Hufeland, Otto: Vorlesungen über physicalische Geographie von A. v. Humboldt. [G]eschrieben im Sommer 1829 durch Otto Hufeland. [Berlin], [ca. 1829]. [= Abschrift einer Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Sing-Akademie zu Berlin, 6.12.1827–27.3.1828.]von ihm aufgestellten 4 Elemente als einen Zustand der Materie. Diese Die Schule des Pythagoras, welche durch Pherecydes mit der jonischen Schule von ihm aufgestellten 4 Elemente als einen Zustand der Materie. Diese Die Schule des Pythagoras, welche durch Pherecydes mit der jonischen Schule <TEI> <text> <body> <div type="session" n="12"> <p><pb facs="#f0101" n="97"/> von ihm aufgestellten 4 Elemente als einen Zustand der Materie. Diese<lb/> 4 Elemente haben sich durch viele Jahrhunderte erhalten, <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> erst in den neusten<lb/> Zeiten ist es mit Mühe gelungen, sich davon los zu machen. – Es darf nicht<lb/> übergangen werden, daß die jonische Schule in manchen Einzelheiten sehr wich-<lb/> tige Beobachtungen angestellt hat. So untersuchte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118672029 http://d-nb.info/gnd/118672029">Diogenes von Apollonia</persName></hi><lb/> die Respiration der Fische <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> gelangte zu einem ganz richtigen Resultate.<lb/><hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118801732 http://d-nb.info/gnd/118801732">Thales</persName></hi> mag sich lange in Egypten aufgehalten <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> von den dortigen Prie-<lb/> stern seine astronomischen Keñtniße mitgetheilt erhalten haben. Von ihm<lb/> soll die Bestim̃ung des beweglichen Soñenjahres herrühren <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> sogar eine<lb/> Sonnenfinsterniß vorhergesagt oder errathen worden sein. Die Verfinste-<lb/> rung trat ein, während die berühmte Schlacht von <hi rendition="#aq">Halys</hi> zwischen den Me-<lb/> dern und Lydern Statt fand, die mit der Flucht der durch das unerwartete<lb/> Naturereigniß erschreckten Lyder endete. – <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118645102 http://d-nb.info/gnd/118645102">Anaximander</persName></hi> soll die ersten<lb/> Sonnenuhren aus <hi rendition="#aq">Babylon</hi> nach Griechenland gebracht haben, wobei ich<lb/> anmerken will, daß noch zur Zeit des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118503987 http://d-nb.info/gnd/118503987">Aristophanes</persName></hi> die Eintheilung<lb/> der Zeit auf keine andere Weise bestim̃t werden konnte, und daß wich-<lb/> tige Geschäfte, Einladungen zu Mittagessen, danach festgesetzt wurden, daß<lb/> der Schatten 7–8 Fuß Länge haben werde.</p><lb/> <p><hi rendition="#u">Die Schule des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118597248 http://d-nb.info/gnd/118597248">Pythagoras</persName></hi></hi>, welche durch <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118593757 http://d-nb.info/gnd/118593757">Pherecydes</persName></hi> mit der jonischen Schule<lb/> zusam̃enhängt, liefert uns das erste Beispiel von einem weit verbrei-<lb/> teten Bunde, dessen Mitglieder sich überall zusam̃enfanden. Das sicher-<lb/> ste <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> beste über die merkwürdige Erscheinung des <persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118597248 http://d-nb.info/gnd/118597248">Pythagoras</persName> und über<lb/> seine Lehre finden wir <hi rendition="#u">von seinem Schüler <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118791974 http://d-nb.info/gnd/118791974">Philolaus</persName></hi> aufgezeichnet</hi>.<lb/> Hiernach läßt sich aussprechen, daß die Philosophie desselben eine<lb/> Philosophie der Maaße <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#BF">und</expan></choice> der Harmonie war; der erste Versuch des<lb/> menschlichen Geistes, das numerische Element auf die Naturkunde<lb/> anzuwenden, womit eine mathematische Symbolik in Verbindung<lb/> stand. Eine Eigenthümlichkeit dieser Gesellschaft war, daß auch Frauen<lb/> an dem pythagoräischen Bunde Theil nehmen koñten. Nach <hi rendition="#aq"><persName ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118791974 http://d-nb.info/gnd/118791974">Philolaus</persName></hi> be-<lb/> findet sich in der Mitte des Weltgebäudes ein großer Weltheerd; die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0101]
von ihm aufgestellten 4 Elemente als einen Zustand der Materie. Diese
4 Elemente haben sich durch viele Jahrhunderte erhalten, u erst in den neusten
Zeiten ist es mit Mühe gelungen, sich davon los zu machen. – Es darf nicht
übergangen werden, daß die jonische Schule in manchen Einzelheiten sehr wich-
tige Beobachtungen angestellt hat. So untersuchte Diogenes von Apollonia
die Respiration der Fische u gelangte zu einem ganz richtigen Resultate.
Thales mag sich lange in Egypten aufgehalten u von den dortigen Prie-
stern seine astronomischen Keñtniße mitgetheilt erhalten haben. Von ihm
soll die Bestim̃ung des beweglichen Soñenjahres herrühren u sogar eine
Sonnenfinsterniß vorhergesagt oder errathen worden sein. Die Verfinste-
rung trat ein, während die berühmte Schlacht von Halys zwischen den Me-
dern und Lydern Statt fand, die mit der Flucht der durch das unerwartete
Naturereigniß erschreckten Lyder endete. – Anaximander soll die ersten
Sonnenuhren aus Babylon nach Griechenland gebracht haben, wobei ich
anmerken will, daß noch zur Zeit des Aristophanes die Eintheilung
der Zeit auf keine andere Weise bestim̃t werden konnte, und daß wich-
tige Geschäfte, Einladungen zu Mittagessen, danach festgesetzt wurden, daß
der Schatten 7–8 Fuß Länge haben werde.
Die Schule des Pythagoras, welche durch Pherecydes mit der jonischen Schule
zusam̃enhängt, liefert uns das erste Beispiel von einem weit verbrei-
teten Bunde, dessen Mitglieder sich überall zusam̃enfanden. Das sicher-
ste u beste über die merkwürdige Erscheinung des Pythagoras und über
seine Lehre finden wir von seinem Schüler Philolaus aufgezeichnet.
Hiernach läßt sich aussprechen, daß die Philosophie desselben eine
Philosophie der Maaße u der Harmonie war; der erste Versuch des
menschlichen Geistes, das numerische Element auf die Naturkunde
anzuwenden, womit eine mathematische Symbolik in Verbindung
stand. Eine Eigenthümlichkeit dieser Gesellschaft war, daß auch Frauen
an dem pythagoräischen Bunde Theil nehmen koñten. Nach Philolaus be-
findet sich in der Mitte des Weltgebäudes ein großer Weltheerd; die
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