Bei den Negern hingegen finden wir, daß sie den Weissen eine näher stehende Flexibilität haben, da sie oft aus der Hitze ihres Vaterlandes in ziemlich kalte Länder als Sclaven versetzt worden, und sich an eine ganz andere Tempera- tur gewöhnen; doch muß hierbe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]i berücksichtigt werden, daß gerade nur die Kräftigsten dieser Nationen durch die unwür- digste Habsucht diesem Schicksale Preis gegeben sind, und daher auch leichter dem veränderten Klima widerstehen.
Es bleibt uns nun noch übrig, von einigen andern angeblichen Verschiedenheiten zwischen der Organisation der Menschen und der höhern Thierorganisation zu reden. Lange hat man geglaubt, daß die Menschen allein Stimmorgane besitzen, doch die beiden großen Anatomen Victasin und Cammanon behaupten, daß sie auch den Affen nicht versagt sind. Die Neger in Amerika haben den Glauben, daß die Affen nur leise und heimlich mit einander reden, da sie sonst von den Weissen, wenn diese es wüßten, zur Arbeit gezwungen würden. Scherzhaft hat man auch wohl von den Affen gesagt, daß sie deshalb stumm wären, weil sie über nichts zu sprechen müßten.
Die Thiere haben Laute, die Menschen aber articulirte Töne, die nach Rudolphi nicht in dem Physischen sondern in den
Bei den Negern hingegen finden wir, daß ſie den Weiſſen eine näher ſtehende Flexibilität haben, da ſie oft aus der Hitze ihres Vaterlandes in ziemlich kalte Länder als Sclaven verſetzt worden, und ſich an eine ganz andere Tempera- tur gewöhnen; doch muß hierbe[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]i berückſichtigt werden, daß gerade nur die Kräftigſten dieſer Nationen durch die unwür- digſte Habſucht dieſem Schickſale Preis gegeben ſind, und daher auch leichter dem veränderten Klima widerſtehen.
Es bleibt uns nun noch übrig, von einigen andern angeblichen Verſchiedenheiten zwiſchen der Organiſation der Menſchen und der höhern Thierorganiſation zu reden. Lange hat man geglaubt, daß die Menſchen allein Stimmorgane beſitzen, doch die beiden großen Anatomen Victaſin und Cammanon behaupten, daß ſie auch den Affen nicht verſagt ſind. Die Neger in Amerika haben den Glauben, daß die Affen nur leiſe und heimlich mit einander reden, da ſie ſonſt von den Weiſſen, wenn dieſe es wüßten, zur Arbeit gezwungen würden. Scherzhaft hat man auch wohl von den Affen geſagt, daß ſie deshalb ſtumm wären, weil ſie über nichts zu ſprechen müßten.
Die Thiere haben Laute, die Menſchen aber articulirte Töne, die nach Rudolphi nicht in dem Phyſiſchen ſondern in den
<TEI><text><body><divtype="session"n="60"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0571"n="565."/><p>Bei den Negern hingegen finden wir, daß ſie den Weiſſen<lb/>
eine näher ſtehende Flexibilität haben, da ſie oft aus der<lb/>
Hitze ihres Vaterlandes in ziemlich kalte Länder als<lb/>
Sclaven verſetzt worden, und ſich an eine ganz andere Tempera-<lb/>
tur gewöhnen; doch muß hierbe<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/></del><addplace="across">i</add></subst> berückſichtigt werden, daß<lb/>
gerade nur die Kräftigſten dieſer Nationen durch die <hirendition="#u">unwür-<lb/>
digſte</hi> Habſucht dieſem Schickſale Preis <choice><sic>gegegeben</sic><corrresp="#BF">gegeben</corr></choice>ſind, und<lb/>
daher auch leichter dem veränderten Klima widerſtehen.</p><lb/><p>Es bleibt uns nun noch übrig, von einigen andern angeblichen<lb/>
Verſchiedenheiten zwiſchen der Organiſation der Menſchen<lb/>
und der höhern Thierorganiſation zu reden. Lange hat man<lb/>
geglaubt, daß die Menſchen allein Stimmorgane beſitzen,<lb/>
doch die beiden großen Anatomen <hirendition="#aq"><persNameref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117397350 http://d-nb.info/gnd/117397350">Vict<unclearreason="illegible"cert="low"resp="#BF">aſi</unclear>n</persName></hi> und <hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119291827 http://d-nb.info/gnd/119291827">Cammanon</persName></hi><lb/>
behaupten, daß ſie auch den Affen nicht verſagt ſind.<lb/>
Die Neger in Amerika haben den Glauben, daß die Affen<lb/>
nur leiſe und heimlich mit einander reden, da ſie ſonſt von den<lb/>
Weiſſen, wenn dieſe es wüßten, zur Arbeit gezwungen<lb/>
würden. Scherzhaft hat man auch wohl von den Affen geſagt,<lb/>
daß ſie deshalb ſtumm wären, weil ſie über nichts zu ſprechen<lb/>
müßten.</p><lb/><p>Die Thiere haben Laute, die Menſchen aber articulirte<lb/>
Töne, die nach <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-115526641 http://d-nb.info/gnd/115526641">Rudolphi</persName></hi> nicht in dem Phyſiſchen ſondern in den<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[565./0571]
Bei den Negern hingegen finden wir, daß ſie den Weiſſen
eine näher ſtehende Flexibilität haben, da ſie oft aus der
Hitze ihres Vaterlandes in ziemlich kalte Länder als
Sclaven verſetzt worden, und ſich an eine ganz andere Tempera-
tur gewöhnen; doch muß hierbei berückſichtigt werden, daß
gerade nur die Kräftigſten dieſer Nationen durch die unwür-
digſte Habſucht dieſem Schickſale Preis gegeben ſind, und
daher auch leichter dem veränderten Klima widerſtehen.
Es bleibt uns nun noch übrig, von einigen andern angeblichen
Verſchiedenheiten zwiſchen der Organiſation der Menſchen
und der höhern Thierorganiſation zu reden. Lange hat man
geglaubt, daß die Menſchen allein Stimmorgane beſitzen,
doch die beiden großen Anatomen Victaſin und Cammanon
behaupten, daß ſie auch den Affen nicht verſagt ſind.
Die Neger in Amerika haben den Glauben, daß die Affen
nur leiſe und heimlich mit einander reden, da ſie ſonſt von den
Weiſſen, wenn dieſe es wüßten, zur Arbeit gezwungen
würden. Scherzhaft hat man auch wohl von den Affen geſagt,
daß ſie deshalb ſtumm wären, weil ſie über nichts zu ſprechen
müßten.
Die Thiere haben Laute, die Menſchen aber articulirte
Töne, die nach Rudolphi nicht in dem Phyſiſchen ſondern in den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 565.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/571>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.