Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.

Bild:
<< vorherige Seite
Grab Schrifften Erstes Theil.
41. Eines ungleichen Richters.
Wer hier begraben liegt darff keiner recht bekennen /
Ein jeder hütet sich für Staupen und für Brennen /
Ein Wort geht noch wol hin/ doch drück ein Auge zu /
So sag ich/ dieser Mann war eben so wie du.
42. Eines ungerechten Advocaten.
Daß schlechte macht ich krum/ das krumme macht ich schlecht /
Die Sachen nerten micht: Verwirrung/ zang und recht.
Doch wo Justinia wird für den Richtstuel kommen /
So werd ich woll gewiß verblassen und verstummen.
43. Eines unwissenden Artztes.
Des Todes Lietenant hat sich hieher geselt /
Nachdehm sein Recipe viel tausent hingefält.
Mich wundert das der Todt nicht seiner hat verschonet /
Und ihm den trewen Dienst auff andre ahrt belohnet.
44. Eines Jesuiten.
Ich war ein Dieterich zu grosser Herren Hertze /
Ick zündte Länder an/ mein Hochmuth vor die Kertze /
Mein Mund der ehrte Gott/ den Teuffel Hertz und Sin /
Ey Leser rathe doch war ich gewesen bin.
45. Eines Tadelhafften Mönchen.
Ich Glaubt' und weiß nicht wie/ Ich Sang und weiß nicht waß /
Mein Teuffel war ein Buch/ mein Heiligthumb ein Glaß /
Mein Todt die Fasten zeit/ die Kirche meine Helle /
Ich ruffe hier zu Gott/ wie vor in meiner Zelle.
Eines un-
B ij
Grab Schrifften Erſtes Theil.
41. Eines ungleichen Richters.
Wer hier begraben liegt darff keiner recht bekennen /
Ein jeder huͤtet ſich fuͤr Staupen und fuͤr Brennen /
Ein Wort geht noch wol hin/ doch druͤck ein Auge zu /
So ſag ich/ dieſer Mann war eben ſo wie du.
42. Eines ungerechten Advocaten.
Daß ſchlechte macht ich krum/ das krumme macht ich schlecht /
Die Sachen nerten micht: Verwirrung/ zang und recht.
Doch wo Juſtinia wird fuͤr den Richtſtuel kommen /
So werd ich woll gewiß verblaſſen und verſtummen.
43. Eines unwiſſenden Artztes.
Des Todes Lietenant hat ſich hieher geſelt /
Nachdehm ſein Recipe viel tauſent hingefaͤlt.
Mich wundert das der Todt nicht ſeiner hat verſchonet /
Und ihm den trewen Dienſt auff andre ahrt belohnet.
44. Eines Jeſuiten.
Ich war ein Dieterich zu groſſer Herren Hertze /
Ick zuͤndte Laͤnder an/ mein Hochmuth vor die Kertze /
Mein Mund der ehrte Gott/ den Teuffel Hertz und Sin /
Ey Leſer rathe doch war ich geweſen bin.
45. Eines Tadelhafften Moͤnchen.
Ich Glaubt’ und weiß nicht wie/ Ich Sang und weiß nicht waß /
Mein Teuffel war ein Buch/ mein Heiligthumb ein Glaß /
Mein Todt die Faſten zeit/ die Kirche meine Helle /
Ich ruffe hier zu Gott/ wie vor in meiner Zelle.
Eines un-
B ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0011" n="[11]"/>
          <fw place="top" type="header">Grab Schrifften Er&#x017F;tes Theil.<lb/></fw>
          <div n="3">
            <head>41. Eines ungleichen Richters.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Wer hier begraben liegt darff keiner recht bekennen /</l><lb/>
              <l>Ein jeder hu&#x0364;tet &#x017F;ich fu&#x0364;r Staupen und fu&#x0364;r Brennen /</l><lb/>
              <l>Ein Wort geht noch wol hin/ doch dru&#x0364;ck ein Auge zu
                 /</l><lb/>
              <l>So &#x017F;ag ich/ die&#x017F;er Mann war eben &#x017F;o wie du.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>42. Eines ungerechten Advocaten.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Daß &#x017F;chlechte macht ich krum/ das krumme macht ich
                 schlecht /</l><lb/>
              <l>Die Sachen nerten micht: Verwirrung/ zang und
                 recht.</l><lb/>
              <l>Doch wo Ju&#x017F;tinia wird fu&#x0364;r den Richt&#x017F;tuel kommen /</l><lb/>
              <l>So werd ich woll gewiß verbla&#x017F;&#x017F;en und ver&#x017F;tummen.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>43. Eines unwi&#x017F;&#x017F;enden Artztes.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Des Todes Lietenant hat &#x017F;ich hieher ge&#x017F;elt /</l><lb/>
              <l>Nachdehm &#x017F;ein Recipe viel tau&#x017F;ent hingefa&#x0364;lt.</l><lb/>
              <l>Mich wundert das der Todt nicht &#x017F;einer hat ver&#x017F;chonet /</l><lb/>
              <l>Und ihm den trewen Dien&#x017F;t auff andre ahrt belohnet.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>44. Eines Je&#x017F;uiten.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Ich war ein Dieterich zu gro&#x017F;&#x017F;er Herren Hertze /</l><lb/>
              <l>Ick zu&#x0364;ndte La&#x0364;nder an/ mein Hochmuth vor die Kertze /</l><lb/>
              <l>Mein Mund der ehrte Gott/ den Teuffel Hertz und Sin
                 /</l><lb/>
              <l>Ey Le&#x017F;er rathe doch war ich gewe&#x017F;en bin.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <div n="3">
            <head>45. Eines Tadelhafften Mo&#x0364;nchen.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l>Ich Glaubt&#x2019; und weiß nicht wie/ Ich Sang und weiß
                 nicht waß /</l><lb/>
              <l>Mein Teuffel war ein Buch/ mein Heiligthumb ein Glaß
                 /</l><lb/>
              <l>Mein Todt die Fa&#x017F;ten zeit/ die Kirche meine Helle /</l><lb/>
              <l>Ich ruffe hier zu Gott/ wie vor in meiner Zelle.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
          <fw place="bottom" type="sig">B ij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Eines un-<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[11]/0011] Grab Schrifften Erſtes Theil. 41. Eines ungleichen Richters. Wer hier begraben liegt darff keiner recht bekennen / Ein jeder huͤtet ſich fuͤr Staupen und fuͤr Brennen / Ein Wort geht noch wol hin/ doch druͤck ein Auge zu / So ſag ich/ dieſer Mann war eben ſo wie du. 42. Eines ungerechten Advocaten. Daß ſchlechte macht ich krum/ das krumme macht ich schlecht / Die Sachen nerten micht: Verwirrung/ zang und recht. Doch wo Juſtinia wird fuͤr den Richtſtuel kommen / So werd ich woll gewiß verblaſſen und verſtummen. 43. Eines unwiſſenden Artztes. Des Todes Lietenant hat ſich hieher geſelt / Nachdehm ſein Recipe viel tauſent hingefaͤlt. Mich wundert das der Todt nicht ſeiner hat verſchonet / Und ihm den trewen Dienſt auff andre ahrt belohnet. 44. Eines Jeſuiten. Ich war ein Dieterich zu groſſer Herren Hertze / Ick zuͤndte Laͤnder an/ mein Hochmuth vor die Kertze / Mein Mund der ehrte Gott/ den Teuffel Hertz und Sin / Ey Leſer rathe doch war ich geweſen bin. 45. Eines Tadelhafften Moͤnchen. Ich Glaubt’ und weiß nicht wie/ Ich Sang und weiß nicht waß / Mein Teuffel war ein Buch/ mein Heiligthumb ein Glaß / Mein Todt die Faſten zeit/ die Kirche meine Helle / Ich ruffe hier zu Gott/ wie vor in meiner Zelle. Eines un- B ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand, Matthias Boenig: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/11
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/11>, abgerufen am 26.12.2024.