Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Sie gingen um mit schwert und beil
Doch streiten ist nicht unser teil
Uns ist der friede nicht mehr feil
Um ihrer güter weh und heil.

Ich weiss du trittst zu mir ins haus
Wie jemand der an leid gewöhnt
Nicht froh ist wo zu spiel und schmaus
Die saite zwischen säulen dröhnt
Hier schreitet man nicht laut nicht oft
Durchs fenster dringt der herbstgeruch
Hier wird ein trost dem der nicht hofft
Und bangem frager milder spruch
Beim eintritt leis ein händedruck
Beim weiterzug vom stillen heim
Ein kuss -- und ein bescheidner schmuck
Als gastgeschenk: ein zarter reim.

Dies leid und diese last: zu bannen
Was nah erst war und mein
Vergebliches die arme spannen
Nach dem was nur mehr schein
Dies heilungslose sich betäuben
Mit eitlem nein und kein
Dies unbegründete sich sträuben
Dies unabwendbar-sein

Sie gingen um mit schwert und beil
Doch streiten ist nicht unser teil
Uns ist der friede nicht mehr feil
Um ihrer güter weh und heil.

Ich weiss du trittst zu mir ins haus
Wie jemand der an leid gewöhnt
Nicht froh ist wo zu spiel und schmaus
Die saite zwischen säulen dröhnt
Hier schreitet man nicht laut nicht oft
Durchs fenster dringt der herbstgeruch
Hier wird ein trost dem der nicht hofft
Und bangem frager milder spruch
Beim eintritt leis ein händedruck
Beim weiterzug vom stillen heim
Ein kuss — und ein bescheidner schmuck
Als gastgeschenk: ein zarter reim.

Dies leid und diese last: zu bannen
Was nah erst war und mein
Vergebliches die arme spannen
Nach dem was nur mehr schein
Dies heilungslose sich betäuben
Mit eitlem nein und kein
Dies unbegründete sich sträuben
Dies unabwendbar-sein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0047"/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#blue">S</hi>ie gingen um mit schwert und beil</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">D</hi>och streiten ist nicht unser teil</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">U</hi>ns ist der friede nicht mehr feil</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">U</hi>m ihrer güter weh und heil.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in #red">I</hi>ch weiss du trittst zu mir ins haus</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">W</hi>ie jemand der an leid gewöhnt</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">N</hi>icht froh ist wo zu spiel und schmaus</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie saite zwischen säulen dröhnt</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#red">H</hi>ier schreitet man nicht laut nicht oft</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">D</hi>urchs fenster dringt der herbstgeruch</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">H</hi>ier wird ein trost dem der nicht hofft</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">U</hi>nd bangem frager milder spruch</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#red">B</hi>eim eintritt leis ein händedruck</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">B</hi>eim weiterzug vom stillen heim</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">E</hi>in kuss &#x2014; und ein bescheidner schmuck</l><lb/>
              <l><hi rendition="#blue">A</hi>ls gastgeschenk: ein zarter reim.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#blue #in">D</hi>ies leid und diese last: zu bannen</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">W</hi>as nah erst war und mein</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">V</hi>ergebliches die arme spannen</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">N</hi>ach dem was nur mehr schein</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#blue">D</hi>ies heilungslose sich betäuben</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">M</hi>it eitlem nein und kein</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">D</hi>ies unbegründete sich sträuben</l><lb/>
              <l><hi rendition="#red">D</hi>ies unabwendbar-sein</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0047] Sie gingen um mit schwert und beil Doch streiten ist nicht unser teil Uns ist der friede nicht mehr feil Um ihrer güter weh und heil. Ich weiss du trittst zu mir ins haus Wie jemand der an leid gewöhnt Nicht froh ist wo zu spiel und schmaus Die saite zwischen säulen dröhnt Hier schreitet man nicht laut nicht oft Durchs fenster dringt der herbstgeruch Hier wird ein trost dem der nicht hofft Und bangem frager milder spruch Beim eintritt leis ein händedruck Beim weiterzug vom stillen heim Ein kuss — und ein bescheidner schmuck Als gastgeschenk: ein zarter reim. Dies leid und diese last: zu bannen Was nah erst war und mein Vergebliches die arme spannen Nach dem was nur mehr schein Dies heilungslose sich betäuben Mit eitlem nein und kein Dies unbegründete sich sträuben Dies unabwendbar-sein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/47
Zitationshilfe: George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/george_seele_1897/47>, abgerufen am 21.11.2024.