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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1721.


IX. Morgen-Gedancken. *
Glantz der Ewigkeit,
GOtt und HErr der Zeit!
Sey von allen Creaturen
Vor die neu erregte Spuren
Deiner Gütigkeit
Hoch gebenedeyt.
Diese finstre Nacht
Jst zum Schluß gebracht,
Und die Strahlen heitrer Sonne
Brechen, zur gemeinen Wonne,
Durch die dunckle Macht
Der vergangnen Nacht.
Sehen wir denn nicht
Jn dem Morgen-Licht
Einen Strahl von grössern Kräfften,
Und durchdringendern Geschäfften?
Sehen wir dich nicht,
Zions Sonnen-Licht?
Ach! du blinckest zwar;
Aber unser Staar,
Unsre Blindheit muß mit Schrecken
Sich vor deinem Blitz verstecken:
Unsrer Augen-Staar
Wird dich nicht gewahr.
Eile doch herbey,
Mit der Artzeney:
Räume weg die dicken Felle,
Mache unsre Augen helle,
Sonst ist unsre Noth
Aerger als der Tod.
Und weil in der Zeit
Nacht und Dunckelheit
Unser Licht so hefftig schwächen,
Und so offte unterbrechen;
Weil
* Jm May zu Berlin.
1721.


IX. Morgen-Gedancken. *
Glantz der Ewigkeit,
GOtt und HErr der Zeit!
Sey von allen Creaturen
Vor die neu erregte Spuren
Deiner Guͤtigkeit
Hoch gebenedeyt.
Dieſe finſtre Nacht
Jſt zum Schluß gebracht,
Und die Strahlen heitrer Sonne
Brechen, zur gemeinen Wonne,
Durch die dunckle Macht
Der vergangnen Nacht.
Sehen wir denn nicht
Jn dem Morgen-Licht
Einen Strahl von groͤſſern Kraͤfften,
Und durchdringendern Geſchaͤfften?
Sehen wir dich nicht,
Zions Sonnen-Licht?
Ach! du blinckeſt zwar;
Aber unſer Staar,
Unſre Blindheit muß mit Schrecken
Sich vor deinem Blitz verſtecken:
Unſrer Augen-Staar
Wird dich nicht gewahr.
Eile doch herbey,
Mit der Artzeney:
Raͤume weg die dicken Felle,
Mache unſre Augen helle,
Sonſt iſt unſre Noth
Aerger als der Tod.
Und weil in der Zeit
Nacht und Dunckelheit
Unſer Licht ſo hefftig ſchwaͤchen,
Und ſo offte unterbrechen;
Weil
* Jm May zu Berlin.
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[13/0023] 1721. IX. Morgen-Gedancken. * Glantz der Ewigkeit, GOtt und HErr der Zeit! Sey von allen Creaturen Vor die neu erregte Spuren Deiner Guͤtigkeit Hoch gebenedeyt. Dieſe finſtre Nacht Jſt zum Schluß gebracht, Und die Strahlen heitrer Sonne Brechen, zur gemeinen Wonne, Durch die dunckle Macht Der vergangnen Nacht. Sehen wir denn nicht Jn dem Morgen-Licht Einen Strahl von groͤſſern Kraͤfften, Und durchdringendern Geſchaͤfften? Sehen wir dich nicht, Zions Sonnen-Licht? Ach! du blinckeſt zwar; Aber unſer Staar, Unſre Blindheit muß mit Schrecken Sich vor deinem Blitz verſtecken: Unſrer Augen-Staar Wird dich nicht gewahr. Eile doch herbey, Mit der Artzeney: Raͤume weg die dicken Felle, Mache unſre Augen helle, Sonſt iſt unſre Noth Aerger als der Tod. Und weil in der Zeit Nacht und Dunckelheit Unſer Licht ſo hefftig ſchwaͤchen, Und ſo offte unterbrechen; Weil * Jm May zu Berlin.

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/23>, abgerufen am 23.04.2024.