Der Mond. Es ist merkwürdig, daß die Alten allgemein glaubten, der Mond sei erst später erschienen, und setzen sein erstes Erscheinen zur Zeit der Schlacht des Hercules mit den Giganten. Man hat daraus folgern wollen, der Mond sei ein Comet gewesen, der durch die Anziehung der Erde seinen Schweif verloren habe; HerrKreutzer glaubt dagegen, daß die Zeit damit gemeint sei, in welcher an- fing des Mondjahr zu berechnen.
Der Monddurchmesser ist 466 Meilen, so daß Ruß- land etwas grösser als er ist. Die Axe steht senkrecht auf seiner Bahn. Er ist 51,800 Meilen von uns ent- fernt, was bis auf 15 Meilen Genauigkeit bestimmt ist, durch die Messungen von La Caille & La Landes. Sein Licht ist 300,000 mal schwächer als des der Sonne. Im letzten und 1ten Viertel sehen wir sein aschfarbenes Licht, das von der Reflexion der Erde kommt. In ältern Zeiten glaubte Plutarch besonders, daß der Mond einen Phosphorescenz besitze. Leonardo da Vinci der 1521 starb, hat zuerst eine richtige Erklärung dieses aschfarbigen Lichtes gegeben. Bei totalen Mond- finsternissen sieht man ein anders auffallendes starkes rechtes Licht, besonders unter den Tropen, weil das Licht denn nicht mehr von der Erde reflectirt wird.
Der Mond. Es iſt merkwürdig, daß die Alten allgemein glaubten, der Mond ſei erſt ſpäter erſchienen, und ſetzen ſein erſtes Erſcheinen zur Zeit der Schlacht des Hercules mit den Giganten. Man hat daraus folgern wollen, der Mond ſei ein Comet geweſen, der durch die Anziehung der Erde ſeinen Schweif verloren habe; HerrKreutzer glaubt dagegen, daß die Zeit damit gemeint ſei, in welcher an- fing des Mondjahr zu berechnen.
Der Monddurchmeſſer iſt 466 Meilen, ſo daß Ruß- land etwas gröſſer als er iſt. Die Axe ſteht ſenkrecht auf ſeiner Bahn. Er iſt 51,800 Meilen von uns ent- fernt, was bis auf 15 Meilen Genauigkeit beſtimmt iſt, durch die Meſſungen von La Caille & La Landes. Sein Licht iſt 300,000 mal ſchwächer als des der Sonne. Im letzten und 1ten Viertel ſehen wir ſein aſchfarbenes Licht, das von der Reflexion der Erde kommt. In ältern Zeiten glaubte Plutarch beſonders, daß der Mond einen Phosphorescenz beſitze. Leonardo da Vinci der 1521 ſtarb, hat zuerſt eine richtige Erklärung dieſes aſchfarbigen Lichtes gegeben. Bei totalen Mond- finſterniſſen ſieht man ein anders auffallendes ſtarkes rechtes Licht, beſonders unter den Tropen, weil das Licht denn nicht mehr von der Erde reflectirt wird.
<TEI><text><body><divtype="session"n="22"><divn="1"><pbfacs="#f0148"n="142."/><divn="2"><p><hirendition="#u">Der Mond.</hi> Es iſt merkwürdig, daß die Alten allgemein<lb/>
glaubten, der Mond ſei erſt ſpäter erſchienen, und ſetzen<lb/>ſein erſtes Erſcheinen zur Zeit der Schlacht des Hercules<lb/>
mit den Giganten. Man hat daraus folgern wollen,<lb/>
der Mond ſei ein Comet geweſen, der durch die Anziehung<lb/>
der Erde ſeinen Schweif verloren habe; <choice><abbr>H</abbr><expanresp="#BF">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118677330 http://d-nb.info/gnd/118677330">Kreutzer</persName></hi> glaubt<lb/>
dagegen, daß die Zeit damit gemeint ſei, in welcher an-<lb/>
fing des Mondjahr zu berechnen.</p><lb/><p>Der Monddurchmeſſer iſt 466 Meilen, ſo daß Ruß-<lb/>
land etwas gröſſer als er iſt. Die Axe ſteht ſenkrecht<lb/>
auf ſeiner Bahn. Er iſt 51,800 Meilen von uns ent-<lb/>
fernt, was bis auf 15 Meilen Genauigkeit beſtimmt<lb/>
iſt, durch die Meſſungen von <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119174596 http://d-nb.info/gnd/119174596">La Caille</persName>&<persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-104234059 http://d-nb.info/gnd/104234059">La Landes</persName>.</hi><lb/>
Sein Licht iſt 300,000 mal ſchwächer als des der Sonne.<lb/>
Im letzten und 1<choice><orig><hirendition="#sup #uu">t</hi></orig><regresp="#BF"><hirendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> Viertel ſehen wir ſein aſchfarbenes<lb/>
Licht, das von der Reflexion der Erde kommt. In ältern<lb/>
Zeiten glaubte <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118595237 http://d-nb.info/gnd/118595237">Plutarch</persName></hi> beſonders, daß der Mond<lb/>
einen Phosphorescenz beſitze. <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118640445 http://d-nb.info/gnd/118640445">Leonardo da Vinci</persName></hi> der<lb/>
1521 ſtarb, hat zuerſt eine richtige Erklärung dieſes<lb/>
aſchfarbigen Lichtes gegeben. Bei totalen Mond-<lb/>
finſterniſſen ſieht man ein anders auffallendes ſtarkes<lb/>
rechtes Licht, beſonders unter den Tropen, weil das<lb/>
Licht denn nicht mehr von der Erde reflectirt wird.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[142./0148]
Der Mond. Es iſt merkwürdig, daß die Alten allgemein
glaubten, der Mond ſei erſt ſpäter erſchienen, und ſetzen
ſein erſtes Erſcheinen zur Zeit der Schlacht des Hercules
mit den Giganten. Man hat daraus folgern wollen,
der Mond ſei ein Comet geweſen, der durch die Anziehung
der Erde ſeinen Schweif verloren habe; H Kreutzer glaubt
dagegen, daß die Zeit damit gemeint ſei, in welcher an-
fing des Mondjahr zu berechnen.
Der Monddurchmeſſer iſt 466 Meilen, ſo daß Ruß-
land etwas gröſſer als er iſt. Die Axe ſteht ſenkrecht
auf ſeiner Bahn. Er iſt 51,800 Meilen von uns ent-
fernt, was bis auf 15 Meilen Genauigkeit beſtimmt
iſt, durch die Meſſungen von La Caille & La Landes.
Sein Licht iſt 300,000 mal ſchwächer als des der Sonne.
Im letzten und 1t Viertel ſehen wir ſein aſchfarbenes
Licht, das von der Reflexion der Erde kommt. In ältern
Zeiten glaubte Plutarch beſonders, daß der Mond
einen Phosphorescenz beſitze. Leonardo da Vinci der
1521 ſtarb, hat zuerſt eine richtige Erklärung dieſes
aſchfarbigen Lichtes gegeben. Bei totalen Mond-
finſterniſſen ſieht man ein anders auffallendes ſtarkes
rechtes Licht, beſonders unter den Tropen, weil das
Licht denn nicht mehr von der Erde reflectirt wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 142.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/148>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.