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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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dessen Geographie eine physicalische Erdbeschreibung ist. Er
war der Erste der die Gestalten und Formen der Thiere
mit den verschiedenen Climaten in Verbindung setzte.

Die 37 Bücher des Plinius ist das großartigste Werk
der Römer, das umso unerwarteter erschien, da man früher
so wenig noch für Naturkenntniß gethan hatte, und eher
von den Griechen zu erwarten gewesen wäre. Der
Plan ist besser wie die Ausführung; von der Sternkunde
an, die Meteorologie durch alle Zweige der Naturgeschichte,
selbst mit der Blüthe der Kunst zu verbinden, war die
Absicht. Dem Werke fehlt aber die Anordnung. Plinius
(soll ein stolzer Mann gewesen sein,) war Statthalter von
Spanien, dann Befehlshaber der Flotten, konnte daher
bei überhäuften Geschäften seinen Plan nicht selbst aus-
führen, sondern mußte durch andere arbeiten lassen,
obgleich er selbst viele Materialien dazu lieferte.

Der ernste und strenge Weg des Plinius wurde nicht
lange verfolgt, sondern durch die Schwärmerei der Neu-
Pythagoräer wieder verdrängt. Aber auch diese hatte einen
wohlthätigen Einfluß, denn wenn gleich die allgemeine Physik
vernachlässigt wurde, so führte sie zum Gefühl der Einheit
zurück, und das Studium der geheimen Kräfte brachte sie
zur Lehre der Chemie. Die Idee der Verdickung und Ver-
dünnung der Ionischen Schule und des pythagoräischen Bundes

deſſen Geographie eine phyſicaliſche Erdbeſchreibung iſt. Er
war der Erſte der die Geſtalten und Formen der Thiere
mit den verſchiedenen Climaten in Verbindung ſetzte.

Die 37 Bücher des Plinius iſt das großartigſte Werk
der Römer, das umſo unerwarteter erſchien, da man früher
ſo wenig noch für Naturkenntniß gethan hatte, und eher
von den Griechen zu erwarten geweſen wäre. Der
Plan iſt beſſer wie die Ausführung; von der Sternkunde
an, die Meteorologie durch alle Zweige der Naturgeſchichte,
ſelbſt mit der Blüthe der Kunſt zu verbinden, war die
Abſicht. Dem Werke fehlt aber die Anordnung. Plinius
(ſoll ein ſtolzer Mann geweſen ſein,) war Statthalter von
Spanien, dann Befehlshaber der Flotten, konnte daher
bei überhäuften Geſchäften ſeinen Plan nicht ſelbſt aus-
führen, ſondern mußte durch andere arbeiten laſſen,
obgleich er ſelbſt viele Materialien dazu lieferte.

Der ernſte und ſtrenge Weg des Plinius wurde nicht
lange verfolgt, ſondern durch die Schwärmerei der Neu-
Pythagoräer wieder verdrängt. Aber auch dieſe hatte einen
wohlthätigen Einfluß, denn wenn gleich die allgemeine Phyſik
vernachläſſigt wurde, ſo führte ſie zum Gefühl der Einheit
zurück, und das Studium der geheimen Kräfte brachte ſie
zur Lehre der Chemie. Die Idee der Verdickung und Ver-
dünnung der Ioniſchen Schule und des pythagoräiſchen Bundes

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[39./0045] deſſen Geographie eine phyſicaliſche Erdbeſchreibung iſt. Er war der Erſte der die Geſtalten und Formen der Thiere mit den verſchiedenen Climaten in Verbindung ſetzte. Die 37 Bücher des Plinius iſt das großartigſte Werk der Römer, das umſo unerwarteter erſchien, da man früher ſo wenig noch für Naturkenntniß gethan hatte, und eher von den Griechen zu erwarten geweſen wäre. Der Plan iſt beſſer wie die Ausführung; von der Sternkunde an, die Meteorologie durch alle Zweige der Naturgeſchichte, ſelbſt mit der Blüthe der Kunſt zu verbinden, war die Abſicht. Dem Werke fehlt aber die Anordnung. Plinius /ſoll ein ſtolzer Mann geweſen ſein,/ war Statthalter von Spanien, dann Befehlshaber der Flotten, konnte daher bei überhäuften Geſchäften ſeinen Plan nicht ſelbſt aus- führen, ſondern mußte durch andere arbeiten laſſen, obgleich er ſelbſt viele Materialien dazu lieferte. Der ernſte und ſtrenge Weg des Plinius wurde nicht lange verfolgt, ſondern durch die Schwärmerei der Neu- Pythagoräer wieder verdrängt. Aber auch dieſe hatte einen wohlthätigen Einfluß, denn wenn gleich die allgemeine Phyſik vernachläſſigt wurde, ſo führte ſie zum Gefühl der Einheit zurück, und das Studium der geheimen Kräfte brachte ſie zur Lehre der Chemie. Die Idee der Verdickung und Ver- dünnung der Ioniſchen Schule und des pythagoräiſchen Bundes

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 39.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/45>, abgerufen am 21.11.2024.