war, ein vollkommen luftleeres Wasser darzustellen, die Fische darin er- saufen mußten. Das luftfreie Wasser ist für sie eben so tödtend als Chlor, und andere ihrer Natur entgegen wirkende Substanzen. Lange hat man dem wunderbaren Organ der Fische, der Schwimmblase, eine Bedeu- tung beigelegt, mit der neuere Untersuchungen nicht übereinstimmen. Man hatte angenommen, daß durch vermehrtes und vermindertes Anfüllen der Blase mit Luft, die Fische im Stande wären ihr Volumen zu verändern, und somit im Wasser sich willkührlich auf und nieder zu bewegen. Man ist jetzt vielmehr geneigt die Schwimmblase im Zusammenhang mit dem Ge- hörorgan dieser Thiere zu glauben. - Eine neue sehr merkwürdige Beo- bachtung lehrt, daß die Schwimmblase derjenigen Fische welche an der Oberfläche des Wassers gefangen werden, Stickstoffgas enthält, dagegen bei Fischen welche man aus einer Tiefe von 2-3000 Fuß heraufholte, der Inhalt aus reinem Sauerstoff besteht. - Eine noch keinesweges erklärte, merkwürdige Thatsa- che! - Wenn zur Zeit des Aristoteles und Aelian, als man sich schon angelegentlich mit Untersuchungen über die Respiration der Fische beschäftigte, die zufällige Annäherung eines Lichtes, oder ein anderer Umstand, auf die ausgezeichneten Eigenschaften dieser, in der Schwimmblase enthaltenen, Gasart aufmerksam gemacht hätte, so würden nicht 1800 Jahre haben vergehen müssen, ehe durch die Entdeckung des oxigene, dieses verbreiteten, für den Haushalt der Natur so wichtigen Grundstoffs, der Wissenschaft so bedeutender Vortheil er- wachsen konnte.
Seit dem Jahre 1782 haben die Menschen angefangen, das, die Oberfläche der
Erde
war, ein vollkommen luftleeres Wasser darzustellen, die Fische darin er- saufen mußten. Das luftfreie Wasser ist für sie eben so tödtend als Chlor, und andere ihrer Natur entgegen wirkende Substanzen. Lange hat man dem wunderbaren Organ der Fische, der Schwimmblase, eine Bedeu- tung beigelegt, mit der neuere Untersuchungen nicht übereinstimmen. Man hatte angenommen, daß durch vermehrtes und vermindertes Anfüllen der Blase mit Luft, die Fische im Stande wären ihr Volumen zu verändern, und somit im Wasser sich willkührlich auf und nieder zu bewegen. Man ist jetzt vielmehr geneigt die Schwimmblase im Zusammenhang mit dem Ge- hörorgan dieser Thiere zu glauben. – Eine neue sehr merkwürdige Beo- bachtung lehrt, daß die Schwimmblase derjenigen Fische welche an der Oberfläche des Wassers gefangen werden, Stickstoffgas enthält, dagegen bei Fischen welche man aus einer Tiefe von 2–3000 Fuß heraufholte, der Inhalt aus reinem Sauerstoff besteht. – Eine noch keinesweges erklärte, merkwürdige Thatsa- che! – Wenn zur Zeit des Aristoteles und Aelian, als man sich schon angelegentlich mit Untersuchungen über die Respiration der Fische beschäftigte, die zufällige Annäherung eines Lichtes, oder ein anderer Umstand, auf die ausgezeichneten Eigenschaften dieser, in der Schwimmblase enthaltenen, Gasart aufmerksam gemacht hätte, so würden nicht 1800 Jahre haben vergehen müssen, ehe durch die Entdeckung des oxigène, dieses verbreiteten, für den Haushalt der Natur so wichtigen Grundstoffs, der Wissenschaft so bedeutender Vortheil er- wachsen konnte.
Seit dem Jahre 1782 haben die Menschen angefangen, das, die Oberfläche der
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war, ein vollkommen luftleeres Wasser darzustellen, die Fische darin er-
saufen mußten. Das luftfreie Wasser ist für sie eben so tödtend als
Chlor, und andere ihrer Natur entgegen wirkende Substanzen. Lange hat
man dem wunderbaren Organ der Fische, der Schwimmblase, eine Bedeu-
tung beigelegt, mit der neuere Untersuchungen nicht übereinstimmen.
Man hatte angenommen, daß durch vermehrtes und vermindertes Anfüllen
der Blase mit Luft, die Fische im Stande wären ihr Volumen zu verändern,
und somit im Wasser sich willkührlich auf und nieder zu bewegen. Man
ist jetzt vielmehr geneigt die Schwimmblase im Zusammenhang mit dem Ge-
hörorgan dieser Thiere zu glauben. – Eine neue sehr merkwürdige Beo-
bachtung lehrt, daß die Schwimmblase derjenigen Fische welche an der Oberfläche
des Wassers gefangen werden, Stickstoffgas enthält, dagegen bei Fischen welche
man aus einer Tiefe von 2–3000 Fuß heraufholte, der Inhalt aus reinem
Sauerstoff besteht. – Eine noch keinesweges erklärte, merkwürdige Thatsa-
che! – Wenn zur Zeit des Aristoteles und Aelian, als man sich schon
angelegentlich mit Untersuchungen über die Respiration der Fische beschäftigte,
die zufällige Annäherung eines Lichtes, oder ein anderer Umstand, auf die
ausgezeichneten Eigenschaften dieser, in der Schwimmblase enthaltenen, Gasart
aufmerksam gemacht hätte, so würden nicht 1800 Jahre haben vergehen müssen,
ehe durch die Entdeckung des oxigène, dieses verbreiteten, für den Haushalt
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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 27r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/57>, abgerufen am 22.07.2024.
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