[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]halten geneigt sind. - So erzählte mir Major Denham, daß der Anblick sei- Wie relativ die Begriffe von Schönheit und Häßlichkeit aber auch seyn mö- Die Haut des Negers möge noch so weich und zart seyn, die schwarze Der Geschichtsforscher der Natur bedarf es nicht mehrere Menschenarten an- zeugt.
halten geneigt sind. – So erzählte mir Major Denham, daß der Anblick sei- Wie relativ die Begriffe von Schönheit und Häßlichkeit aber auch seyn mö- Die Haut des Negers möge noch so weich und zart seyn, die schwarze Der Geschichtsforscher der Natur bedarf es nicht mehrere Menschenarten an- zeugt.
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="10"> <p><pb facs="#f0089" n="43r"/> halten geneigt sind. – So erzählte mir Major <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117632368 http://d-nb.info/gnd/117632368">Denham</persName></hi>, daß der Anblick sei-<lb/> ner weißen Farbe, in <hi rendition="#aq">Bornu</hi> allgemein den Eindruck des Entsetzens und Ekels<lb/> erregt habe, der bei Frauen bis zum Erbrechen und ohnmächtig werden sich ge-<lb/> steigert habe, und daß es zuletzt ihm oft unangenehm gewesen, so der stete<lb/> Gegenstand von Abscheu und Widerwillen zu seyn.</p><lb/> <p>Wie relativ die Begriffe von Schönheit und Häßlichkeit aber auch seyn mö-<lb/> gen, wie verschieden modificirt nach Nationalvorurtheilen, und nach der<lb/> eignen Individualität, so müssen wir doch einen abstracten Urtypus der<lb/> Schönheit anerkennen, unabhängig von den conventionellen Begriffen der<lb/> Anmuth und des Ebenmaaßes, einer höhern <choice><sic>Ideenweltwelt</sic><corr resp="#CT">Ideenwelt</corr></choice> angehörend. –</p><lb/> <p>Die Haut des Negers möge noch so weich und zart seyn, die schwarze<lb/> Farbe wird den Begriff der Schönheit ausschließen, denn ihr fehlt der bele-<lb/> bende Ausdruck – das Erröthen. – Bei Kindern und jungen Nege-<lb/> rinnen will man zwar die Röthe auf den Wangen durchscheinend bemerkt<lb/> haben; es ist dies aber doch nur ein sehr unvollkomnes Erröthen. Im All-<lb/> gemeinen bezeichnet sich Jugend und Frische bei den Negern durch tieferes<lb/> Schwarz; Blässe verräth Alter und Krankheit.</p><lb/> <p>Der Geschichtsforscher der Natur bedarf es nicht mehrere Menschenarten an-<lb/> zunehmen; er würde willkührlich das Vermögen der Natur beschränken die Kör-<lb/> per zu verändern, wenn er die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit der Abstam-<lb/> mung von einem Urstamme läugnen wollte. Haut und Haare sind nicht<lb/> wichtig genug, um deshalb den gemeinsamen Ursprung zu verkennen, für den<lb/> die allen Stämmen gemeine, wenn auch verschieden entwickelte Intelligenz<lb/> <fw type="catch" place="bottom">zeugt.</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43r/0089]
halten geneigt sind. – So erzählte mir Major Denham, daß der Anblick sei-
ner weißen Farbe, in Bornu allgemein den Eindruck des Entsetzens und Ekels
erregt habe, der bei Frauen bis zum Erbrechen und ohnmächtig werden sich ge-
steigert habe, und daß es zuletzt ihm oft unangenehm gewesen, so der stete
Gegenstand von Abscheu und Widerwillen zu seyn.
Wie relativ die Begriffe von Schönheit und Häßlichkeit aber auch seyn mö-
gen, wie verschieden modificirt nach Nationalvorurtheilen, und nach der
eignen Individualität, so müssen wir doch einen abstracten Urtypus der
Schönheit anerkennen, unabhängig von den conventionellen Begriffen der
Anmuth und des Ebenmaaßes, einer höhern Ideenwelt angehörend. –
Die Haut des Negers möge noch so weich und zart seyn, die schwarze
Farbe wird den Begriff der Schönheit ausschließen, denn ihr fehlt der bele-
bende Ausdruck – das Erröthen. – Bei Kindern und jungen Nege-
rinnen will man zwar die Röthe auf den Wangen durchscheinend bemerkt
haben; es ist dies aber doch nur ein sehr unvollkomnes Erröthen. Im All-
gemeinen bezeichnet sich Jugend und Frische bei den Negern durch tieferes
Schwarz; Blässe verräth Alter und Krankheit.
Der Geschichtsforscher der Natur bedarf es nicht mehrere Menschenarten an-
zunehmen; er würde willkührlich das Vermögen der Natur beschränken die Kör-
per zu verändern, wenn er die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit der Abstam-
mung von einem Urstamme läugnen wollte. Haut und Haare sind nicht
wichtig genug, um deshalb den gemeinsamen Ursprung zu verkennen, für den
die allen Stämmen gemeine, wenn auch verschieden entwickelte Intelligenz
zeugt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/89 |
Zitationshilfe: | [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 43r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/89>, abgerufen am 22.07.2024. |