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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von der Elektricität.
zur Aufnahme sonstiger Leiter in denselben (z. B. des Multiplicators
oder thierischer Theile, auf welche Inductionsströme wirken sollen, u.
s. w.). Die Drahtenden der primären Spirale laufen in die beiden
Schraubenklemmen k und z aus, welche mit irgend einer constanten
Kette in Verbindung gesetzt werden. Um nun in rascher Folge In-
ductionsströme erzeugen zu können, ist vor dem verticalen Brett D
eine elektromagnetische Vorrichtung, der Neef'sche Hammer, ange-
bracht, welche bezweckt, dass der Strom in der primären Spirale
durch seine Wirkung auf ein kleines Hufeisen H, das er magnetisch
macht, sich selbst abwechselnd unterbricht und wieder schliesst. Der
Draht der primären Spirale wird zu diesem Zweck, ehe er zur Schrau-
benklemme z geht, um das Hufeisen H gewunden, und ebenso steht
die Schraubenklemme k nicht direct mit dem andern Drahtende der
primären Spirale in Zusammenhang, sondern sie befindet sich zunächst
am untern Ende der verticalen Messingsäule n, in welcher oben eine
Feder befestigt ist, an der vorn der Anker h des kleinen Elektromag-
neten schwebt. Ungefähr in der Mitte dieser aus Neusilber bestehenden
Feder befindet sich ein Platinplättchen; letzteres berührt die Platin-
spitze, in welche die an dem Messingklotz o befindliche Schraube s
ausläuft. Durch o steht s mit der Schraubenklemme l, welche das
Ende der Drahtspirale aufnimmt, in Verbindung. Der Strom geht also
von k durch n, s und o nach l, dann durch die Drahtspirale A, von
hier aus zu der Drahtklemme m, dann zu den Windungen des Elek-
tromagneten H, und von diesen endlich durch die Schraubenklemme
z zur Kette zurück. Sobald die Kette geschlossen wird, verwandelt sich
demnach das Hufeisen H in einen Magneten. Dadurch wird aber der
Anker h angezogen, in Folge dessen die Platinplatte der Feder von
der Platinspitze der Schraube s losgerissen und so der Strom unter-
brochen. In Folge dieser Stromunterbrechung wird das Hufeisen H
entmagnetisirt, die Feder schwingt zurück, die Platinplatte berührt
wieder die Spitze, der Strom ist geschlossen, das Hufeisen wird von
neuem magnetisch, u. s. f. Man sieht, dass auf diese Weise die Fe-
der in fortdauernde Schwingungen geräth. Bei jeder Schwingung er-
folgt aber eine Oeffnung und eine Schliessung des Stroms in der pri-
mären Spirale. Nun wird bei der Oeffnung ein Strom gleicher Rich-
tung, bei der Schliessung ein Strom entgegengesetzter Richtung in der
secundären Spirale inducirt. Man erhält also in dem Stromeskreis, in
welchen man die Rolle B einschliesst, in rascher Folge abwechselnd ge-
richtete Ströme von kurzer Dauer. Will man bloss den Effect eines ein-
zelnen Inductionsstroms beobachten, so unterbricht man die Leitung von
der constanten Kette zur primären Spirale durch ein Quecksilbernäpfchen
und schraubt s so tief herab, dass der Anker h auf das Hufeisen an-
gedrückt wird. Es ist dann der Hammer ausser Thätigkeit gesetzt,
man erhält nun bei der Schliessung in dem Quecksilbernäpfchen einen

Von der Elektricität.
zur Aufnahme sonstiger Leiter in denselben (z. B. des Multiplicators
oder thierischer Theile, auf welche Inductionsströme wirken sollen, u.
s. w.). Die Drahtenden der primären Spirale laufen in die beiden
Schraubenklemmen k und z aus, welche mit irgend einer constanten
Kette in Verbindung gesetzt werden. Um nun in rascher Folge In-
ductionsströme erzeugen zu können, ist vor dem verticalen Brett D
eine elektromagnetische Vorrichtung, der Neef’sche Hammer, ange-
bracht, welche bezweckt, dass der Strom in der primären Spirale
durch seine Wirkung auf ein kleines Hufeisen H, das er magnetisch
macht, sich selbst abwechselnd unterbricht und wieder schliesst. Der
Draht der primären Spirale wird zu diesem Zweck, ehe er zur Schrau-
benklemme z geht, um das Hufeisen H gewunden, und ebenso steht
die Schraubenklemme k nicht direct mit dem andern Drahtende der
primären Spirale in Zusammenhang, sondern sie befindet sich zunächst
am untern Ende der verticalen Messingsäule n, in welcher oben eine
Feder befestigt ist, an der vorn der Anker h des kleinen Elektromag-
neten schwebt. Ungefähr in der Mitte dieser aus Neusilber bestehenden
Feder befindet sich ein Platinplättchen; letzteres berührt die Platin-
spitze, in welche die an dem Messingklotz o befindliche Schraube s
ausläuft. Durch o steht s mit der Schraubenklemme l, welche das
Ende der Drahtspirale aufnimmt, in Verbindung. Der Strom geht also
von k durch n, s und o nach l, dann durch die Drahtspirale A, von
hier aus zu der Drahtklemme m, dann zu den Windungen des Elek-
tromagneten H, und von diesen endlich durch die Schraubenklemme
z zur Kette zurück. Sobald die Kette geschlossen wird, verwandelt sich
demnach das Hufeisen H in einen Magneten. Dadurch wird aber der
Anker h angezogen, in Folge dessen die Platinplatte der Feder von
der Platinspitze der Schraube s losgerissen und so der Strom unter-
brochen. In Folge dieser Stromunterbrechung wird das Hufeisen H
entmagnetisirt, die Feder schwingt zurück, die Platinplatte berührt
wieder die Spitze, der Strom ist geschlossen, das Hufeisen wird von
neuem magnetisch, u. s. f. Man sieht, dass auf diese Weise die Fe-
der in fortdauernde Schwingungen geräth. Bei jeder Schwingung er-
folgt aber eine Oeffnung und eine Schliessung des Stroms in der pri-
mären Spirale. Nun wird bei der Oeffnung ein Strom gleicher Rich-
tung, bei der Schliessung ein Strom entgegengesetzter Richtung in der
secundären Spirale inducirt. Man erhält also in dem Stromeskreis, in
welchen man die Rolle B einschliesst, in rascher Folge abwechselnd ge-
richtete Ströme von kurzer Dauer. Will man bloss den Effect eines ein-
zelnen Inductionsstroms beobachten, so unterbricht man die Leitung von
der constanten Kette zur primären Spirale durch ein Quecksilbernäpfchen
und schraubt s so tief herab, dass der Anker h auf das Hufeisen an-
gedrückt wird. Es ist dann der Hammer ausser Thätigkeit gesetzt,
man erhält nun bei der Schliessung in dem Quecksilbernäpfchen einen

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[534/0556] Von der Elektricität. zur Aufnahme sonstiger Leiter in denselben (z. B. des Multiplicators oder thierischer Theile, auf welche Inductionsströme wirken sollen, u. s. w.). Die Drahtenden der primären Spirale laufen in die beiden Schraubenklemmen k und z aus, welche mit irgend einer constanten Kette in Verbindung gesetzt werden. Um nun in rascher Folge In- ductionsströme erzeugen zu können, ist vor dem verticalen Brett D eine elektromagnetische Vorrichtung, der Neef’sche Hammer, ange- bracht, welche bezweckt, dass der Strom in der primären Spirale durch seine Wirkung auf ein kleines Hufeisen H, das er magnetisch macht, sich selbst abwechselnd unterbricht und wieder schliesst. Der Draht der primären Spirale wird zu diesem Zweck, ehe er zur Schrau- benklemme z geht, um das Hufeisen H gewunden, und ebenso steht die Schraubenklemme k nicht direct mit dem andern Drahtende der primären Spirale in Zusammenhang, sondern sie befindet sich zunächst am untern Ende der verticalen Messingsäule n, in welcher oben eine Feder befestigt ist, an der vorn der Anker h des kleinen Elektromag- neten schwebt. Ungefähr in der Mitte dieser aus Neusilber bestehenden Feder befindet sich ein Platinplättchen; letzteres berührt die Platin- spitze, in welche die an dem Messingklotz o befindliche Schraube s ausläuft. Durch o steht s mit der Schraubenklemme l, welche das Ende der Drahtspirale aufnimmt, in Verbindung. Der Strom geht also von k durch n, s und o nach l, dann durch die Drahtspirale A, von hier aus zu der Drahtklemme m, dann zu den Windungen des Elek- tromagneten H, und von diesen endlich durch die Schraubenklemme z zur Kette zurück. Sobald die Kette geschlossen wird, verwandelt sich demnach das Hufeisen H in einen Magneten. Dadurch wird aber der Anker h angezogen, in Folge dessen die Platinplatte der Feder von der Platinspitze der Schraube s losgerissen und so der Strom unter- brochen. In Folge dieser Stromunterbrechung wird das Hufeisen H entmagnetisirt, die Feder schwingt zurück, die Platinplatte berührt wieder die Spitze, der Strom ist geschlossen, das Hufeisen wird von neuem magnetisch, u. s. f. Man sieht, dass auf diese Weise die Fe- der in fortdauernde Schwingungen geräth. Bei jeder Schwingung er- folgt aber eine Oeffnung und eine Schliessung des Stroms in der pri- mären Spirale. Nun wird bei der Oeffnung ein Strom gleicher Rich- tung, bei der Schliessung ein Strom entgegengesetzter Richtung in der secundären Spirale inducirt. Man erhält also in dem Stromeskreis, in welchen man die Rolle B einschliesst, in rascher Folge abwechselnd ge- richtete Ströme von kurzer Dauer. Will man bloss den Effect eines ein- zelnen Inductionsstroms beobachten, so unterbricht man die Leitung von der constanten Kette zur primären Spirale durch ein Quecksilbernäpfchen und schraubt s so tief herab, dass der Anker h auf das Hufeisen an- gedrückt wird. Es ist dann der Hammer ausser Thätigkeit gesetzt, man erhält nun bei der Schliessung in dem Quecksilbernäpfchen einen

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/556>, abgerufen am 20.04.2024.