Er schwankte aus der Höhle bis auf sei- nen Hofplaz. Hier hob er seine Augen gen Himmel; ein sanfterwärmender Strahl der Morgensonne fiel durch die Bäume auf sein Angesicht, und es ward ihm, als wenn er neu gebohren würde. "O du ewiger Quel des Lebens, rief er aus, indem er sich auf seine Knie warf; Gott! Gott! habe Dank, daß du mich noch einmahl deine schöne Sonne erblikken, und in ihrem Lichte die Wunder deiner Schöpfung sehen läßt! Habe Dank! Dank! Dank! daß du mich nicht verlassen hast in meiner Noth; daß du noch einmahl mich zurük gerufen hast ins Leben, um mir noch mehr Zeit zu meiner Besserung zu schen- ken! Laß mich doch ja jeden Tag meines noch übrigen Lebens dazu anwenden, damit ich zu jeder Zeit bereit gefunden werde, hinzureisen nach dem Orte unserer ewigen Bestimmung, wo wir den Lohn unserer guten und bösen Thaten empfangen werden!"
Nach diesem kurzen, aber herzlichen Ge- bete weidete er seine Augen bald an dem gros-
sen
Er ſchwankte aus der Hoͤhle bis auf ſei- nen Hofplaz. Hier hob er ſeine Augen gen Himmel; ein ſanfterwaͤrmender Strahl der Morgenſonne fiel durch die Baͤume auf ſein Angeſicht, und es ward ihm, als wenn er neu gebohren wuͤrde. „O du ewiger Quel des Lebens, rief er aus, indem er ſich auf ſeine Knie warf; Gott! Gott! habe Dank, daß du mich noch einmahl deine ſchoͤne Sonne erblikken, und in ihrem Lichte die Wunder deiner Schoͤpfung ſehen laͤßt! Habe Dank! Dank! Dank! daß du mich nicht verlaſſen haſt in meiner Noth; daß du noch einmahl mich zuruͤk gerufen haſt ins Leben, um mir noch mehr Zeit zu meiner Beſſerung zu ſchen- ken! Laß mich doch ja jeden Tag meines noch uͤbrigen Lebens dazu anwenden, damit ich zu jeder Zeit bereit gefunden werde, hinzureiſen nach dem Orte unſerer ewigen Beſtimmung, wo wir den Lohn unſerer guten und boͤſen Thaten empfangen werden!„
Nach dieſem kurzen, aber herzlichen Ge- bete weidete er ſeine Augen bald an dem groſ-
ſen
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Er ſchwankte aus der Hoͤhle bis auf ſei-
nen Hofplaz. Hier hob er ſeine Augen gen
Himmel; ein ſanfterwaͤrmender Strahl der
Morgenſonne fiel durch die Baͤume auf ſein
Angeſicht, und es ward ihm, als wenn er
neu gebohren wuͤrde. „O du ewiger Quel
des Lebens, rief er aus, indem er ſich auf
ſeine Knie warf; Gott! Gott! habe Dank,
daß du mich noch einmahl deine ſchoͤne Sonne
erblikken, und in ihrem Lichte die Wunder
deiner Schoͤpfung ſehen laͤßt! Habe Dank!
Dank! Dank! daß du mich nicht verlaſſen
haſt in meiner Noth; daß du noch einmahl
mich zuruͤk gerufen haſt ins Leben, um mir
noch mehr Zeit zu meiner Beſſerung zu ſchen-
ken! Laß mich doch ja jeden Tag meines noch
uͤbrigen Lebens dazu anwenden, damit ich zu
jeder Zeit bereit gefunden werde, hinzureiſen
nach dem Orte unſerer ewigen Beſtimmung,
wo wir den Lohn unſerer guten und boͤſen
Thaten empfangen werden!„
Nach dieſem kurzen, aber herzlichen Ge-
bete weidete er ſeine Augen bald an dem groſ-
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/14>, abgerufen am 26.12.2024.
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