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Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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auch der Vater und vielleicht sogar dein Herr ihnen kein Leid zufügen, so können sie doch von hier aus nicht das Weite suchen, wenn es arg kommt. --

Das habe ich auch gedacht, aber ich habe auch gehört, daß die Bauern meinten, es müsse in den ersten drei Tagen aufgeräumt werden; was da nicht geschehe, sei verspätet. Denn dann sei der erste Sturm verraucht, und Jeder wenigstens seines Lebens sicher. Drei Tage können wir sie schon verbergen, und ich möchte Euch auch noch etwas sagen, aber Ihr dürft es auch später nicht dem Vater und Herrn verrathen, Ihr müßt mir die Hand darauf geben.

Das Mädchen gab ihm die Hand, und nun eröffnete er ihr ganz heimlich, daß er durch das Bruch einen Weg nach der Elslake im Norden wisse. Dort schon sei der Grund sicher und trenne nur noch eine Heide die Lake von der nächsten Landes-Grenze. Er selbst habe schon den Weg gemacht und in der Grenzstadt Eier und Schnepfen verkauft, wovon der Meister nichts wisse.

Dann in Gottes Namen, und Gott mag da helfen, sagte Marie.

Ja, erwiderte der Knabe, das Alles wäre recht gut, aber der Actuar und Justizrath kennen mich nicht genug, um mir zu folgen. Ihr kennt ja wohl den Actuar, sagte er, und ein leises Lächeln flog über seine Lippen.

Ja, ich kenne ihn, aber was kann ich thun? Ich

auch der Vater und vielleicht sogar dein Herr ihnen kein Leid zufügen, so können sie doch von hier aus nicht das Weite suchen, wenn es arg kommt. —

Das habe ich auch gedacht, aber ich habe auch gehört, daß die Bauern meinten, es müsse in den ersten drei Tagen aufgeräumt werden; was da nicht geschehe, sei verspätet. Denn dann sei der erste Sturm verraucht, und Jeder wenigstens seines Lebens sicher. Drei Tage können wir sie schon verbergen, und ich möchte Euch auch noch etwas sagen, aber Ihr dürft es auch später nicht dem Vater und Herrn verrathen, Ihr müßt mir die Hand darauf geben.

Das Mädchen gab ihm die Hand, und nun eröffnete er ihr ganz heimlich, daß er durch das Bruch einen Weg nach der Elslake im Norden wisse. Dort schon sei der Grund sicher und trenne nur noch eine Heide die Lake von der nächsten Landes-Grenze. Er selbst habe schon den Weg gemacht und in der Grenzstadt Eier und Schnepfen verkauft, wovon der Meister nichts wisse.

Dann in Gottes Namen, und Gott mag da helfen, sagte Marie.

Ja, erwiderte der Knabe, das Alles wäre recht gut, aber der Actuar und Justizrath kennen mich nicht genug, um mir zu folgen. Ihr kennt ja wohl den Actuar, sagte er, und ein leises Lächeln flog über seine Lippen.

Ja, ich kenne ihn, aber was kann ich thun? Ich

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[0038] auch der Vater und vielleicht sogar dein Herr ihnen kein Leid zufügen, so können sie doch von hier aus nicht das Weite suchen, wenn es arg kommt. — Das habe ich auch gedacht, aber ich habe auch gehört, daß die Bauern meinten, es müsse in den ersten drei Tagen aufgeräumt werden; was da nicht geschehe, sei verspätet. Denn dann sei der erste Sturm verraucht, und Jeder wenigstens seines Lebens sicher. Drei Tage können wir sie schon verbergen, und ich möchte Euch auch noch etwas sagen, aber Ihr dürft es auch später nicht dem Vater und Herrn verrathen, Ihr müßt mir die Hand darauf geben. Das Mädchen gab ihm die Hand, und nun eröffnete er ihr ganz heimlich, daß er durch das Bruch einen Weg nach der Elslake im Norden wisse. Dort schon sei der Grund sicher und trenne nur noch eine Heide die Lake von der nächsten Landes-Grenze. Er selbst habe schon den Weg gemacht und in der Grenzstadt Eier und Schnepfen verkauft, wovon der Meister nichts wisse. Dann in Gottes Namen, und Gott mag da helfen, sagte Marie. Ja, erwiderte der Knabe, das Alles wäre recht gut, aber der Actuar und Justizrath kennen mich nicht genug, um mir zu folgen. Ihr kennt ja wohl den Actuar, sagte er, und ein leises Lächeln flog über seine Lippen. Ja, ich kenne ihn, aber was kann ich thun? Ich

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T14:10:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T14:10:09Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/38>, abgerufen am 20.04.2024.