Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]als ein großes Becken, eine Niederung, woran die Griechen, wie er sich Den zweiten großen Hauptmoment in der Entwicklungsgeschichte des2. als ein großes Becken, eine Niederung, woran die Griechen, wie er sich Den zweiten großen Hauptmoment in der Entwicklungsgeschichte des2. <TEI> <text> <body> <div type="session" n="12"> <p><pb facs="#f0103" n="99"/> als ein großes Becken, eine Niederung, woran die Griechen, wie er sich<lb/> spöttisch ausdrückte, gleich Fröschen wohnten. – Sogar der erste Ursprung<lb/> der neuesten Wissenschaft der Crystallisation läßt sich bei <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118594893 http://d-nb.info/gnd/118594893">Plato</persName></hi> nach-<lb/> weisen, indem er die Bemerkung machte, daß die Flächen polyedrischer<lb/> Körper unter bestim̃ten Winkeln an einander stossen <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> er darin ei-<lb/> nen Unterscheidungsgrund auffand. – Auch die <choice><orig>GebirgsArten</orig><reg resp="#TK">Gebirgs-Arten</reg></choice> treñt er<lb/> in zwei verschiedene Gruppen, indem er ihren Ursprung zum Theil<lb/> aus dem Feuer, zum Theil aus dem Wasser herleitet.</p><lb/> <p>Den zweiten großen Hauptmoment in der Entwicklungsgeschichte des<note place="right"><hi rendition="#u">2.</hi><lb/></note><lb/> menschlichen Geistes bezeichnet <hi rendition="#u">der Zug <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118501828 http://d-nb.info/gnd/118501828">Alexander</persName>s,</hi> der <choice><orig>um somehr</orig><reg resp="#CT">umso mehr</reg></choice> Veran-<lb/> lassung wurde, eine großartigere Ansicht der Natur zu gewähren, als<lb/> früher der Horizont sehr beengt war <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> der Verbreitung allgemeinerer<lb/> Naturkeñtnisse wenig günstig gewesen war. Selbst die iñerhalb eines<lb/> beschränkten Raumes unternommenen Reisen wirken eher nachtheilig,<lb/> indem besonders der Anblick von Egypten zu mannigfaltig falschen An-<lb/> sichten verleitete. Das enge Flußthal, die Deltabildung am Ausfluß des<lb/> Nil, das Steigen <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> Fallen des Flusses, die etesischen Winde, alles dieß<lb/> sind Localphänomene, die nur irrthümlich auf <choice><sic>den</sic><corr resp="#CT">dem</corr></choice> ganzen Erdkörper<lb/> in ähnlicher Art vermuthet werden können. Vor <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118501828 http://d-nb.info/gnd/118501828">Alexander</persName>s Zuge<lb/> kannten die Hellenen die Tropenproducte nur durch den Handel,<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> obgleich <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118501828 http://d-nb.info/gnd/118501828">Alexander</persName> die Tropenclimate nicht eigentlich berührte,<lb/> so lernten doch die Griechen eine Menge tropischer Erzeugnisse an Ort<lb/><choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> Stelle kennen. Die Länder am Indus haben einen Continental-<lb/> zusam̃enhang mit Indien <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> eben die Continuirlichkeit der Erstreckung<lb/> vermehrt die Wärme unter dieser Breite <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> läßt die Producte<lb/> ursprünglich heisserer Zonen in ihnen gedeihen. – Früher hatte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119379295 http://d-nb.info/gnd/119379295">Ctesias</persName></hi><lb/> in seinem Lügenbuche zuerst die persischen Wunder gepriesen; weñ<lb/> er nach der Art mancher Reisenden der Wahrheit auch oft zu Nahe<lb/> trat, so hat er doch das Verdienst, die Griechen auf viele Tropen-<lb/> producte aufmerksam gemacht zu haben. <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118607960 http://d-nb.info/gnd/118607960">Schlegel</persName></hi> stellt selbst die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0103]
als ein großes Becken, eine Niederung, woran die Griechen, wie er sich
spöttisch ausdrückte, gleich Fröschen wohnten. – Sogar der erste Ursprung
der neuesten Wissenschaft der Crystallisation läßt sich bei Plato nach-
weisen, indem er die Bemerkung machte, daß die Flächen polyedrischer
Körper unter bestim̃ten Winkeln an einander stossen u er darin ei-
nen Unterscheidungsgrund auffand. – Auch die GebirgsArten treñt er
in zwei verschiedene Gruppen, indem er ihren Ursprung zum Theil
aus dem Feuer, zum Theil aus dem Wasser herleitet.
Den zweiten großen Hauptmoment in der Entwicklungsgeschichte des
menschlichen Geistes bezeichnet der Zug Alexanders, der um somehr Veran-
lassung wurde, eine großartigere Ansicht der Natur zu gewähren, als
früher der Horizont sehr beengt war u der Verbreitung allgemeinerer
Naturkeñtnisse wenig günstig gewesen war. Selbst die iñerhalb eines
beschränkten Raumes unternommenen Reisen wirken eher nachtheilig,
indem besonders der Anblick von Egypten zu mannigfaltig falschen An-
sichten verleitete. Das enge Flußthal, die Deltabildung am Ausfluß des
Nil, das Steigen u Fallen des Flusses, die etesischen Winde, alles dieß
sind Localphänomene, die nur irrthümlich auf dem ganzen Erdkörper
in ähnlicher Art vermuthet werden können. Vor Alexanders Zuge
kannten die Hellenen die Tropenproducte nur durch den Handel,
u obgleich Alexander die Tropenclimate nicht eigentlich berührte,
so lernten doch die Griechen eine Menge tropischer Erzeugnisse an Ort
u Stelle kennen. Die Länder am Indus haben einen Continental-
zusam̃enhang mit Indien u eben die Continuirlichkeit der Erstreckung
vermehrt die Wärme unter dieser Breite u läßt die Producte
ursprünglich heisserer Zonen in ihnen gedeihen. – Früher hatte Ctesias
in seinem Lügenbuche zuerst die persischen Wunder gepriesen; weñ
er nach der Art mancher Reisenden der Wahrheit auch oft zu Nahe
trat, so hat er doch das Verdienst, die Griechen auf viele Tropen-
producte aufmerksam gemacht zu haben. Schlegel stellt selbst die
2.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/103 |
Zitationshilfe: | Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/103>, abgerufen am 25.02.2025. |