Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]Natur und den Riesenproducten der Tropenwelt, unter denen die Palmen Bei- Beispiele einer merkwürdigen Ausdehnung in die Breite bietet vor allem Ein ähnlicher Contrast, wie im allgemeinen die microscopische Kleinheit Natur und den Riesenproducten der Tropenwelt, unter denen die Palmen Bei- Beispiele einer merkwürdigen Ausdehnung in die Breite bietet vor allem Ein ähnlicher Contrast, wie im allgemeinen die microscopische Kleinheit <TEI> <text> <body> <div type="session" n="8"> <p><pb facs="#f0072" n="68"/> Natur und den Riesenproducten der Tropenwelt, unter denen die Palmen Bei-<lb/> spiele des <hi rendition="#u">höchsten Pflanzenwuchses</hi> gewähren. Die Wachspalme, welche wir auf<lb/> dem Andesrücken zwischen <hi rendition="#aq">Ibague</hi> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq">Carthago</hi> in der <hi rendition="#aq">montana de Quindire</hi> ent-<lb/> deckt haben, unser <hi rendition="#aq">ceraxylon andicola</hi> erreicht eine Höhe von 160 bis 180 Fuß.<lb/> Die dem Tañengeschlecht verwandte <hi rendition="#aq">Araucaria excelsa</hi> auf den <choice><orig><hi rendition="#aq">Norfolk</hi><lb/> Inseln</orig><reg resp="#TK"><hi rendition="#aq">Norfolk-</hi><lb/> Inseln</reg></choice> ist sogar 240 Fuß hoch <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> <hi rendition="#aq">Dr <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117651656 http://d-nb.info/gnd/117651656">Douglas</persName></hi>, welcher den <hi rendition="#aq">Cap. <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118692844 http://d-nb.info/gnd/118692844">Franklin</persName></hi> auf<lb/> seiner Landreise gegen den Nordpol begleitet hat, beschreibt das Riesen-<lb/> exemplar der <hi rendition="#aq">Pinus canadensis</hi>, welche er an den Quellen des <hi rendition="#aq">Columbia</hi><lb/> entdeckt hat, in einer Breite, die mit der von Teutschland übereinkom̃t,<lb/> und dessen ungeheuere Höhe von 260 Fuß er gemessen hat. Die einzelnen<lb/> Zapfen des Baumes sind 1½ Fuß lang und der Durchmesser, nicht der Um-<lb/> fang, beträgt 15 Fuß. Bemerkenswerth ist, daß diese ausgezeichneten For-<lb/> men den Monocotyledonen <choice><sic>angehört</sic><corr resp="#CT">angehören</corr></choice> <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> zugleich den Zapfenbäumen, welche<lb/> offenbar mit dem Palmengeschlecht einigermassen verwandt sind.</p><lb/> <p>Beispiele einer merkwürdigen Ausdehnung in die Breite bietet vor allem<lb/> noch ausser dem colossalen Drachenbaum <hi rendition="#aq">Dracaena draco</hi> von <hi rendition="#aq">Orotova</hi><note resp="#BF" type="editorial">In <bibl>[N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] (Ms. Germ. qu. 2124), Bl. 36r.</bibl>: Orotava. Online verfügbar: <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2124_1827/75">Deutsches Textarchiv</ref>.</note>,<lb/> 45 Fuß Umfang, die von <hi rendition="#aq"><persName resp="#CT" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117548758 http://d-nb.info/gnd/117548758">Golberg</persName></hi> gemessene <hi rendition="#aq"><choice><sic>Adamsonia</sic><corr resp="#CT">Adansonia</corr></choice><choice><sic>digitatata</sic><corr resp="#CT">digitata</corr></choice></hi> <choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">(</reg></choice><hi rendition="#aq">Boabab</hi><choice><orig>/</orig><reg resp="#CT">)</reg></choice><lb/> an der Küste von <hi rendition="#aq">Senegal</hi> dar. Der riesenhafte Stam̃ von 34 Fuß Durch-<lb/> messer bei 60 Fuß Höhe ist zum Theil ausgehölt und dient zum politischen<lb/> Versam̃lungssaale einer ganzen kleinen Völkerschaft<choice><sic/><corr resp="#TK">.</corr></choice></p><lb/> <p><choice><sic>Einen ähnlichen</sic><corr resp="#CT">Ein ähnlicher</corr></choice> Contrast, wie im allgemeinen die microscopische Kleinheit<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> die riesenmässige Größe einiger Gewächse darbietet, findet auch Statt<lb/> in Rücksicht auf die Größe <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> das Verhältniß einzelner Theile.<lb/> Die größte bekañte Blüthe trägt die <hi rendition="#aq">Rafflesia</hi>, deren Blume einen<lb/> Durchmesser von 3½ Fuß hat <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> deren Kronenblätter ¾ Zoll dick sind.<lb/><hi rendition="#aq">Dr <persName resp="#CT" ref="https://viaf.org/viaf/21195280/">Arnold</persName></hi>, der Begleiter des <hi rendition="#aq">Sir <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119049538 http://d-nb.info/gnd/119049538">Raffles</persName></hi> des Gouverneurs von Bencoo-<lb/> len hat diese col<subst><del rendition="#ow">l</del><add place="across">o</add></subst>ssale Blume, deren Gewicht 15 ℔ beträgt, auf <hi rendition="#aq">Java</hi> ent-<lb/> deckt. 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Natur und den Riesenproducten der Tropenwelt, unter denen die Palmen Bei-
spiele des höchsten Pflanzenwuchses gewähren. Die Wachspalme, welche wir auf
dem Andesrücken zwischen Ibague u Carthago in der montana de Quindire ent-
deckt haben, unser ceraxylon andicola erreicht eine Höhe von 160 bis 180 Fuß.
Die dem Tañengeschlecht verwandte Araucaria excelsa auf den Norfolk
Inseln ist sogar 240 Fuß hoch u Dr Douglas, welcher den Cap. Franklin auf
seiner Landreise gegen den Nordpol begleitet hat, beschreibt das Riesen-
exemplar der Pinus canadensis, welche er an den Quellen des Columbia
entdeckt hat, in einer Breite, die mit der von Teutschland übereinkom̃t,
und dessen ungeheuere Höhe von 260 Fuß er gemessen hat. Die einzelnen
Zapfen des Baumes sind 1½ Fuß lang und der Durchmesser, nicht der Um-
fang, beträgt 15 Fuß. Bemerkenswerth ist, daß diese ausgezeichneten For-
men den Monocotyledonen angehören u zugleich den Zapfenbäumen, welche
offenbar mit dem Palmengeschlecht einigermassen verwandt sind.
Beispiele einer merkwürdigen Ausdehnung in die Breite bietet vor allem
noch ausser dem colossalen Drachenbaum Dracaena draco von Orotova,
45 Fuß Umfang, die von Golberg gemessene Adansonia digitata /Boabab/
an der Küste von Senegal dar. Der riesenhafte Stam̃ von 34 Fuß Durch-
messer bei 60 Fuß Höhe ist zum Theil ausgehölt und dient zum politischen
Versam̃lungssaale einer ganzen kleinen Völkerschaft.
Ein ähnlicher Contrast, wie im allgemeinen die microscopische Kleinheit
u die riesenmässige Größe einiger Gewächse darbietet, findet auch Statt
in Rücksicht auf die Größe u das Verhältniß einzelner Theile.
Die größte bekañte Blüthe trägt die Rafflesia, deren Blume einen
Durchmesser von 3½ Fuß hat u deren Kronenblätter ¾ Zoll dick sind.
Dr Arnold, der Begleiter des Sir Raffles des Gouverneurs von Bencoo-
len hat diese colossale Blume, deren Gewicht 15 ℔ beträgt, auf Java ent-
deckt. Diese Blüthe gehört einer parasitischen Pflanze an, welche keine
Blätter trägt u sich um die Wurzeln der Cissus Arten schlingt. Sie prangt
mit der schönsten rothen Farbe u hat einen wunderbar auffallenden
Geruch nach gekochtem Rindfleisch. – An den schattigen Ufern des
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