Warum es unter den Tropen so höchst selten hagelt, ist bisher noch nicht ermittelt, da die Ursache nicht die ist, daß er schmilzt. Im südliche Europa hagelt es am meisten, vorzüglich in Thälern. Nach Thibaut Ch. weiß man, daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar vor 50-60 Jahren. In Carracas würde der Hagel eben soviel Aufsehen erregen, als wenn bei uns Me- teore fielen. Nach HerrnL. v. Buch hagelt es selten auf großen Höhen, jedoch hat dieser auch selbst gefunden daß 14-15000' hoch Hagel fiel. Er fällt seltener des Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne dazu nöthig sei; dies ist aber nicht der Fall.
Die Grösse des Hagels ist nach den Zonen verschie- den; in den Cordilleren ist er wohl 1/4-1/2Lb schwer vor- gekommen, jedoch auch hier so wenig wie in andern Gegenden viel grösser, so viel auch darüber gefabelt ist. Herr Heine erwähnt zwar einen besondern Fall, der kaum glaublich ist, und sehr der Bestätigung bedarf, daß nämlich in Mysore (Ostindien) zur Zeit des Tippo Saheb, ein Hagelkorn so groß wie ein Elephant gefallen sei, und beim
Warum es unter den Tropen ſo höchſt ſelten hagelt, iſt bisher noch nicht ermittelt, da die Urſache nicht die iſt, daß er ſchmilzt. Im ſüdliche Europa hagelt es am meiſten, vorzüglich in Thälern. Nach Thibaut Ch. weiß man, daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar vor 50–60 Jahren. In Carracas würde der Hagel eben ſoviel Aufſehen erregen, als wenn bei uns Me- teore fielen. Nach HerrnL. v. Buch hagelt es ſelten auf großen Höhen, jedoch hat dieſer auch ſelbſt gefunden daß 14–15000′ hoch Hagel fiel. Er fällt ſeltener des Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne dazu nöthig ſei; dies iſt aber nicht der Fall.
Die Gröſſe des Hagels iſt nach den Zonen verſchie- den; in den Cordilleren iſt er wohl ¼–½℔ ſchwer vor- gekommen, jedoch auch hier ſo wenig wie in andern Gegenden viel gröſſer, ſo viel auch darüber gefabelt iſt. Herr Heine erwähnt zwar einen beſondern Fall, der kaum glaublich iſt, und ſehr der Beſtätigung bedarf, daß nämlich in Myſore (Oſtindien) zur Zeit des Tippo Saheb, ein Hagelkorn ſo groß wie ein Elephant gefallen ſei, und beim
<TEI><text><body><divtype="session"n="46"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0409"n="403."/><p>Warum es unter den Tropen ſo höchſt ſelten hagelt, iſt<lb/>
bisher noch nicht ermittelt, da die Urſache nicht die iſt, daß<lb/>
er ſchmilzt. Im ſüdliche Europa hagelt es am <choice><abbr>meiſt࿼</abbr><expanresp="#BF">meiſten</expan></choice>,<lb/>
vorzüglich in Thälern. Nach <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100690793 http://d-nb.info/gnd/100690793">Thibaut Ch.</persName></hi> weiß man,<lb/>
daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar<lb/>
vor 50–60 Jahren. In Carracas würde der Hagel<lb/>
eben ſoviel Aufſehen erregen, als wenn bei uns Me-<lb/>
teore fielen. Nach <choice><abbr>H</abbr><expanresp="#BF">Herrn</expan></choice><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">L. <hirendition="#aq">v. Buch</hi></persName> hagelt es ſelten<lb/>
auf großen Höhen, jedoch hat dieſer auch ſelbſt gefunden<lb/>
daß 14–15000′ hoch Hagel fiel. Er fällt ſeltener des<lb/>
Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es<lb/>
des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne<lb/>
dazu nöthig ſei; dies iſt aber nicht der Fall.</p><lb/><p>Die Gröſſe des Hagels iſt nach den Zonen verſchie-<lb/>
den; in den Cordilleren iſt er wohl ¼–½℔ſchwer vor-<lb/>
gekommen, jedoch auch hier ſo wenig wie in andern Gegenden<lb/>
viel gröſſer, ſo viel auch darüber gefabelt iſt. Herr<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#BF"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-143910205 http://d-nb.info/gnd/143910205">Heine</persName></hi> erwähnt zwar einen beſondern Fall, der kaum<lb/>
glaublich iſt, und ſehr der Beſtätigung bedarf, daß nämlich<lb/>
in Myſore <choice><orig>/</orig><regresp="#BF">(</reg></choice>Oſtindien<choice><orig>/</orig><regresp="#BF">)</reg></choice> zur Zeit des <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11902327X http://d-nb.info/gnd/11902327X">Tippo Saheb</persName>,</hi> ein<lb/>
Hagelkorn ſo groß wie ein Elephant gefallen ſei, und beim<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[403./0409]
Warum es unter den Tropen ſo höchſt ſelten hagelt, iſt
bisher noch nicht ermittelt, da die Urſache nicht die iſt, daß
er ſchmilzt. Im ſüdliche Europa hagelt es am meiſt,
vorzüglich in Thälern. Nach Thibaut Ch. weiß man,
daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar
vor 50–60 Jahren. In Carracas würde der Hagel
eben ſoviel Aufſehen erregen, als wenn bei uns Me-
teore fielen. Nach H L. v. Buch hagelt es ſelten
auf großen Höhen, jedoch hat dieſer auch ſelbſt gefunden
daß 14–15000′ hoch Hagel fiel. Er fällt ſeltener des
Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es
des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne
dazu nöthig ſei; dies iſt aber nicht der Fall.
Die Gröſſe des Hagels iſt nach den Zonen verſchie-
den; in den Cordilleren iſt er wohl ¼–½℔ ſchwer vor-
gekommen, jedoch auch hier ſo wenig wie in andern Gegenden
viel gröſſer, ſo viel auch darüber gefabelt iſt. Herr
Heine erwähnt zwar einen beſondern Fall, der kaum
glaublich iſt, und ſehr der Beſtätigung bedarf, daß nämlich
in Myſore /Oſtindien/ zur Zeit des Tippo Saheb, ein
Hagelkorn ſo groß wie ein Elephant gefallen ſei, und beim
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 403.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/409>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.