zwei Centralkörper bilden können. Laplace glaubt, daß diese Masse gleichzeitig rotirend sich verdichte, und durch die Bildung der Kerne, die Rotation vermehrt werde, weil diese im Centre sich bilden. Dadurch müsse die Grenze der Atmosphäre kleiner werden, sich also verdichten durch Zu- sammenziehung, und ganze Zonen derselben sich so trennen, daß große Ringe entständen, in denen sich die Materie um die schon gebildeten Kerne vertheile. Ebenso wie aus solchen grössern Ringen um den Centralkörper sich die Planete durch die Verknotung dieser Zonen bildete, könnten diese wieder die noch nicht verdichtete Materie wieder in Atmos- phären und Ringen an sich ziehen, wie wir es noch in dem Ringe des Saturns erkennen, und durch eine neue Verdichtung die Monde aus ihnen hervorgehen. Diese Theorie hat einige Aehn- lichkeit mit der Buffonschen, noch welcher die Systeme durch eine Zersprengung grosser Weltkörper entstanden.
Die Dauer unsers Systems beruht auf die Mechanick des Himmels. Im Mittelalter hielt man nur für ge- setzlich, was als solches immer wiederkehrt. Allein wir beobachten auch vieles periodisch, was uns deshalb so erscheint, weil es nicht nach leicht zu ergründenden Gesetzen begründet ist. Die Gesetze scheinen nichts [P]periodisches vorzuschreiben es ist auch nicht einmal nothwendig, sondern liegt in der Schweif unsers Erkennens früherer Bildung. Eine Ordnung der
zwei Centralkörper bilden können. Laplace glaubt, daß dieſe Maſſe gleichzeitig rotirend ſich verdichte, und durch die Bildung der Kerne, die Rotation vermehrt werde, weil dieſe im Centre ſich bilden. Dadurch müſſe die Grenze der Atmosphäre kleiner werden, ſich alſo verdichten durch Zu- ſammenziehung, und ganze Zonen derſelben ſich ſo trennen, daß große Ringe entſtänden, in denen ſich die Materie um die ſchon gebildeten Kerne vertheile. Ebenſo wie aus ſolchen gröſſern Ringen um den Centralkörper ſich die Planete durch die Verknotung dieſer Zonen bildete, könnten dieſe wieder die noch nicht verdichtete Materie wieder in Atmos- phären und Ringen an ſich ziehen, wie wir es noch in dem Ringe des Saturns erkennen, und durch eine neue Verdichtung die Monde aus ihnen hervorgehen. Dieſe Theorie hat einige Aehn- lichkeit mit der Buffonſchen, noch welcher die Syſteme durch eine Zerſprengung groſſer Weltkörper entſtanden.
Die Dauer unſers Syſtems beruht auf die Mechanick des Himmels. Im Mittelalter hielt man nur für ge- ſetzlich, was als ſolches immer wiederkehrt. Allein wir beobachten auch vieles periodiſch, was uns deshalb ſo erſcheint, weil es nicht nach leicht zu ergründenden Geſetzen begründet iſt. Die Geſetze ſcheinen nichts [P]periodiſches vorzuſchreiben es iſt auch nicht einmal nothwendig, ſondern liegt in der Schweif unſers Erkennens früherer Bildung. Eine Ordnung der
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[164./0170]
zwei Centralkörper bilden können. Laplace glaubt,
daß dieſe Maſſe gleichzeitig rotirend ſich verdichte, und
durch die Bildung der Kerne, die Rotation vermehrt werde,
weil dieſe im Centre ſich bilden. Dadurch müſſe die Grenze
der Atmosphäre kleiner werden, ſich alſo verdichten durch Zu-
ſammenziehung, und ganze Zonen derſelben ſich ſo trennen,
daß große Ringe entſtänden, in denen ſich die Materie
um die ſchon gebildeten Kerne vertheile. Ebenſo wie aus
ſolchen gröſſern Ringen um den Centralkörper ſich die Planete
durch die Verknotung dieſer Zonen bildete, könnten dieſe
wieder die noch nicht verdichtete Materie wieder in Atmos-
phären und Ringen an ſich ziehen, wie wir es noch in dem Ringe
des Saturns erkennen, und durch eine neue Verdichtung die
Monde aus ihnen hervorgehen. Dieſe Theorie hat einige Aehn-
lichkeit mit der Buffonſchen, noch welcher die Syſteme
durch eine Zerſprengung groſſer Weltkörper entſtanden.
Die Dauer unſers Syſtems beruht auf die Mechanick
des Himmels. Im Mittelalter hielt man nur für ge-
ſetzlich, was als ſolches immer wiederkehrt. Allein wir
beobachten auch vieles periodiſch, was uns deshalb ſo erſcheint,
weil es nicht nach leicht zu ergründenden Geſetzen begründet
iſt. Die Geſetze ſcheinen nichts periodiſches vorzuſchreiben
es iſt auch nicht einmal nothwendig, ſondern liegt in der Schweif
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 164.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/170>, abgerufen am 23.12.2024.
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