Anlage vereinbar; sie können hie und da, z. B. vor einem Speisesaal, einen Grad der Schicklichkeit gewinnen, der ihnen sonst fehlt; und bey einem Ruhekabinet hat selbst ihr monotonisches Geplätscher einen geheimen Zauber, der zum Schlummer einladet. Allein starke Wasserfälle und rauschende Ströme haben zu viel Lebhaftig- keit, als daß sie bey der allgemeinen Ruhe, die über den Mittag schwebt, hier schick- lich scheinen könnten.
In dieser Art von Gärten müssen die Gebäude nicht frey stehen, sondern sich, wo nicht ganz, doch zum Theil, in Schatten verhüllen. Denn ihre Lage muß dazu beytragen, den allgemeinen Charakter der Scene, Sehnsucht nach Kühlung, verbreiten zu helfen, und zugleich den Glanz zu verdunkeln, den sie auf einer schattenfreyen Stelle zum Nachtheil des Auftritts zurückwerfen würden. Eben diese Beschattung verlangt auch außerdem noch die Bestimmung der Ge- bäude in einem Mittagsgarten. Sie können fast nur allein dem Ausruhen von der Ermattung in der Hitze, der Erholung an der Tafel und den Erfrischungen des Bades gewidmet seyn. Man kann hier verschiedene Tempel, bald der Ruhe, bald dem Bacchus, bald dem Comus geweihet, aufführen, und sie mit einem eigenen Charakter und Gepräge ihrer Bestimmung bezeichnen: ein neues Feld zur Erfin- dung und zum Ruhm für den sinnreichen Architecten.
Ein schönes Beyspiel von diesem Verdienst betrachte man hier.
Ein
Fuͤnfter Abſchnitt. Gaͤrten oder Scenen
Anlage vereinbar; ſie koͤnnen hie und da, z. B. vor einem Speiſeſaal, einen Grad der Schicklichkeit gewinnen, der ihnen ſonſt fehlt; und bey einem Ruhekabinet hat ſelbſt ihr monotoniſches Geplaͤtſcher einen geheimen Zauber, der zum Schlummer einladet. Allein ſtarke Waſſerfaͤlle und rauſchende Stroͤme haben zu viel Lebhaftig- keit, als daß ſie bey der allgemeinen Ruhe, die uͤber den Mittag ſchwebt, hier ſchick- lich ſcheinen koͤnnten.
In dieſer Art von Gaͤrten muͤſſen die Gebaͤude nicht frey ſtehen, ſondern ſich, wo nicht ganz, doch zum Theil, in Schatten verhuͤllen. Denn ihre Lage muß dazu beytragen, den allgemeinen Charakter der Scene, Sehnſucht nach Kuͤhlung, verbreiten zu helfen, und zugleich den Glanz zu verdunkeln, den ſie auf einer ſchattenfreyen Stelle zum Nachtheil des Auftritts zuruͤckwerfen wuͤrden. Eben dieſe Beſchattung verlangt auch außerdem noch die Beſtimmung der Ge- baͤude in einem Mittagsgarten. Sie koͤnnen faſt nur allein dem Ausruhen von der Ermattung in der Hitze, der Erholung an der Tafel und den Erfriſchungen des Bades gewidmet ſeyn. Man kann hier verſchiedene Tempel, bald der Ruhe, bald dem Bacchus, bald dem Comus geweihet, auffuͤhren, und ſie mit einem eigenen Charakter und Gepraͤge ihrer Beſtimmung bezeichnen: ein neues Feld zur Erfin- dung und zum Ruhm fuͤr den ſinnreichen Architecten.
Ein ſchoͤnes Beyſpiel von dieſem Verdienſt betrachte man hier.
Ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0020"n="12"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Fuͤnfter Abſchnitt. Gaͤrten oder Scenen</hi></fw><lb/>
Anlage vereinbar; ſie koͤnnen hie und da, z. B. vor einem Speiſeſaal, einen Grad<lb/>
der Schicklichkeit gewinnen, der ihnen ſonſt fehlt; und bey einem Ruhekabinet hat<lb/>ſelbſt ihr monotoniſches Geplaͤtſcher einen geheimen Zauber, der zum Schlummer<lb/>
einladet. Allein ſtarke Waſſerfaͤlle und rauſchende Stroͤme haben zu viel Lebhaftig-<lb/>
keit, als daß ſie bey der allgemeinen Ruhe, die uͤber den Mittag ſchwebt, hier ſchick-<lb/>
lich ſcheinen koͤnnten.</p><lb/><p>In dieſer Art von Gaͤrten muͤſſen die Gebaͤude nicht frey ſtehen, ſondern<lb/>ſich, wo nicht ganz, doch zum Theil, in Schatten verhuͤllen. Denn ihre Lage<lb/>
muß dazu beytragen, den allgemeinen Charakter der Scene, Sehnſucht nach<lb/>
Kuͤhlung, verbreiten zu helfen, und zugleich den Glanz zu verdunkeln, den ſie auf<lb/>
einer ſchattenfreyen Stelle zum Nachtheil des Auftritts zuruͤckwerfen wuͤrden.<lb/>
Eben dieſe Beſchattung verlangt auch außerdem noch die Beſtimmung der Ge-<lb/>
baͤude in einem Mittagsgarten. Sie koͤnnen faſt nur allein dem Ausruhen von<lb/>
der Ermattung in der Hitze, der Erholung an der Tafel und den Erfriſchungen des<lb/>
Bades gewidmet ſeyn. Man kann hier verſchiedene Tempel, bald der Ruhe, bald<lb/>
dem <hirendition="#fr">Bacchus,</hi> bald dem <hirendition="#fr">Comus</hi> geweihet, auffuͤhren, und ſie mit einem eigenen<lb/>
Charakter und Gepraͤge ihrer Beſtimmung bezeichnen: ein neues Feld zur Erfin-<lb/>
dung und zum Ruhm fuͤr den ſinnreichen Architecten.</p><lb/><p>Ein ſchoͤnes Beyſpiel von dieſem Verdienſt betrachte man hier.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ein</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[12/0020]
Fuͤnfter Abſchnitt. Gaͤrten oder Scenen
Anlage vereinbar; ſie koͤnnen hie und da, z. B. vor einem Speiſeſaal, einen Grad
der Schicklichkeit gewinnen, der ihnen ſonſt fehlt; und bey einem Ruhekabinet hat
ſelbſt ihr monotoniſches Geplaͤtſcher einen geheimen Zauber, der zum Schlummer
einladet. Allein ſtarke Waſſerfaͤlle und rauſchende Stroͤme haben zu viel Lebhaftig-
keit, als daß ſie bey der allgemeinen Ruhe, die uͤber den Mittag ſchwebt, hier ſchick-
lich ſcheinen koͤnnten.
In dieſer Art von Gaͤrten muͤſſen die Gebaͤude nicht frey ſtehen, ſondern
ſich, wo nicht ganz, doch zum Theil, in Schatten verhuͤllen. Denn ihre Lage
muß dazu beytragen, den allgemeinen Charakter der Scene, Sehnſucht nach
Kuͤhlung, verbreiten zu helfen, und zugleich den Glanz zu verdunkeln, den ſie auf
einer ſchattenfreyen Stelle zum Nachtheil des Auftritts zuruͤckwerfen wuͤrden.
Eben dieſe Beſchattung verlangt auch außerdem noch die Beſtimmung der Ge-
baͤude in einem Mittagsgarten. Sie koͤnnen faſt nur allein dem Ausruhen von
der Ermattung in der Hitze, der Erholung an der Tafel und den Erfriſchungen des
Bades gewidmet ſeyn. Man kann hier verſchiedene Tempel, bald der Ruhe, bald
dem Bacchus, bald dem Comus geweihet, auffuͤhren, und ſie mit einem eigenen
Charakter und Gepraͤge ihrer Beſtimmung bezeichnen: ein neues Feld zur Erfin-
dung und zum Ruhm fuͤr den ſinnreichen Architecten.
Ein ſchoͤnes Beyſpiel von dieſem Verdienſt betrachte man hier.
Ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/20>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.