sie auch eine größere und spitzere Nase bekommen würden; gleich wie die Sumpfvögel dadurch so hochbeinig geworden wären, weil sie sich stets hüteten naß zu werden. Wenn aber auch dieses wirklich die Gestalt verändern sollte, so sind doch solche Ideen in dieser Ausdehnung irrig.
Es liegt in den neuern Untersuchungen etwas liebloses, wenn man von einer Stuffenleiter der Humanität der Menschen spricht; einige [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]gehen von den höher organisirten Thieren selbst bis zu den Menschen über, was sich aber nicht an- nehmen läßt. Nach Meiners soll diese aufsteigend vom Orangutang zu den Waldnegern oder den Menschenfressen und von diesen zu den Buschhottentotten sein; diesen reihen sich nach ihm die Capus von Neu Guinea an, dann folgen die Mongolen und einige tartarische Völker, bis er zu den Kaukasen zu uns selbst kommt.
Da in neuern Zeiten viel Licht über die Affen ver- breitet ist, so will ich 2 derselben anführen, die dem Menschen noch am ähnlichsten sind. Eine große Ungewißheit herrscht über die Thiere, welche unter dem Namen Orang- utang beschrieben sind. Seine Name ist von orang(klug) und utang(wild) hergeleitet. In neueren Zeiten sind 3 lebendige in Europa gewesen, von denen ich 2 sah, es waren
ſie auch eine größere und ſpitzere Naſe bekommen würden; gleich wie die Sumpfvögel dadurch ſo hochbeinig geworden wären, weil ſie ſich ſtets hüteten naß zu werden. Wenn aber auch dieſes wirklich die Geſtalt verändern ſollte, ſo ſind doch ſolche Ideen in dieſer Ausdehnung irrig.
Es liegt in den neuern Unterſuchungen etwas liebloſes, wenn man von einer Stuffenleiter der Humanität der Menſchen ſpricht; einige [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]gehen von den höher organiſirten Thieren ſelbſt bis zu den Menſchen über, was ſich aber nicht an- nehmen läßt. Nach Meiners ſoll dieſe aufſteigend vom Orangutang zu den Waldnegern oder den Menſchenfreſſen und von dieſen zu den Buſchhottentotten ſein; dieſen reihen ſich nach ihm die Capus von Neu Guinea an, dann folgen die Mongolen und einige tartariſche Völker, bis er zu den Kaukaſen zu uns ſelbſt kommt.
Da in neuern Zeiten viel Licht über die Affen ver- breitet iſt, ſo will ich 2 derſelben anführen, die dem Menſchen noch am ähnlichſten ſind. Eine große Ungewißheit herrſcht über die Thiere, welche unter dem Namen Orang- utang beſchrieben ſind. Seine Name iſt von orang(klug) und utang(wild) hergeleitet. In neueren Zeiten ſind 3 lebendige in Europa geweſen, von denen ich 2 ſah, es waren
<TEI><text><body><divtype="session"n="60"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0574"n="568."/>ſie auch eine größere und ſpitzere Naſe bekommen würden;<lb/>
gleich wie die Sumpfvögel dadurch ſo hochbeinig geworden wären,<lb/>
weil ſie ſich ſtets hüteten naß zu werden. Wenn aber auch<lb/>
dieſes wirklich die Geſtalt verändern ſollte, ſo ſind doch ſolche<lb/>
Ideen in dieſer Ausdehnung irrig.</p><lb/><p>Es liegt in den neuern Unterſuchungen etwas liebloſes,<lb/>
wenn man von einer Stuffenleiter der Humanität der Menſchen<lb/>ſpricht; einige <subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="3"/></del><addplace="across">geh</add></subst>en von den höher organiſirten Thieren<lb/>ſelbſt bis zu den Menſchen über, was ſich aber nicht an-<lb/>
nehmen läßt. Nach <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116863498 http://d-nb.info/gnd/116863498">Meiners</persName></hi>ſoll dieſe aufſteigend<lb/>
vom Orangutang zu den Waldnegern oder den Menſchenfreſſen<lb/>
und von dieſen zu den Buſchhottentotten ſein; dieſen reihen<lb/>ſich nach ihm die Capus von Neu Guinea an, dann folgen<lb/>
die Mongolen und einige tartariſche Völker, bis er<lb/>
zu den Kaukaſen zu uns ſelbſt kommt.</p><lb/><p>Da in neuern Zeiten viel Licht über die Affen ver-<lb/>
breitet iſt, ſo will ich 2 derſelben anführen, die dem Menſchen<lb/>
noch am ähnlichſten ſind. Eine große Ungewißheit<lb/>
herrſcht über die Thiere, welche unter dem Namen Orang-<lb/>
utang beſchrieben ſind. Seine Name iſt von <hirendition="#aq">orang</hi><choice><orig>/</orig><regresp="#BF">(</reg></choice>klug<choice><orig>/</orig><regresp="#BF">)</reg></choice><lb/>
und <hirendition="#aq">utang</hi><choice><orig>/</orig><regresp="#BF">(</reg></choice>wild<choice><orig>/</orig><regresp="#BF">)</reg></choice> hergeleitet. In neuer<unclearreason="illegible"cert="high"resp="#BF">e</unclear>n Zeiten ſind 3<lb/>
lebendige in Europa geweſen, von denen ich 2 ſah, es waren<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[568./0574]
ſie auch eine größere und ſpitzere Naſe bekommen würden;
gleich wie die Sumpfvögel dadurch ſo hochbeinig geworden wären,
weil ſie ſich ſtets hüteten naß zu werden. Wenn aber auch
dieſes wirklich die Geſtalt verändern ſollte, ſo ſind doch ſolche
Ideen in dieſer Ausdehnung irrig.
Es liegt in den neuern Unterſuchungen etwas liebloſes,
wenn man von einer Stuffenleiter der Humanität der Menſchen
ſpricht; einige gehen von den höher organiſirten Thieren
ſelbſt bis zu den Menſchen über, was ſich aber nicht an-
nehmen läßt. Nach Meiners ſoll dieſe aufſteigend
vom Orangutang zu den Waldnegern oder den Menſchenfreſſen
und von dieſen zu den Buſchhottentotten ſein; dieſen reihen
ſich nach ihm die Capus von Neu Guinea an, dann folgen
die Mongolen und einige tartariſche Völker, bis er
zu den Kaukaſen zu uns ſelbſt kommt.
Da in neuern Zeiten viel Licht über die Affen ver-
breitet iſt, ſo will ich 2 derſelben anführen, die dem Menſchen
noch am ähnlichſten ſind. Eine große Ungewißheit
herrſcht über die Thiere, welche unter dem Namen Orang-
utang beſchrieben ſind. Seine Name iſt von orang /klug/
und utang /wild/ hergeleitet. In neueren Zeiten ſind 3
lebendige in Europa geweſen, von denen ich 2 ſah, es waren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 568.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/574>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.