an den Cordilleras ist nicht gleich. Zwischen 3000 [u.]und 7000' ist sie sehr gering, denn hier liegt grade die erste Wolkenschicht, welche vom Meere aufsteigt, am Gebirge [u.]und bringt, da sie wie ein Aerostat sich hebt, eine wärmere Luftschicht von unten mit. Spricht man die Resultate in Zahlen aus: so muß man unter den Tropen 700' steigen, damit das Therm[:]ometer um 1° falle. Saussure, Ramond, Daubuisson bestimmen diese Höhe zwi- schen den 45 [u.]und 47° N. B. im Sommer auf 520' im Winter auf 700'. Laplace fand es sonderbar, daß die Wärmeabnahme unter den Tropen geringer sei, als bei uns, weil man bis dahin annahm, auch die Refraction sei unter den Tropen geringer. Nach meinen [u.]undMaskeline's Beobachtungen welche Oltmanns in Rechnung brachte, fand ich, daß die Refraction unter 10° ganz gleich mit der gemäßigten Zone [u.]undLaplace gab nun eine Formel, um aus der Strahlenbrechung die Wärmeabnahme zu berechnen.
Unter den Tropen, wo von Jahreszeiten fast gar nicht die Rede ist, scheint es am besten die Temp:eratur des ganzen Jahres mit der von einzelnen Monaten an andern Orten zu vergleichen. So ist es vollkommen anschaulich, wenn man sagt: am Orinoco ist die mittlere Temp:eratur gleich der des Monats August in Rom. In dem schönen Klima der Chinarinde bei Loxa, Popayan etc: bei 6000' Höhe ist die mittlere Temp:eratur die des August in Berlin; in Quito 9000' die von Anfang Mai in Berlin. Noch nördlicher, wo die Bäume schon aufhören zu wachsen [u.]und nur Gestrüppe sich findet ist die mittlere Temp:eratur bei 11000' Höhe, dieselbe wie die von Berlin, 7° R. Bei 6000' Höhe unter 45° B. herrscht die
an den Cordilleras ist nicht gleich. Zwischen 3000 [u.]und 7000′ ist sie sehr gering, denn hier liegt grade die erste Wolkenschicht, welche vom Meere aufsteigt, am Gebirge [u.]und bringt, da sie wie ein Aerostat sich hebt, eine wärmere Luftschicht von unten mit. Spricht man die Resultate in Zahlen aus: so muß man unter den Tropen 700′ steigen, damit das Therm[:]ometer um 1° falle. Saussure, Ramond, Daubuisson bestimmen diese Höhe zwi- schen den 45 [u.]und 47° N. B. im Sommer auf 520′ im Winter auf 700′. Laplace fand es sonderbar, daß die Wärmeabnahme unter den Tropen geringer sei, als bei uns, weil man bis dahin annahm, auch die Refraction sei unter den Tropen geringer. Nach meinen [u.]undMaskeline’s Beobachtungen welche Oltmanns in Rechnung brachte, fand ich, daß die Refraction unter 10° ganz gleich mit der gemäßigten Zone [u.]undLaplace gab nun eine Formel, um aus der Strahlenbrechung die Wärmeabnahme zu berechnen.
Unter den Tropen, wo von Jahreszeiten fast gar nicht die Rede ist, scheint es am besten die Temp:⎡eratur des ganzen Jahres mit der von einzelnen Monaten an andern Orten zu vergleichen. So ist es vollkommen anschaulich, wenn man sagt: am Orinoco ist die mittlere Temp:⎡eratur gleich der des Monats August in Rom. In dem schönen Klima der Chinarinde bei Loxa, Popayan etc: bei 6000′ Höhe ist die mittlere Temp:⎡eratur die des August in Berlin; in Quito 9000′ die von Anfang Mai in Berlin. Noch nördlicher, wo die Bäume schon aufhören zu wachsen [u.]und nur Gestrüppe sich findet ist die mittlere Temp:⎡eratur bei 11000′ Höhe, dieselbe wie die von Berlin, 7° R. Bei 6000′ Höhe unter 45° B. herrscht die
<TEI><text><body><divtype="session"n="51"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0279"n="[273]"/>
an den <hirendition="#aq">Cordilleras</hi> ist nicht gleich. Zwischen 3000 <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst> 7000′ ist<lb/>
sie sehr gering, denn hier liegt grade die erste Wolkenschicht,<lb/>
welche vom Meere aufsteigt, am Gebirge <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst> bringt, da sie wie<lb/>
ein Aerostat sich hebt, eine wärmere Luftschicht von unten mit.<lb/>
Spricht man die Resultate in Zahlen aus: so muß man unter den<lb/>
Tropen 700′ steigen, damit das Therm<subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">:</supplied></del><addplace="sublinear">ometer</add></subst> um 1° falle.<lb/><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118804790 http://d-nb.info/gnd/118804790">Saussure</persName></hi>, <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118787802 http://d-nb.info/gnd/118787802">Ramond</persName></hi>, <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117668729 http://d-nb.info/gnd/117668729">Daubuisson</persName></hi> bestimmen diese Höhe zwi-<lb/>
schen den 45 <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst> 47° N. B. im Sommer auf 520′ im Winter auf<lb/>
700′. <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">Laplac<addplace="intralinear">e</add></persName></hi> fand es sonderbar, daß die Wärmeabnahme<lb/>
unter den Tropen geringer sei, als bei uns, weil man bis<lb/>
dahin annahm, auch die Refraction sei unter den Tropen geringer.<lb/>
Nach meinen <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118903217 http://d-nb.info/gnd/118903217">Maskeline</persName>’s</hi> Beobachtungen welche <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117123544 http://d-nb.info/gnd/117123544">Oltmanns</persName></hi><lb/>
in Rechnung brachte, fand ich, daß die Refraction unter 10° ganz<lb/>
gleich mit der gemäßigten Zone <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118726536 http://d-nb.info/gnd/118726536">Laplace</persName></hi> gab nun eine<lb/>
Formel, um aus der Strahlenbrechung die Wärmeabnahme zu<lb/>
berechnen.</p><lb/><p>Unter den Tropen, wo von Jahreszeiten fast gar nicht die<lb/>
Rede ist, scheint es am besten die Temp<subst><delrendition="#ow">:</del><addplace="sublinear"><metamark/>eratur</add></subst> des ganzen Jahres<lb/>
mit der von einzelnen Monaten an andern Orten zu vergleichen.<lb/>
So ist es vollkommen anschaulich, wenn man sagt: am <hirendition="#aq">Orinoco</hi><lb/>
ist die mittlere Temp<subst><delrendition="#ow">:</del><addplace="sublinear"><metamark/>eratur</add></subst> gleich der des Monats August in <hirendition="#aq">Rom</hi>.<lb/>
In dem schönen Klima der Chinarinde bei <hirendition="#aq">Loxa</hi>, <hirendition="#aq">Popayan etc</hi>:<lb/>
bei 6000′ Höhe ist die mittlere Temp<subst><delrendition="#ow">:</del><addplace="sublinear"><metamark/>eratur</add></subst> die des August in Berlin;<lb/>
in <hirendition="#aq">Quito</hi> 9000′ die von Anfang Mai in Berlin. Noch nördlicher,<lb/>
wo die Bäume schon aufhören zu wachsen <subst><delrendition="#ow"><suppliedresp="#BF">u.</supplied></del><addplace="across">und</add></subst> nur Gestrüppe<lb/>
sich findet ist die mittlere Temp<subst><delrendition="#ow">:</del><addplace="sublinear"><metamark/>eratur</add></subst> bei 11000′ Höhe, dieselbe wie<lb/>
die von Berlin, 7° <hirendition="#aq">R</hi>. Bei 6000′ Höhe unter 45° B. herrscht die<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[[273]/0279]
an den Cordilleras ist nicht gleich. Zwischen 3000 und 7000′ ist
sie sehr gering, denn hier liegt grade die erste Wolkenschicht,
welche vom Meere aufsteigt, am Gebirge und bringt, da sie wie
ein Aerostat sich hebt, eine wärmere Luftschicht von unten mit.
Spricht man die Resultate in Zahlen aus: so muß man unter den
Tropen 700′ steigen, damit das Thermometer um 1° falle.
Saussure, Ramond, Daubuisson bestimmen diese Höhe zwi-
schen den 45 und 47° N. B. im Sommer auf 520′ im Winter auf
700′. Laplace fand es sonderbar, daß die Wärmeabnahme
unter den Tropen geringer sei, als bei uns, weil man bis
dahin annahm, auch die Refraction sei unter den Tropen geringer.
Nach meinen und Maskeline’s Beobachtungen welche Oltmanns
in Rechnung brachte, fand ich, daß die Refraction unter 10° ganz
gleich mit der gemäßigten Zone und Laplace gab nun eine
Formel, um aus der Strahlenbrechung die Wärmeabnahme zu
berechnen.
Unter den Tropen, wo von Jahreszeiten fast gar nicht die
Rede ist, scheint es am besten die Temperatur des ganzen Jahres
mit der von einzelnen Monaten an andern Orten zu vergleichen.
So ist es vollkommen anschaulich, wenn man sagt: am Orinoco
ist die mittlere Temperatur gleich der des Monats August in Rom.
In dem schönen Klima der Chinarinde bei Loxa, Popayan etc:
bei 6000′ Höhe ist die mittlere Temperatur die des August in Berlin;
in Quito 9000′ die von Anfang Mai in Berlin. Noch nördlicher,
wo die Bäume schon aufhören zu wachsen und nur Gestrüppe
sich findet ist die mittlere Temperatur bei 11000′ Höhe, dieselbe wie
die von Berlin, 7° R. Bei 6000′ Höhe unter 45° B. herrscht die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß
dem DTA-Basisformat
kodiert.
[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/279>, abgerufen am 25.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.