisen Komödienstraße.
Von 1/2 7 Uhr an werden die Karten sowohl für die rückständigen Monate als für den laufenden Monat erneuert.
Der Vorstand.
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Ein Unterhaus zu vermiethen, und können noch Zimmer dazu gegeben werden. Gereonstraße N. 5.
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Niederländische Handels-Gesellschaft.
Die Direktion macht bekannt, daß die Spezerei-Auktion der Gesellschaft für 1848, welche zu Rotterdam am Dienstag, den 3. Oktober, dieses Jahres, abgehalten werden soll, aus folgende Quantitäten bestehen wird:
501FässerMuscatnüsse Nr. 1, lagernd in Rotterdam.
674FässerMuscatnüsse Nr. 1, lagernd in Amsterdam.
42FässerMuscatnüsse Nr. IX., lagernd in Rotterdam.
33FässerMuscatnüsse Nr. IX., lagernd in Amsterdam.
120FässerMuscatnüsse Nr. 2, lagernd in Rotterdam.
204FässerMuscatnüsse Nr. 2, lagernd in Amsterdam.
28FässerMuscatnüsse Nr. 3, lagernd in Rotterdam.
35FässerMuscatnüsse Nr. 3, lagernd in Amsterdam.
62FässerMuscatnüsse Nr. 4, lagernd in Rotterdam.
79FässerMuscatnüsse Nr. 4, lagernd in Amsterdam.
5FässerMuscatblüthen A, lagernd in Amsterdam.
12FässerMuscatblüthen B, lagernd in Rotterdam.
10FässerMuscatblüthen B, lagernd in Amsterdam.
45FässerMuscatblüthen C, lagernd in Rotterdam.
76FässerMuscatblüthen C, lagernd in Amsterdam.
137FässerMuscatblüthen D, lagernd in Rotterdam.
286FässerMuscatblüthen D lagernd in Amsterdam.
39FässerMuscatblüthen E, lagernd in Rotterdam.
12FässerMuscatblüthen Geriß und Staub lag. in Rotterd.
9FässerMuscatblüthen Geriß und Staub, lag. in Amsterd.
199FässerAmboina-Nelken Nr. 2, lagernd in Rotterdam.
276FässerAmboina-Nelken Nr. 2, lagernd in Amsterdam.
81FässerAmboina-Nelken Nr. 3, lagernd in Rotterdam.
130FässerAmboina-Nelken Nr. 3, lagernd in Amsterdam.
#1098/#BündelJava-Zimmet, lagernd in Rotterdam.
#1045/#BündelJava-Zimmet, lagernd in Amsterdam.
#9/2BündelJava-Zimmet, lagernd in Amsterdam.
81PackenJava-Zimmet, lagernd in Amsterdam.
1148BallenPfeffer, lagernd in Rotterdam.
2929BallenPfeffer, lagernd in Amsterdam.
Die Muscatnüsse, Muscatblüthe und Nelken werden in Partien von zwei Fässern verkauft, der Java-Zimmet und Pfeffer aber in Partien, wie sie durch die Notizen angewiesen werden sollen.
Unter den oben angegebenen Quantitäten ist auch der noch unverkaufte Theil der in der Auktion vom 17. September zurückgehaltenen Partieen mit inbegriffen und gibt die Gesellschaft hiermit die Versicherung, daß sie vor dem ersten September 1849 keine anderen dergleichen Spezereien an den Markt bringen wird,
Die Muster sind am Freitag, den 25. August d. J., zu bekommen; die Notizen und Verkaufsbedingungen werden zeitig ausgegeben.
Amsterdam, 21. August 1848.
Von der Oudermeulen, Präsident.
Goudswaard, Direktor z. Z. Sekretair.
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Je demeure, Malzbüchel Nr. 7.
Joh. Maton, Prof. de langues.
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Buchheimer Kirmeß. Größtes Kaiserzelt.
Mit Bezugnahme auf meine vorläufige Anzeige vom 1. d. Mts. beehre ich mich einem verehrlichen Publikum ergebenst anzuzeigen, daß in meinem neuerbauten elegant eingerichteten und geschmackvoll dekorirten größten Kaiserzelte am Sonntag den 10., Montag den 11. und Dienstag den 12. d. Mts. Tanzmusik, ausgeführt vom Musikkorps des Hochl. 25. Inf.-Regimts. Stattfinden wird.
Mittwoch den 13. d. Kaffee-Gesellschaft und große Harmonie.
Donnerstag den 14. d. Großer Abonnements-Ball, wozu die Karten während den Kirmestagen im Zelte und an der Kasse zu 15 Sgr. zu haben sind.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, durch vorzügliche reingehaltene Weine jeder Qualität, besonders 1846r., so wie durch gute zubereitete Speisen und prompte Bedienung das mir seit vielen Jahren geschenkte Vertrauen auch in diesem zu rechtfertigen.
Mülheim, den 6. Sept. 1848.
Joh. Hub. Breuer.
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Neue Kölnische Zeitung.
Für Bürger, Bauern und Soldaten.
Unter diesem Titel erscheint vom 10 September an eine neue Zeitung, deren Richtung sozial-demokratisch ist. Sie wird die Interessen aller Klassen des arbeitenden Volks vertreten, möge es in der Stadt oder auf dem Lande wohnen, möge es ein bürgerliches oder ein Soldatenkleid tragen. Die Zeitung wird, außer an Sonn- und Festtagen, täglich Abends, 1/2 Bogen stark, ausgegeben. Man abonnirt in Köln „am Alten Ufer 5-7# eine Treppe hoch, auswärts (jedoch erst auf das mit dem 1. Oktober beginnende Vierteljahr) bei den nächsten Postämtern. Der Preis beträgt für Köln 7 1/2 Sgr. pro Monat, für andere Orte 22 1/2 pro Vierteljahr; der Preis für die 20 Tage des September 5 Sgr. Einzelne Nummern sind à 6 Pfg. zu haben.
Köln, 7. Sept. 1848.
Die Herausgeber: F. Anneke und F. Beust.
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Eine nußbaumene Kommode, ein Nachtskommodchen und eine Kinderbettlade sind billig zu haben, bei Schmidt Mühlengasse Nr. 10.
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Hr. Rolinger, Lehrer in Lüttich, rue de la régence Nr. 18, wünscht einige junge Leute in Kost und Unterricht zu nehmen.
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Wir erhielten wieder eine Sendung ganz frischer Austern und empfehlen solche, so wie uns. übrigen Artikel als: Caviar, ger. Lachs, Sardellen, neue Häringe, verschiedene Sorten Käse (worunter auch Chester-Käse) etc. etc. zur gefälligen Abnahme, so wie zum Genusse auf unserer Austernstube bestens.
G. Bettger et Comp.
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Glockengasse Nr. 28 ist das halbe Unterhaus zu vermiethen, zu Faßbinder, Schreiner und derartiges Geschäft geeignet.
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Es können zwei Studierende billig Kost und Logie haben an Lyskirchen Nr. 2.
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Theater-Anzeige.
Freitag den 8. Sept.: (Zum Erstenmal).
Geistige Liebe.
Lustspiel in drei Akten von Lederer.
Hierauf (Zum Erstenmal): Die Maskerade im Dachstübchen.
Posse in 1 Akt von Meixner.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, unter Hutmacher Nr. 17.