Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.des Freistaats Guatemala des Rio Motagua oder Gualan, dann diesen Fluß aufwärts, jenachdem es die Tiefe erlaubt, bis zu dem Dorfe Gualan, oder bis Acasaguastlan. Bisher werden beide Wege für Ein- und Aus- fuhr der Waaren benutzt. Man hat den Plan, auf dem Rio de Motagua Dampfboote anzulegen, aber des Flusses sehr kundige Männer halten die Ausführung wegen oft eintretender Dürre sehr schwierig. Vielleicht wäre neben dem alten, sich krümmenden, allzubreiten und darum oft wasserleeren Bette ein schmalerer künst- licher Kanal anzulegen. Die Männer, welche an der Spitze der Republik Guatemala Die Mineralreichthümer des neuen Föderativ-Staates von des Freiſtaats Guatemala des Rio Motagua oder Gualan, dann dieſen Fluß aufwaͤrts, jenachdem es die Tiefe erlaubt, bis zu dem Dorfe Gualan, oder bis Acaſaguaſtlan. Bisher werden beide Wege fuͤr Ein- und Aus- fuhr der Waaren benutzt. Man hat den Plan, auf dem Rio de Motagua Dampfboote anzulegen, aber des Fluſſes ſehr kundige Maͤnner halten die Ausfuͤhrung wegen oft eintretender Duͤrre ſehr ſchwierig. Vielleicht waͤre neben dem alten, ſich kruͤmmenden, allzubreiten und darum oft waſſerleeren Bette ein ſchmalerer kuͤnſt- licher Kanal anzulegen. Die Maͤnner, welche an der Spitze der Republik Guatemala Die Mineralreichthuͤmer des neuen Foͤderativ-Staates von <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0027" n="155"/><fw place="top" type="header">des Freiſtaats Guatemala</fw><lb/> des Rio Motagua oder Gualan, dann dieſen Fluß aufwaͤrts, je<lb/> nachdem es die Tiefe erlaubt, bis zu dem Dorfe Gualan, oder<lb/> bis Acaſaguaſtlan. Bisher werden beide Wege fuͤr Ein- und Aus-<lb/> fuhr der Waaren benutzt. Man hat den Plan, auf dem Rio de<lb/> Motagua Dampfboote anzulegen, aber des Fluſſes ſehr kundige<lb/> Maͤnner halten die Ausfuͤhrung wegen oft eintretender Duͤrre ſehr<lb/> ſchwierig. Vielleicht waͤre neben dem alten, ſich kruͤmmenden,<lb/> allzubreiten und darum oft waſſerleeren Bette ein ſchmalerer kuͤnſt-<lb/> licher Kanal anzulegen.</p><lb/> <p>Die Maͤnner, welche an der Spitze der Republik Guatemala<lb/> ſtehen, kennen die Vortheile und die politiſche Wichtigkeit<lb/> einer Merresverbindung in ihrem Lande. Der Jſthmus von Nicaragua<lb/> liegt zwiſchen dem von Panama und Guaſacualco. Jn dem erſten<lb/> glaubt man jetzt ziemlich allgemein, daß der Rio Chagres bei Cru-<lb/> ces nur durch eine Eiſenbahn <hi rendition="#aq">(rail-way)</hi> verbunden werden kann.<lb/> Die Schwierigkeiten zwiſchen dem Rio Guaſacualco und dem Rio<lb/> Chimalapa hat (zufolge der neueſten Briefe, welche ich von dem<lb/> Staatsminiſter Lucas Alaman erhalten) der Oberſt Obregoſo durch<lb/> Barometer-Meſſungen groͤßer gefunden als man in Mexiko glaubte.<lb/> Alle Augen der handelnden Welt ſind alſo mit Recht auf den<lb/> ſchiffbar zu machenden Rio San Juan, auf den See von Nica-<lb/> ragua, der 88 ſpaniſche Fuß Tiefe hat, und auf die Landenge,<lb/> zwiſchen der Stadt Nicaragua, und dem Puerto de San Juan<lb/> del Sur gerichtet. Der Boden des Sees Nicaragua iſt noch 46<lb/> ſpaniſche Fuß uͤber der Oberflaͤche des ſtillen Meeres erhaben, wie ich<lb/> vor kurzem erſt durch ein mir von dem großen Geographen Don Felipe<lb/> Bauza mitgetheiltes Dokument, durch ein Nivellement des Jngenieurs<lb/> Galiſteo um 1781 in Erfahrung gebracht habe. Keine hohe Berg-<lb/> kette hindert den ozeaniſchen Kanal zwiſchen den Kakao-Pflanzun-<lb/> gen von Nicaragua. Aber die Dokumente, welche ich uͤber dieſen<lb/> Gegenſtand beſitze, werde ich beſſer im Zuſammenhange mit ande-<lb/> ren Projekten in einer andern Abhandlung zuſammenſtellen. Man<lb/> ſchaͤtzt in dem gegenwaͤrtigen Zuſtande der Unkultur von Mittel-<lb/> Amerika die ganze Einfuhr (den Werth europa'cher Beduͤrfniſſe)<lb/> auf 1,800,000 Piaſter, von denen fuͤr 700,000 Piaſter Waaren<lb/> durch die weſtlichen am Ufer der Suͤd-See gelegenen Haͤfen<lb/> kommen.</p><lb/> <p>Die Mineralreichthuͤmer des neuen Foͤderativ-Staates von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0027]
des Freiſtaats Guatemala
des Rio Motagua oder Gualan, dann dieſen Fluß aufwaͤrts, je
nachdem es die Tiefe erlaubt, bis zu dem Dorfe Gualan, oder
bis Acaſaguaſtlan. Bisher werden beide Wege fuͤr Ein- und Aus-
fuhr der Waaren benutzt. Man hat den Plan, auf dem Rio de
Motagua Dampfboote anzulegen, aber des Fluſſes ſehr kundige
Maͤnner halten die Ausfuͤhrung wegen oft eintretender Duͤrre ſehr
ſchwierig. Vielleicht waͤre neben dem alten, ſich kruͤmmenden,
allzubreiten und darum oft waſſerleeren Bette ein ſchmalerer kuͤnſt-
licher Kanal anzulegen.
Die Maͤnner, welche an der Spitze der Republik Guatemala
ſtehen, kennen die Vortheile und die politiſche Wichtigkeit
einer Merresverbindung in ihrem Lande. Der Jſthmus von Nicaragua
liegt zwiſchen dem von Panama und Guaſacualco. Jn dem erſten
glaubt man jetzt ziemlich allgemein, daß der Rio Chagres bei Cru-
ces nur durch eine Eiſenbahn (rail-way) verbunden werden kann.
Die Schwierigkeiten zwiſchen dem Rio Guaſacualco und dem Rio
Chimalapa hat (zufolge der neueſten Briefe, welche ich von dem
Staatsminiſter Lucas Alaman erhalten) der Oberſt Obregoſo durch
Barometer-Meſſungen groͤßer gefunden als man in Mexiko glaubte.
Alle Augen der handelnden Welt ſind alſo mit Recht auf den
ſchiffbar zu machenden Rio San Juan, auf den See von Nica-
ragua, der 88 ſpaniſche Fuß Tiefe hat, und auf die Landenge,
zwiſchen der Stadt Nicaragua, und dem Puerto de San Juan
del Sur gerichtet. Der Boden des Sees Nicaragua iſt noch 46
ſpaniſche Fuß uͤber der Oberflaͤche des ſtillen Meeres erhaben, wie ich
vor kurzem erſt durch ein mir von dem großen Geographen Don Felipe
Bauza mitgetheiltes Dokument, durch ein Nivellement des Jngenieurs
Galiſteo um 1781 in Erfahrung gebracht habe. Keine hohe Berg-
kette hindert den ozeaniſchen Kanal zwiſchen den Kakao-Pflanzun-
gen von Nicaragua. Aber die Dokumente, welche ich uͤber dieſen
Gegenſtand beſitze, werde ich beſſer im Zuſammenhange mit ande-
ren Projekten in einer andern Abhandlung zuſammenſtellen. Man
ſchaͤtzt in dem gegenwaͤrtigen Zuſtande der Unkultur von Mittel-
Amerika die ganze Einfuhr (den Werth europa'cher Beduͤrfniſſe)
auf 1,800,000 Piaſter, von denen fuͤr 700,000 Piaſter Waaren
durch die weſtlichen am Ufer der Suͤd-See gelegenen Haͤfen
kommen.
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Zitationshilfe: | Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161, hier S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826/27>, abgerufen am 16.07.2024. |