Von den starren Theilen der Erde gehen wir zu den flüssigen über, der Luft und dem Wasser. Die Atmosphäre besteht aus Sauerstoff, Stickstoff und einem kleinen Theile von Kohlenstoff, der in Ver- bindung mit Sauerstoff, Kohlensäure bildet. Das Ver- hältniß des Sauerstoffs ist in den untern Luftschichten sowohl wie in den oberen sich immer gleich, wie ich es auf dem Chimborasso beobachtete, und noch höher durch Montgolfieren gemessen ist. Der Gehalt an Kohlen- säure ist sich nicht immer gleich, er ändert ab mit den Jahreszeiten.
Es giebt Bewegungen in der Luft die das Baro- meter anzeigt, und die täglich regelmässig wechseln, indem 2 mal Ebbe und 2 mal Fluth darin ist, und be- stimmt nicht durch Ströme und Erdbeben unterbrochen werden. Im Süden ist sie stärker und leichter zu beobachten weil die Luft ruhiger ist, regelmässig stellt sich die Ebbe in den Tropenländern des Morgens um 9 Uhr ein, gegen 3 Uhr ist die höchste Fluth, die bei 10 Uhr abnimmt, und um 4 Uhr des Morgens wieder- kehrt. Schwieriger ist diese Bewegung im stürmischen Norden zu beobachten, wo längere Zeit nöthig ist, um die Stunden des Wechsels aufzufinden.
Von den ſtarren Theilen der Erde gehen wir zu den flüſſigen über, der Luft und dem Waſſer. Die Atmosphäre beſteht aus Sauerſtoff, Stickſtoff und einem kleinen Theile von Kohlenſtoff, der in Ver- bindung mit Sauerſtoff, Kohlenſäure bildet. Das Ver- hältniß des Sauerſtoffs iſt in den untern Luftſchichten ſowohl wie in den oberen ſich immer gleich, wie ich es auf dem Chimboraſſo beobachtete, und noch höher durch Montgolfièren gemeſſen iſt. Der Gehalt an Kohlen- ſäure iſt ſich nicht immer gleich, er ändert ab mit den Jahreszeiten.
Es giebt Bewegungen in der Luft die das Baro- meter anzeigt, und die täglich regelmäſſig wechſeln, indem 2 mal Ebbe und 2 mal Fluth darin iſt, und be- ſtimmt nicht durch Ströme und Erdbeben unterbrochen werden. Im Süden iſt ſie ſtärker und leichter zu beobachten weil die Luft ruhiger iſt, regelmäſſig ſtellt ſich die Ebbe in den Tropenländern des Morgens um 9 Uhr ein, gegen 3 Uhr iſt die höchſte Fluth, die bei 10 Uhr abnimmt, und um 4 Uhr des Morgens wieder- kehrt. Schwieriger iſt dieſe Bewegung im ſtürmiſchen Norden zu beobachten, wo längere Zeit nöthig iſt, um die Stunden des Wechſels aufzufinden.
<TEI><text><body><divtype="session"n="3"><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0022"n="16."/><p>Von den ſtarren Theilen der Erde gehen wir<lb/>
zu den flüſſigen über, der Luft und dem Waſſer.<lb/>
Die Atmosphäre beſteht aus Sauerſtoff, Stickſtoff<lb/>
und einem kleinen Theile von Kohlenſtoff, der in Ver-<lb/>
bindung mit Sauerſtoff, Kohlenſäure bildet. Das Ver-<lb/>
hältniß des Sauerſtoffs iſt in den untern Luftſchichten<lb/>ſowohl wie in den oberen ſich immer gleich, wie ich es<lb/>
auf dem Chimboraſſo beobachtete, und noch höher durch<lb/><hirendition="#aq"><persName>Montgolfièren</persName></hi> gemeſſen iſt. Der Gehalt an Kohlen-<lb/>ſäure iſt ſich nicht immer gleich, er ändert ab mit den<lb/>
Jahreszeiten.</p><lb/><p>Es giebt Bewegungen in der Luft die das Baro-<lb/>
meter anzeigt, und die täglich regelmäſſig wechſeln,<lb/>
indem 2 mal Ebbe und 2 mal Fluth darin iſt, und be-<lb/>ſtimmt nicht durch Ströme und Erdbeben unterbrochen<lb/>
werden. Im Süden iſt ſie ſtärker und leichter zu<lb/>
beobachten weil die Luft ruhiger iſt, regelmäſſig<lb/>ſtellt ſich die Ebbe in den Tropenländern des Morgens<lb/>
um 9 Uhr ein, gegen 3 Uhr iſt die höchſte Fluth, die bei<lb/>
10 Uhr abnimmt, und um 4 Uhr des Morgens wieder-<lb/>
kehrt. Schwieriger iſt dieſe Bewegung im ſtürmiſchen<lb/>
Norden zu beobachten, wo längere Zeit nöthig iſt,<lb/>
um die Stunden des Wechſels aufzufinden.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[16./0022]
Von den ſtarren Theilen der Erde gehen wir
zu den flüſſigen über, der Luft und dem Waſſer.
Die Atmosphäre beſteht aus Sauerſtoff, Stickſtoff
und einem kleinen Theile von Kohlenſtoff, der in Ver-
bindung mit Sauerſtoff, Kohlenſäure bildet. Das Ver-
hältniß des Sauerſtoffs iſt in den untern Luftſchichten
ſowohl wie in den oberen ſich immer gleich, wie ich es
auf dem Chimboraſſo beobachtete, und noch höher durch
Montgolfièren gemeſſen iſt. Der Gehalt an Kohlen-
ſäure iſt ſich nicht immer gleich, er ändert ab mit den
Jahreszeiten.
Es giebt Bewegungen in der Luft die das Baro-
meter anzeigt, und die täglich regelmäſſig wechſeln,
indem 2 mal Ebbe und 2 mal Fluth darin iſt, und be-
ſtimmt nicht durch Ströme und Erdbeben unterbrochen
werden. Im Süden iſt ſie ſtärker und leichter zu
beobachten weil die Luft ruhiger iſt, regelmäſſig
ſtellt ſich die Ebbe in den Tropenländern des Morgens
um 9 Uhr ein, gegen 3 Uhr iſt die höchſte Fluth, die bei
10 Uhr abnimmt, und um 4 Uhr des Morgens wieder-
kehrt. Schwieriger iſt dieſe Bewegung im ſtürmiſchen
Norden zu beobachten, wo längere Zeit nöthig iſt,
um die Stunden des Wechſels aufzufinden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 16.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/22>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.