Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.

Bild:
<< vorherige Seite
Grab Schrifften Erstes Theil.
26. Marien Stuartin.
Mier hat Elisabeth die Freyheit weggenommen /
Ich bin durch Heng-mans Hand von meinem Leben kommen /
Was der und jener Klagt ist mehrentheils erdacht /
Mich hat ein guther Kopff umb meinen Kopff gebracht.
27. Königin Elisabeths.
Ich habe Crohn und Schwerdt doch keinen Man getragen /
Es mag mein Königreich von meinen Thaten sagen /
Die Todten reden nicht/ wer ehrt den faulen Leib?
Ich sage nichts alß diß: Hier ruht ein Englisch Weib.
28. Marien de Medices.
Die Mutter-Stadt Florentz ließ mich nicht ohne schmertzen.
Parieß empfing mich zwar/ doch nicht mit trewen Hertzen /
Den ich zu groß gemacht/ stieß mich in strenge flucht /
Zu Cöln hat mich der Todt nicht ungewünscht gesucht.
29. Marien Magdalenen.
Hier ruht das schöne Haupt/ hier ruht die schöne Schoß /
Auß der die Lieblichkeit mit reichen Strömen floß.
Nachdehm daß zarte Weib verließ den Hüren-orden /
Sint auch die Engel selbst der selben Buhler worden.
30. Lucretien.
Ein wolverwahrtes Loch fraß meines ruhmes Schätze /
Ein Loch in meiner Brust gab mich deß Todes netze /
Ein Loch nicht weit von hier beschleist den zarten Leib /
Drey Löcher sint zuviel zufellen nur ein Weib.
Helenen.
Grab Schrifften Erſtes Theil.
26. Marien Stuartin.
Mier hat Eliſabeth die Freyheit weggenommen /
Ich bin durch Heng-mans Hand von meinem Leben kommen /
Was der und jener Klagt iſt mehrentheils erdacht /
Mich hat ein guther Kopff umb meinen Kopff gebracht.
27. Koͤnigin Eliſabeths.
Ich habe Crohn und Schwerdt doch keinen Man getragen /
Es mag mein Koͤnigreich von meinen Thaten ſagen /
Die Todten reden nicht/ wer ehrt den faulen Leib?
Ich ſage nichts alß diß: Hier ruht ein Engliſch Weib.
28. Marien de Medices.
Die Mutter-Stadt Florentz ließ mich nicht ohne ſchmertzen.
Parieß empfing mich zwar/ doch nicht mit trewen Hertzen /
Den ich zu groß gemacht/ ſtieß mich in ſtrenge flucht /
Zu Coͤln hat mich der Todt nicht ungewuͤnſcht gesucht.
29. Marien Magdalenen.
Hier ruht das ſchoͤne Haupt/ hier ruht die ſchoͤne Schoß /
Auß der die Lieblichkeit mit reichen Stroͤmen floß.
Nachdehm daß zarte Weib verließ den Huͤren-orden /
Sint auch die Engel ſelbſt der ſelben Buhler worden.
30. Lucretien.
Ein wolverwahrtes Loch fraß meines ruhmes Schaͤtze /
Ein Loch in meiner Bruſt gab mich deß Todes netze /
Ein Loch nicht weit von hier beſchleiſt den zarten Leib /
Drey Loͤcher ſint zuviel zufellen nur ein Weib.
Helenen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0008" n="[8]"/>
          <fw place="top" type="header">Grab Schrifften Er&#x017F;tes Theil.<lb/></fw>
          <div n="3">
            <head>26. Marien Stuartin.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Mier hat Eli&#x017F;abeth die Freyheit weggenommen /</l><lb/>
              <l>Ich bin durch Heng-mans Hand von meinem Leben kommen /</l><lb/>
              <l>Was der und jener Klagt i&#x017F;t mehrentheils erdacht /</l><lb/>
              <l>Mich hat ein guther Kopff umb meinen Kopff
                 gebracht.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>27. Ko&#x0364;nigin Eli&#x017F;abeths.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Ich habe Crohn und Schwerdt doch keinen Man getragen /</l><lb/>
              <l>Es mag mein Ko&#x0364;nigreich von meinen Thaten &#x017F;agen /</l><lb/>
              <l>Die Todten reden nicht/ wer ehrt den faulen Leib?</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;age nichts alß diß: Hier ruht ein Engli&#x017F;ch
                 Weib.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>28. Marien de Medices.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Die Mutter-Stadt Florentz ließ mich nicht ohne &#x017F;chmertzen.</l><lb/>
              <l>Parieß empfing mich zwar/ doch nicht mit trewen Hertzen /</l><lb/>
              <l>Den ich zu groß gemacht/ &#x017F;tieß mich in &#x017F;trenge flucht
                 /</l><lb/>
              <l>Zu Co&#x0364;ln hat mich der Todt nicht ungewu&#x0364;n&#x017F;cht
                 gesucht.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>29. Marien Magdalenen.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Hier ruht das &#x017F;cho&#x0364;ne Haupt/ hier ruht die &#x017F;cho&#x0364;ne
                 Schoß /</l><lb/>
              <l>Auß der die Lieblichkeit mit reichen Stro&#x0364;men floß.</l><lb/>
              <l>Nachdehm daß zarte Weib verließ den Hu&#x0364;ren-orden /</l><lb/>
              <l>Sint auch die Engel &#x017F;elb&#x017F;t der &#x017F;elben Buhler worden.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>30. Lucretien.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Ein wolverwahrtes Loch fraß meines ruhmes Scha&#x0364;tze /</l><lb/>
              <l>Ein Loch in meiner Bru&#x017F;t gab mich deß Todes netze /</l><lb/>
              <l>Ein Loch nicht weit von hier be&#x017F;chlei&#x017F;t den zarten
                 Leib /</l><lb/>
              <l>Drey Lo&#x0364;cher &#x017F;int zuviel zufellen nur ein Weib.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <fw place="bottom" type="catch">Helenen.<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[8]/0008] Grab Schrifften Erſtes Theil. 26. Marien Stuartin. Mier hat Eliſabeth die Freyheit weggenommen / Ich bin durch Heng-mans Hand von meinem Leben kommen / Was der und jener Klagt iſt mehrentheils erdacht / Mich hat ein guther Kopff umb meinen Kopff gebracht. 27. Koͤnigin Eliſabeths. Ich habe Crohn und Schwerdt doch keinen Man getragen / Es mag mein Koͤnigreich von meinen Thaten ſagen / Die Todten reden nicht/ wer ehrt den faulen Leib? Ich ſage nichts alß diß: Hier ruht ein Engliſch Weib. 28. Marien de Medices. Die Mutter-Stadt Florentz ließ mich nicht ohne ſchmertzen. Parieß empfing mich zwar/ doch nicht mit trewen Hertzen / Den ich zu groß gemacht/ ſtieß mich in ſtrenge flucht / Zu Coͤln hat mich der Todt nicht ungewuͤnſcht gesucht. 29. Marien Magdalenen. Hier ruht das ſchoͤne Haupt/ hier ruht die ſchoͤne Schoß / Auß der die Lieblichkeit mit reichen Stroͤmen floß. Nachdehm daß zarte Weib verließ den Huͤren-orden / Sint auch die Engel ſelbſt der ſelben Buhler worden. 30. Lucretien. Ein wolverwahrtes Loch fraß meines ruhmes Schaͤtze / Ein Loch in meiner Bruſt gab mich deß Todes netze / Ein Loch nicht weit von hier beſchleiſt den zarten Leib / Drey Loͤcher ſint zuviel zufellen nur ein Weib. Helenen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand, Matthias Boenig: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/8
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/8>, abgerufen am 26.12.2024.