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Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]

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Sonne ist ein Spiegel, welcher die Strahlen des Centralfeuers auf die Erde
reflectirt. Die Eclipsen werden durch eine Gegenerde, Antichthon, be-
wirkt, welche man später mit Amerika verwechselt hat. - Die Persön-
lichkeit des Pythagoras ist sehr ungewiß; der Stifter dieser Schule wurde
in der Folgezeit bei den Gnostikern und Neuplatonikern zu einer völlig
mythischen Person, indem man ihn bald mit seinen goldnen Schenkeln
Wunder thun läßt, bald ihn zu den Hyperboräern und Druiden hinauf-
führte. Die Neupythagoräer, welche bis in die christlichen Zeiten rei-
chen, haben wenig von der ursprünglichen Lehre erhalten. Obgleich es
erwiesen ist, daß fast ein Jahrhundert zwischen ihnen liegt, so stellt
doch Plutarch den Pythagoras mit Numa zusammen.

Es ist nicht zu läugnen, daß dieß System einen merkwürdigen
Einfluß auf die Entwicklung der Folgezeit gehabt hat, und auf zwei
der größten Geister, auf Copernicus und Keppler einwirkte.

Wenn wir nunmehr zu den Ansichten übergehen, welche Plato spä-
ter entwickelte, so können wir nicht umhin, den ungemeinen Scharf-
sinn zu bewundern, der ihn den Zusammenhang vieler Naturphänome-
ne erkennen ließ. Besonders auffallend sind seine klaren Begriffe,
über die innere Verbindung vulkanischer Erscheinungen, deren Ent-
stehen er schon damals von kleinlichen localen Wirkungen unab-
hängig erklärte. Er stellte die Behauptung auf, daß im Innern der
Erde ein Feuerstrom, Pyrophlegeton, vorhanden sei, der durch die
Vulkane mit der äussern Lufthülle in Verbindung stehe. - Diese
Vorstellung ist später häufig mißverstanden worden, aber unstrei-
tig liegt sie unsrer heutigen Theorie von der nach innen zunehmen-
den Wärme und einem glühenden Erdkern zum Grunde. - Auch
über die äussere Gestaltung der Erdrinde hatte Plato großarti-
ge Ansichten und betrachtete zum Beispiel das mittelländische und schwarze Meer

Sonne ist ein Spiegel, welcher die Strahlen des Centralfeuers auf die Erde
reflectirt. Die Eclipsen werden durch eine Gegenerde, Antichthon, be-
wirkt, welche man später mit Amerika verwechselt hat. – Die Persön-
lichkeit des Pythagoras ist sehr ungewiß; der Stifter dieser Schule wurde
in der Folgezeit bei den Gnostikern und Neuplatonikern zu einer völlig
mythischen Person, indem man ihn bald mit seinen goldnen Schenkeln
Wunder thun läßt, bald ihn zu den Hyperboräern und Druiden hinauf-
führte. Die Neupythagoräer, welche bis in die christlichen Zeiten rei-
chen, haben wenig von der ursprünglichen Lehre erhalten. Obgleich es
erwiesen ist, daß fast ein Jahrhundert zwischen ihnen liegt, so stellt
doch Plutarch den Pythagoras mit Numa zusam̃en.

Es ist nicht zu läugnen, daß dieß System einen merkwürdigen
Einfluß auf die Entwicklung der Folgezeit gehabt hat, und auf zwei
der größten Geister, auf Copernicus und Keppler einwirkte.

Weñ wir nunmehr zu den Ansichten übergehen, welche Plato spä-
ter entwickelte, so köñen wir nicht umhin, den ungemeinen Scharf-
siñ zu bewundern, der ihn den Zusam̃enhang vieler Naturphänome-
ne erkeñen ließ. Besonders auffallend sind seine klaren Begriffe,
über die iñere Verbindung vulkanischer Erscheinungen, deren Ent-
stehen er schon damals von kleinlichen localen Wirkungen unab-
hängig erklärte. Er stellte die Behauptung auf, daß im Iñern der
Erde ein Feuerstrom, Pyrophlegeton, vorhanden sei, der durch die
Vulkane mit der äussern Lufthülle in Verbindung stehe. – Diese
Vorstellung ist später häufig mißverstanden worden, aber unstrei-
tig liegt sie unsrer heutigen Theorie von der nach iñen zunehmen-
den Wärme und einem glühenden Erdkern zum Grunde. – Auch
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[98/0102] Sonne ist ein Spiegel, welcher die Strahlen des Centralfeuers auf die Erde reflectirt. Die Eclipsen werden durch eine Gegenerde, Antichthon, be- wirkt, welche man später mit Amerika verwechselt hat. – Die Persön- lichkeit des Pythagoras ist sehr ungewiß; der Stifter dieser Schule wurde in der Folgezeit bei den Gnostikern u Neuplatonikern zu einer völlig mythischen Person, indem man ihn bald mit seinen goldnen Schenkeln Wunder thun läßt, bald ihn zu den Hyperboräern u Druiden hinauf- führte. Die Neupythagoräer, welche bis in die christlichen Zeiten rei- chen, haben wenig von der ursprünglichen Lehre erhalten. Obgleich es erwiesen ist, daß fast ein Jahrhundert zwischen ihnen liegt, so stellt doch Plutarch den Pythagoras mit Numa zusam̃en. Es ist nicht zu läugnen, daß dieß System einen merkwürdigen Einfluß auf die Entwicklung der Folgezeit gehabt hat, u auf zwei der größten Geister, auf Copernicus u Keppler einwirkte. Weñ wir nunmehr zu den Ansichten übergehen, welche Plato spä- ter entwickelte, so köñen wir nicht umhin, den ungemeinen Scharf- siñ zu bewundern, der ihn den Zusam̃enhang vieler Naturphänome- ne erkeñen ließ. Besonders auffallend sind seine klaren Begriffe, über die iñere Verbindung vulkanischer Erscheinungen, deren Ent- stehen er schon damals von kleinlichen localen Wirkungen unab- hängig erklärte. Er stellte die Behauptung auf, daß im Iñern der Erde ein Feuerstrom, Pyrophlegeton, vorhanden sei, der durch die Vulkane mit der äussern Lufthülle in Verbindung stehe. – Diese Vorstellung ist später häufig mißverstanden worden, aber unstrei- tig liegt sie unsrer heutigen Theorie von der nach iñen zunehmen- den Wärme und einem glühenden Erdkern zum Grunde. – Auch über die äussere Gestaltung der Erdrinde hatte Plato großarti- ge Ansichten u betrachtete zB das mittelländische u schwarze Meer

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Christian Thomas: Herausgeber
Tina Krell, Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Nalan Lom: Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription von [N. N.]: Physikalische Geographie. Vorgetragen von Alexander von Humboldt. [Berlin], [1827/28] anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.], S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_privatbesitz_1829/102>, abgerufen am 23.12.2024.