Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Merkwürdig ist es aber, daß zwischen diesen Erhebungen eine
beinah gleiche Zeitperiode statt fand, nämlich von der 1ten zur
2ten 81 Jahre, und von der 2ten zur 3ten 91 Jahre. Sehr wahrschein-
lich erfordern die Dämpfe eine gewisse Zeit, um solche Kraft
zu erlangen. Aehnliche Phaenomene der Bewegung oder Hebung
entstehen im Meere, ohne daß sich Inseln bilden. Merk-
würdig ist z. B. die Wasserbewegung an der Küste von
Lima und Peru, wo ich selbst sah, daß ohne den geringsten
Luftstoß ein grosser Wellenschlag von 20-25' Höhe mit
starkem Geräusch entstand. Man hat bei solchen Bewegungen
auch Flammen auf dem Meere gesehen, wiewohl nicht oft,
und was sehr schwer zu erklären ist; Herr L. v. Buch
meint, ob diese Flamme nicht doch die neuen Alkaloide selbst
wie etwa Kalium oder Natrium, hervorgebracht werden könne, die
an die Luft kommend verbrannten. - -

Oft wird eine ganze Strecke des Meeres merklich erwärmt,
wie der Golf von Cariaco mehrere Meilen weit eine beträcht-
liche Wärme hat. 1731 kamen bei Lancerotte nach einer
solchen Bewegung eine Menge todter Fische empor. Bei den
Azoren finden diese Meererschütterungen auch oft statt.

Bei dem Entstehen der Vulkane auf den Continenten
ist ihre verschiedene Nähe von den Meeren sehr merkwürdig.

Merkwürdig iſt es aber, daß zwiſchen dieſen Erhebungen eine
beinah gleiche Zeitperiode ſtatt fand, nämlich von der 1ten zur
2ten 81 Jahre, und von der 2ten zur 3ten 91 Jahre. Sehr wahrſchein-
lich erfordern die Dämpfe eine gewiſſe Zeit, um ſolche Kraft
zu erlangen. Aehnliche Phaenomene der Bewegung oder Hebung
entſtehen im Meere, ohne daß ſich Inſeln bilden. Merk-
würdig iſt z. B. die Waſſerbewegung an der Küſte von
Lima und Peru, wo ich ſelbſt ſah, daß ohne den geringſten
Luftſtoß ein groſſer Wellenſchlag von 20–25′ Höhe mit
ſtarkem Geräuſch entſtand. Man hat bei ſolchen Bewegungen
auch Flammen auf dem Meere geſehen, wiewohl nicht oft,
und was ſehr ſchwer zu erklären iſt; Herr L. v. Buch
meint, ob dieſe Flamme nicht doch die neuen Alkaloide ſelbſt
wie etwa Kalium oder Natrium, hervorgebracht werden könne, die
an die Luft kommend verbrannten. – –

Oft wird eine ganze Strecke des Meeres merklich erwärmt,
wie der Golf von Cariaco mehrere Meilen weit eine beträcht-
liche Wärme hat. 1731 kamen bei Lancerotte nach einer
ſolchen Bewegung eine Menge todter Fiſche empor. Bei den
Azoren finden dieſe Meererſchütterungen auch oft ſtatt.

Bei dem Entſtehen der Vulkane auf den Continenten
iſt ihre verſchiedene Nähe von den Meeren ſehr merkwürdig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="34">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0246" n="240."/>
Merkwürdig i&#x017F;t es aber, daß zwi&#x017F;chen die&#x017F;en Erhebungen eine<lb/>
beinah gleiche Zeitperiode &#x017F;tatt fand, nämlich von der 1<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> zur<lb/>
2<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> 81 Jahre, und von der 2<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> zur 3<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> 91 Jahre. Sehr wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich erfordern die Dämpfe eine gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit, um &#x017F;olche Kraft<lb/>
zu erlangen. Aehnliche <choice><sic>Phaenome</sic><corr resp="#BF">Phaenomene</corr></choice> der Bewegung oder Hebung<lb/>
ent&#x017F;tehen im Meere, ohne daß &#x017F;ich In&#x017F;eln bilden. Merk-<lb/>
würdig i&#x017F;t z. B. die Wa&#x017F;&#x017F;erbewegung an der Kü&#x017F;te von<lb/>
Lima und Peru, wo ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ah, daß ohne den gering&#x017F;ten<lb/>
Luft&#x017F;toß ein gro&#x017F;&#x017F;er Wellen&#x017F;chlag von 20&#x2013;25&#x2032; Höhe mit<lb/>
&#x017F;tarkem Geräu&#x017F;ch ent&#x017F;tand. Man hat bei &#x017F;olchen Bewegungen<lb/>
auch Flammen auf dem Meere ge&#x017F;ehen, wiewohl nicht oft,<lb/>
und was &#x017F;ehr &#x017F;chwer zu erklären i&#x017F;t; Herr <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">L. v. Buch</persName></hi><lb/>
meint, ob die&#x017F;e Flamme nicht doch die neuen Alkaloide &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
wie etwa <hi rendition="#aq">Kalium</hi> oder <hi rendition="#aq">Natrium,</hi> hervorgebracht werden könne, die<lb/>
an die Luft kommend verbrannten. &#x2013;  &#x2013;</p><lb/>
                <p>Oft wird eine ganze Strecke des Meeres merklich erwärmt,<lb/>
wie der Golf von Cariaco mehrere Meilen weit eine beträcht-<lb/>
liche Wärme hat. 1731 kamen bei Lancerotte nach einer<lb/>
&#x017F;olchen Bewegung eine Menge todter Fi&#x017F;che empor. Bei den<lb/>
Azoren finden die&#x017F;e Meerer&#x017F;chütterungen auch oft &#x017F;tatt.</p><lb/>
                <p>Bei dem Ent&#x017F;tehen der Vulkane auf den Continenten<lb/>
i&#x017F;t ihre ver&#x017F;chiedene Nähe von den Meeren &#x017F;ehr merkwürdig.<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240./0246] Merkwürdig iſt es aber, daß zwiſchen dieſen Erhebungen eine beinah gleiche Zeitperiode ſtatt fand, nämlich von der 1t zur 2t 81 Jahre, und von der 2t zur 3t 91 Jahre. Sehr wahrſchein- lich erfordern die Dämpfe eine gewiſſe Zeit, um ſolche Kraft zu erlangen. Aehnliche Phaenomene der Bewegung oder Hebung entſtehen im Meere, ohne daß ſich Inſeln bilden. Merk- würdig iſt z. B. die Waſſerbewegung an der Küſte von Lima und Peru, wo ich ſelbſt ſah, daß ohne den geringſten Luftſtoß ein groſſer Wellenſchlag von 20–25′ Höhe mit ſtarkem Geräuſch entſtand. Man hat bei ſolchen Bewegungen auch Flammen auf dem Meere geſehen, wiewohl nicht oft, und was ſehr ſchwer zu erklären iſt; Herr L. v. Buch meint, ob dieſe Flamme nicht doch die neuen Alkaloide ſelbſt wie etwa Kalium oder Natrium, hervorgebracht werden könne, die an die Luft kommend verbrannten. – – Oft wird eine ganze Strecke des Meeres merklich erwärmt, wie der Golf von Cariaco mehrere Meilen weit eine beträcht- liche Wärme hat. 1731 kamen bei Lancerotte nach einer ſolchen Bewegung eine Menge todter Fiſche empor. Bei den Azoren finden dieſe Meererſchütterungen auch oft ſtatt. Bei dem Entſtehen der Vulkane auf den Continenten iſt ihre verſchiedene Nähe von den Meeren ſehr merkwürdig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/246
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 240.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/246>, abgerufen am 23.12.2024.