Diese vorbereitende Entwickelung, wie diese gleichzeitigen Erscheinungen bezeich- nen die Entdeckung der neuen Erdhälfte, als die merkwürdigste Epoche in der Ge- schichte des menschlichen Geistes, und von hier an datirt eben so wohlHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 167: "recht". im Allgemei- nen eine großartigere Ansicht der Natur, als insbesondere die Ausbildung ei- ner eigentlichen physicalischen Geographie. - Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den AnkömlingenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 167: "Ankömmlingen". in Amerika dar. Man fand einen großen Con- tinent, von ununterbrochener Erstreckung, in dem unter dem Aequator Schnee auf den Bergen liegt. Dies führte auf eine genauere Bestimmung der un- teren Schneegränze in den verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relati- ven Höhe über dem Meere unterscheiden lernte; so wie man auch die Pflan- zen- und Thierformen verschieden fand, je nach der Höhe und Breite unter der sie vorkommen. Man warf die Frage auf, [...]warum Amerika unter dem Gleicher nicht so heiß sei als Afrika, und ob in seiner ganzen Erstreckung es nirgendHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 167: "irgend". von Negern bewohnt werde? Man fand, daß seine Einwohner einen abgeschlossenen Menschenstamm ausmachen, der zwar unter sich verschieden, durch einen eigenthümlichen Bau der Backenknochen übereinstimmt, noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Analogie der Sprache verbunden ist, in denen man bald semitische, bald sogar baskische Anklänge zu vernehmen glaubte. Alles dies mußte gründliche Untersuchungen über die Menschenracen anregen, und verbreiten. Ganz besonders beschäftigte damals die Frage, die noch jetzt der Ge- genstand von Untersuchungen ist, von woher die erste Bevölkerung dieses Erd- theils an Menschen und Thieren gekommen, und ob eine Einwanderung vom nördlichen Asien her wahrscheinlich sey? Ein sonst geistreicher Schriftsteller glaub-
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Diese vorbereitende Entwickelung, wie diese gleichzeitigen Erscheinungen bezeich- nen die Entdeckung der neuen Erdhälfte, als die merkwürdigste Epoche in der Ge- schichte des menschlichen Geistes, und von hier an datirt eben so wohlHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 167: "recht". im Allgemei- nen eine großartigere Ansicht der Natur, als insbesondere die Ausbildung ei- ner eigentlichen physicalischen Geographie. – Eine Menge neuer Erscheinungen boten sich den AnkömlingenHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 167: "Ankömmlingen". in Amerika dar. Man fand einen großen Con- tinent, von ununterbrochener Erstreckung, in dem unter dem Aequator Schnee auf den Bergen liegt. Dies führte auf eine genauere Bestimmung der un- teren Schneegränze in den verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relati- ven Höhe über dem Meere unterscheiden lernte; so wie man auch die Pflan- zen- und Thierformen verschieden fand, je nach der Höhe und Breite unter der sie vorkommen. Man warf die Frage auf, […]warum Amerika unter dem Gleicher nicht so heiß sei als Afrika, und ob in seiner ganzen Erstreckung es nirgendHamel/Tiemann (Hg.) 1993, S. 167: "irgend". von Negern bewohnt werde? Man fand, daß seine Einwohner einen abgeschlossenen Menschenstamm ausmachen, der zwar unter sich verschieden, durch einen eigenthümlichen Bau der Backenknochen übereinstimmt, noch mehr aber durch eine gewisse grammatische Analogie der Sprache verbunden ist, in denen man bald semitische, bald sogar baskische Anklänge zu vernehmen glaubte. Alles dies mußte gründliche Untersuchungen über die Menschenracen anregen, und verbreiten. Ganz besonders beschäftigte damals die Frage, die noch jetzt der Ge- genstand von Untersuchungen ist, von woher die erste Bevölkerung dieses Erd- theils an Menschen und Thieren gekommen, und ob eine Einwanderung vom nördlichen Asien her wahrscheinlich sey? Ein sonst geistreicher Schriftsteller glaub-
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[60v/0124]
Diese vorbereitende Entwickelung, wie diese gleichzeitigen Erscheinungen bezeich-
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schichte des menschlichen Geistes, und von hier an datirt eben so wohl im Allgemei-
nen eine großartigere Ansicht der Natur, als insbesondere die Ausbildung ei-
ner eigentlichen physicalischen Geographie. – Eine Menge neuer Erscheinungen
boten sich den Ankömlingen in Amerika dar. Man fand einen großen Con-
tinent, von ununterbrochener Erstreckung, in dem unter dem Aequator Schnee
auf den Bergen liegt. Dies führte auf eine genauere Bestimmung der un-
teren Schneegränze in den verschiedenen Klimaten, die man nach ihrer relati-
ven Höhe über dem Meere unterscheiden lernte; so wie man auch die Pflan-
zen und Thierformen verschieden fand, je nach der Höhe und Breite unter der
sie vorkommen. Man warf die Frage auf, warum Amerika unter dem
Gleicher nicht so heiß sei als Afrika, und ob in seiner ganzen Erstreckung es
nirgend von Negern bewohnt werde? Man fand, daß seine Einwohner einen
abgeschlossenen Menschenstamm ausmachen, der zwar unter sich verschieden, durch
einen eigenthümlichen Bau der Backenknochen übereinstimmt, noch mehr aber
durch eine gewisse grammatische Analogie der Sprache verbunden ist, in denen
man bald semitische, bald sogar baskische Anklänge zu vernehmen glaubte. Alles
dies mußte gründliche Untersuchungen über die Menschenracen anregen, und
verbreiten. Ganz besonders beschäftigte damals die Frage, die noch jetzt der Ge-
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Hamel, Jürgen u. Klaus Harro Tiemann (Hg.) (1993): Alexander von Humboldt:
Über das Universum. Die Kosmosvorträge 1827/28 in der Berliner Singakademie.
Frankfurt a. M.: Insel.
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[Kohlrausch, Henriette]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1828]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 60v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/124>, abgerufen am 22.02.2025.
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