George, Stefan: Das Jahr der Seele. Berlin, 1897.So bringt uns jenes mahnende gespenster Und leiden das uns bang und müde macht · Sieh unterm baume draussen vor dem fenster Die vielen leichen nach der winde schlacht Vom thore dessen eisen-lilien rosten Entfliegen vögel zum verdeckten rasen Und andre trinken frierend auf den pfosten Vom regen aus den hohlen blumen-vasen. Ich schrieb es auf: nicht länger sei verhehlt Was als gedanken ich nicht mehr verbanne Was ich nicht sage du nicht fühlst: uns fehlt Bis an das glück noch eine weite spanne An einer hohen blume welkem stiel Entfaltest du's · ich stehe fern und ahne · · Es war das weisse blatt das dir entfiel Die grellste farbe auf dem fahlen plane. Im freien viereck mit den gelben steinen In dessen mitte sich die brunnen regen Willst du noch flüchtig späte rede pflegen Da heut dir hell wie nie die sterne scheinen Doch tritt von dem basaltenen behälter Er winkt die toten zweige zu bestatten Im vollen mondenlichte weht es kälter Als drüben unter jener föhren schatten · So bringt uns jenes mahnende gespenster Und leiden das uns bang und müde macht · Sieh unterm baume draussen vor dem fenster Die vielen leichen nach der winde schlacht Vom thore dessen eisen-lilien rosten Entfliegen vögel zum verdeckten rasen Und andre trinken frierend auf den pfosten Vom regen aus den hohlen blumen-vasen. Ich schrieb es auf: nicht länger sei verhehlt Was als gedanken ich nicht mehr verbanne Was ich nicht sage du nicht fühlst: uns fehlt Bis an das glück noch eine weite spanne An einer hohen blume welkem stiel Entfaltest du's · ich stehe fern und ahne · · Es war das weisse blatt das dir entfiel Die grellste farbe auf dem fahlen plane. Im freien viereck mit den gelben steinen In dessen mitte sich die brunnen regen Willst du noch flüchtig späte rede pflegen Da heut dir hell wie nie die sterne scheinen Doch tritt von dem basaltenen behälter Er winkt die toten zweige zu bestatten Im vollen mondenlichte weht es kälter Als drüben unter jener föhren schatten · <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0015"/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#blue">S</hi>o bringt uns jenes mahnende gespenster</l><lb/> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd leiden das uns bang und müde macht ·</l><lb/> <l><hi rendition="#red">S</hi>ieh unterm baume draussen vor dem fenster</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>ie vielen leichen nach der winde schlacht</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#blue">V</hi>om thore dessen eisen-lilien rosten</l><lb/> <l><hi rendition="#red">E</hi>ntfliegen vögel zum verdeckten rasen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">U</hi>nd andre trinken frierend auf den pfosten</l><lb/> <l><hi rendition="#red">V</hi>om regen aus den hohlen blumen-vasen.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in #red">I</hi>ch schrieb es auf: nicht länger sei verhehlt</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">W</hi>as als gedanken ich nicht mehr verbanne</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">W</hi>as ich nicht sage du nicht fühlst: uns fehlt</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">B</hi>is an das glück noch eine weite spanne</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#red">A</hi>n einer hohen blume welkem stiel</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">E</hi>ntfaltest du's · ich stehe fern und ahne · ·</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">E</hi>s war das weisse blatt das dir entfiel</l><lb/> <l><hi rendition="#blue">D</hi>ie grellste farbe auf dem fahlen plane.</l> </lg><lb/> <l/> </lg> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#blue #in">I</hi>m freien viereck mit den gelben steinen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>n dessen mitte sich die brunnen regen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">W</hi>illst du noch flüchtig späte rede pflegen</l><lb/> <l><hi rendition="#red">D</hi>a heut dir hell wie nie die sterne scheinen</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l><hi rendition="#blue">D</hi>och tritt von dem basaltenen behälter</l><lb/> <l><hi rendition="#red">E</hi>r winkt die toten zweige zu bestatten</l><lb/> <l><hi rendition="#red">I</hi>m vollen mondenlichte weht es kälter</l><lb/> <l><hi rendition="#red">A</hi>ls drüben unter jener föhren schatten ·</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
So bringt uns jenes mahnende gespenster
Und leiden das uns bang und müde macht ·
Sieh unterm baume draussen vor dem fenster
Die vielen leichen nach der winde schlacht
Vom thore dessen eisen-lilien rosten
Entfliegen vögel zum verdeckten rasen
Und andre trinken frierend auf den pfosten
Vom regen aus den hohlen blumen-vasen.
Ich schrieb es auf: nicht länger sei verhehlt
Was als gedanken ich nicht mehr verbanne
Was ich nicht sage du nicht fühlst: uns fehlt
Bis an das glück noch eine weite spanne
An einer hohen blume welkem stiel
Entfaltest du's · ich stehe fern und ahne · ·
Es war das weisse blatt das dir entfiel
Die grellste farbe auf dem fahlen plane.
Im freien viereck mit den gelben steinen
In dessen mitte sich die brunnen regen
Willst du noch flüchtig späte rede pflegen
Da heut dir hell wie nie die sterne scheinen
Doch tritt von dem basaltenen behälter
Er winkt die toten zweige zu bestatten
Im vollen mondenlichte weht es kälter
Als drüben unter jener föhren schatten ·
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