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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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ter 371/2° Nördlicher Br. also zu Rhodus, Madeira und in Südspanien zu sehen bekommt. Erst
seit 2 Jahrhunderten hat man sich gründlicher mit dem südlichen Himmel beschäftigt. Die Al-
ten kannten ihn nur bis zum Krebs, den man in Syene sehen kann. Die Vorrückung
der Nachtgleichen verursacht es, daß die schönen südlichen Sterne uns gleichsam fliehen. Zur
Zeit der Römer erblickte man den Canopus in Spanien, und das südliche Kreuz war zu
Alexandrien sichtbar. Damals hieß diese Constellation der Thron der Cäsaren, die später
auf die Phantasie der christlichen Völker, das ehrwürdige Symbol ihres Glaubens darstellend,
einen so viel tieferen Eindruck machte. - Ich habe schon früher erwähnt, daß Dante dies
schöne Sternbild, das auch jetzt noch am rothen Meer, nördlicher als die Enge von Bab-el-
Mandeb
sichtbar ist, gekannt und besungen hat. - In der Uebersetzung von Streckfuß
heißt die vielbesprochene Stelle im Fegefeuer, so:

Zur Rechten kehrt ich mich, den Geist gewandt
Zum andern Pol, und sah' vier Stern im Schimmer,
Die Niemand als das erste Paar erkannt.
Den Himmel letzt ihr funkelndes Geflimmer!
O du verwaistes Land, du öder Nord,
Du sieh'st den Glanz der schönen Lichter nimmer!

Schon der Pater Corsali hat diese Stelle auf das südliche Kreuz gedeutet. Dante befindet
sich nämlich auf einem Berge bei den Antipoden der Stadt Jerusalem.

Da die beiden großen Sterne, welche die Spitze und den Fuß des Kreuzes bezeichnen,
ungefähr die nämliche Rectascension haben, so muß das Sternbild in dem Augenblick
wenn es durch den Meridian geht, beinahe senkrecht stehen. Diesen Umstand kennen
alle Völker welche jenseits des Wendekreises, oder in der südlichen Hemisphäre wohnen.

ter 37½° Nördlicher Br. also zu Rhodus, Madeira und in Südspanien zu sehen bekommt. Erst
seit 2 Jahrhunderten hat man sich gründlicher mit dem südlichen Himmel beschäftigt. Die Al-
ten kannten ihn nur bis zum Krebs, den man in Syene sehen kann. Die Vorrückung
der Nachtgleichen verursacht es, daß die schönen südlichen Sterne uns gleichsam fliehen. Zur
Zeit der Römer erblickte man den Canopus in Spanien, und das südliche Kreuz war zu
Alexandrien sichtbar. Damals hieß diese Constellation der Thron der Cäsaren, die später
auf die Phantasie der christlichen Völker, das ehrwürdige Symbol ihres Glaubens darstellend,
einen so viel tieferen Eindruck machte. – Ich habe schon früher erwähnt, daß Dante dies
schöne Sternbild, das auch jetzt noch am rothen Meer, nördlicher als die Enge von Bab-el-
Mandeb
sichtbar ist, gekannt und besungen hat. – In der Uebersetzung von Streckfuß
heißt die vielbesprochene Stelle im Fegefeuer, so:

Zur Rechten kehrt ich mich, den Geist gewandt
Zum andern Pol, und sah’ vier Stern im Schimmer,
Die Niemand als das erste Paar erkannt.
Den Himmel letzt ihr funkelndes Geflimmer!
O du verwaistes Land, du öder Nord,
Du sieh’st den Glanz der schönen Lichter nimmer!

Schon der Pater Corsali hat diese Stelle auf das südliche Kreuz gedeutet. Dante befindet
sich nämlich auf einem Berge bei den Antipoden der Stadt Jerusalem.

Da die beiden großen Sterne, welche die Spitze und den Fuß des Kreuzes bezeichnen,
ungefähr die nämliche Rectascension haben, so muß das Sternbild in dem Augenblick
wenn es durch den Meridian geht, beinahe senkrecht stehen. Diesen Umstand kennen
alle Völker welche jenseits des Wendekreises, oder in der südlichen Hemisphäre wohnen.

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[73v/0150] ter 37½° N. Br. also zu Rhodus, Madeira und in Südspanien zu sehen bekommt. Erst seit 2 Jahrh. hat man sich gründlicher mit dem südlichen Himmel beschäftigt. Die Al- ten kannten ihn nur bis zum Krebs, den man in Syene sehen kann. Die Vorrückung der Nachtgleichen verursacht es, daß die schönen südlichen Sterne uns gleichsam fliehen. Zur Zeit der Römer erblickte man den Canopus in Spanien, und das südliche Kreuz war zu Alexandrien sichtbar. Damals hieß diese Constellation der Thron der Cäsaren, die später auf die Phantasie der christlichen Völker, das ehrwürdige Symbol ihres Glaubens darstellend, einen so viel tieferen Eindruck machte. – Ich habe schon früher erwähnt, daß Dante dies schöne Sternbild, das auch jetzt noch am rothen Meer, nördlicher als die Enge von Bab-el- Mandeb sichtbar ist, gekannt und besungen hat. – In der Uebersetzung von Streckfuß heißt die vielbesprochene Stelle im Fegefeuer, so: Zur Rechten kehrt ich mich, den Geist gewandt Zum andern Pol, und sah’ vier Stern im Schimmer, Die Niemand als das erste Paar erkannt. Den Himmel letzt ihr funkelndes Geflimmer! O du verwaistes Land, du öder Nord, Du sieh’st den Glanz der schönen Lichter nimmer! Schon der Pater Corsali hat diese Stelle auf das südliche Kreuz gedeutet. Dante befindet sich nämlich auf einem Berge bei den Antipoden der Stadt Jerusalem. Da die beiden großen Sterne, welche die Spitze und den Fuß des Kreuzes bezeichnen, ungefähr die nämliche Rectascension haben, so muß das Sternbild in dem Augenblick wenn es durch den Meridian geht, beinahe senkrecht stehen. Diesen Umstand kennen alle Völker welche jenseits des Wendekreises, od. in der südlichen Hemisphäre wohnen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt: Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie. Frankfurt a. M.: Insel. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen dieser Druckedition von der Manuskriptvorlage werden im Text an der entsprechenden Stelle in editorischen Kommentaren ausgewiesen.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert



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Zitationshilfe: [Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 73v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/150>, abgerufen am 23.11.2024.