[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]ten von der Menschennatur in Vergessenheit, und mit Empörung lesen wir von Trotz dieser anerkannten Einheit drängen sich zunächst die Fragen auf: Die Betrachtung der äußern Erdrinde veranlaßte zu ähnlichen Untersuchungen. Zwei Möglichkeiten stellen sich uns dar, die Frage zu beantworten, indem wir Pallas, und nach ihm mehrere, sind der Meinung gewesen, daß, wenn von halten
ten von der Menschennatur in Vergessenheit, und mit Empörung lesen wir von Trotz dieser anerkannten Einheit drängen sich zunächst die Fragen auf: Die Betrachtung der äußern Erdrinde veranlaßte zu ähnlichen Untersuchungen. Zwei Möglichkeiten stellen sich uns dar, die Frage zu beantworten, indem wir Pallas, und nach ihm mehrere, sind der Meinung gewesen, daß, wenn von halten
<TEI> <text> <body> <div type="session" n="10"> <p><pb facs="#f0088" n="42v"/> ten von der Menschennatur in Vergessenheit, und mit Empörung lesen wir von<lb/> öffentlichen Sclavenmärkten, die im 15<hi rendition="#sup #u">ten</hi> Jahrhundert zu <hi rendition="#aq">Lisboa</hi>, <hi rendition="#aq">Cadix</hi> und <hi rendition="#aq">Ma-<lb/> drid</hi> gehalten worden sind, wenn auch die Päbste niemals aufhörten den Grund-<lb/> satz von der Einheit des Menschengeschlechts zu proclamiren.</p><lb/> <p>Trotz dieser anerkannten Einheit drängen sich zunächst die Fragen auf:<lb/> welche relative Verschiedenheit herrscht unter den Völkerstämmen in ihrer<lb/> Verbreitung, und wie hat sich dieselbe gebildet, wie ist sie entstanden?</p><lb/> <p>Die Betrachtung der äußern Erdrinde veranlaßte zu ähnlichen Untersuchungen.<lb/> Leichter war es, zu bestimmen, wie die verschiedenen Schichten übereinander ge-<lb/> lagert sind – gleichsam eine Geognosie der Position – als hinauf zu steigen<lb/> bis zum wie? ihrer Entstehung.</p><lb/> <p>Zwei Möglichkeiten stellen sich uns dar, die Frage zu beantworten, indem wir<lb/> entweder annehmen, daß ein Urtypus der gemeinsamen Abstammung zu<lb/> Grunde liege, aus dem, durch eine Degeneration, die sich Jahrhunderte und Jahr-<lb/> tausende fortpflanzte, und durch abweichende, eben so lange dauernde Einwirkung<lb/> der Klimate, sich die jetzt offenbare Verschiedenheit entwickelt habe, oder daß<lb/> mehrere Menschenstämme aus verschiedenen Typen hervorgegangen<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 128: "hervor gegangen".</note> sind.</p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118591371 http://d-nb.info/gnd/118591371">Pallas</persName></hi>, und nach ihm mehrere, sind der Meinung gewesen, daß, wenn von<lb/> einem Urstamm der Menschen die Rede sey, man die schwarze Menschen-<lb/> race dafür erkennen müsse, aus der nachmals die edelste Form, die circassi-<lb/> sche sich entwickelt habe. Eine Ansicht<note resp="#CT" type="editorial">Hamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 128: "Ansicht,".</note> die aber keineswegs allgemeinen Bei-<lb/> fall gefunden hat, und eben so wenig den Negervölkern gefallen würde,<lb/> welche die caucasische Race unstreitig für eine Ausartung der ihrigen zu<lb/> <fw type="catch" place="bottom">halten</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [42v/0088]
ten von der Menschennatur in Vergessenheit, und mit Empörung lesen wir von
öffentlichen Sclavenmärkten, die im 15ten Jahrhundert zu Lisboa, Cadix und Ma-
drid gehalten worden sind, wenn auch die Päbste niemals aufhörten den Grund-
satz von der Einheit des Menschengeschlechts zu proclamiren.
Trotz dieser anerkannten Einheit drängen sich zunächst die Fragen auf:
welche relative Verschiedenheit herrscht unter den Völkerstämmen in ihrer
Verbreitung, und wie hat sich dieselbe gebildet, wie ist sie entstanden?
Die Betrachtung der äußern Erdrinde veranlaßte zu ähnlichen Untersuchungen.
Leichter war es, zu bestimmen, wie die verschiedenen Schichten übereinander ge-
lagert sind – gleichsam eine Geognosie der Position – als hinauf zu steigen
bis zum wie? ihrer Entstehung.
Zwei Möglichkeiten stellen sich uns dar, die Frage zu beantworten, indem wir
entweder annehmen, daß ein Urtypus der gemeinsamen Abstammung zu
Grunde liege, aus dem, durch eine Degeneration, die sich Jahrhunderte und Jahr-
tausende fortpflanzte, und durch abweichende, eben so lange dauernde Einwirkung
der Klimate, sich die jetzt offenbare Verschiedenheit entwickelt habe, oder daß
mehrere Menschenstämme aus verschiedenen Typen hervorgegangen sind.
Pallas, und nach ihm mehrere, sind der Meinung gewesen, daß, wenn von
einem Urstamm der Menschen die Rede sey, man die schwarze Menschen-
race dafür erkennen müsse, aus der nachmals die edelste Form, die circassi-
sche sich entwickelt habe. Eine Ansicht die aber keineswegs allgemeinen Bei-
fall gefunden hat, und eben so wenig den Negervölkern gefallen würde,
welche die caucasische Race unstreitig für eine Ausartung der ihrigen zu
halten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/88 |
Zitationshilfe: | [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 42v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/88>, abgerufen am 25.02.2025. |