Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Reagenzien nie würde haben auffinden können. Diese Wirkun-
gen sind gleichsam wie ein kleines magnetisch-electrisches Gewit-
ter zu betrachten, da hier, ebenso wie im Großen, die verschie-
denartige electrische Spannung sich in ein Gleichgewicht zu setzen
sucht.

Schon vor mehrern Jahren war es dem Professor Morechini in
Rom geglückt, durch den violetten Strahl im prismatischen Farben-
bilde Stahlnadeln zu magnetisiren, welche Entdeckung bald bestrit-
ten, bald bestätigt worden. Neuere ausführliche Untersuchun-
gen haben aber dieß Verhalten ausser Zweifel gesetzt, so wie
auch Morechini's Versuche durch eine sehr interessante Wieder-
holung derselben durch Mistr. Sommerville in London vollkom-
men bestätigt worden.

Wie groß und folgenreich auch die Entdeckungen sein mögen, wo-
durch in neuern Zeiten alle Zweige der Naturwissenschaf-
ten gefördert wurden, so sind doch die Fortschritte in der Kennt-
niß des Himmels
von allen die bedeutendsten. Diese vor-
züglichere Ausbildung des astronomischen Wissens ist wohl
hauptsächlich dem glücklichen Umstande zuzuschreiben, daß eine
Reihe großer für die Wissenschaft bedeutender Männer
in ununterbrochener Folge die Zeitepoche ausfüllt, von der
Entdeckung Amerikas bis auf Friedrich II: Nicolaus Coperni-
cus
1473-1543, Tycho de Brahe 1546-1601, Keppler 1571-
1630, Galilei 1564-1642, Isaac Newton 1642-1727. - Diese
5 großen Männer haben zum Vortheil der Wissenschaft
fast alle ein ziemlich hohes Alter erreicht, und man

Reagenzien nie würde haben auffinden können. Diese Wirkun-
gen sind gleichsam wie ein kleines magnetisch-electrisches Gewit-
ter zu betrachten, da hier, ebenso wie im Großen, die verschie-
denartige electrische Spañung sich in ein Gleichgewicht zu setzen
sucht.

Schon vor mehrern Jahren war es dem Professor Morechini in
Rom geglückt, durch den violetten Strahl im prismatischen Farben-
bilde Stahlnadeln zu magnetisiren, welche Entdeckung bald bestrit-
ten, bald bestätigt worden. Neuere ausführliche Untersuchun-
gen haben aber dieß Verhalten ausser Zweifel gesetzt, so wie
auch Morechini’s Versuche durch eine sehr interessante Wieder-
holung derselben durch Mistr. Sommerville in London vollkom-
men bestätigt worden.

Wie groß und folgenreich auch die Entdeckungen sein mögen, wo-
durch in neuern Zeiten alle Zweige der Naturwissenschaf-
ten gefördert wurden, so sind doch die Fortschritte in der Keñt-
niß des Himmels
von allen die bedeutendsten. Diese vor-
züglichere Ausbildung des astronomischen Wissens ist wohl
hauptsächlich dem glücklichen Umstande zuzuschreiben, daß eine
Reihe großer für die Wissenschaft bedeutender Männer
in ununterbrochener Folge die Zeitepoche ausfüllt, von der
Entdeckung Amerikas bis auf Friedrich II: Nicolaus Coperni-
cus
1473–1543, Tycho de Brahe 1546–1601, Keppler 1571–
1630, Galilei 1564–1642, Isaac Newton 1642–1727. – Diese
5 großen Mäñer haben zum Vortheil der Wissenschaft
fast alle ein ziemlich hohes Alter erreicht, und man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="14">
        <p><pb facs="#f0126" n="122"/>
Reagenzien nie würde haben auffinden können. Diese Wirkun-<lb/>
gen sind gleichsam wie ein kleines <choice><orig>magnetisch electrisches</orig><reg resp="#CT">magnetisch-electrisches</reg></choice> Gewit-<lb/>
ter zu betrachten, da hier, ebenso wie im Großen, die verschie-<lb/>
denartige electrische Span&#x0303;ung sich in ein Gleichgewicht zu setzen<lb/>
sucht.</p><lb/>
        <p>Schon vor mehrern Jahren war es dem Professor <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-101697406 http://d-nb.info/gnd/101697406">Morechini</persName></hi> in<lb/><hi rendition="#aq">Rom</hi> geglückt, durch den violetten Strahl im prismatischen Farben-<lb/>
bilde Stahlnadeln zu magnetisiren, welche Entdeckung bald bestrit-<lb/>
ten, bald bestätigt worden. Neuere ausführliche Untersuchun-<lb/>
gen haben aber dieß Verhalten ausser Zweifel gesetzt, so wie<lb/>
auch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-101697406 http://d-nb.info/gnd/101697406">Morechini</persName>&#x2019;s</hi> Versuche durch eine sehr interessante Wieder-<lb/>
holung derselben durch <hi rendition="#aq">Mistr. <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117476560 http://d-nb.info/gnd/117476560">Sommerville</persName></hi> in <hi rendition="#aq">London</hi> vollkom-<lb/>
men bestätigt worden.</p><lb/>
        <p>Wie groß <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> folgenreich auch die Entdeckungen sein mögen, wo-<lb/>
durch in neuern Zeiten alle Zweige der Naturwissenschaf-<lb/>
ten gefördert wurden, so sind doch die <hi rendition="#u">Fortschritte in der Ken&#x0303;t-<lb/>
niß des Himmels</hi> von allen die bedeutendsten. Diese vor-<lb/>
züglichere Ausbildung des astronomischen Wissens ist wohl<lb/>
hauptsächlich dem glücklichen Umstande zuzuschreiben, daß eine<lb/>
Reihe großer für die Wissenschaft bedeutender Männer<lb/>
in ununterbrochener Folge die Zeitepoche ausfüllt, von der<lb/>
Entdeckung Amerikas bis auf <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118535749 http://d-nb.info/gnd/118535749">Friedrich II</persName>: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118565273 http://d-nb.info/gnd/118565273">Nicolaus Coperni-<lb/>
cus</persName></hi> 1473&#x2013;1543, <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118514237 http://d-nb.info/gnd/118514237">Tycho de Brahe</persName></hi> 1546&#x2013;1601, <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118561448 http://d-nb.info/gnd/118561448">Keppler</persName></hi> 1571&#x2013;<lb/>
1630, <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118537229 http://d-nb.info/gnd/118537229">Galilei</persName></hi> 1564&#x2013;1642, <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118587544 http://d-nb.info/gnd/118587544">Isaac Newton</persName></hi> 1642&#x2013;1727. &#x2013; Diese<lb/>
5 großen Män&#x0303;er haben zum Vortheil der Wissenschaft<lb/>
fast alle ein ziemlich hohes Alter erreicht, und man<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0126] Reagenzien nie würde haben auffinden können. Diese Wirkun- gen sind gleichsam wie ein kleines magnetisch electrisches Gewit- ter zu betrachten, da hier, ebenso wie im Großen, die verschie- denartige electrische Spañung sich in ein Gleichgewicht zu setzen sucht. Schon vor mehrern Jahren war es dem Professor Morechini in Rom geglückt, durch den violetten Strahl im prismatischen Farben- bilde Stahlnadeln zu magnetisiren, welche Entdeckung bald bestrit- ten, bald bestätigt worden. Neuere ausführliche Untersuchun- gen haben aber dieß Verhalten ausser Zweifel gesetzt, so wie auch Morechini’s Versuche durch eine sehr interessante Wieder- holung derselben durch Mistr. Sommerville in London vollkom- men bestätigt worden. Wie groß u folgenreich auch die Entdeckungen sein mögen, wo- durch in neuern Zeiten alle Zweige der Naturwissenschaf- ten gefördert wurden, so sind doch die Fortschritte in der Keñt- niß des Himmels von allen die bedeutendsten. Diese vor- züglichere Ausbildung des astronomischen Wissens ist wohl hauptsächlich dem glücklichen Umstande zuzuschreiben, daß eine Reihe großer für die Wissenschaft bedeutender Männer in ununterbrochener Folge die Zeitepoche ausfüllt, von der Entdeckung Amerikas bis auf Friedrich II: Nicolaus Coperni- cus 1473–1543, Tycho de Brahe 1546–1601, Keppler 1571– 1630, Galilei 1564–1642, Isaac Newton 1642–1727. – Diese 5 großen Mäñer haben zum Vortheil der Wissenschaft fast alle ein ziemlich hohes Alter erreicht, und man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/126
Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/126>, abgerufen am 23.12.2024.