ihre species nur wenige sind, ihre Größe aber ist bedeutend, ich fand welche von 300' Höhe.
Auch nahe am Pol finden sich noch viele Pflanzen. Parry hat von der Melville Insel 70 species mitgebracht. (Ich rede hier immer nur von Pflanzen höherer Organisation) Auf dieser Insel welche unter 75° N. B. liegt, findet sich sogar noch ein kleiner Baum salix arctica. Spitzbergen scheint ärmer an Pflanzen zu sein. Man glaubte, daß auf der Südhemisphaere die Pflanzen- decke nicht so weit nach Süden reiche; FörsterIn Anonym 1934 geändert zu: Forster. behauptete, daß im Sandwichland gar keine Pflanzen wachsen, doch in Neushetland sind welche gefunden [u.]undBellinghausen brachte welche mit aus den Alexander[u.]undPauls Inseln. Auf den Andes habe ich noch bei 17500' umilicariaIn Anonym 1934 geändert zu: umbilicaria. gefunden, eine Kryptogame. Bei 15000' giebt es noch schöne Phanerogamen. Die Kälte ist es wahrscheinlich nicht, die die Pflanzen hindert noch höher zu kommen, sondern vielmehr der Schnee [u.]und dasselbe gilt auch wohl von der Polarregion.
Die Alpenpflanzen sind merkwürdig wegen ihrer Dürre, Harzigkeit [u.]und den vielen Haaren, die sie umhüllen. Die Ursache davon liegt wahrscheinlich im Barometerdruck. Die höchstmöglichste Respiration findet sich bei diesen Alpenpflanzen, wozu sie geneigt werden durch die Dünne der Luft u. durch das Licht. Dadurch entstehen auch wohl die Haare, denn diese sind nichts weiter als Werk- zeuge der Ausdünstung der Oberhaut der Pflanzen. Aus dem- selben Grunde sind sie so schwer auf der Ebene zu cultiviren, denn das Licht [u.]und den Luftdruck kann man ihnen künstlich nicht geben. Die chemische Beschaffenheit des Bodens habe ich nicht mit- genannt, weil nach Theodor v. Saussure nur wenig hierauf
ihre species nur wenige sind, ihre Größe aber ist bedeutend, ich fand welche von 300′ Höhe.
Auch nahe am Pol finden sich noch viele Pflanzen. Parrÿ hat von der Melville Insel 70 species mitgebracht. (Ich rede hier immer nur von Pflanzen höherer Organisation) Auf dieser Insel welche unter 75° N. B. liegt, findet sich sogar noch ein kleiner Baum salix arctica. Spitzbergen scheint ärmer an Pflanzen zu sein. Man glaubte, daß auf der Südhemisphaere die Pflanzen- decke nicht so weit nach Süden reiche; FörsterIn Anonym 1934 geändert zu: Forster. behauptete, daß im Sandwichland gar keine Pflanzen wachsen, doch in Neushetland sind welche gefunden [u.]undBellinghausen brachte welche mit aus den Alexander[u.]undPauls Inseln. Auf den Andes habe ich noch bei 17500′ umilicariaIn Anonym 1934 geändert zu: umbilicaria. gefunden, eine Krÿptogame. Bei 15000′ giebt es noch schöne Phanerogamen. Die Kälte ist es wahrscheinlich nicht, die die Pflanzen hindert noch höher zu kommen, sondern vielmehr der Schnee [u.]und dasselbe gilt auch wohl von der Polarregion.
Die Alpenpflanzen sind merkwürdig wegen ihrer Dürre, Harzigkeit [u.]und den vielen Haaren, die sie umhüllen. Die Ursache davon liegt wahrscheinlich im Barometerdruck. Die höchstmöglichste Respiration findet sich bei diesen Alpenpflanzen, wozu sie geneigt werden durch die Dünne der Luft u. durch das Licht. Dadurch entstehen auch wohl die Haare, denn diese sind nichts weiter als Werk- zeuge der Ausdünstung der Oberhaut der Pflanzen. Aus dem- selben Grunde sind sie so schwer auf der Ebene zu cultiviren, denn das Licht [u.]und den Luftdruck kann man ihnen künstlich nicht geben. Die chemische Beschaffenheit des Bodens habe ich nicht mit- genannt, weil nach Theodor v. Saussure nur wenig hierauf
<TEI><text><body><divtype="session"n="55"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0295"n="[289]"/>
ihre <hirendition="#aq">species</hi> nur wenige sind, ihre Größe aber ist bedeutend, ich<lb/>
fand welche von 300′ Höhe.</p><lb/><p>Auch nahe am Pol finden sich noch viele Pflanzen. <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116048166 http://d-nb.info/gnd/116048166">Parrÿ</persName></hi><lb/>
hat von der <hirendition="#aq">Melville</hi> Insel 70 <hirendition="#aq">species</hi> mitgebracht. (Ich rede hier<lb/>
immer nur von Pflanzen höherer Organisation) Auf dieser<lb/>
Insel welche unter 75° N. B. liegt, findet sich sogar noch ein kleiner<lb/>
Baum <hirendition="#aq">salix arctica</hi>. Spitzbergen scheint ärmer an Pflanzen zu<lb/>
sein. Man glaubte, daß auf der Südhemisphaere die Pflanzen-<lb/>
decke nicht so weit nach Süden reiche; <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118534432 http://d-nb.info/gnd/118534432">Förster</persName></hi><noteresp="#BF"type="editorial">In Anonym 1934 geändert zu: Forster.</note> behauptete, daß im<lb/><hirendition="#aq">Sandwichland</hi> gar keine Pflanzen wachsen, doch in <hirendition="#aq">Neushetland</hi><lb/>
sind welche gefunden <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-133531317 http://d-nb.info/gnd/133531317">Bellinghausen</persName></hi> brachte welche mit aus<lb/>
den <hirendition="#aq">Alexander</hi><subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst><hirendition="#aq">Pauls</hi> Inseln. Auf den <hirendition="#aq">Andes</hi> habe ich noch<lb/>
bei 17500′<hirendition="#aq">umilicaria</hi><noteresp="#BF"type="editorial">In Anonym 1934 geändert zu: umbilicaria.</note> gefunden, eine Krÿptogame. Bei 15000′<lb/>
giebt es noch schöne Phanerogamen. Die Kälte ist es wahrscheinlich<lb/>
nicht, die die Pflanzen hindert noch höher zu kommen, sondern<lb/>
vielmehr der Schnee <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst> dasselbe gilt auch wohl von der Polarregion.</p><lb/><p>Die Alpenpflanzen sind merkwürdig wegen ihrer Dürre,<lb/>
Harzigkeit <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst> den vielen Haaren, die sie umhüllen. Die Ursache<lb/>
davon liegt wahrscheinlich im Barometerdruck. Die höchstmöglichste<lb/>
Respiration findet sich bei diesen Alpenpflanzen, wozu sie geneigt<lb/>
werden durch die Dünne der Luft u. durch das Licht. Dadurch entstehen<lb/>
auch wohl die Haare, denn diese sind nichts weiter als Werk-<lb/>
zeuge der Ausdünstung der Oberhaut der Pflanzen. Aus dem-<lb/>
selben Grunde sind sie so schwer auf der Ebene zu cultiviren,<lb/>
denn das Licht <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst> den Luftdruck kann man ihnen künstlich nicht<lb/>
geben. Die chemische Beschaffenheit des Bodens habe ich nicht mit-<lb/>
genannt, weil nach <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117020079 http://d-nb.info/gnd/117020079">Theodor v. Saussure</persName></hi> nur wenig hierauf<lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[[289]/0295]
ihre species nur wenige sind, ihre Größe aber ist bedeutend, ich
fand welche von 300′ Höhe.
Auch nahe am Pol finden sich noch viele Pflanzen. Parrÿ
hat von der Melville Insel 70 species mitgebracht. (Ich rede hier
immer nur von Pflanzen höherer Organisation) Auf dieser
Insel welche unter 75° N. B. liegt, findet sich sogar noch ein kleiner
Baum salix arctica. Spitzbergen scheint ärmer an Pflanzen zu
sein. Man glaubte, daß auf der Südhemisphaere die Pflanzen-
decke nicht so weit nach Süden reiche; Förster behauptete, daß im
Sandwichland gar keine Pflanzen wachsen, doch in Neushetland
sind welche gefunden und Bellinghausen brachte welche mit aus
den Alexander und Pauls Inseln. Auf den Andes habe ich noch
bei 17500′ umilicaria gefunden, eine Krÿptogame. Bei 15000′
giebt es noch schöne Phanerogamen. Die Kälte ist es wahrscheinlich
nicht, die die Pflanzen hindert noch höher zu kommen, sondern
vielmehr der Schnee und dasselbe gilt auch wohl von der Polarregion.
Die Alpenpflanzen sind merkwürdig wegen ihrer Dürre,
Harzigkeit und den vielen Haaren, die sie umhüllen. Die Ursache
davon liegt wahrscheinlich im Barometerdruck. Die höchstmöglichste
Respiration findet sich bei diesen Alpenpflanzen, wozu sie geneigt
werden durch die Dünne der Luft u. durch das Licht. Dadurch entstehen
auch wohl die Haare, denn diese sind nichts weiter als Werk-
zeuge der Ausdünstung der Oberhaut der Pflanzen. Aus dem-
selben Grunde sind sie so schwer auf der Ebene zu cultiviren,
denn das Licht und den Luftdruck kann man ihnen künstlich nicht
geben. Die chemische Beschaffenheit des Bodens habe ich nicht mit-
genannt, weil nach Theodor v. Saussure nur wenig hierauf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß
dem DTA-Basisformat
kodiert.
[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/295>, abgerufen am 25.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.